Habt ihr als Kind Blutsbrüderschaften geschlossen?

Dass Blutsbrüderschaften mit Risiken wie beispielsweise der Infizierung mit AIDS verbunden sind, wurde hier bereits erklärt. Dennoch scheinen Blutsbrüderschaften ein beliebtes Mittel zu sein, seine Verbundenheit zu seinen Freunden zu beweisen. Ich selbst habe nie Blutsbrüderschaften geschlossen und wüsste auch nicht, dass es irgendjemand aus meinem Freundeskreis gemacht hat.

Wie war das bei euch? Habt ihr als Kind mit euren Freunden Blutsbrüderschaften geschlossen? Wieso war euch dies so wichtig? Wieso habt ihr dafür in Kauf genommen, euch selbst verletzen zu müssen? Waren euch damals die Risiken bekannt oder war es mehr oder weniger kindlicher Leichtsinn?

Als Kleinkind dachte ich schon an die Risiken, die bei einer Blutsbrüderschaft entstehen können und habe nie eine Blutsbrüderschaft abgeschlossen. Ich dachte als Kind, dass ich damit das Risiko eingehe, an AIDS zu erkranken. Das habe ich wirklich bis zu meinem 16. Lebensjahr gedacht und habe dann in der Schule einen Vortrag der AWO ertragen müssen, wo wir anhand eines Beamers und Beispielbilder aufzeigen mussten, wann man an AIDS erkranken kann.

So wurde zum Beispiel auch ein Bild gezeigt, wo Kinder eine Blutsbrüderschaft abschließen und ich meine mich erinnern zu können, dass alle bis auf 3 Personen dachten, dass man dabei das Risiko eingeht, an AIDS zu erkranken. Wir wurden dann eines Besseren belehrt und man hat und gesagt, dass erst bei größeren Fleischwunden das Risiko besteht, an AIDS zu erkranken. Und trotzdem bereue ich es nicht, als Kind nie Blutsbrüderschaften abgeschlossen zu haben.

Ich habe nie Blutsbrüderschaften mit Freunden geschlossen, obwohl ich die Idee (abgesehen von den Ansteckungsrisiken, die man als Erwachsener natürlich sofort damit in Verbindung bringt) irgendwie "romantisch" finde. Was ich gemacht habe: Ich habe meiner kleinen Schwester in ein Glas mit Wasser gespuckt und sie bei mir, dann haben wir jeweils die Spucke der anderen mit dem Wasser mitgetrunken. Klingt eklig und war es auch ein bisschen. Aber wir haben es einfach nicht über uns gebracht, uns in den Finger zu pieken! *lol* Dass das Ganze im Prinzip total bescheuert war, weil wir ohnehin blutsverwandt sind, war uns irgendwie nicht so klar. Wahrscheinlich hatte ich damals einfach zu viel Karl May gelesen und sie deshalb zu so einem Unsinn angestiftet.

Ehrlich gesagt habe ich als Kind niemals an so etwas gedacht. Mir war der Begriff als Kind gar nicht klar und ich kannte so etwas auch gar nicht. Von daher bin ich also glücklicherweise auch nie auf die Idee gekommen, eine Blutsbrüderschaft mit einem meiner Freunde zu schließen. Darüber bin ich heute auch ziemlich froh.

Ich glaube, dass ich zum ersten Mal in einem Buch etwas über diesen Begriff gelesen habe und dadurch erst herausgefunden habe, um was es sich dabei handelte. Dabei war ich jedoch sicherlich elf Jahre alt und in dem Alter wäre so etwas für mich ohnehin auch niemals in Frage gekommen, da ich zu dem Zeitpunkt Blut bereits ziemlich eklig fand.

Bis heute finde ich es noch ziemlich eklig, Blutsbrüderschaften zu schließen und ich sehe da nun auch keinen Sinn dahinter. Von daher würde ich so etwas nun auch nie machen und ich hätte auch Angst davor, mir irgendeine Krankheit einzufangen.

Tatsächlich waren eine Freundin und ich schon im Alter von etwa sechs oder sieben Jahren auf die Idee gekommen, so etwas wie eine Blutsbrüderschaft zu schließen. Und ja, sowohl sie als auch ich haben von unseren jeweiligen Eltern diverse Western-Geschichten wie die von Karl May erzählt bekommen. Zum Selber-Lesen waren wir damals ja noch zu jung, aber gehört haben wir die Geschichten gerne und dann kommt man eben beim Spielen auch mal auf solche Ideen.

Allerdings konnten wir diese Blutsschwesternschaft dann nicht wirklich in die Tat umsetzen. Korrekterweise haben Kinder in dem Alter ja keine spitzen Gegenstände bei sich, und mit den Fingernägeln war es unmöglich, sich auch nur einen Tropfen Blut aus dem Finger zu quetschen. Bei uns scheiterte es also an der Umsetzung. Aus heutiger Sicht finde ich das irgendwie lustig.

Dass man durch Blut schwere Krankheiten übertragen bekommen kann, wussten wir in dem Alter übrigens schon. Aber wir gingen mal davon aus, dass wir uns ja gegenseitig kennen und dass wir beide in dem Alter noch keine schweren Krankheiten, die über Blut ansteckend wären, hatten. Ich jedenfalls wusste ja, dass ich den HI-Virus nicht habe, und sie hätte das sicher auch gewusst, wenn sie erkrankt gewesen wäre. Sie wusste aber auch von keinen Krankheiten, die sie haben könnte. Von daher erschien uns diese Bluts-Sache ungefährlich.

Mit wildfremden Personen hätte ich das aber definitiv aus Angst vor Ansteckung nicht gemacht. Wobei da ja eine Blutsbrüderschaft sowieso keinen Sinn machen würde, denn die schließt man ja nur mit Leuten, die einem sehr viel bedeuten und die man dann auch in- und auswendig kennt.

Angst vor Verletzungen hatten wir übrigens auch beide nicht. Irgendwie erschien uns das einfach harmlos, beziehungsweise die mögliche Blutsschwesternschaft wirkte auf uns so wertvoll, dass es sich für uns gelohnt hätte, sich dafür mal in den Finger zu pieksen.

Aber abgesehen davon glaube ich auch, dass viele Kinder weitaus weniger Angst vor Wunden haben, als Erwachsene. Als Kind ist man es ja auch viel eher gewohnt, ich meine, man fällt doch öfters hin und schürft sich mal das Knie auf, als das im Erwachsenenalter der Fall ist. Dasselbe würde ich auch auf den Ekel vor Blut beziehen. Ich denke, viele Kinder ekeln sich noch nicht vor Blut. Das kommt erst im Erwachsenenalter, wenn man es nicht mehr so oft sieht.