Inwieweit Kinder ermutigen oder Bedenken äußern?

Ich habe meine Kinder im Rückblick zu wenig ermutigt und immer zu viele Bedenken geäußert. Ich finde aber, dass meine Schwester mit Ermutigungen übertreibt. Ihre Tochter, 14 Jahre alt, hat sich vorgenommen, Model zu werden. Natürlich ist das völlig unrealistisch, weil sie einfach nicht die körperlichen und charakterlichen Voraussetzungen dafür hat. Meine Schwester weiß das auch, ist aber der Meinung, dass man Kinder nicht desillusionieren darf und so spinnt sie die Visionen und Pläne ihrer Tochter mit.

Ich dagegen hätte bei meinen Kindern die Bedenken angebracht und darauf hingewiesen, dass es sehr viele gut aussehende junge Mädchen gibt und dass das Aussehen nicht reicht. Man sollte auch Bewegungstalent und gewisse schauspielerische Fähigkeiten, was Mimik und Gestik betrifft, haben. Ich hätte es ihnen nicht ganz ausgeredet, aber auf keinen Fall die Visionen von einer Modellkarriere noch positiv verstärkt.

Wie weit ermutigt oder desillusioniert ihr eure Kinder bei ihren hochtrabenden Plänen? Wie schafft man die Gratwanderung, den Kindern durchaus zu erlauben, zu träumen, sie aber andererseits auf dem Boden der Tatsachen zu halten, damit sie realistische Visionen haben, die sie auch verwirklichen können?

Naja, einem 14 jährigen Mädchen zu sagen, dass es nicht reicht ist schon schwierig. Die nehmen das oft persönlich und hungern sich dann eben herunter oder stellen irgendetwas verrücktes mit ihren Haaren an. Wenn sie natürlich nur 1,60m groß ist, dann ist das sicherlich ein Argument, aber man muss ja nicht auf den Laufsteg als Modell. Und wenn sie einfach kein schönes Gesicht hat, dann kann man ihr das auch nicht sagen.

Ich bin grundsätzlich auch eher für die Wahrheit, damit keiner einem Traum hinter her rennt, der niemals wahr werden kann. So haben meine Eltern meine Schwester immer ermutigt, zu singen. Grundsätzlich ist dabei nichts verkehrtes daran, nur hatte sie einfach keine schöne Stimme. Sie sang dann eben auch vor mehreren Leuten und das klang nicht wirklich schön. Als Musiklehrerin war meiner Mutter das vollkommen klar, dass sie sich da gerade ziemlich blamiert, aber trotzdem hat sie sie weiter ermutigt.

Irgendwann hat sie sich dann erbarmt und sie zur Seite genommen. Sie sollte gern weiter singen, aber sich mehr auf ihre Stärken konzentrieren. Sie kann zum Beispiel wunderbar Klavier spielen. Und daheim singen kann man ja trotzdem. Meine Schwester fand das in Ordnung und ein paar Jahre später war sie der Meinung, dass man ihr das hätte ruhiger eher sagen sollen. Das hätte ihr einige Blamagen erspart.

In diesem Alter würde ich ganz sicher nicht hingehen und die gesamten Träume dieses Mädchens terminieren, ich würde aber schon versuchen, ihr auf andere Art und Weise deutlich zu machen, dass eine Modelkarriere vielleicht nicht das Ziel ist, auf welches sie hinarbeiten sollte. Ich würde in diesem Fall einfach gar nicht weiter auf die Spinnereien des Mädchens eingehen. Häufig erledigen sich diese Mädchenträume dann ja auch ganz von selber.

Generell bin ich ja auch immer der Meinung, dass man schon Kinder auf einem realistischen Niveau halten sollte und sie nicht in irgendwelche Sphären abheben lassen sollte. Ich würde nicht sagen, dass man ein Kind entmutigen sollte, ganz im Gegenteil. Auf jeden Fall würde ich ein Kind ermutigen, wenn es sinnvoll ist und ich nicht damit vielleicht eine Zukunft fördern würde, welche eigentlich gar keine ist. Nur würde ich natürlich auch nicht hingehen und einem jungen Mädchen oder auch einem kleinen Jungen oder Jugendlichen total vor den Kopf hauen. Da muss man schon ein wenig Fingerspitzengefühl an den Tag legen.

Ohne das Mädchen zu kennen, würde ich sagen, dass es jedes Kind zum Model schaffen kann. Vielleicht nicht auf dem internationalen Laufsteg, aber es gibt dabei viele Möglichkeiten. Direkt ausreden würde ich es meinen Töchtern sicherlich nicht, auch wenn sie nicht die Idealmaße dafür haben. Aber man kann sie ein wenig lenken und auf die Dinge setzen, die eben passen. Wobei deine Schwester mit ihrem Verhalten auch das Vertrauen ihrer Tochter in die eigene Mutter stärkt. Und das finde ich gerade in dem Alter enorm wichtig.

Meine Töchter haben auch schon den Berufswunsch der Erzieherin geäußert. Ich habe ihnen dann auch direkt vor Augen geführt, was für Kinder sie da in ihren Gruppen haben können. Beispiele haben sie in ihren eigenen Klassen und Hortgruppen genug. Ich bin da der Meinung, dass man ein gutes Mittelmaß finden muss. Unterstützung und Bedenken müssen sich die Waage halten.

Wenn man als Mutter immer nur Bedenken äußert, dann verunsichert das die Kinder, erschüttert sie im Selbstvertrauen und sie werden sich eher zu sehr zaghaften Menschen ohne wirkliche Willenskraft entwickeln. Und ich glaube nicht, dass sich das eine Mutter für ihre Kinder wünscht.

Einem 14jährigen Mädchen zu sagen, dass sie kein Model werden kann, weil sie nicht gut genug aussieht, ist ziemlich schwierig und das würde ich auch nicht machen. Ich wär mir da einfach nicht sicher, was das für Folgen haben kann.

Dennoch würde ich dem Kind keine unnötigen Hoffnungen machen, sondern ich würde ich schon in gewisser Art und Weise versuchen, den Traum "auszureden". Und zwar könnte man dem Mädchen doch sagen, dass unglaublich viele junge Mädchen den Traum vom Modeln haben und nur wenige es wirklich schaffen, das ein seh unsicherer Job ist und man nur als Topmodel richtig viel Geld verdient und es ansonsten sehr schwierig ist.

Grundsätzlich würde ich diesem Berufswunsch auch nicht zu ernst nehmen, in dem Alter ändert sich das doch ständig und so viele wollten doch mal Schauspieler, Sänger oder Model werden.