Inkompetenter Lehrer - was tun?

vom 11.02.2012, 11:22 Uhr

Ich gehe derzeit in die 11. Schulstufe und habe nächstes Jahr meine Matura. In Österreich wird gerade eine Bildungsreform umgesetzt, deren Folge unter anderem auch die Zentralmatura ist. Wir bekommen also zu unserer Matura die Aufgabenstellungen zentral aus Wien. Nun hat unsere Klasse aber ein ziemlich großes Problem: Wir haben einen sehr inkompetenten Deutschlehrer, und derzeit sehen wir keine Hoffnung, dass wir bei der Zentralmatura dann auch eine Chance hätten. Dieser Lehrer bringt uns überhaupt nichts bei, sondern ist immer der Meinung, dass wir alles schon können. Die ganze Deutschstunde müssen wir immer nur im Internet Biographien über irgendwelche Autoren recherchieren, oder uns Rezensionen zu Büchern durchlesen. Hin und wieder verlangt der Lehrer dann auch eine Problemarbeit oder Interpretation, allerdings wurde uns noch nie beigebracht, wie eine solche zu schreiben ist. Natürlich können wir einen argumentativen Text schreiben, aber bei der Interpretation haben wir schon unsere Probleme. Ein Beispiel dafür sind die Versmaße: Da wir das noch nie besprochen haben, fragte ich den Deutschlehrer kürzlich, wie man denn erkennt, ob ein Jambus oder sonst etwas vorliegt. Darauf hin meinte er nur, dass man das durch Hinsehen erkennen müsse und das ganz einfach sei, allerdings hat er selbst nach wiederholtem Fragen nicht erklären können, wie man das denn erkennt.

Ich habe schon langsam die Nase voll. Er kommt immer 15 Minuten zu spät und geht 10 Minuten früher wieder aus der Klasse. Eine Unterrichtsstunde dauert deshalb etwa 25 Minuten, und wenn man die Zeit abzieht, die er fürs Klassenbuch und anderes braucht, dann bleiben etwa 20 Minuten. In diesen 20 Minuten machen wir wie gesagt überhaupt nichts. Ich habe erst in der 10. Klasse im Lateinunterricht gelernt, was ein Konjunktiv ist, unsere Lateinlehrerin war ganz erschrocken. Was könnte unsere Klasse tun? Könnten wir einen anderen einfach so "beantragen"? Was würdet ihr in meiner Situation tun? Immerhin möchte ich meine Matura bestehen, und wenn das so weiter geht, werde ich das nicht schaffen können.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



So etwas ähnliches haben wir schon besprochen, siehe Lehrer gestaltet seinen Unterricht zu locker!

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ist es wirklich so schlimm, wie du es hier beschreibst oder übertreibst du hier nicht auch ein bisschen? Ich kann deine Sorge gut verstehen und ich hatte kurz vor dem Abitur die selben Ängste. Aber meistens macht man sich da selber viel zu viel Panik und am Ende ist es gar nicht so schlimm wie man es sich vorher ausgemalt hatte.

Aber wenn du in der 11. Klasse bist, solltest du beispielsweise die Versmaße schon können. Du hattest doch sicherlich in den früheren Klassen schon andere Deutschlehrer und vielleicht haben die einfach versäumt euch das beizubringen oder ihr wisst es nicht mehr genau. Ich glaube, wir haben Gedichte schon in der Mittelstufe durchgenommen und kurz vor dem Abitur nur nochmals kurz wiederholt.

Was seine Lehrmethoden angeht, würde ich mal einfach mit ihm darüber sprechen. Vielleicht ist ihm ja gar nicht bewusst, was ihr denkt bzw. welche Ängste ihr habt. Ich studiere gerade auch Lehramt und ich würde mir wünschen, dass meine Schüler mich direkt darauf ansprechen, wenn sie Probleme haben. Es ist außerdem viel fairer, wenn ihr ihn zuerst zur Rede stellt und euch dann notfalls an Dritte wendet. So hat er wenigstens die Möglichkeit zu reagieren und seine Unterrichtsmethoden gegebenenfalls ändern zu können.

Wenn er immer so unpünktlich ist bzw. zu früh geht, dann könnt ihr euch bei eurem Vertrauenslehrer oder der Schulleitung beschweren. Damit verletzt er nämlich seine Aufsichtspflicht und das ist wirklich nicht in Ordnung. Da kann nicht nur er, sondern die ganze Schule wirklich Schwierigkeiten bekommen.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Einen anderen Lehrer einfach so zu beantragen, wird kaum möglich sein. Damit habe ich selbst schon die eine oder andere ungeliebte Erfahrung gemacht, weil ich während meiner Schulzeit auch immer darauf bedacht war, meine Zeit, die ich ohnehin dort absitzen musste, auch so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Lehrer, die nicht das gleiche Ziel verfolgten, sind mir deshalb regelmäßig ziemlich sauer aufgestoßen. Ich weiß nun nicht, inwiefern sich die österreichischen Schulen und deren Regelungen und Verhaltensweisen von den deutschen unterscheiden. Es kann also gut sein, dass etwas, das bei uns möglich wäre, bei euch nicht umzusetzen ist - oder anders herum. Das kann ich leider wirklich nicht gut beurteilen, tut mir leid.

Der erste Schritt wäre nun aber, erst einmal in der Klasse zu besprechen, ob dieses Problem auf alle zutrifft, bzw. ob alle in der Klasse das Gefühl haben, dass das so nicht laufen sollte. Es ist nämlich leider so, dass zu allererst einmal die Klasse als Einheit dastehen sollte, um Druck auf die Schulleitung ausüben zu können. Besprecht das also am besten und einigt euch darauf, dass etwas unternommen werden muss. Ist das getan, solltet ihr als nächstes zu eurem Klassenlehrer oder Vertrauenslehrer gehen, falls es so etwas bei euch in Österreich gibt. Ist der Lehrer, der das Problem darstellt, euer Klassenlehrer, ist das natürlich schon eine kompliziertere Sache. Bevor ihr das macht, solltet ihr allerdings das Gespräch mit dem entsprechenden Lehrer selbst suchen und ihm mal darlegen, dass das so eigentlich nicht angehen kann und ob es ihm denn gar nicht auffällt, wie er sich verhält - und dass dieses Verhalten einem Lehrer eigentlich nicht angemessen ist.

In diesem Gespräch könnt ihr vielleicht auch schon herausfinden, was der Grund dafür ist, dass das so falsch läuft. Es kann ja immerhin auch gut möglich sein, dass er private Probleme der ernsteren Natur hat, die für seine momentane Lage verantwortlich sind und sich dann auch auf auswirken. Das sollte man also angesprochen haben, bevor man den - vielleicht dann auch schon gar nicht mehr nötigen - nächsten Schritt wagt.

In jedem Fall besteht der nächste Schritt darin, mit dem Vertrauenslehrer darüber zu sprechen, was dort vor sich geht. Es wäre gut, wenn ihr schon soweit vorbereitet seid, wenn ihr zu ihm geht, dass ihr im Vornherein tatsächlich einmal Buch darüber geführt habt - und das ganz ordentlich und penibel - wann der Lehrer kommt, wann er wieder geht und wie viel Unterricht in der Zwischenzeit effektiv stattgefunden hat. Wenn man so das schlechte Verhalten des Lehrers belegen kann, ist das schonmal ein ganz großer Schritt in die richtige Richtung.

Anschließend wird es wohl so sein, dass ihr bei der Schulleitung vorsprechen werden müsst. Ihr solltet euch davon allerdings nicht allzu viel erhoffen, weil es zumindest einmal in Deutschland so ist, dass zwischen den Lehrern ein sehr starkes Kollegenverhältnis besteht und sie sich, egal ob sie sich nun sonderlich mögen oder nicht, auf jeden Fall unterstützen werden; jedenfalls mehr, als den Schülern Glauben zu schenken. Es beginnt nun dann also erst ein ernster Kampf, bis eure Probleme und Anliegen endlich ernst genommen werden. Darauf solltet ihr euch schon einstellen. Es ist wohl auch eher unwahscheinlich, dass noch während dem laufenden Schuljahr der Lehrer gewechselt wird. Wenn, dann doch eher im nächsten Schuljahr. Bis dorthin müsst ihr euch noch so gut es geht mit ihm arrangieren, etwas anderes bleibt euch kaum übrig.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn der Lehrer wirklich so schlimm ist, wie du es hier beschreibst, dann solltet ihr zunächst einmal mit dem Lehrer sprechen. Ich muss nun auch mal sagen, dass Versmaß etwas ist, was man als Lehrer eben entweder erkennen kann oder eben nicht, denn ich persönlich habe da meine Probleme mit und wenn ich das später mal vor einer Klasse erklären muss, dann weiß ich zwar, woran man das erkennt, aber erkennen werde ich das dann nur anhand meiner Unterlagen, weil ich das einfach nicht kann und niemals können werde.

Den Konjunktiv haben wir auch erst ziemlich spät behandelt, ich glaube in der 8. Klasse, was ich echt auch als spät empfunden habe, da das ja Grundsteine der deutschen Grammatik sind, aber es war trotzdem so in Ordnung. Allerdings kann es natürlich nicht sein, dass der Lehrer allgemein so inkompetent ist und scheinbar gar keine Lust hat euch ordentlich zu unterrichten. Deswegen erst einmal mit dem Lehrer sprechen, sollte das keine Wirkung zeigen, dann auf jeden Fall mit der nächst höheren Instanz sprechen und dann eventuell auch mit dem Schulleiter, wo man dann vielleicht einen anderen Lehrer bekommt, wenn das nötig ist, denn ihr sollt immerhin gut vorbereitet sein und das seid ihr wohl momentan gar nicht. Ich habe aber auch so meine Zweifel, ob ihr das überhaupt noch aufholen könnt, wenn ihr so einen krassen Rückstand habt. Da müsst ihr dann auch selber eigenständig viel arbeiten, damit das noch etwas wird.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Da ich in NRW Abitur mache, kann ich dir vielleicht nicht wirklich weiterhelfen, aber ich würde mal so sagen: erstens sind die von dir angesprochenen Themen eigentlich Themen, die schon längst in den Unterstufen behandelt wurden und zweitens müsste man doch auch bei euch die Anforderungsbereich im Internet nachlesen können oder nicht? Zumindest hier in NRW ist es so, dass sich jeder Schüler die Sachen aus dem Internet von der Seite des Schulministeriums herunterladen und ansehen kann, so dass man eigentlich gar nicht direkt auf den Lehrer angewiesen ist und das Abitur mit etwas Fleiß auch selbst packen könnte.

Sachen wie Interpretationen und Gedichtanalyse hatte ich aber schon in der achten Klasse! In den darauffolgenden Jahren kamen diese Themen dann nochmals wiederholt vor, in der zehnten hatten wir dann nochmals Lyrik, da wurde auch nochmal alles wiederholt und was Interpretationen angeht, von der sechsten bis zur dreizehnten Klasse haben wir doch in Deutsch nichts anderes gemacht, da frage ich mich doch, was so bei euch auf dem Lehrplan stand. Wir haben Lektüren gelesen oder bestimmte Textsorten behandelt und diese dann analysiert! Und das war in jeder Arbeit so, die ganzen Jahre über, also finde ich es wirklich interessant, wie man in der elften Klasse nicht wissen kann, wie eine Interpretation aufbaut. Die wesentlichen Grundlagen der Lyrik lassen sich außerdem ganz leicht aus dem Internet heraussuchen und zusammen fassen, ich denke das wäre als Oberstufenschüler auch kein Problem, die Lehrer sind nicht dazu da euch alles vorzukauen und auf den Tisch zu werfen.

Besonders in Deutsch sind die Anforderungen im Abitur eigentlich nicht hoch, keiner wird dich da irgendwelche grammatischen Begriffe oder dergleichen abfragen und die Gedichtanalyse ist doch auch optional, zumindest hier in NRW. Das einzige was verlangt wird ist ein gewisses Verständnis der unterschiedlichen Textsorten und Epochen, damit kommt man schon blendend durch das Abitur. Und wenn eure Lehrerin so schlecht ist, würde ich mir einige von den Lernbüchern für das Abiturtraining anschaffen. Andererseits aber könnte man sich natürlich auch zusammen tun und vor dem Schulleiter eine Beschwerde über diese Lehrerin darlegen. Vielleicht sollte man aber vorher auch ein Gespräch mit ihr suchen und sie darauf ansprechen, möglicherweise ist es ihr auch gar nicht bewusst. Normalerweise achten Lehrer die Abiturklassen vorbereiten schon sehr darauf, dass diese auch durch das Abitur kommen, denn andernfalls schadet es doch ihrem eigenen Ruf und sie werden auch sicherlich keine zweite Oberstufe bekommen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Auch wenn die Themen, die behandelt werden eigentlich nicht erst in der Oberstufe Thema sein sollten, so geht es doch um das eigentliche Problem - wenn ich es richtig verstanden habe. Ich denke, dass man in diesem Fall mit der Schülervetretung und der Schulleitung sprechen sollte. Denn diese hat hier oft genug die besseren Möglichkeiten im Vergleich zu einem einzelnen Schüler. Außerdem haben diese im Optimalfall auch Erfahrungen im Umgang mit solchen Situationen.

Ansonsten bleibt Euch wohl nur, die Anforderungen zu eruieren und selbst zu erarbeiten, denn in der Kürze der Zeit dürfte es auch schwer werden einen Ersatz zu bekommen. Erst recht wenn Ihr die ersten seid, die sich entsprechend beschweren.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn die Situation bei euch wirklich so dramatisch ist und der Lehrer tatsächlich solche Fehlzeiten in der Klasse aufweisen kann, dann sollte nicht erst in der Klasse besprochen werden, ob es allen so geht, dass sie zu wenig lernen. Vielmehr ist es wichtig, dass der Rektor, also die Schulleitung von diesen Fehltritten des Lehrers informiert wird. Der Rektor ist der Chef deines Lehrers und kann ihn in die Schranken weisen. Unter Umständen kann der Rektor dann auch dem Lehrer einen Besuch in eurer Klasse abstatten und seinen Unterricht beurteilen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das Problem kann ich nur zu gut verstehen. Ich hatte einen absolut inkompetenten Lehrer in Englisch und Geschichte. Glücklicherweise konnte ich Englisch auch so und in Geschichte bin ich dann, obwohl ich es eigentlich geplant hatte, nicht ins schriftliche Abitur gegangen. Das war jetzt nicht so schlimm, aber letztendlich ärgert es mich doch. In Englisch hätte ich im Abitur wohl auch eine viel bessere Note erreicht, wenn der Lehrer uns auch nur irgendetwas beigebracht hätte, anstatt nur über die ehemalige DDR, seine Heimat, zu reden und uns Filme darüber zu zeigen - wohlgemerkt im Englischunterricht.

Aus Erfahrung kann ich leider sagen, dass es nichts viel nützt, in solchen Situationen den Rektor aufzusuchen. Ich war bei dem Vertrauenslehrer, bei mehreren meiner anderen Lehrer, die schon länger auf der Schule sind, als der besagte Lehrer und habe mich beschwert. Meine Mathe-Lehrerin hat sogar ein Gespräch mit dem Lehrer geführt, aber das hat alles nichts genützt, er hat gerade so weiter gemacht. Deshalb finde ich es auch ziemlich blöd, dass die Lehrprobe der Lehrer angekündigt stattfindet. Wenn die Prüfer einfach mal in den Unterricht kommen würden, ohne dass der Lehrer es vorher weiß, würden sie wirklich sehen, welcher Lehrer wirklich guten Unterricht macht und welcher nicht. Aber wie gesagt, leider ist es nicht so.

Und leider ist es auch so, dass solche Lehrer furchtbar uneinsichtig sind und ihren Unterricht als gut empfinden. Dann kommt noch hinzu, dass es viele Schüler auch angenehm finden, wenn kein gescheiter Unterricht gemacht wird und deswegen wird es wohl auch schwierig, sich im Klassenverbund über den Lehrer zu beschweren. Ich denke mal, einige aus der Klasse finden es auch toll, dass der Lehrer immer zu spät kommt und sie länger Pause haben.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Man kann es mal mit einem gutem Gespräch mit dem Lehrer selber probieren. Vielleicht ist er ja einsichtig und kann sich erklären. Meinen Erfahrungen nach bringt das allerdings wenig, weil die meisten Lehrer wirklich uneinsichtig sind. Eine weiter Option wäre der Rektor, auch hier hat man nach meinen Erfahrungen wenig Erfolg, da die meistens zusammen halten. An deiner Stelle würde ich dem Lehrer also erklären, dass man sich auch beim Schulamt beschweren kann und dann sollte es besser werden. Gerade im Fachbereich Deutsch kann man sich ja aber auch prima mit Informationen besorgen, wenn man im Internet danach sucht und so kann man eben die Prüfung auch schaffen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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