Nie zufrieden mit eigenen Werken

vom 07.03.2013, 23:46 Uhr

Es gibt Menschen, die sind mit dem was sie in ihrem Beruf oder in der Freizeit machen, nie zufrieden. Immer könnte etwas noch besser, schöner, vollkommener sein. Sie setzen sich damit enorm unter Druck. Als Außenstehender kann man das oft nicht nachvollziehen.

Ich denke da an jemanden, der mit Leidenschaft fotografiert. Sehe ich die Fotos und betrachte sie unter verschiedenen Gesichtspunkten, finde ich sie besonders gut gelungen und einfach perfekt. Natürlich ist nicht jedes Foto so, sondern die bereits ausgesuchten. Doch immer wieder wird mir erklärt, warum hier eine Linie nicht so gerade ist, dort zu viel Helligkeit den Anblick stört oder es an einer anderen Stelle nicht scharf genug ist, sondern schwammig. Nach einer Bildbearbeitung muss ich dann zugeben, dass es nun noch besser aussieht.

Wahrscheinlich habe ich für solche Details keinen richtigen Blick, weil ich die Dinge etwas großzügiger sehe. Das kommt schon alleine durch meine Malerei. Wenn ihr eine Leidenschaft für die Fotografie habt, ist dieser genaue, immer die Perfektion suchende Blick, bei euch auch so ausgeprägt, dass ihr kaum zufrieden zu stellen seid? Oder lasst ihr auch mal fünf grade sein? Es ist ja nicht schlecht, wenn man so veranlagt ist und das so sieht, aber man überfordert sich selbst, oder?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



In gewissem Maße kenne ich es von mir auch, dass ich alles gern perfekt haben möchte und oftmals sehr unzufrieden mit meinem geschaffenen Werk bin. Da ist es dann auch so, dass mir andere sagen, dass es doch gut aussieht und schön ist.

Einmal habe ich für ein paar Freunde Muffins gebacken und ihnen diese in die Halle vorbei gebracht, in der sie gerade an den Autos schraubten. Ich habe mich dann entschuldigt, dass die Muffins nicht so toll geworden sind und da meinte einer der Freunde, dass ich mich doch nicht so schlecht machen solle und die Muffins doch prima sind. Das hat mich doch etwas nachdenklich gemacht. Sonst wird dann nur gesagt, dass man nicht versteht was ich daran auszusetzen habe oder das es doch nicht schlimm ist, wenn etwas nicht ganz perfekt ist. Wenn es aber partout nicht zu meiner Zufriedenheit gelingt, dann lasse ich es auch schon mal liegen und arbeite später daran weiter oder mache es eben so gut es geht und akzeptiere es dann eben so, wenn es nicht anders geht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke, das liegt in der Natur des Menschen, sich regelmäßig zu hinterfragen und sich somit weiter entwickeln zu wollen. Jeder dürfte in Hinblick auf sein eigenes Verhalten immer ein wenig skeptisch bleiben, und ich finde, das ist auch gut so, denn man sollte sich nicht auf seinen eigenen Leistungen ausruhen und sich verbessern wollen.

Ich bin auch ein kleiner Perfektionist möchte möglichst alles richtig machen. Wenn etwas nicht so läuft, wie ich es gerne hätte, werde ich frustriert und versuche entweder, es besser zu machen, oder ich gebe sofort auf. Manchmal stört mich dieses Betragen an mir, aber ich weiß, dass ich ohne es kaum die Leistungen hätte bringen können, die ich dann im Endeffekt erreicht habe. Insofern sehe ich einen gesunden Perfektionismus eigentlich als eine positive Eigenschaft an.

Ich kenne aber das Problem, das du beschreibst, nämlich, dass Freunde einem meistens erklären, dass das, was man geleistet hat, gut ist, wie es ist. Das ist immer mal wieder schön zu hören, und ich sehe das als Lob an, aber ändern möchte ich mein Verhalten nicht. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und möchte ein möglichst zufriedenstellendes Ergebnis erreichen.

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne dieses Verhalten von mir selber! Denn auch ich bin eigentlich nie zufrieden mit dem, was ich gemacht habe.Ob ich nun einer sportliche Betätigung nachgehe oder ob ich etwas selber herstelle, es könnte auf jeden Fall immer noch etwas besser sein. Eine Perfektion gibt es nicht, an allem kann man noch etwas weiter verbessern und auch wenn ich häufig sage, dass ich zufrieden bin - in Wahrheit bin ich das ganz bestimmt nicht.

Das Problem ist aber, dass ich richtig schlechte Laune bekomme, wenn ich nicht zumindest versuche mit meiner geleisteten Arbeit zufrieden zu sein. Dabei hilft es mir alleine schon, wenn ich sage, dass ich zufrieden bin. Auch wenn ich eigentlich innerlich das gar nicht so sehe. In der Regel finde ich auch Teilbereiche, mit denen ich sehr gut zufrieden bin und ich stecke mir ja auch persönlich keine Ziele, die nicht angemessen wären. Gut das übergeordnete Ziel ist meistens recht utopisch. Aber es gibt immer Teilziele und einige erreiche ich meistens auch.

Wahrscheinlich ist es auch ganz normal, dass man bei sich selber sehr kritisch ist und da auch Details entdeckt, die einem bei anderen Menschen gar nicht aufgefallen wären. Ganz besonders natürlich, wenn man sich auf ihrem Spezialgebiet nicht so gut auskennt. Mir könnte man wer weiß was über ein Photo erzählen, mit Photographie kenne ich mich absolut nicht aus und ich habe da auch keinen Blick für. Dafür sehe ich zehn Meter vorher schon, dass das Pferd gleich anhalten wird und kann meinem Reitschüler schnell sagen, was er machen muss. Das würden andere Menschen dann wieder nicht sehen können. Man ist eben auf seinem Gebiet ein Experte und Experten sehen vieles, was dem Laien nicht auffällt.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich bin auch Hobby-Photographin und habe meine Freude an Bildern von Natur, Landschaften, Städten, Architektur, sowie Sonnenfarbenspiele. Wenn ich ein schönes Motiv für meine Bilder finde, dann schieße ich schnell mal einige viele Bilder, da ich nie vorher weiß, welches davon "das perfekte" darstellen wird. Meist ist dann in der Endauswahl genügend Brauchbares dabei, wenn ich meine Bilder auslese. In der Regel bearbeite ich die Bilder nicht mehr im Nachhinein, weil ich das (noch) nicht kann bzw. mir auch die Mittel dazu fehlen.

Wenn ich in Begleitung mit jemandem bin und meine Kamera dabei habe, dann bleibe ich gerne mal für einige Minuten stehen, um das ein oder andere abzulichten, jedoch kriege ich nicht selten von den anderen zu hören, dass ich mich beeilen solle und doch bereits ein Foto geschossen hätte. Für die ist es immer nervenaufreibend mit mir, weil ich eben mehr als nur ein Bild schieße, da ich sonst Gefahr laufe, dass meine Bilder alle nichts geworden sind und nichts Brauchbares dabei ist. Hierbei handelt es sich um verschwommene oder zu dunkele Bilder oder wenn gewisse Teile "abgeschnitten" sind und nicht ganz aufgenommen wurden.

Aber dennoch gehöre ich nicht zu denen, die dann immerzu unzufrieden sind mit ihren Werken. Schließlich stelle ich fest, dass viele meiner Bilder Postkartentauglich wären und bin sehr stolz auf sie. Ich denke, wenn ich ständig unzufrieden und erfolglos wäre, würde mein Hobby mir auch keinen Spaß mehr machen und ich würde mir ein anderes suchen (müssen). Da es aber doch Erfolg einbringend ist, bin ich immer wieder zielstrebig bei der Sache. Wenn jemand also zu oft unzufrieden oder enttäuscht ist von seinen Leistungen, dann sollte er vielleicht etwas ändern.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin eigentlich auch ein Mensch, der sehr perfektionistisch ist. Ich stecke mir gerne hohe Ziele und ich tue auch immer viel, um diese zu erreichen. Trotzdem bin ich oftmals nicht so zufrieden mit dem, was ich geschafft habe und ich finde auch oftmals etwas, was man noch verbessern könnte.

Bei mir ist es so, dass ich sehr gerne Texte schreibe. Außerdem zeichne und fotografiere ich auch sehr gerne. Dabei bin ich natürlich auch nicht mit jedem Ergebnis zufrieden. Oftmals gefällt mir einfach das Gesamtergebnis nicht sonderlich gut und ich ärgere mich dann darüber, dass ich die Idee nicht besser umgesetzt habe. Trotzdem kommt es natürlich auch hin und wieder vor, dass ich voll und ganz zufrieden mit meinem Werk bin. Es kommt wirklich nicht selten vor, dass ich sehr stolz auf mich bin, weil mein Werk für mich selbst perfekt ist.

Mich würde es irgendwie sehr deprimieren, wenn ich niemals zufrieden mit meinem Ergebnis sein würde. Immerhin wäre ich dann ja nie stolz auf meine Werke und das würde schnell zu schlechter Laune bei mir führen. Außerdem würde ich wohl auch bereits nach kurzer Zeit die Motivation verlieren, weiter zu machen, wenn ich nie zufrieden mit mir wäre.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Mich würde es irgendwie sehr deprimieren, wenn ich niemals zufrieden mit meinem Ergebnis sein würde. Immerhin wäre ich dann ja nie stolz auf meine Werke und das würde schnell zu schlechter Laune bei mir führen. Außerdem würde ich wohl auch bereits nach kurzer Zeit die Motivation verlieren, weiter zu machen, wenn ich nie zufrieden mit mir wäre.

Das ist bei mir genau umgekehrt. Wenn ich zum Beispiel das perfekte Bild vom Vollmondaufgang gemacht hätte, wie groß wäre die Motivation denn dann beim nächsten Vollmond wieder mit der Kamera loszuziehen? Jedes Bild, was ich dann machen würde, wäre im Vergleich zu meinem perfekten Bild dann doch eh schlechter.

Man kann sich doch eigentlich nur weiter entwickeln und besser werden, wenn man sieht, wo man sich noch verbessern könnte. Also ich bin nicht deprimiert, unmotiviert oder schlecht gelaunt, wenn ich denke, dass ich ein bestimmtes Motiv besser mit einem anderen Objektiv fotografiert hätte. Ich finde das Bild mit dem "falschen" Objektiv auch nicht schlecht, nur weil ich noch Verbesserungspotential sehe.

Was ich übrigens nie mache ist meine eigenen Sachen vor anderen zu kritisieren, höchstens wenn jemand sich selber auch mit Fotografie auskennt und dann auch wirklich versteht, was ich aus welchem Grund ändern würde. Ansonsten kommt bei den anderen doch nur "mach mir doch bitte ein Kompliment und sag, dass das Bild ganz toll ist" an.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann zwar zur Fotographie nicht viel sagen, aber dafür geht es mir beim zeichnen so. Ich kenne sehr viele Künstler die immer etwas an ihren Werken zu meckern finden, bei mir ist das nicht viel anders. Ein Außenstehender dagegen empfindet die Bilder als perfekt.

Ich kann mir das nur so erklären dass jemand der das Bild gezeichnet hat, also eigentlich jeden Millimeter des Bildes kennt und sich immer genau darauf konzentriert hat, der wird auch die Fehler schneller bemerken als jemand der sich das Bild nur anguckt. Das muss aber nicht bedeuten das der Künstler sein Bild schlecht findet, sondern nur das er weiß das er nicht perfekt ist und ebenso sein Bild. Doch eigentlich ist das gut, denn besonders beim fotorealistischem zeichnen würde sonst der Sinn der Zeichnung verloren gehen. Aus seinen Fehlern lernt man schließlich, so weiß man wo seine eigenen Fehler liegen und kann sie das nächste mal verbessern. Wirklich perfekt wird eine Zeichnung für den Künstler trotzdem nie sein, da er immer noch selber Fehler findet. Auch wenn sie für den Außenstehenden nicht sichtbar sind.

» Valobee » Beiträge: 109 » Talkpoints: 46,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich zeichne sehr gerne und kriege dafür auch gelegentlich Talente, trotzdem bin ich nie wirklich zufrieden, weil mir immer ein Fehler auffällt, was ja auch völlig normal ist. Manchmal bin ich auch echt traurig, weil es viele Menschen gibt, die einfach besser zeichnen können als ich und weil das Bild nicht so geworden ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich zeichne trotzdem sehr gerne und ich versuche einfach besser zu werden, mit sich selbst ist man eben immer ein wenig kritischer.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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