Mit 6 Jahren dauernd alleine lassen?

Ich habe ein Problem mit einem Freund von Kai. Der Junge ist noch 6 Jahre alt und ist dauernd alleine auf der Strasse und weiß nicht was er machen soll. Manchmal sagt er aber auch nicht ganz die Wahrheit. Also seine Mutter arbeitet Dienstags und Donnerstags Nachmittags im Dorf bei einem öffentlichen Kindergarten. Gut, Johannes könnte da auch mitgehen, aber er will und er muß es auch nicht laut seiner Mutter.

Nun ist es so das auf dem Spielplatz die anderen Eltern schon schimpfen. Er hat ja nie was zu essen oder trinken dabei und schaut wo er was bekommen kann. Ich bin auch nicht geizig und nehme oft einen Becher mehr mit, da ich es weiss das er sich sicher wieder rumtreiben muß. Seine Mutter gibt ihm dann auch keinen Schlüssel. Also ist Johannes von 14.00-19.00 Uhr draußen. Entweder er geht zu meinem Sohn oder zu einem anderen Freund.

Durch seine Art ist er sehr unbeliebt und hat nicht mehr Freunde. Mein Sohn ist aber nicht so und mag ihn trotzdem. Er ist riesig groß und spricht sehr komisch kindlich noch und albern. Viele denken er wäre behindert. Ist er aber nicht, sondern er ist gut in der Schule. Mir macht es nichts aus wenn wir daheim sind, aber gestern und vorgestern kam er um 18.15 Uhr zu uns. Da sagte ich zu Johannes: Nein, sei mir nicht böse aber wir müssen essen und die Kinder baden und ihr habt schon 2 Stunden miteinander gespielt.

Dann geht er aber nicht heim, er treibt sich auf der Wiese gegenüber um und sieht nicht sehr fröhlich aus. Mir tut der Junge leid. Ich habe die Mutter am Montag angerufen. Sie war daheim und sagte Johannes hätte gelogen. Johannes sagte mir: ich muß bis 18.45 Uhr draußen bleiben. Die Mutter meinte er hätte gesagt er wollte noch bis 18.30 Uhr draußen bleiben. Naja, ich sagte ihr das ich ab 18.00 Uhr keinen Besuch mehr wünsche. Sie sagte: Ja, klar und ich schickte Johannes auch heim.

Aber was mache ich wenn sie arbeitet? Der Vater ist auch oft weg und kommt selten vor 19.00 Uhr nach Hause. Da ist also keiner und wenn ich ihn um 18.00 Uhr heimschicke muß er eine Stunde auf der Strasse warten. Ich finde das echt so schlimm.

Du solltest der Mutter vielleicht mal ganz klar sagen, dass sie ihren Jungen nicht so lange alleine draußen spielen lassen kann. Und ihr sagen, dass die anderen Leute schon reden und er richtig unbeliebt ist. Die Mutter weiß das vielleicht gar nicht oder denkt, dass alles gar nicht so schlimm ist. Da ist es sicher gut, wenn ihr jemand mal die Augen öffnet.

Ich kann nicht verstehen, wie man sein Kind für Stunden sich selbst überlassen kann. Noch dazu ohne Schlüssel. Da ist der Junge doch gezwungen woanders etwas zu trinken und zu essen zu bekommen und dort auf die Toilette zu gehen. Ich denke, dass der Junge alt genug ist, um einen Schlüssel zu bekommen. Wenn man ihm erklärt, dass er gut darauf aufpassen muss und im Haus keinen Blödsinn machen soll, dann wird er das sicher verstehen. Oder die Mutter muss ihn eben mal mitnehmen, ob er möchte oder nicht. Mir wäre es zu Riskant, den Jungen die ganze Zeit über, alleine zu lassen.

Ich kann euch wirklich nur zustimmen, dass es mir viel zu riskant wäre, ein Kind den ganzen Tag über draußen zu lassen. Man kann sich doch nicht einfach ohne Absprache darauf verlassen, dass sich die anderen Mütter über das Kind kümmern. Ebenso wie ich es völlig blödsinnig finde, dem Kind keinen Schlüssel zu geben (mit 6 Jahren ist ein Kind durchaus in der Lage, eine Tür auf- und abzuschließen und draußen kann wesentlich mehr passieren als im Haus), ist es irgendwie verantwortungslos, den Kleinen ohne Essen und Trinken draußen abzustellen. Dass ein Kind innerhalb von 5 Stunden, vor allem beim Spielen, Durst und Hunger bekommt, ist doch klar.

Du solltest wirklich nochmal die Mutter anrufen und ihr sagen, dass es dir nichts ausmacht, dem Kind etwas zu essen/trinken zu geben, aber dass sie dafür sorgen sollte, dass Johannes selbst etwas dabei hat, falls mal keine andere Mama zur Stelle ist. Außerdem solltest du ihr nahelegen, dass sie ihm einen Schlüssel gibt. Wenn niemand zum Spielen da ist, muss er nicht alleine auf der Straße rumhängen, sondern kann nach hause.

Allerdings scheint es mir fast so, als wäre das Draußenbleiben nicht das einzige Problem des Jungen. Vermutlich klammert er sich an deinen Sohn, weil er der einzige ist, der ihn noch mag. Und wenn die anderen Eltern schon schimpfen, wendet er sich natürlich am liebsten an dich, weil du nett zu ihm bist. Weißt du, wie es sonst in der Familie aussieht? Wenn er lieber bei euch vorm Haus steht, scheint er ja nicht sehr gerne nach hause zu gehen. Natürlich wollen Kinder mal länger spielen und nicht heim, aber dass eins lieber alleine rumsteht als nach hause zu gehen, habe ich noch nie gehört.

Du solltest dich wirklich mit der Mutter in Verbindung setzen. Es kann ja nicht sein, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst, weil du ihren Sohn nicht zweimal wöchentlich 5 Stunden lang betreust.

@MoneFö, wie gut bekannt oder gar befreundet bist Du denn mit der Mutter des Jungen? Ich finde es nämlich auch nicht in Ordnung einen 6-Jährigen so lange allein zu lassen und noch dazu ohne die Möglichkeit sich in die elterliche oder eine andere Wohnung zurückziehen oder auch mal etwas essen oder trinken zu können.

Mit Sicherheit ist es nicht verkehrt die Mutter und auch den Vater des Jungen darauf anzusprechen, dass sich weder der Junge und mit Sicherheit auch die Eltern keine Freunde mit ihrem Verhalten machen. Fraglich ist aber, ob die Familie überhaupt mit sich reden lässt. Und im Prinzip ist man ja auf den guten Willen der Eltern angewiesen, sonst kann man sich den Mund fusselig reden.

Wenn die Eltern nicht reagieren, ist es wohl das Beste weiterhin konsequent zu bleiben - also den Jungen mit Deinem Sohn spielen lassen, wenn es Euch passt und ansonsten halt abweisen. Das ist schwer, ich spreche da aus eigener Erfahrung. Bei uns in der Nachbarschaft gibt es auch so ein Kind, das zwar zu den Großeltern gehen sollte, dies aber nicht so gern tut. Dieses Kind war dann auch eine Weile ständig bei uns und erwartete bespaßt und beköstigt zu werden.

Ich bin mit der Mutter eigentlich gar nicht befreundet. Johannes ging auch auf einen anderen Kindergarten und wir haben uns vorher eigentlich gar nicht gekannt. Durch ihre riesige Gestalt ist sie mir in Erinnerung geblieben. Einmal wo Kai noch 3 Jahre alt war habe ich sie auf dem Spielplatz mit ihm gesehen. Naja und nun wurde der Bub mit meinem Kai eingeschult. Noch dazu sind es nur 5 Jungen und alle wenden sich von ihm ab bis auf mein Sohn.

Kai hat aber selber auch noch einen anderen Freund den er lieber mag. Aber Johannes tut ihm leid. Er hat das wohl von mir geerbt. Mir tun auch immer alle leid. Ist schon schwer und ich fühle mich dann immer schlecht. Wobei ich kann ja auch nicht immer auf ihn aufpassen, da wir auch mal weggehen möchten. Die Mutter fragt mich ja nicht mal. Der Bub steht dann mit dem Rucksack (oder meistens ohne alles) verzweifelt vor meiner Tür.

Du musst mit der Mutter von dem Jungen reden. Sie kann ihren Sohn nicht so verwahrlosen lassen. Sie überträgt, mit ihrem Verhalten, indirekt dir und den anderen Müttern die Verantwortung für ihr Kind. Das ist zum Einen sehr unverschämt, zum Anderen muss sich der Junge sehr allein gelassen vorkommen. Wie du sagst, hat er nicht viele Freunde, was verständlich ist, denn viele Kinder finden sogenannte "Schnorrer" nervig.

Das ist ein wirklich ernsthaftes Thema. Die Eltern müssen sich unbedingt etwas überlegen, um dem Kind ein stabiles Umfeld zu ermöglichen. Der Junge ist, wie du sagst, erst 6 Jahre alt. Er ist also noch viel zu jung, um so lange Zeit auf sich allein gestellt zu sein. Wenn diese Situation so weitergeht, würde es mich nicht wundern, wenn er lebenslange psychische Schäden davon trägt.

Wenn du mit den Eltern geredet hast und diese Nichts wesentlich zu Gunsten von ihrem Sohn verändern, dann würde ich mich an deiner Stelle, beim Jugendamt melden und mich dort informieren, wie man die Situation für das Kind verbessern kann.

Ich finde das was du geschrieben hast, sehr erstaunlich und mich würde interessieren, ob die Eltern den Sohn bei jeder Jahreszeit draußen lassen? Im Winter kann ich mir das wirklich nicht vorstellen! Aber selbst wenn es ein wenig abkühlt oder anfängt zu regnen und seine Freunde nicht daheim sind, steht der 6-Jährige doch vor Problemen, die er selber nicht meistern kann.

MoneFö hat geschrieben:Kai hat aber selber auch noch einen anderen Freund den er lieber mag. Aber Johannes tut ihm leid.

Die ganze Situation ist schon schwer. Es kann aber nicht sein, dass diese Frau ihr Kind so im Stich lässt und keine Art der Betreuung für den Jungen in Anspruch nimmt. In dem Alter kann man sich doch nicht alleine auf der Straße umher treiben, da kann ja sonst was passieren. Du solltest der Mutter hier noch mal ganz klar eine Ansage machen und ihr auch damit drohen, dass du zum Jugendamt gehst. Dem Jungen muss ja geholfen werden und es gibt ja auch den Hort, wo man nach der Schule eben auch hin kann. Man kann aber auch deinen Sohn nicht dazu zwingen nun auch mit ihm zu spielen und seinen anderen Freund im Stich zu lassen.

Hier steht doch erst mal Aussage gegen Aussage. Der Junge behauptet das Eine und die Mutter trifft ganz andere Aussagen. Das würde mir persönlich zwar komisch vorkommen, aber viel machen kann man da nicht. Zumal der Junge ja zu vernünftigen Zeiten dann wieder zu Hause ist. Allerdings würde ich dabei auch zu meinen Kindern stehen, wenn sie den Kontakt mit einem bestimmten Kind wieder reduzieren wollen.

Eine ähnliche Situation hatten wir vor knapp zwei Jahren. Wie viele Kinder es in dem Haushalt gibt, ist mir nicht bekannt. Man hörte bei Telefonaten nur immer mehrere Kinder im Hintergrund. Irgendwann ergab es sich mal, dass die Tochter die mit einer meiner Töchter in die Klasse ging, auch mal mit zu uns kam zum spielen. Die Mutter des Mädchens forcierte die Besuche bei uns immer öfter und hätte am liebsten gesehen, wenn ich ihre Tochter fünf Tage die Woche nach dem Hortbesuch noch zwei Stunden bei mir habe.

Das hat selbst meiner Tochter missfallen, dass man es als selbstverständlich in der Familie ansah, dass das Mädchen immer öfter bei uns zu Gast war. Sie hat es dann von sich aus schon abgelehnt und auch der Mutter direkt gesagt, dass es so nicht geht.

Im Fall von diesem Johannes müsste man vielleicht der Mutter auch mal direkt sagen, dass ihr Sohn den Unmut von anderen Müttern und deren Kindern auf sich zieht. Vielleicht muss man da sogar soweit gehen und sagen, dass schon einige Mütter über eine Meldung beim Jugendamt nachdenken, wenn der Junge weiterhin allein unterwegs und nur auf Schnorren aus ist.