Welche Themen sind für eure Wahlentscheidung am wichtigsten?
Es ist ja im Normalfall so, dass man nicht in allen Dingen mit einer Partei übereinstimmt, sondern Schwerpunkte setzt. Auch wenn man in einem Thema mit einer Partei überhaupt nicht übereinstimmt, wählt man sie vielleicht, weil sie in einem anderen Thema, das einem aktuell sehr wichtig ist, die eigene Meinung vertritt. Ich stimme zum Beispiel in manchen Themen mit der FDP nicht überein, aber andere wie Freiheit, Bürgerrechte und wenig Einmischung vom Staat sind mir so wichtig, dass ich sie vielleicht doch wieder wähle.
Welche Themen entscheiden über euer Kreuzchen? Ist es die Umweltpolitik, die Bildungspolitik, die Ausländerpolitik, die Europapolitik oder etwas ganz anderes, was bei eurer Entscheidung den Ausschlag gibt? Denn es gibt ja Bereiche, in denen sich die Parteien sehr unterscheiden, was die Weichenstellung für die Zukunft betrifft.
Für meine Wahlentscheidung sind zwei Dinge verantwortlich. Zum einen die völlige Inkompetenz der momentanen Regierung in alle Bereichen, die für mich die Parteien CDU und FDP unwählbar macht, und zum anderen die aktuelle Sozialpolitik. Es kann nicht sein, dass es Leute gibt, die zwei oder drei Jobs ausführen müssen, um über die Runden zu kommen. Es kann genau so wenig sein, dass ein Frührentner, der 30 Jahre am Stück gearbeitet hat und dann aus schwerwiegenden gesundheitlichen Gründen, die er selber nicht zu verschulden hat, aus dem Arbeitsleben ausscheiden muss, nur einen Bruchteil seiner Rente erhält.
Es ist unmöglich, dass sich in der NSA-Spähaffäre bei der Regierung nichts tut, dass man einfach abwartet und darauf hofft, dass der "dumme Bürger" das Thema ganz schnell vergisst. Es kann ebenfalls nicht normal sein, dass die Regierung bei jedem Bürgerkrieg herumheult, wie unmenschlich dieser doch sei, und im selben Atemzug Panzer- und andere Waffendeals mit anderen Ländern schließt, die die Menschenrechte mit Füßen treten. Ebenfalls unmöglich ist der gesamte Aufbau des Bildungssystems in Deutschland, welches unbedingt gründlich reformiert werden müsste.
Es gibt noch so viele weitere Dinge, die für mich nur noch eine Partei wählbar machen. Die Piratenpartei, die hoffnungsvoll mit ihrer Arbeit begonnen hat, ist dabei sich selber zu demontieren. Die SPD ist seit Schröder unwählbar, genau so wie die CDU und die FDP, und die Grünen sind für mich keine Alternative. Ich gehe davon aus, dass ihr nun wisst, welche Partei ich wählen werde, oder?
Ich vermute einmal, du wählst die Volksverdummer Die Linken, die selber Minijobber beschäftigen? Die Partei, die die Bürger wie hilflose Kinder behandelt, die alleine nicht zurechtkommen und bevormundet werden müssen. Die Partei, der Gysi angehört, der Populist, der wider besseren Wissens leugnet, dass Deutschland im März 1991 die volle Souveränität wiedererlangte. Die Partei, die sich nicht einig über ein so wichtiges Thema wie den Euro ist.
Oder die NPD, die auch für eine Reform des Bildungssystems ist, die gegen Auslandseinsätze des Bundeswehr und Waffenexporte sind und für gerechten Lohn für ehrliche Arbeit und gegen die sich immer weiter öffnende Schere zwischen arm und reich?
Ich wähle lieber "Volksverdummer", die die Missstände in der Gesellschaft bekämpfen wollen, als Parteien, die die Schere zwischen Arm und Reich bewusst noch weiter auseinanderklaffen lassen. Inwiefern die Partei "Die Linke" die Bevölkerung verdummt (mit der Benutzung des Wortes "Volk" sollte man vor allem in Deutschland sehr sensibel umgehen), erschließt sich mir nicht ganz. Da gibt es andere Parteien, die ihre Wähler und die Bevölkerung seit Jahren systematisch bevormunden und an der Nase herumführen.
Am interessantesten finde ich aber, dass du wirklich in Erwägung ziehst, dass ich eventuell die NPD wähle. Die NPD ist doch einfach nur ein lachhafter Haufen, der nichts aus der NS-Zeit gelernt hat und ewig in der Vergangenheit lebt. Wer diese Partei ernsthaft wählt, kann nicht normal sein. Gerade zu Zeiten der Globalisierung sollte man anfangen, als Weltbevölkerung zusammenzuhalten und sich nicht auf Grund von "nationalen Unterschieden" zu bekriegen. Nur so kann man die Probleme lösen, die uns in Zukunft noch erwarten und die die ganze Welt betreffen werden.
Auch interessant finde ich, dass du in deinem Kommentar in keiner Weise darauf eingehst, wie du zu den von mir genannten Missständen stehst. Ich kenne dich nicht persönlich und ich will dich auch nicht persönlich angreifen, aber man könnte davon ausgehen, dass dir diese Probleme ziemlich egal sind. Du kannst mich gerne korrigieren, falls ich falsch liege.
Ich kann mich nicht überwinden, bei den großen Parteien ein Kreuz zu machen und damit die zweifelhaften Leistungen der letzten Jahrzehnte zu würdigen. Für mich ist ein wichtiger Punkt, dass der Teil der Bevölkerung, der wirklich noch arbeiten geht, also der klassische kleine Mann völlig vergessen wird. Vielmehr macht man Politik für Konzerne und Hartz4-Empfänger und wer noch arbeitet oder arbeiten darf, wird in die letzte Gruppe integriert, weil alle Angst davor haben.
Ich bewege mich eigentlich in den letzten Jahren eher im Bereich der Opposition, weil ich einfach hoffe, dass aus diesen Reihen einfach mal andere Impulse kommen. Ob das jetzt die hier erwähnten "Volksverdummer" oder esoterische Rentner sein werden, möchte ich hier nicht sagen, werde ich auch nicht diskutieren.
Ich würde sagen, dass mein persönlicher Schwerpunkt auf dem Bereich Arbeit und Soziales liegt. Ich habe in meinem Alter noch etliche Jahrzehnte Berufsleben vor mir, und danach vielleicht irgendwann einmal auch noch ein paar Jahre Rente, wenn es die dann noch geben wird, von daher ist das Thema für mich durchaus relevant. Nun könnte man natürlich sagen, die Umweltpolitik ist für die Zukunft ebenfalls sehr wichtig, ja, im Grunde sind sogar alle Bereiche der Politik für die Zukunft relevant, aber wie sich die Problematik um Arbeit, Arbeitslosigkeit und Rente entwickeln wird, beschäftigt mich privat derzeit einfach am meisten.
Wobei ich sagen muss, dass ich auch noch ein zweites Thema habe, das mir persönlich am Herzen liegt, und zwar Bildung und Kultur. Selber habe ich meine Schul- und Universitätslaufbahn bereits hinter mir, und Kinder werde ich wohl keine bekommen, aber dennoch ist es für mich persönlich wichtig, dass in Zukunft Menschen gute Bildungschancen haben, und zwar unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Ebenso bereiten mir immer häufigere, teilweise katastrophal schlecht durchplante, Schulreformen Kopfzerbrechen. In einigen Bundesländern gab es ja diverse kleinere Veränderungen, die relativ spontan durchgeführt worden sind und bloß Chaos verursachten. Wenn das so weiter geht, dann gute Nacht.
Und, wie ich schon schrieb, auch der Kultur-Sektor ist so etwas, was mich persönlich sehr beschäftigt. Ich habe im Museumsbereich gearbeitet und habe auch Freundschaften zu Leuten, die in dem Bereich arbeiten, und was man da immer wieder zu hören bekommt, ist schrecklich. Die Gelder sind enorm knapp, immer mehr wird gestrichen, es gibt sogar Museen, die können kaum den normalen Betrieb bezahlen, weil sie nur ein geringes Eintrittsgeld verlangen und staatliche Mittel immer geringer werden.
Ich kenne mittlerweile auch mehrere Häuser, große, wissenschaftlich relevante, die nicht einmal mehr das Geld dazu haben, ihre Werbeplakate und Flyer von Marketing-Firmen entwerfen zu lassen, sondern die das quasi nebenbei selber machen müssen. Sogar die Fotos für Flyer und Ausstellungskataloge knipsen Mitarbeiter des Museums selber, mit ihrer eigenen Kamera. Und die Eintrittskarten werden teilweise selber ausgedruckt.
Ja, ich weiß, die Gelder sind in einigen Bundesländern arg knapp, aber dass man den kulturellen Bereich so stiefmütterlich behandelt, obwohl er doch der Bildung verschiedenster Altersstufen und sozialer Schichten dient, finde ich schon erschreckend. Von daher ist das ein Bereich, der mir selber enorm wichtig ist, und den ich dauerhaft im Auge behalte, wenn es um politische Entscheidungen geht.
Persönlich finde ich an sich beinahe alle Themen wichtig, treffe meine Entscheidungen aber hauptsächlich nach den Themen, die für mich persönlich relevant sind, auch wenn das möglicherweise nicht besonders weitsichtig und langfristig gedacht ist. Ich selbst befinde mich derzeit im Studium und bin darüber hinaus kulturell durchaus interessiert, deshalb setze ich einen Schwerpunkt bei meiner Entscheidung auf den Punkt der Bildung und Kultur. Nach meinem Studium folgt für mich dann hoffentlich eine Anstellung, daher ist mir auch die aktuelle Arbeitsmarktpolitik durchaus wichtig. Desweiteren habe ich selbst eine Körperbehinderung und interessiere mich daher zwangsläufig für Sozialpolitik nicht nur im allgemeinen Sinne, sondern gerade auch im Bezug auf Menschen mit Behinderung.
Welcher Partei ich bei der nächsten Wahl den Vorzug gebe, kann ich allerdings anhand dieser Kriterien noch nicht vollumfänglich einschätzen und habe ja glücklicherweise auch noch drei Wochen Zeit, um mir diesbezüglich Gedanken zu machen und mich noch deutlich allumfassender zu informieren. Die Regierungsparteien haben sich gerade in den von mir benannten Punkten nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert; die Opposition hat zwar schöne Ziele, aber meiner Meinung nach löchrige Umsatzstrategien hierfür.
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