Für andere kochen - eine besondere Verantwortung tragen?
Ich probiere gerade ein neues Hobby aus, dass darin besteht, Freunde und Bekannte einzuladen und mit ausgefallenen Rezeptideen zu beglücken. Unter meinen Freunden ist auch eine Frau, die sehr ernährungsbewusst isst. Ich möchte sie zwar einladen, mich aber eigentlich nicht nach ihr richten, sonder nur nach meinen Ideen.
Meint ihr, dass man eine besondere Verantwortung trägt, wenn man andere bekocht? Ist es unmoralisch, nur nach seinem Geschmack zu gehen und zum Beispiel auch Geschmacksverstärker zu verwenden und Nicht-Biofleisch? Sollte ich, obwohl ich das sonst nicht tue, auf den Fett- und Zuckergehalt des Essens achten, weil meine Gäste vielleicht Wert darauf legen? Trage ich eine besondere Verantwortung, wenn ich Gäste bekoche, oder ist es legitim, so zu kochen, wie ich es auch für mich tun würde - nicht besonders ernährungsbewusst, sondern nur unter Genussaspekten?
Ich finde gar nicht, dass man eine große Verantwortung trägt, wenn man für andere kocht. Man sollte zwar natürlich darauf achten, dass die Lebensmittel alle genießbar sind und dass man auch die Hygiene berücksichtigt, auf Fett und Zucker würde ich dabei jedoch absolut nicht achten. Wichtig ist nur, dass das Essen schmeckt und dass es so zubereitet ist, dass man es eben essen kann. Man muss dann natürlich schauen, dass das Fleisch nicht roh auf den Teller kommt und dass man Gemüse vorher wäscht, aber irgendwelche Nährwerte sind mir da absolut egal.
Es ist ja auch nicht so, dass man seine Gäste dazu zwingt, bei sich zu essen. Außerdem bin ich ja auch nicht für die Ernährung meiner Gäste verantwortlich und von daher können die Gäste alleine entscheiden, ob sie bei mir essen oder nicht. Wenn sie bei mir essen, dann entscheiden sie sich automatisch dazu, nach meinen Gewohnheiten zu essen und ich würde sicherlich nicht gesünder kochen, nur weil ich Besuch hätte.
In erster Linie ist es mir wichtig, dass mir ein Gericht selbst schmeckt, wenn ich koche. Ich habe absolut keinen außergewöhnlichen Geschmack und wenn mir etwas schmeckt, dann kann ich davon ausgehen, dass es allen anderen Leuten auch schmeckt. Von daher orientiere ich mich da immer ganz gerne an mir selbst. Trotzdem frage ich natürlich vorher nach, ob jemand bestimmte Lebensmittel nicht isst oder irgendwelche Allergien hat. Sobald ich das geklärt habe, richte ich mich dann aber nach mir.
Wenn ich für Gäste koche schaue ich schon, dass ich Gerichte finde, die eher einen breiteren Geschmack treffen. Ich würde jetzt zum Beispiel keine gebratene Leber auf karamelisierten Apfelscheiben auswählen, obwohl ich für dieses Gericht schon sehr viel Lob bekommen habe, weil es relativ viele Leute gibt, die keine Innereien mögen.
Geschmacksverstärker und Billigfleisch benutze ich grundsätzlich nicht und ich mag es auch nicht, wenn der Nachtisch so extrem süß ist oder wenn die Speisen fettig sind, diese Sachen fallen also schon mal weg. Aber ich würde jetzt zum Beispiel nicht Zucker durch Süßstoff ersetzen, weil das ein Gast bei sich zu Hause so macht. Ich finde das Zeug widerlich, also koche ich auch nicht damit. Wenn ich Vegetarier einlade koche ich schon vegetarisch, das ich esse eh oft vegetarisch, das ist also nicht so, dass ich dann speziell etwas für meine Gäste koche, das ich für mich alleine niemals kochen würde.
Es ist für einen Gastgeber ja unter Umständen auch überhaupt nicht möglich auf alle Extrawünsche einzugehen, weil ja in der Regel mehrere Leute auf einmal eingeladen werden. Ich schmecke die künstlichen Süßstoffe aus allem raus und finde sie wie gesagt ziemlich widerlich. Wenn zusammen mit mir jetzt aber ein notorischer Kalorienzähler eingeladen wird, der auf dieses Zeug schwört, hätte der Gastgeber ein Problem und müsste dann zwei verschiedene Nachtische machen um uns beiden gerecht zu werden. So einen Aufwand kann man als Gast echt nicht erwarten. Wenn man auf seine Extrawünsche besteht darf man keine Einladungen annehmen und muss für sich selber kochen.
Ich sehe das so, man trägt lediglich die Verantwortung, dass das Essen lecker und genießbar ist, wie und womit man kocht sollte jedem selbst überlassen sein. Man kann sowieso nicht immer jedem das passende zubereiten. Wenn ich einlade, koche ich meist Dinge die mir in der Vergangenheit gut gelungen sind und auch bei meiner Familie gut ankamen. Wenn man allerdings weiß, es kommen auch Vegetarier sollte man schon drauf achten, dass natürlich auch etwas ohne Fleisch auf den Tisch kommt, das sollte klar sein.
Das Essen, was man serviert muss schon genießbar sein und sonst hat man auch eigentlich keine Verantwortung für andere Sachen. Dennoch würde ich Rücksicht nehmen und versuchen es meinen Gästen recht zu machen. Ich versuche auch auf Geschmacksverstärker zu verzichten und gutes Fleisch zu verwenden, weswegen ich meinen Gästen nun auch nicht unbedingt schlechtere Qualität andrehen würde. Ich finde aber dennoch, dass man als Mensch, der auf Ernährung achtet nicht erwarten kann, dass der Gastgeber dann auch so kocht, wie man es selber macht. Das würde ich auch nicht erwarten und denke auch nicht, dass es bei deinem Gast der Fall ist.
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