Feuerwehr Bewerber abgelehnt: Körpergröße zu groß

vom 28.08.2013, 13:20 Uhr

In Berlin gab es vor Kurzem einen Fall, bei dem sich ein Mann bei der Berliner Feuerwehr bewarb, aber aufgrund seiner enormen Körpergröße abgelehnt wurde. Er war etwa 2,10 Meter groß. An Eingangstests hat er teilgenommen, wohl auch an einem Vorstellungsgespräch, aber letztendlich erhielt er doch eine Absage. Als Grund wurde explizit seine Körpergröße genannt. Klick

Argumentiert wird damit, dass es für Menschen in der Größe einfach keine Schutzkleidung mehr gäbe, beziehungsweise die für hohe Kosten maßgefertigt werden müsste. Ebenso könne es Probleme beim Ein- und Aussteigen in das Feuerwehrauto geben, denn für diese Körpergröße seien die Fahrzeuge einfach nicht konzipiert. Und extra größere Einsatzfahrzeuge bauen kann man ja wegen einer einzelnen Person auch schlecht.

Es gibt Menschen, die sehen in diesem Beispiel die Diskriminierung von großen Personen. Andererseits könnte man auch einfach sagen, dass die Gründe, wieso ein Mensch mit dieser Körpergröße nicht dort arbeiten kann, plausibel erscheinen.

So sehe ich das übrigens, denn wenn es bei der Körpergröße keine Schutzkleidung mehr gibt und auch das Benutzen der Einsatzfahrzeuge schwierig ist, was soll man dann schon dagegen tun? Es mag schade sein, aber wenn es so ist, sehe ich auch kaum Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Es sei denn vielleicht, der Mann zahlt eine Sonderanfertigung von Schutzkleidung selber. Aber das kostet sicherlich auch eine ganze Menge Geld. Interessant wäre vielleicht, ob man ihm diese Sache angeboten hat, und wenn ja, wie er darauf reagiert hat.

Was meint ihr? Sind die Begründungen für die Absage legitim, oder handelt es sich tatsächlich um Diskriminierung? Wären irgendwelche Kompromisse möglich, und wenn ja, welche?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich sehe hier keinen Fall von Diskriminierung, trotzdem tut mir der Bewerber leid. Es gibt bei der Feuerwehr auch eine Mindestgröße, die durchaus ihre Berechtigung hat. Ist es dann auch Diskriminierung, weil kleinere Menschen nicht genommen werden?

Ich habe zwei Bekannte, die sich bei der Polizei beworben haben, aber an der Mindestgröße gescheitert sind. Eine von denen hat sich daraufhin bei der Polizei in einem anderen Bundesland beworben, bei der es keine Mindestgröße gab bzw. eine geringere Größe vorgeschrieben war. Manchmal ist es also über Umwege doch noch möglich, den Traumberuf zu erlernen. Vielleicht könnte der Bewerber sich auch bei einer anderen Berufsfeuerwehr bewerben und vielleicht würde er dann genommen werden.

Ich halte solche Mindestgrößen oder auch eine Höchstgröße durchaus für richtig, aber dennoch ist es immer traurig, wenn man daraufhin nicht seinen Traumberuf ausüben kann.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Und ich habe mich gerade gefragt, ob es auf Feuerwehren nicht vielleicht auch Tätigkeiten gibt, bei denen man nicht direkt am Einsatz beteiligt ist. Gibt es möglicherweise einzelne Arbeitsplätze nur in der Verwaltung? Sicherlich fällt bei so einer Feuerwehr auch eine Menge Papierkram an. Dass allein dafür einige Personen eingestellt werden könnten, kann ich mir jedenfalls vorstellen. Und da kommt es ja nun auf die Körpergröße gar nicht an, denn diese Personen brauchen weder Schutzanzüge, noch müssen sie mit dem Einsatzwagen durch die Gegend fahren.

Eine andere Frage wäre allerdings, ob der abgelehnte Bewerber so einen Beruf hätte machen wollen. Denkbar ist, dass er wirklich auch Einsätze fahren möchte und eine reine Bürotätigkeit für ihn niemals in Frage käme. Wobei es vielleicht auch Menschen gibt, für die einfach der soziale Aspekt, die Rettung von Menschenleben, im Vordergrund steht. Für die ist es vielleicht egal, ob man wirklich vor Ort oder aber im Büro weiterhilft. Möglich wäre ja vielleicht auch, in einer Art Telefonzentrale zu arbeiten und Notrufe entgegen zu nehmen. Das fände ich mindestens genauso wichtig, wie die direkte körperliche Teilnahme an Einsätzen. Aber wie das nun genau bei genanntem Bewerber aussieht, weiß ich nicht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es mag zwar nett klingen, dass man dann solche Menschen woanders einsetzt, aber wenn explizit Bewerber für den "Außendienst" gesucht werden, dann wird man wohl keine Chance auf eine Stelle im Büro bekommen. Wenn auch noch keine Ausbildung in dem Bereich angeboten oder vorhanden ist, dann hat man gelinde gesagt, einfach Pech gehabt.

Auch für die Leitstelle, also die Telefonzentrale benötigt man eine Ausbildung. Zwar nicht unbedingt die Ausbildung zum Brandmeister, aber eine passende Ausbildung. Viele Anwärter haben einen abgeschlossenen Beruf, aber manche Berufsfeuerwehren bieten auch die Laufbahn in Kombination mit einem technischen Beruf an und wenn es sich um einen Anwärter für letztere Laufbahn handelte, was wir nicht wissen können, dann ist es wirklich schade und dumm gelaufen.

Man merkt jedoch, dass viele nicht wissen, wie viel eine passende Schutzausrüstung kostet. Allein der Helm kann schon gut 200 bis 300 Euro kosten und außerdem wird die Schutzkleidung im Falle der Selbstbeschaffung oftmals bei Schäden nicht ersetzt. Sprich, wenn der junge Mann in den Einsatz fährt und ein Teil geht kaputt, dann muss er es gegebenenfalls selbst zahlen und das können unheimlich hohe Kosten werden.

Natürlich ist es frustrierend, wenn man seinen Traumberuf nicht ausüben kann, aber damit muss man irgendwie klarkommen. Ich habe meinen Traumberuf auch nicht bekommen, aber habe den aktuellen Beruf einfach zum Traumberuf gemacht. Ich persönlich sehe keine Diskriminierung, es gibt auch bei anderen Berufen Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen. Es ist einfach so und wenn der Bewerber einfach zu groß ist und sich somit in Gefahr bringt, dann muss man es hinnehmen. Ein Farbenblinder darf ja an sich auch kein Elektriker werden, er könnte sich selbst ja in Gefahr bringen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:Und ich habe mich gerade gefragt, ob es auf Feuerwehren nicht vielleicht auch Tätigkeiten gibt, bei denen man nicht direkt am Einsatz beteiligt ist. Gibt es möglicherweise einzelne Arbeitsplätze nur in der Verwaltung?

Sicherlich gibt es dort auch solche Aufgaben, aber für reine Verwaltungstätigkeiten gibt es dann andere Stellenausschreibungen, auf die man sich dann mit einer gewissen Ausbildung bewerben kann und das ist eine komplett andere, als die, auf der sich der Bewerber hier beworben hat. Ich vermute mal, dass dieser an einem Bürojob auch kein Interesse gehabt hätte, aber das weiß ich natürlich nicht.

Normalerweise werden diese Stellen aber durch das entsprechende Personal besetzt, also durch Verwaltungswirte oder so. Außerdem gibt es auch immer wieder Feuerwehrleute, die ihre Arbeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen können. Da diese zum Großteil auch verbeamtet sind, werden diese dann in der Regel nicht einfach entlassen, sondern umgesetzt und wenn es möglich ist, bekommen diese dann eben einen Bürojob. Was macht man sonst mit diesen Leuten, wenn man alle Stellen anderweitig besetzt hat.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Einer meiner besten Freunde ist bei der Feuerwehr, daher kann ich mal von einem jüngsten Ereignis sprechen.

Es gibt in der Gegen sehr viele Meisterschaften, wo beispielsweise für bestimmte Gruppen der Feuerwehr gemacht werden. Da geht es beispielsweise um Aufrollen oder Aufbauen von Schläuchen, usw. Produzenten für Feuerwehrequipments machen da auch schon etwas aufwendigere Dinge, wie beispielsweise einen Parkour durch ein völlig verrauchtes Gebäude. Es sind immer Dreierteams, die herausfinden müssen, auf Zeit.

Während mein Freund in der Jungabteilung einen neuen Rekord aufgestellt hat, musste er auch mitsehen, wie ein anderer Kollege aufgrund seiner Körpergröße, beziehungsweise in diesem Fall der Körperbreite, nicht durch diverse Öffnungen gekommen ist, und so das fünffache der Zeit gebraucht hat (25 Minuten). Er schrie fast vor Verzweiflung, weil er so gut wie stecken blieb. Als ich nach einem Foto fragte, zeigte er mir einen kräftigen Mann, von dem ich niemals behaupten würde er sei zu dick für die Feuerwehr, und nun..

Gerade deshalb und aus vielen anderen Gründen gibt es diese Grenzen bei der Polizei, Bundeswehr und anderen. Wer kein Blut sehen kann, wird schließlich auch nicht als Rettungssanitäter zugelassen, ist das auch Diskriminierung? Wenn ich mich als Model bewerben würde, und man mir sagen würde ich sei nicht hübsch genug, oder hätte nicht die richtigen Verhältnisse, dann wär das halt so. Man ist nicht für jeden Beruf und jede Tätigkeit geeignet.

Bei wem soll ich mich beschweren, dass meine Finger nur mit Mühe eine Octave auf dem Klavier schaffen, wo ich doch Konzertpianist mit Vorliebe für Liszt und Chopin werden wollte?

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» Zollstock » Beiträge: 338 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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