Heimische Schwarzfahrerin verteidigt Touristen und flüchtet

Vor kurzem wurde in einer frequentierten Bahnlinie eine scharfe Fahrscheinkontrolle gemacht. Auch Touristen, die nur eine Zone zu wenig gelöst hatten, mussten fast 75 Euro Strafe zahlen. Das passte einer Einheimischen nicht und sie legte sich mit dem Schaffner sehr an. Der wollte dann auch ihr Ticket sehen und sie sagte frech, dass sie für so einen läppischen Zug kein Geld ausgeben würde. Stattdessen sollte man den Touristen lieber die Strafe erlassen. Sobald sie mit dem Schaffner dann am Bahnsteig war, flüchtete sie wüst durch die Menge. Der Schaffner rief noch, man sollte sie aufhalten und machte dann Telefonate.

Hättet Ihr diese Dame aufgehalten, wenn Ihr gekonnt hättet oder soll man sich da nicht betätigen? Findet Ihr es gut, wenn man selber schwarzfährt, sich noch wegen ausländischen Schwarzfahrern in Diskussionen mit dem Kontrolleur einzulassen oder war das eher kontraproduktiv?

Ich hätte mich nicht eingemischt, vor allen Dingen, wenn ich selber aus welchen Gründen auch immer keine Fahrkarte gehabt hätte. Dass die Touristen Strafe zahlen mussten, ist nur konsequent, denn wo soll man da die Grenze ziehen? Woran erkennt man einen Touristen? Das ist eine schwierige Abwägung, die leicht zu Diskriminierungen führen kann, wenn man da Unterschiede macht. Ist nicht jeder Bahnfahrende mit Koffer irgendwie Tourist?

Schwarz fahren und dann abhauen ist nicht in Ordnung. Trotzdem würde ich wegen einer solchen Kleinigkeit niemanden aufhalten. Das empfände ich als unangemessen, denn es kann zu Rangeleien und dadurch größeren Straftatbeständen kommen. Das muss ja nicht sein.

Das Verhalten der Dame klingt zwar irgendwie ziemlich amüsant, aber sie hat mit ihrer Aktion doch gar nichts erreicht. Ob sie nun ein Ticket hatte oder nicht, was sie da gemacht ist nicht in Ordnung. Der Schaffner macht auch nur seine Arbeit und kann nichts für die herrschenden Regeln und das bei Zügen nicht immer alles rund läuft ist auch jedem klar.

Na klar verstehe ich das 75€ Strafe schon extrem hoch sind und das wirklich keinen Spaß macht solch eine Strafe zu zahlen nur weil man sein Ticket falsch gelöst hat. Aber es gibt durchaus Schaffner, die bekommen eben selbst Ärger, wenn sie so einen Fehler nicht ahnden. Sie tun ja auch oft nur was ihnen aufgetragen wird und wenn einem dies nicht passt, dann muss man sich wohl an anderer Stelle beschweren.

Dass die Dame sich noch so lautstark gemeldet hat, obwohl sie selber kein Ticket hatte, kann ich irgendwie nicht verstehen. So hat sie doch erst recht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, was nicht gerade klug war. Immerhin war es doch verständlich, dass sie dann sofort nach der Fahrkarte gefragt wurde. Darum denke ich, dass sie einfach provozieren wollte, was sie ja auch geschafft hat. Immerhin konnte sie danach noch fliehen, also war sie wohl schon auf diese Situation irgendwie vorbereitet. Auch ihre Aussage, dass sie kein Geld für den Zug ausgeben würde, klingt ja so, als wäre sie nur auf Provokation aus gewesen.

Dass die Dame die Touristen verteidigt hat und durch ihr eigenes Schwarzfahren von diesen ablenken wollte, finde ich irgendwie nett, was auch immer die Beweggründe dieser Frau waren. Aber trotzdem finde ich eigentlich auch, dass das gleiche Recht für alle gelten sollte, ob es nun Einheimische oder Touristen sind. Natürlich sind 75 Euro eine Menge Geld, wenn man wirklich eine Fahrkarte hat, aber aus Unwissenheit eine Zone zu wenig gelöst hat. Aber wie weit sollen Sonderregeln für Touristen denn gehen und wo zieht man die Grenze? Gerechter ist es dann doch, wenn für Touristen keine Sonderregeln gegenüber den Einheimischen bestehen.

An ihrer Flucht gehindert hätte ich die Dame eher nicht. Das soll nicht bedeuten, dass ich ihr Handeln gut finde, aber ich weiß ja nicht, wie sie reagiert hätte, wenn ich sie aufhalten wollte. Wegen einer solchen Sache würde ich nicht noch eine Verletzung riskieren wollen, wenn diese Frau dann plötzlich um sich schlägt oder so.

Irgendwie finde ich diese Geschichte schon wieder lustig, so frech wie diese Dame dann wohl gewesen sein muss. Aber im Grunde finde ich ihr Verhalten überhaupt nicht gut. Klar, wenn man als Tourist in einem anderen Land ist, dessen Sprache man vielleicht auch nicht hundertprozentig gut versteht, dann kann es leicht vorkommen, dass man aus Versehen das falsche Ticket löst und dann ist es natürlich auch sehr ärgerlich, wenn man dann in eine Kontrolle gerät und eine Strafe zahlen muss, obwohl man ja vielleicht gedacht hat, dass man vorschriftsmäßig gehandelt und den richtigen Fahrschein gelöst hat.

Es kann aber ja auch nicht angehen, dass man dann so etwas wie eine Zweiklassengesellschaft aufmacht und dann bei Touristen ein Auge zudrückt, während man bei Einheimischen eine Strafe abkassieren würde. Und erst recht finde ich, dass man eine Strafe durchsetzen muss, wenn jemand gar keinen Fahrschein hat. Wie in dem Falle dieser Frau eben. Die natürlich auch nicht so ganz klug gehandelt hat, indem sie sich so sehr eingemischt hat.

Ich selber hätte mich da ebenfalls eingemischt, als der Schaffner gerufen hat, man solle diese Dame aufhalten. Dann hätte ich natürlich, wenn sie in meiner Nähe gewesen wäre, versucht, sie zu halten und ich hätte sie dann zurück zu diese Schaffner gebracht. Das gehört sich meiner Meinung nach einfach so, den wir alle sollten für Recht und Ordnung sorgen, zumindest in dem Rahmen, in welchem es uns möglich ist. Nicht jeder ist körperlich dazu in der Lage, einen anderen Menschen aufzuhalten. Aber als gesunder Mensch kann man schon einmal für Recht und Ordnung einspringen, finde ich.