Wird in Deutschland zu viel Englisch gesprochen?

vom 19.07.2013, 10:17 Uhr

Also ich bin nicht so wirklich der Überzeugung, dass in Deutschland zu viel Englisch gesprochen wird. Ganz und gar nicht, ich finde sogar, dass das Englisch was wir in Deutschland sprechen, ja eher schon ein Deutsch ist, als ein Englisch, weil es halt manche Wörter gibt, die wir uns aus dem Englischen einfach "geklaut" haben und diese "verdeutscht" haben. Darüber hinaus empfinde ich es gar nicht als problematisch, dass immer mehr Englisch spricht.

Es ist halt eine internationale Sprache, mit der man sicherlich keine Probleme haben kann. Und es ist nun einmal Fakt, dass gerade englische Wörter gern mal kürzer sind als die Deutschen. Ein bekanntes Beispiel ist, dass man lieber "sale" als "Ausverkauf" schreibt. Trotzdem wird jeder Mensch das "sale" verstehen, auch wenn er noch nie was mit Englisch am Hut hatte. Wir sagen auch lieber, dass wir "shoppen" gehen anstatt das lange Worte "Komm lass uns einkaufen gehen" benutzen.

Ich empfinde dies auch als gar nicht schlimm. Wer weiß, vielleicht gibt es in England auch Gebiete wo sie irgendwelche deutsche Wörter zu englischen gemacht haben. Darüber hinaus sollte man bedenken, dass wir auch viele Wörter, einfach übernommen haben. Denkt doch mal über Wörter in der IT nach. Computer, Laptop, Notebook, Netbook - All diese Wörter stammen aus dem Englischen und werden bei uns auch so verwendet. Was würden wir auch schon sonst zu einem Computer sagen? Da käme wohl eher wieder ein Wort mit 50 Buchstaben heraus, deshalb ist es schon gut, dass wir uns manche Wörter aus dem Englischen holen.

Was ich übertrieben finde ist, dass es teilweise Shops (jetzt habe ich auch lieber Shops geschrieben, anstatt "Geschäft" :wink: ) gibt, wo nur noch Englisch gesprochen wird. Im geliebten Shop mit dem Logo eines Adlers (Holli...), wird nur Englisch gesprochen. Ich finde dies schon als übertrieben, wir leben in Deutschland und da kann wenigstens auch Deutsch gesprochen werden. Wenn man mal einzelne Wörter aus dem Englischen holt ist dies völlig normal, aber man muss nicht durchgängig in einer anderen Sprache sprechen. Vor allem nicht in einem Geschäft, was in einer normalen deutschen Stadt steht. Dort gehen schließlich nicht nur "Ausländer" einkaufen, sondern großteils die Deutschen.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In Deutschland wird eher zu viel Denglisch gesprochen, weil vieles zwar Englisch klingt aber eben nicht ist. Ich finde es immer lustig, wenn Leute nicht wissen, was die Worte eigentlich bedeuten - die berühmte "bodybag" ist da ein gutes Beispiel - oder wenn sie aus irgendeinem Grund denken, dass ein englisches Verb deutsche Grammatik braucht und dann erzählen, dass sie gerade etwas "geshoppt" oder "gedownloadet" haben.

Wenn ein englischer Begriff sinnvoller und passender ist als ein deutscher Begriff spricht für mich absolut nichts gegen die Verwendung, ich finde es in Frankreich teilweise etwas verkrampft, wenn versucht wird alles auf Französisch zu sagen. Genauso verkrampft wirkt es aber, wenn versucht wird alles irgendwie auf Englisch oder Denglisch auszudrücken, weil man meint, dass das irgendwie cooler klingt. Dabei kommt dann so etwas heraus wie "come in and find out" - die Hälfte der Kunden hat's nicht verstanden, aber Hauptsache man hat einen englischen Werbespruch.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Schlimm finde ich nur, wenn es ein Pseudo-Englisch ist. So z.B. wenn Geschäfte sich modern stellen wollen und außen Schilder aufstellen, auf denen auf englisch für Rucksäcke geworben werden soll, mit der Aufschrift: 'Body bags'.
Die Ladeninhaber haben da wohl nicht richtig recherchiert, den 'Body bags' heiß auf deutsch: 'Leichensäcke'. Nun stelle man sich mal vor, es geht jemand in den Laden und verlangt Leichensäcke. Die entgeisterten Gesichter vom Personal hätte ich wohl gerne gesehen. Übrigens: 'Rucksack' heißt auf englisch: Rucksack.

Ebenso das auf einigen Bahnhöfen geschriebene - soll wohl auch modern klingen - Wort: 'Infopoint'. Dieses Wort gibt es im englischen nicht. Warum nicht, wie es früher hieß: Information? Das ist ja bereits international verständlich.

» swatkatten » Beiträge: 4 » Talkpoints: 0,48 »



Man sollte sich vielleicht selbst zuerst im Klaren darüber werden, wie viele Anglizismen man selbst täglich benutzt, bevor man sich über andere beschwert. Streng genommen wäre zum Beispiel der Satz „Der Hund von meinem Freund ist süß“ auch schon ein Anglizismus, weil es im korrekten Deutsch heißen müsste „Der Hund meines Freundes ist süß“. Der erste Satz kommt aus dem Englischen, denn dort sagt man „The dog of my friend is cute“.

Es ist aber natürlich trotzdem so, dass die Anglizismen bei unterschiedlichen Menschen mehr oder weniger benutzt wird. Grundsätzlich kann man eigentlich fast sagen, dass es da vor allem auf das Alter ankommt. Meine Großeltern sprechen eigentlich kein einziges Wort Englisch, ich selbst spreche doch sehr viel, da ich eben damit aufgewachsen bin und meine Mutter gliedert sich zwischen uns ein. Sie beschwert sich zwar immer wieder über die neumodischen, englischen Begriffe, die immer in der Werbung genannt werden, aber selbst verwendet sie dann zum Beispiel beim Geocaching auch solche englischen Fachbegriffe wie „Cache“, „Hint“ oder „Spoiler“. Das kann ich auch total gut nachvollziehen, denn außer „Hint“ durch „Hinweis“ zu ersetzen fällt mir für die anderen beiden Wörter nun spontan auch kein sinnvoller deutscher Begriff ein.

So ist es eben öfters. Anstatt „Smartphone“ könnte man zwar „internetfähiges Handy“ sagen, aber das wäre doch um einiges komplizierter, zumal es nicht alles umfasst und man noch einfügen müsste, dass man darauf auch Anwendungen (nicht „Apps“) installieren kann. So gesehen wird uns einfach von der Wirtschaft vorgeschrieben, welchen englischen Begriff wir nun für was zu verwenden haben. Anders ist es bei Wörtern wie „cool“ oder ähnliches, die kommen eben einfach aus dem Alltag und der Umgebung. Wenn der beste Freund es sagt, dann sagt man selbst es eben auch. Dagegen kann man eigentlich fast nichts mehr machen.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



swatkatten hat geschrieben: Übrigens: 'Rucksack' heißt auf englisch: Rucksack.

Da möchte ich dir nicht unbedingt widersprechen oder jetzt einen auf Klugscheißer spielen, aber der eigentliche Begriff für "Rucksack" im Englischen ist "backpack". Logisch, denn back = Rücken und "pack" = Packung. Rucksack wird zwar von den Engländern auch teilweise benutzt, ist aber wohl eher eine Übernahme aus dem Deutschen. Wie wir das Wort "Shops" benutzen, haben diese sich wahrscheinlich "Rucksack" übernommen, wobei ich hierfür keine Beweise habe. Der Großteil der Engländer (vor allem in Great Britain) benutzt "backpack".

"Body bag" muss auch nicht zwangsläufig Leichensack heißen, sondern kann eben so Gürtel- oder Bauchtasche heißen, wobei du in diesem Sinne schon Recht hast, denn die Engländer benutzen "Body bag" schon eher als Leichensack und dies ist tatsächlich ein Irrtum, worüber sich deutsche Geschäfte nicht so wirklich die Gedanken machen. Diese denken meistens einfach, dass dies sowieso schon ein "denglisches" Wort ist, welches einen Rucksack gut beschreiben kann. Dies kann aber natürlich auch nach hinten losgehen, wobei das den Deutschen wohl eher nicht stört. Wer es weiß, schmunzelt darüber - wer nicht, der sucht halt im Geschäft seinen Rucksack. :wink: So viele Engländer gibt es in unseren Städten schließlich nicht, die Leichensäcke suchen, dass diese in den Shop gehen und nach Leichensäcken fragen. :lol:

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke nicht, dass in Deutschland zu viel Englisch gesprochen wird. Grundsätzlich ist es vollkommen in Ordnung, wenn teilweise internationale Begriffe verwendet werden, denn das vereinfacht viele Angelegenheiten. Jedoch würde ich bei dieser Form des Sprachwandels etwas differenzieren.

Sobald feste Begriffe im Deutschen durch englische Wörter ersetzt werden, finde ich, dass man grundsätzlich an dem alten deutschen Wort festhalten sollte. Denn hier ist es meiner Meinung nach nicht nötig, englische Ausdrücke zu benutzen. In gewisser Weise bin ich hier Sprachpurist und finde es nicht gut, wenn zu viel Englisch dazukommt.

Doch gerade im Zuge der Globalisierung kommen immer neue Begrifflichkeiten dazu, die es im Deutschen gar nicht gibt, bzw. dann nur sehr merkwürdig übersetzt werden. Damit kann man dann gar nichts anfangen und es ist viel einfacher den englischen Begriff zu übernehmen. Als Beispiel fällt mir das Verb "chatten" ein. Im Deutschen fällt mir auch spontan kein Wort ein, was diese Tätigkeit so kurz und knapp beschreiben würde wie der englische Ausdruck.

» 1899FCB » Beiträge: 378 » Talkpoints: 10,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


swatkatten hat geschrieben:Schlimm finde ich nur, wenn es ein Pseudo-Englisch ist. So z.B. wenn Geschäfte sich modern stellen wollen und außen Schilder aufstellen, auf denen auf englisch für Rucksäcke geworben werden soll, mit der Aufschrift: 'Body bags'.
Die Ladeninhaber haben da wohl nicht richtig recherchiert, den 'Body bags' heiß auf deutsch: 'Leichensäcke'. Nun stelle man sich mal vor, es geht jemand in den Laden und verlangt Leichensäcke. Die entgeisterten Gesichter vom Personal hätte ich wohl gerne gesehen. Übrigens: 'Rucksack' heißt auf englisch: Rucksack.

Die Leichensäcke waren keine richtigen Rucksäcke. Diese Teile hatten nur einen Träger, den man irgendwie quer über die Brust getragen hat und irgendwo war am Ende des Trägers dann oft noch ein Fach für das Handy. Handy ist auch so ein schönes denglisches Wort, besonders schön auch in der Kombination mit anderen denglischen Begriffen zum Beispiel als "handy flat", also eine "praktische Wohnung".

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Handy ist auch so ein schönes denglisches Wort, besonders schön auch in der Kombination mit anderen denglischen Begriffen zum Beispiel als "handy flat", also eine "praktische Wohnung".

Was ich hierbei lustig finde, ist, dass die meisten Menschen, dass dann immer den britischen Bewohner unterjubeln, wobei diese mit dem Wort "Handy" sehr wenig zu tun haben. In Großbritanien wirst du keinen Engländer bemerken, der das Wort "Handy" benutzt. Diese kennen das Wort auch nicht und hassen es, dass man dieses Wort benutzt. Für die Leute in Großbritanien bleibt es ein "mobile phone" und ich weiß, dass in Englischklausuren auch speziell darauf geachtet wurde, weil wir eigentlich das britische Englisch lernen sollen.

So erkennt man sofort, dass die meisten "denglischen" Wörter eigentlich gar nicht vom Norden kommen, sogar vom weiten Westen, nämlich aus der USA. Ich finde außerdem, dass sich das Wort "Handy" viel besser anhört als "Mobilfunktelefon", dass Wort ist ja in Deutschland schon so gut wie ausgestorben. :lol: Ich rege mich dann nur ständig darüber auf, dass es Menschen gibt, die darüber meckern, dass wir englische Wörter benutzen wie "Handy" und dann die Briten dafür verantwortlich machen. Das zeigt mir dann sofort, dass sich diese Menschen nicht einmal genau darüber informiert haben, woher das Wort stammt, sondern einfach sofort alles und jeden schlecht redet, wie in diesem Falle die Briten (Damit meine ich nicht dich, Cloudy24 :wink: ).

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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