Sind Sekten in Deutschland geduldet oder verboten?

vom 27.08.2013, 21:40 Uhr

Sekten sind ja überall vertreten. Nur nennen sie sich meist nicht Sekten, sondern Glaubensgemeinschaften. Kaum eine Sekte gibt zu, dass es eine Sekte ist, weil es immer einen faden Beigeschmack hat. Aber sind eigentlich Sekten in Deutschland geduldet oder sind sie verboten? Sekten sind ja gefährlich, wenn sie nicht verboten sind, warum verbietet man sie nicht? Denkt ihr, dass sie verboten gehören oder sollte man sie dulden?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Was verstehst du denn unter Sekte? Warum sollten denn Sekten verboten werden? Sekten sind Abspaltungen von Gruppierungen, aus denen sie entstanden sind. Ich sehe darin nichts Verbotenes, sondern manchmal sogar etwas Innovatives. Begründe doch bitte, warum sie verboten werden sollten. Ich verstehe diese Forderung überhaupt nicht.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Natürlich wird eine Religion, welche auch immer, sich ungerne als Sekte bezeichnen, sondern unverfänglichere Begriffe wie "Glaubensgemeinschaft" als Eigenbezeichnungen benutzen. Das liegt daran, dass "Sekte" heutzutage ein sehr negativ konnotierter Begriff ist, wobei das auch nicht immer so war, wie hier auch schon angemerkt worden ist.

Abgesehen davon finde ich es sowieso schwierig, nun festzulegen, was eine "richtige" Religion und was bloß eine "Sekte" sein soll. Man tendiert dazu, kleinere Gemeinschaften als Sekten zu bezeichnen, oder eben solche, die sich noch nicht etabliert haben. Aber so haben manche großen Religionen auch begonnen. Und von den Glaubensinhalten her sind etablierte Religionen auch nicht automatisch besser und kleine Gemeinschaften automatisch schlimmer, also ist es meines Erachtens sowieso fehl am Platz, einige Gemeinschaften als "Sekten" gleich in ein negatives Licht zu rücken.

Wobei ich betonen möchte, dass es definitiv Sekten gibt, die ihre Mitglieder abzocken oder abhängig machen und ausbeuten. Aber trifft das wirklich auf jede kleine, neue Glaubensrichtung zu? Das würde ich nicht pauschalisieren wollen. Und auch bei den großen Religionen ist nicht immer alles super, was den Umgang mit den Mitgliedern betrifft, würde ich mal sehr behaupten. Von daher ist die Angstmacherei vor "Sekten" generell meiner Meinung nach in vielen Fällen eine enorme Form von Panikmache, sonst nichts.

Sekten sind in Deutschland nicht verboten. Das würde nicht zur allgemeinen Glaubensfreiheit passen. Verboten werden können außerdem sowieso nur kriminelle Organisationen oder solche, die verfassungsfeindlich agieren. Da sehe ich bei irgendwelchen kleinen Glaubensgemeinschaften, und seien sie noch so verschroben, nun wirklich keinen Handlungsbedarf.

Im Gegenteil, ich fände es eher schlimm, wenn einzelne Glaubensrichtungen, nur weil sie von den großen monotheistischen Weltreligionen abweichen, verfolgt und verboten würden. Das gab es übrigens schon einmal, im Nationalsozialismus. Unter Anderem wurden Zeugen Jehovas in Konzentrationslagern eingesperrt, und das nur ihres Glaubens wegen (wobei sicher auch ein gewichtiger Grund war, dass einige Richtlinien dieser Glaubensweise den Zielen des Nationalsozialismus entgegen standen und die Gläubigen sich daher nicht so einfach gleichschalten ließen). Das muss man, und das sage ich als Nicht-Christ, wirklich nicht mehr haben.

Von daher plädiere ich für eine ausgeprägte Religionsfreiheit und dafür, dass Sekten nicht so einfach verboten werden können. Was nicht heißt, dass man verbrecherische Sekten, sofern sich wirklich strafrechtlich relevante Verstöße belegen lassen, einfach gewähren lassen sollte. Sobald das Gesetz verletzt wird, ist ein Eingreifen natürlich auch möglich und nötig. Nur ein generelles Verbot von Sekten käme einer unbegründeten Bevormundung der Bürger gleich.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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