Erinnerungen - eine verlorene Zeit?

vom 25.05.2009, 19:53 Uhr

Es gibt schöne und es gibt unangenehme Erinnerungen, die man am liebsten streichen möchte, aber all diese Erinnerungen gehören mit zu unserem Leben. Aber verlorene Zeit können Erinnerungen auf keinen Fall sein.
Wir brauchen Erinnerungen, um nicht zu vergessen, was einmal war. Man erinnert sich an schöne Sachen und Erlebnisse immer wieder gern und aus negativen Erinnerungen sollte man versuchen das Beste zu machen und daraus zu lernen, dass einem so etwas vielleicht nicht wieder geschieht. Erinnerungen machen ein Menschenleben lebenswert.

» wonnyk45 » Beiträge: 16 » Talkpoints: 1,23 »



"Umso länger es her ist, desto heller der Glanz vom Schein der trügt." So hat es die Punkband "Wizo" in ihrem Song "ZGV" mal formuliert. Man hat oft das Gefühl, dass früher alles besser war, wenn man sich an einen bestimmten Moment in der Vergangenheit erinnert, aber man belügt sich sehr oft nur selbst.

Wenn ich Bilder einer bestimmten Erinnerung im Kopf abrufe sind diese immer mit einem bestimmten Gefühl verbunden, das ich mit diesem Moment verbinde und dann werde ich auch meistens traurig. Aber eigentlich weiß ich, dass es eigentlich nicht so toll war. Vielleicht werde ich meine Studienzeit später auch glorifizieren, obwohl ich im Moment nicht das Gefühl habe glücklich zu sein.

Irgendein kluger Mann hat mal gesagt: "Zu erkennen, dass man glücklich war ist leicht. Zu erkennen, dass man glücklich ist, ist Kunst." Vielleicht stimmt das ja auch, aber vielleicht auch nicht. Ich denke schon, dass meine Erinnerungen mir ein wertvoller Besitz sind und gleichzeitig denke ich auch an die verlorene Zeit.

An bestimmte Momente kann ich mich zum Beispiel ganz genau erinnern. Ich kann sie wieder und wieder in meinem Kopf abspielen, wie einen Film. Aber an andere Momente kann ich mich nur verschwommen oder gar nicht mehr erinnern. Woran das genau liegt weiß ich nicht. Wie können wir uns sicher sein, dass unsere Erinnerung an einen Moment wirklich die reale Vergangenheit widerspiegelt? Es ist eben alles eine Frage der Wahrnehmung.

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es kommt darauf an, was es für Erinnerungen sind. Sind es schlechte Erinnerungen, dann ist sowohl die Zeit, an die man sich erinnert, als auch die Erinnerung verlorene Zeit, denn man muss sich doch nicht extra an schlechtes erinnern. Das finde ich sehr sinnlos und sehe es als vergeudete Zeit an.

Beziehen sich die Erinnerungen allerdings auf schöne Zeiten oder Dinge, dann sehe ich sie zweigeteilt. Einmal kann man auch schöne Erinnerungen als verlorene Zeit ansehen und zwar immer dann, wenn jemand nur noch in Erinnerungen schwelgt und kein Leben mehr im Hier und Jetzt führt. Derjenige vergeudet nämlich seine Zeit wirklich. Wenn man dagegen nur hin und wieder in schönen Erinnerungen schwelt, dann finde ich nicht, dass es eine vergeudete Zeit ist, sondern eine sehr schöne und auch sinnvolle, denn man kann über die Vergangenheit noch mal nachdenken und auch auf die aktuelle Zeit übertragen.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Diese Frage ist sehr interessant, vor allem, weil ich noch nicht darüber nachgedacht habe. Für mich sind Erinnerungen eigentlich beides, wertvoller Besitz aus dem ich Kraft schöpfen kann, und auch Gedanken an eine verlorene Zeit. Es kommt für mich auch ein wenig darauf an, wie man sich erinnert. Erst gestern habe ich in einem anderen Thread von zwei Freundinnen berichtet, die sich plötzlich nicht mehr bei mir gemeldet haben. Dabei ist mir deutlich aufgefallen, dass die Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse bei mir einerseits Erinnerungen an eine verlorene Zeit sind, die nicht mehr wiederkommt, weil diese Freundschaft eben kaputt gegangen ist.

Aber auf der anderen Seite ist es gut, diese Erinnerungen zu haben und hin und wieder daran zu denken, weil die Zeit eben auch sehr schön war und wir viele tolle Dinge zusammen unternommen haben. So ist es eben bei vielen anderen Dingen auch, dass es eben beide Seiten der Erinnerung gibt. So kann es bei positiven und auch bei negativen Erinnerungen sein, dass es beide Seiten gibt, an die man sich erinnern kann. Wichtig finde ich auch, dass man nicht nur in der Vergangenheit und in den Erinnerungen lebt, sondern auch die Gegenwart nutzt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich versuche immer nur positive Erinnerungen zu haben. Beispielsweise an verstorbene Menschen versuche ich nur an die besten Zeiten mit ihnen zu denken und nicht an eine eventuelle Krankheitsphase am Schluss. Die Krankheit hat den Menschen ja auch nicht ausgemacht. Erinnerungen sollte man nicht negativ sehen. Auch wenn man sich vielleicht an eine schlechte Vergangenheit erinnert, dann macht man das doch in einem Moment, in dem es einem besser geht und dann kann man selbst aus etwas Schlimmen etwas Positives zieht.

Generell finde ich also, dass meine keine Zeit verschwendet, wenn man sich an etwas erinnert. Es liegt ja auch in der Natur des Menschen und man kann es manchmal auch gar nicht selber beeinflussen, dass man sich zurückerinnert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Da sprichst du ein Thema an, das zumindest ich sehr komplex finde. Ich bin ein Mensch, der öfters einmal zurückblickt und das auch nicht immer (eigentlich eher fast nie) rational und objektiv. Ich träume gern vor mich hin. Aber leider ist das nicht immer positiv und ich ärgere mich auch oft darüber.

Denn in meinem doch recht kurzen Leben habe ich schon aufregende Zeiten durchgemacht; eine Karriere im Leistungssport mit allen Höhen und Tiefen, die am Ende rasant durch schwere Verletzungen den Bach heruntergegangen ist; eine Beziehung, von der ich nicht loskomme, so sehr ich es mir auch wünsche; und die alltäglichen, familiären Dinge, die das Leben so mit sich bringt und an die man sich gern oder weniger gern zurückerinnert. So schwelgt man schon einmal vor sich hin. Doch ob das einem etwas bringt, ist die große Frage.

Denn dabei habe ich oft dieses Gefühl, dass du als "verlorene Zeit" bezeichnest. Ich trauere auch schon einmal alten Zeiten nach, in denen es mir besonders gut ging, in denen ich manche Probleme noch nicht hatte und manche Fehler noch nicht gemacht habe. Natürlich ärgert man sich. Man bekommt ein schlechtes Gewissen. Wünscht sich, man hätte alles anders gemacht. Aber das bringt die Zeiten leider nicht zurück, und dann werde ich traurig.

Denn einerseits kann man so wundervolle Momente noch einmal zum Leben erwecken, zum Beispiel Erfolge, die man hatte. Doch wenn ich an Siege im Sport denke, geht das immer einher mit dem Gedanken, das kommt nie wieder, das war wirklich alles. Und ich habe mir immer gewünscht, noch mehr zu erreichen. Dass ich das jetzt niemals mehr kann, belastet mich, und ich hänge so noch stark in den alten Erinnerungen fest.

Ich merke aber auch, dass es wichtig ist, eine neutrale Haltung zu gewinnen. Das braucht Zeit, aber manchmal sind Schnitte im Leben notwendig, um wieder neu starten zu können. Mir steht nun ein ganz großer Neuanfang vor, ich ziehe in eine fremde Stadt, um zu studieren, finde neue Freunde, neue Hobbies und erlebe Neues. So komme ich vielleicht vom Alten los. Denn das macht mich oft sehr glücklich und in Folge auch wieder sehr unglücklich, und diese Achterbahnfahrt der Gefühle ist oft so schmerzhaft, dass ich mir dieses neue Leben herbeisehne. Jetzt ist es bald soweit, und ich blicke der Zukunft zuversichtlich entgegen.

Doch jeder hat seine eigene Einstellung zu dem Thema. Ich wünschte, ich könnte positiver zurückschauen und die Gedanken an die alte Zeit vollends genießen, doch so weit bin ich noch nicht. Doch vielleicht kommt das mit der Zeit. Ich hoffe es.

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Für mich können Erinnerungen sowohl positiv, als auch negativ sein. So denke ich beispielsweise eher ungern an meine Schulzeit in der Realschule zurück. Als meine beiden besten Freundinnen die Klasse wiederholen mussten, war ich auf einmal ganz alleine und habe nie so richtig den Anschluss an die restliche Klasse gefunden, da ich zuvor eigentlich immer nur etwas mit den zwei Mädchen gemacht hatte. Von daher waren diese drei Jahre, die mir dann noch blieben, sehr schwer für mich und ich habe mich immer nur auf die Zukunft gefreut. Von daher bin ich sehr traurig, wenn ich daran denke. Immerhin sind diese drei Jahre wirklich verlorene Zeit gewesen, da ich da keinerlei positive Erinnerungen daran habe.


Ich erinnere mich auch sehr ungern an meinen damaligen Partner. Ich frage mich, wie ich nur so lange mit diesem Menschen zusammen sein konnte und ich bin teilweise richtig wütend auf mich, wie ich so viel Zeit verschwenden konnte. Immerhin waren wir drei Jahre lang zusammen und die Zeit hat so viel Leid mit sich gebracht, dass ich es sehr bereue, mit ihm zusammen gekommen zu sein.

Daran, wie ich mit meinem jetzigen Freund zusammen gekommen bin, denke ich allerdings wahnsinnig gerne. Ich muss sehr oft daran denken, weil ich die Zeit mit ihm ausnahmslos wunderschön finde und mir zaubert es auch immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, wenn ich an ihn denke. Gerade die Zeit, in der wir frisch zusammen waren, war die schönste Zeit überhaupt für mich und ich verbinde damit absolut nur Positives und ich freue mich auch sehr auf die Zukunft mit meinem Partner.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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