Wenn Geschwister ihr Kind zur Adoption abgeben
Eine Bekannte ist zur Zeit sehr traurig. Ihr Bruder ist schon über 40 Jahre alt und hat keine eigenen Kinder. Aus einer Beziehung, die allerdings nicht mehr besteht, gibt es ein Kind der Partnerin, welches für ihn wie das eigene Kind war. Ein gemeinsames Kind wäre in der Beziehung zwar erwünscht gewesen, aber leider hat es wohl nie geklappt. Meine Bekannte wäre allerdings schon gerne Tante geworden. Hatte sich aber halt damit abgefunden, dass ihr Bruder keine eigenen Kinder haben wird.
Nun hat der Bruder seit knapp zwei Jahren eine neue Partnerin, die ebenfalls ein Kind mit in die Beziehung gebracht hat. Das Kind ist bereits aus dem Gröbsten raus. Die Beiden leben ein vielseitiges Leben und sind in allen möglichen Dingen sehr aktiv. Meine Bekannte mag die Freundin ihres Bruders. Und das Kind mag sie natürlich auch, aber es hat eben andere Gene.
Nun war die Freundin des Bruders vor kurzem zu einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt. Ihr ging es gut, sie bekam ihre Menstruation regelmäßig und so weiter. Eine einfache Kontrolle eben. Dabei wurde dann festgestellt, dass die Freundin in der 27. Schwangerschaftswoche ist.
Die Beiden sind natürlich geschockt. Bisher sah man der Frau die Schwangerschaft auch nicht an. Mittlerweile bekommt sie aber ein kleines Bäuchlein. Das Paar hat wohl lange überlegt und ist zu dem Entschluss gekommen, das Kind zur Adoption frei zu geben. Sie möchte ihren guten Job nicht verlieren, traut sich zwei Kinder nicht zu und sie sind der Meinung, dass ein Kind bei jüngeren Eltern besser aufgehoben ist.
Meine Bekannte ist nun natürlich enttäuscht, da sie eben gerne ein leibliches Patenkind gehabt hätte. Sie denkt auch, ihr Bruder und seine Freundin würden den Schritt eventuell bereuen. Allerdings ist es halt auch die Entscheidung der Beiden.
Wie würdet ihr euch verhalten, wenn eure Geschwister ihre Kinder zur Adoption abgeben würden? Würde euch das emotional auch so sehr beschäftigen?
Zum einen muss ich sagen, dass mir das mit den eigenen Genen total egal wäre. Das wird doch nur ein Problem, wenn sich das Paar wieder trennt. Dann verlieren Stiefväter oft den Kontakt zu den Kindern und die Stieftanten dann eben auch. Aber das kann mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch bei leiblichen Kindern passieren. Aber wenn die beiden zusammenbleiben, sind doch die Gene ohne jede Bedeutung. Es geht doch vielmehr darum, ein Kind aufwachsen zu sehen und für es da zu sein. Und das geht ohne gemeinsame Gene und ohne Patenschaft.
Ich kann wirklich verstehen, wenn junge Menschen von einer Schwangerschaft überrascht werden und sich dem nicht gewachsen fühlen. Es ist dann immer noch verantwortungslos, aber ich kann es hinsichtlich des Alters nachvollziehen, wie es passieren konnte und dass man so fühlt. Aber wenn erwachsenen Menschen nicht schwanger werden wollen, wissen sie verdammt gut, was man dagegen machen kann. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie man sich als erwachsener Mensch vor dieser Verantwortung drücken will. Und vor allem ist die Frau ja bereits Mutter.
Das ist ein Thema, das mich emotional schon mitnehmen würde. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich meine vorlaute Klappe nicht halten könnte, wenn mein Bruder und seine Partnerin so handeln würden. Auch wenn es mich als Schwester überhaupt nichts angehen würde und man im Grunde auch gar nichts tun kann, um die Entscheidung zu ändern. Sich als jederzeit bereiten Babysitter anzubieten, wird die Situation nicht entschärfen. Und mehr kann man nicht tun.
Ob die beiden es bereuen werden, kann ich nicht sagen. Das ist sehr charakterabhängig. Aber ich denke, die Chance ist sehr hoch. Und wie wollen sie das eigentlich dem anderen Kind erklären? "Du bekommst ein Geschwisterchen, aber wir geben es weg, weil es zu sehr nerven wird." Könnte sein, dass das Kind einen ordentlichen Schaden davon bekommt. Man muss sich ja mal überlegen, was es über die Beziehung der Mutter zu diesem Kind aussagt.
Das Kind wird es auf sich selbst übertragen, die Schuld bei sich suchen. So sind Kinder nun mal und der Vergleich liegt ja auch nahe. Also kommen dann Fragen auf. Würde die Mutter mich auch weggeben, wenn sie könnte? Bin ich so anstrengend? Wenn sie dieses Kind nicht liebt, warum sollte sie dann mich lieben? Grauenhaft. Sie sollte sich wirklich überlegen, was sie dem Kind damit antut.
Ich kann die Situation des Paares weder emotional noch rational nachvollziehen. Emotional deswegen nicht, weil die beiden doch schon ein Kind haben und nicht nur ihr Kind weggeben, sondern auch ihrem anderen Kind das Geschwisterchen nehmen. Rational gibt es überhaupt keine Gründe für die Freigabe zur Adoption. Mit über 40 ist man doch nicht alt. Außerdem ist das Alter überhaupt kein Kriterium dafür, ob man ein guter Vater oder eine gute Mutter ist oder nicht. Ein Karrierehindernis ist ein Kind doch auch nicht, wenn eh schon eines da ist. Das sehe ich überhaupt nicht, insbesondere wenn die Tante hilft und sich um das Kind kümmert.
Natürlich wäre ich als Tante betroffen, wenn ich mich auf den Neffen oder die Nichte freue. Ich würde auch alles dafür tun, die beiden davon zu überzeugen, dass ich mich um das Kind kümmern würde und dass sie es nicht weggeben dürfen - alleine schon im Interesse des Geschwisterchens. Wie wollen sie ihm das denn erklären? Es gibt in diesem Fall keine nachvollziehbare Erklärung dafür, außer Egoismus und Hartherzigkeit.
Ich kann deine Bekannte absolut verstehen. Meiner Meinung nach sollte man wirklich nur dann ein Kind zur Adoption freigeben, wenn man es wirklich nicht schaffen kann. An der Stelle deiner Bekannten würde ich Hilfe anbieten. Wenn sich das Ganze verteilt ist es vielleicht nicht ganz so wild. Ein Kind aus einer Beziehung sollte meiner Meinung nach auch nicht abgegeben werden. Immerhin ist es aus Liebe entstanden und dann muss man auch dazu stehen, was man gemacht hat. Vielleicht kann deine Bekannte ja auch erst mal für das Kind sorgen und das Kind adoptieren, wenn es ihr so am Herzen liegt.
Wenn meine Brüder ein Kind zur Adoption abgeben wollen würden, würde ich erst mal versuchen mit ihnen darüber zu reden. Danach würde ich es natürlich auch akzeptieren, wenn sie es so für sich entscheiden sollten. Ich kann mir das aber ehrlich gesagt bei beiden nicht vorstellen.
Bienenkönigin hat geschrieben:Aber wenn erwachsenen Menschen nicht schwanger werden wollen, wissen sie verdammt gut, was man dagegen machen kann. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie man sich als erwachsener Mensch vor dieser Verantwortung drücken will. Und vor allem ist die Frau ja bereits Mutter.
Wer sagt denn, dass das Paar nicht verhütet hat? Allerdings kommt es auch vor, dass eine Schwangerschaft trotz Pille entsteht, da verschiedene Erkrankungen Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Pille haben. Ebenso kann es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben. Davor sind auch ältere Paare nicht geschützt. Und wenn dann noch dazu kommt, dass die Schwangerschaft so lange unerkannt bleibt, weil weiterhin menstruationsähnliche Blutungen auftreten, was übrigens gar nicht so selten ist, ist das schon eine miese Situation.
Natürlich tut mir vor allen Dingen auch das Kind leid, denn viele adoptierte Kinder bekommen irgendwann Probleme damit, dass sie adoptiert worden sind. Sie stellen sich Fragen über ihre Herkunft, die sie möglicherweise nie beantwortet bekommen, und viele könnten den Eindruck bekommen, sie seien ungeliebt. Viele Menschen neigen dann ja auch noch dazu, dann zu glauben, es läge an ihnen, und sie hätten irgendeinen schlimmen Makel.
Ja, natürlich ist es nicht einfach für ein Kind, wenn es zur Adoption freigegeben wird. Allerdings schließe ich nicht aus, dass es bei einigen Eltern vielleicht besser ist. Oder soll es besser sein, wenn ein Kind bei einer Mutter aufwächst, die sich ungeeignet oder überfordert fühlt? Teilweise entsteht in solchen Fällen ja sogar eine Aversion oder zumindest Desinteresse dem Kind gegenüber. Das schadet dem Kind dann auch.
Dass die Mutter in diesem Fall schon ein Kind hat, ist ja eigentlich auch kein Argument. Möglicherweise hat sie ja beim ersten Kind bemerkt, dass sie doch nicht so glücklich damit ist, beziehungsweise es doch sehr anstrengend ist, ein Kind großzuziehen? Sie wird sich ja wohl kaum zum Spaß entschieden haben, das Kind zur Adoption freizugeben. Das ist für die Mutter doch auch eine große emotionale Belastung im Normalfall, das wird gerne mal vergessen. Es ist ja auch viel zu leicht, Mütter in der Situation mal pauschal als herzlos und abgestumpft abzuurteilen, ohne sie zu kennen. Die Behauptungen, die man hier teilweise findet, die Mutter wolle das Kind ja nur "loswerden", weil es sie "nerven" würde, sprechen ja schon Bände.
Ich muss ganz ehrlich sagen, wäre meine Schwester oder auch die Frau meines Bruders, angenommen, ich hätte welche, betroffen, dann würde ich mich da nicht einmischen, und schon gar nicht vorwurfsvoll, wie einige das vielleicht tun würden. Ich würde vielleicht eher versuchen, den Eltern irgendwie emotional zu helfen, denn für diese ist die Situation sicher schwer. Mal ernsthaft, ich kann nur immer wieder betonen: Keiner gibt sein Kind leichtfertig und spaßeshalber weg. Das ist auch immer eine riesige psychische Belastung für die Eltern, allein schon, bis sie überhaupt auf diese Idee der Freigabe zur Adoption kommen.
Es gibt übrigens, das möchte ich beim Lesen einiger Kommentare hier noch erwähnen, weder ein Recht auf ein Geschwisterkind, noch ein Recht auf eine Nichte oder einen Neffen. Wobei mir gerade auch noch eine sehr unkonventionelle, aber womöglich doch hilfreiche Idee kommt: Wenn das Kind denn zur Adoption freigegeben werden soll, und die Tante unbedingt möchte, dass das Kind in ihrer Nähe bleibt, wie wäre es, wenn die Tante das Kind einfach adoptiert? Oder möchte man sich diese "Mühe", wenn ich das so sarkastisch sagen darf, ersparen, und möchte bloß ein liebes Nichtchen haben, das nur ab und zu mal zu Besuch kommt, aber sonst nicht "nervt", um mal bei der Wortwahl einiger Poster hier zu bleiben? Ja, ich weiß. Das klingt böse. Aber dennoch frage ich mich das gerade, und zwar ganz im Ernst. Was spräche denn sonst dagegen, das Kind selber zu adoptieren?
anlupa hat geschrieben: Es gibt in diesem Fall keine nachvollziehbare Erklärung dafür, außer Egoismus und Hartherzigkeit.
Das sind schon ziemlich harte Worte. Allerdings wurde aber auch formuliert, dass die werdende Mutter Angst hat und sich sicher ist, dass sie nicht mit zwei Kindern zu recht kommt. Inwiefern ist es egoistisch, wenn sie es scheinbar nicht kann und daher dem Kind ein besseres zu hause bieten möchte? Vielleicht wäre dies ja sogar so. Viele Mütter kommen nur knapp mit einem Kind zu recht, aber zwei Kindern würden dann beide vernachlässigt, weil so manche Mutter dann eben die Arbeit die Kinder nun mal machen nicht mehr schafft. Da finde ich es schon sehr gewagt von Egoismus und Hartherzigkeit zu sprechen. Einer Mutter, die bereits ein Kind hat wird diese Entscheidung wohl kaum leicht fallen.
An der Stelle der Tante würde ich rein gar nichts unternehmen. Es ist nicht ihre Entscheidung und sie hat dort auch nichts bei zu tragen. Wenn sie nun verspricht sie kümmert sich sehr viel um das Kind und hilft viel mit und es kommt dann der Tag und sie kann es nicht mehr? Ja dann hat sie auch nichts gekonnt damit. Die Eltern müssen mit dem Kind fertig werden und sich sehr darauf freuen können und wenn es nicht so ist und sie sich bewusst dagegen entscheiden dann muss man das auch respektieren.
Andererseits ist die Frau bereits Mutter und sie hat noch ein paar Wochen Schwangerschaft vor sich. Ich denke mal dass da noch einige Hormone und Gedanken über die Bühne huschen und so eine Entscheidung noch gar nicht fest sein kann. Schließlich wächst das Baby in ihr und irgendwann merkt auch der Partner mehr davon. Dann schauen sie sich das andere Kind an und überlegen vielleicht doch ob sie es mit zwei Kindern schaffen. Aber die Entscheidung muss von ihnen kommen, denn sie müssen dann auch mit beiden Kindern leben und den Wünschen und Bedürfnissen beider Kinder gerecht werden können.
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