Speisen aus Anstand essen?

vom 10.03.2011, 07:12 Uhr

Also ich als Gastgeber würde von niemandem erwarten, dass er etwas isst, was er nicht mag, allerdings würde ich auch niemanden zum Essen einladen, ohne zu wissen, was diese Person gerne essen mag. Ich frage da meistens schon vorher nach, ob jemand irgendwelche Allergien oder so hat und ob es bestimmte Vorlieben gibt. Ich finde das ist schon sehr wichtig, wenn man jemanden zu sich einlädt, denn Allergien sind nicht selten und man kann auch nicht einfach munter drauf los kochen, ohne zu wissen, was jemand mag. Ich würde mich ziemlich unwohl dabei fühlen, wenn ich jemanden einladen würde und ihm dann nichts zu Essen bieten könnte, wenn ich nur was gekocht habe, was besagte Person nicht essen kann oder will. Anders ist das aber, wenn man einen Überraschungsbesuch hat, denn dann kann die Person selbst an sich natürlich auch nicht erwarten, dass sie irhre Lieblingsspeisen auf den Tisch bekommt oder so. Wer überrascht und unangemeldet kommt, der muss ich meiner Ansicht nach dann auch durchaus schon mal damit abfinden, dass es nicht unbedingt das gibt, was man sich wünscht.

Ich selbst bin aber nicht so konsequent wie du und ringe mich manchmal tatsächlich dazu durch, etwas zu essen, was ich nicht essen will. Ein Beispiel war beispielsweise einmal eine Bekannte von mir. Ihre Mutter war sterbenskrank und ist inzwischen auch gestorben, allerdings habe ich sie zu ihren Lebzeiten häufiger mal betreut und habe mich auch gut mit ihr verstanden. Einmal lud mich dann meine Bekannte spontan zu einem kurzen Besuch ein, als ich sie unterwegs traf und dabei erfuhr ich dann, dass ihre Mutter Kuchen gebacken hatte. Da ihr Zustand nicht immer der Beste ist, waren beide, die Mutter und meine Bekannte, sehr stolz darauf, dass sie es geschafft hatte, und daher konnte ich nicht einfach nein sagen, als die Mutter mir dann stolz ihren Käsekuchen vorsetzte. Der Kuchen schmeckte auch wirklich fantastisch und ich bereute es nicht, allerdings stehe ich nicht unbedingt auf Käsekuchen und esse sie sonst nicht. Hier aber habe ich mich einfach zusammen gerissen und es gegessen, denn es täte mir irgendwie schon Leid, es in einem solchen Fall abzulehnen. Ansonsten aber mache ich das meistens nicht, wenn meine Oma, meine Eltern oder Bekannte etwas kochen, was ich nicht essen mag, dann esse ich es eben nicht, wobei das allerdings eben recht selten passiert, denn so wählerisch bin ich nicht, meistens gibt es mehr Auswahl und an sich wissen die meisten, die für mich kochen auch sehr gut, was ich nicht essen würde.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich fände es gut, wenn der Gast die Speisen dann essen und nicht verschmähen würde, auch wenn es seinen Geschmack nicht ganz so getroffen hat. Aber ich bin der Meinung, dass es nicht so schlimm ist, wenn der Gast die Speise mal nicht isst. Er kann mir dann auch offen und ehrlich sagen, dass er diese Speise nicht mag. Ich bin dann nicht eingeschnappt oder beleidigt, sondern merke es mir und werde diese Speise dann eben das nächste Mal vermeiden oder zusätzlich noch etwas anderes anbieten, was der Gast mag.

Wenn ich mal in so eine Situation komme und die Speise noch nie probiert habe, dann würde ich sie, auch wenn der Name oder die Zutaten abschreckend sind, erstmal probieren und mal kosten. Schließlich geht probieren über studieren, wie es so schön heißt. Wenn sie mir dann aber absolut nicht schmeckt, dann würde ich sie stehen lassen und wenn der Geschmack mittelmäßig, aber nicht unbedingt so ist,dass ich ganze Portionen verschlingen möchte, dann würde ich die eine Portion aufessen und danach sagen, dass ich satt bin.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich war vor etwa fünf Jahren Teilnehmer bei einem Austausch nach Frankreich, Nizza. Sofort am ersten Tag bekam ich ein typisch französisches Essen auf den Tisch. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern was es war, aber ich weiß, dass es mir überhaupt nicht geschmeckt hat. Es war wirklich schlimm. Etwa so wie kalter Rosenkohl, zweimal gegessen. Ich sagte das ganz offen, natürlich auf Französisch, zu meiner Gastmutter. Sie lachte nur und meinte, dass es nicht schlimm wäre, wenn ich es nicht essen würde. Ihr Sohn würde es auch nicht gern essen.

Wenn ich aber mal bei Freunden bin, bei ihnen zu abend esse und mir etwas nicht schmeckt, ich es aber essen könnte, dann sage ich auch nichts. Ich rede hier also von "Nicht mögen" und nicht von "sich ekeln" oder "verabscheuen". In so einem Fall kann man ja mal ein Auge zu drücken und eine Hausfrau vor einer Enttäuschung schützen. Man muss Grenzen setzen und nicht wegen jeder kleinen Unstimmigkeit mit seinem Geschmacksinn den Mund auf machen. Früher schmeckte mir fast kein Gemüse. Ich gewohnte mich aber daran, weil ich wusste, dass es sehr gesund für mich war.

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» aaronbc123 » Beiträge: 417 » Talkpoints: -0,34 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Essen aus Anstand zu essen, ist in unserer Gesellschaft sehr verbreitet. Ich esse ja auch viele Sachen, notfalls auch aus Anstand. Ich würde aber niemals Sachen essen wie zum Beispiel Hoden, Gehirn oder Penis. Auch aus Anstand nicht. Manchmal kann/muss man aber seine Reste auch auf dem Teller lassen. In China zum Beispiel ist es ein Muss etwas auf dem Teller zu lassen. Das kennzeichnet dann gute Erziehung und Anstand. Wenn man im Gegensatz alles auf isst, ist das unhöflich.

» generalming » Beiträge: 212 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei mir kommt es immer ganz stark auf den Gastgeber an. Wenn ich den Gastgeber sehr mag und weiß, er oder sie legt großen Wert auf die angebotenen Speisen, dann esse ich auch etwas davon. Meistens ist das für mich auch eine Form von Höflichkeit, da ich den Gastgeber nicht enttäuschen möchte. Wenn wir beispielsweise bei den Eltern meines Freundes eingeladen sind, dann esse ich immer von allem etwas, egal ob ich es mag oder nicht. Ich weiß in dem Fall nämlich genau, dass seine Mama großen Wert darauf legt und eine leidenschaftliche Köchin ist. In jedem ihrer Gerichte steckt sehr viel Liebe und sie hat sich auch was bei der Auswahl gedacht. Ich möchte nicht negativ auffallen und daher probiere ich immer alles. Eine weitere Portion nehme ich mir dann nur wenn ich es wirklich möchte und es tatsächlich mir geschmeckt hat.

Wenn ich die Gastgeberin bin, dann freue ich mich natürlich wenn die Leute ordentlich zulangen. Dann habe ich den Eindruck, es schmeckt ihnen und meine Mühen waren nicht umsonst. Wenn dann allerdings jemand ablehnt, bin ich auch nicht sauer. Wenn jemand, um auch bei dem Kuchenbeispiels zu bleiben, den Zwiebelkuchen nicht möchte, dann ist das kein Problem für mich. Natürlich ist es ein bisschen enttäuschend, wenn man sich damit vorher viel Mühe gemacht hat, aber da kann man nichts machen.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich muss gestehen, dass es sehr vieles gibt, was mir nicht schmeckt. So esse ich kaum Fleisch, weil ich dieses überhaupt nicht mag und ich kann auch Zwiebeln absolut nicht ausstehen. Von Bohnen und Linsen bekomme ich immer gleich schlimme Bauchschmerzen und auch sonst habe ich noch einige Allergien und Unverträglichkeiten. Von daher kommt es immer wieder vor, dass ich einige Speisen nicht esse, wenn etwas darin enthalten ist, das ich gar nicht mag oder einfach nicht vertrage.

Ich muss sagen, dass ich niemals auf die Idee kommen würde, Zwiebeln oder Fleisch zu essen, wenn mir dieses nicht schmeckt. Ich kann so etwas einfach nicht essen und mir wird bereits beim Anblick von Zwiebeln sofort schlecht. Von daher würde ich so etwas nicht aus Anstand essen. Immerhin müsste ich dann riskieren, mich bei Tisch zu übergeben und das wäre es mir ganz einfach nicht Wert. Außerdem sehe ich es auch gar nicht ein, wieso ich etwas essen sollte, was ich gar nicht mag und was ich richtig eklig finde. Wenn ich etwas nicht mag, dann tut mir das wirklich leid, aber ich bin dann ehrlich und sage dann auch, dass ich etwas nicht mag.

Mein damaliger Partner hat sich immer fürchterlich aufgeregt, als ich einmal bei einem Fest meinen Teller nicht angerührt habe. Allerdings war das einzige, was es gab, ein Stück Schweinefleisch. Ich kann Schweinefleisch auf den Tod nicht ausstehen und bereits beim Anblick musste ich würgen. Ich hätte niemals auch nur einen Bissen herunter bekommen, weshalb ich meinen Teller stehen lassen habe. Das fand mein Partner damals furchtbar unhöflich und er meinte, dass ich das einfach hätte essen müssen. Das fand ich jedoch völlig unverständlich und ich würde mich niemals derart quälen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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