Bestrafungen bei Kindern und Jugendlich noch zeitgemäß?
Ich hatte gerade mit einer Freundin eine Diskussion über unsere Kindheit. Da wir, ist ja logisch, in unterschiedlichen Familien aufgewachsen sind, wurden auch Vergehen unterschiedlich bestraft beziehungsweise damit umgegangen.
Während meiner Freundin jegliche Sanktionen erspart geblieben sind und sie es meist so drehen konnte, dass sich ihr alleinerziehender Vater am Ende als Schuldiger gefühlt hat, hatte sie eine recht entspannte Kindheit und Jugend. Bei mir war das ganz anders. Mein Vater war streng erzogen wurden und hat auch nie andere pädagogische Mittel kennengelernt als harte Sanktionen. Die berühmte Backpfeife war da nur das geringere Übel.
Jetzt sind wir aber an dem Punkt hängen geblieben, dass ja doch mittlerweile ein umdenken in der Erziehung von Kindern stattgefunden hat. Körperliche Sanktionen sind ja, glücklicherweise, zum Großteil aus der Erziehung verschwunden. Auch müssen meine Kinder später vor mir da keine Angst haben, da ich eh mehr der pädagogische Typ bin und die Sanktionen meines Vaters immer strikt abgelehnt habe. Sind den Bestrafungen in irgendeiner Form heute noch zeitgemäß? Also gibt es noch Hausarrest, Taschengeldentzug, in der Ecke stehen, zusätzliche Aufgaben im Haushalt oder ähnliches? Können sich die Kinder heute viel mehr erlauben als früher? Gibt es nur noch Gespräche, in denen über die Verfehlung gesprochen wird? Ist sogar die "stille Treppe" schon abgeschafft?
Was sagt ihr? Brauchen Kinder und Jugendlichen Konsequenzen oder Gespräche? Ist es sinnvoller, sich mit ihnen hinzusetzen und über das was falsch war zu sprechen oder sollte man direkt eine Strafe geben? Sind die Bestrafungen überhaupt noch als pädagogisches Mittel ratsam?
Ich denke, man muss eine ausgewogenen Mischung zwischen Gesprächen und Strafen finden. Sicher sollte eine Strafe nicht ohne Worte und Erklärungen erfolgen, da sie sonst oft als unfair empfunden oder gar nicht verstanden wird. Aber nur Gespräche bringen oft auch nichts. Immerhin reden wir hier von Kindern, die noch nicht alles verstehen können. Und bei Jugendlichen zählt einige Jahre lang nur das eigene Vergnügen und sie rebellieren gegen die Eltern. Da gehen Argumente zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus.
Zudem können Gespräche nicht wirklich in ihrer Abstufung variieren. Sicher kann man zwei Minuten lang über etwas reden oder zwei Stunden. Aber es sind trotzdem nur Worte. Ich finde aber, dass man Kindern vor allem eine Verhältnismäßigkeit zeigen muss. Wenn sie dies tun, ist es nicht so schlimm, dann gibt es eine leichte Strafe. Aber wenn sie jenes tun, ist das ein ganz anderes Kaliber und da gibt es eine härtere Strafe.
Es gibt nun mal nicht nur gut und böse, sondern sehr viel dazwischen. Da muss man einem Kind unglaublich viel vermitteln und beibringen. Ich glaube nicht, dass da Gespräche ausreichen. Kinder und Jugendliche sind einfach noch nicht so vernunftbegabt, ihre Gehirne noch nicht ausgereift. Da muss man sie auch fühlen lassen, dass sie etwas falsch gemacht haben. Nicht körperlich durch Schläge, aber eben durch Fernsehverbot, Zimmerarrest und ähnliches. Ich finde das hat nichts mit zeitgemäß zu tun, sondern eher mit altersgemäß.
Ohne Strafen sollte keine Erziehung ablaufen. Denn du siehst ja am Beispiel deiner Freundin, dass sie ihrem Vater auf der Nase rum getanzt ist. Und ich gehe davon aus, dass Menschen, die in der Kindheit und Jugend nie Konsequenzen für ihr Handeln erlebt haben, es später schwerer haben. Wobei eben Strafen keine Prügel sein sollten, wenn es auch in extremen Situationen auch mal zu einem entsprechenden Klaps kommen kann.
Kinder haben nun mal das Talent auch Dinge auf die Spitze zu treiben und wenn alles nichts mehr hilft, dann mag ein Klaps auf den Po nicht unbedingt verkehrt sein. Selbst ein Brüller von Vater oder Mutter soll ja aus pädagogischer Sicht nicht sein. Aber wenn Kinder sich erst mal hoch geschaukelt haben, dann dann muss man sich eben auch mal recht laut entsprechendes Gehör verschaffen.
Meine Kinder wissen auch, dass manche Taten von ihnen auch Konsequenzen nach sich ziehen. Sie wissen aber auch, dass sie mit allen Problemen zu mir kommen können. Allein, dass man sich mit ihnen zusammen setzt und darüber redet, stärkt das Vertrauen in die eigenen Eltern. Und ich habe es selbst bei Erwachsenen beobachten können, dass sie ihre Eltern eher belügen, als offen über Probleme zu reden, weil sie als Kind schon nicht ernst genommen worden sind.
Das neue Zauberwort in der Erziehung heißt ja schon länger Konsequenz. Jedes Verhalten kann eine Konsequenz mit sich bringen, sowohl eine negative, aber auch eine positive Konsequenz. Ich denke auch, dass Kinder durchaus erfahren sollen, dass Regelübertretungen seine Konsequenzen mit sich bringen und auch, dass man nicht alles durchgehen lassen muss. Dinge, die nicht geschafft wurden, werden nachgeholt, ist das Zimmer abends nicht aufgeräumt, muss man auf den Fernsehabend eher verzichten und darf dann erst aufräumen und so weiter.
Ich denke auch, dass man das Verhalten und die Konsequenz auch erläutern sollte, und das Gespräch suchen sollte. Um eben dem Kind zu zeigen, man macht sich Gedanken und die Beziehung zwischen Kind und Eltern wird weniger belastet. Grenzen sind genauso wichtig, wie dann auch ein konsequentes Verhalten und ich denke, da führt auch kein Weg drum herum. Abhängig ist dies auch vom Kind zu machen. Gelegentliches Augenzudrücken schadet sicher nicht, sollte dann aber auch nicht zur Regel werden.
Was soll man denn tun, wenn ein Kind zum Beispiel anfängt, ein anderes Kind mit Dreck zu bewerfen? Ich denke, da muss eine Konsequenz erfolgen und es nicht einfach so stehen lassen und da würde ich gern wissen, wie man aus "pädagogischer" Sicht eingreift und zwar, ohne das Kind, welches geworfen hat, zu bestrafen.
Kinder brauchen klare Regeln und Disziplin, kombiniert mit Liebe und Geborgenheit. Dazu gehört für mich auch eine angemessene (überlegte) Bestrafung, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Mit angemesser Bestrafung meine ich, dass die Bestrafung dem Alter und dem Intellekt des Kindes entspricht und schließe dabei jegliche körperliche Sanktionen aus. Körperliche Sanktionen sind nicht nur verboten, sondern verletzten auf eine infame Art die Würde des Kindes. Wichtig finde ich, dass eine Bestrafung niemals in blinder Wut oder unüberlegt erfolgen sollte. Damit kann man Kinder seelisch sehr verletzten. Außerdem finde ich es sehr wichtig, dass man eine Bestrafung erklärt, wenn das möglich ist. Dann kann das Kind verstehen, warum es bestraft wurde und fühlt sich nicht so schnell ungerecht behandelt. Bestrafungen sollten meiner Meinung nach aber nur einen kleinen Teil der Erziehung ausmachen. Ich finde es wichtig ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belohnung, Bestrafung und Gesprächen einzuhalten. Aber noch wichtiger ist eine gute Beziehung zu dem Kind. Ich bin der Meinung dass ohne gute Beziehungen eine wirksame Erziehung nicht möglich ist.
Mir persönlich fällt es extrem schwer Kinder zu bestrafen. Ich habe sehr schnell Mitleid mit Kindern und würde am liebsten alles nur mit Worten regeln. Ich habe aber schnell gemerkt, dass man nur mit Worten allein Kinder nicht erziehen kann. Wenn Worte nicht mehr helfen, sollten logische Konsequenzen folgen, ansonsten wird man von Kindern nicht mehr ernst genommen. Aber wenn ich ein Kind bestrafe, dann achte ich sehr darauf, dass ich dem Kind mit Respekt begegne und dabei nicht die Würde des Kindes verletze. Das heißt ich bleibe sachlich und stelle keine rethorischen Fragen (die meistens nur demütigend für das Kind sind). Außerdem achte ich darauf einen freundlichen Tonfall zu behalten. Nach meinen Erfahrungen ist es nicht notwendig zu schimpfen, auch dann nicht wenn man gerade eine Konsequenz durchzieht. Mit schimpfen erreicht man meistens nur, dass die Kinder Angst bekommen, aber das überzeugt die Kinder nicht vom Inhalt des gesagten.
Mir ist bewußt, dass ich den Kindern nichts Gutes tue, wenn ich sie aus falscher Gutmütigkeit nicht erziehe. Das Selbstwertgefühl eines Kindes wird geschwächt, wenn man die Erziehung vernachlässigt. Eine liebevolle Bestrafung kann dem Kind Sicherheit und Orientierung geben. Kinder haben meistens einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und können gut unterscheiden, ob eine Bestrafung angemessen ist oder nicht. Umgekehrt sollte aber auch eine Belohnung erfolgen, wenn es das Kind später richtig gemacht hat, sonst wird die Erziehung einseitig.
Im Alltag lässt sich leider kaum vermeiden, dass es irgendwann zu Missverständnissen kommt und ein Kind zu Unrecht bestraft wird. In diesem Fall ist es für mich sehr wichtig, dass ich zu dem Kind hingehe, meinen Fehler ohne Beschönigungen eingestehe und mich entschuldige. Eine Entschuldigung von Erwachsenen wird von Kindern hoch angerechnet und führt meistens dazu, dass man am Ende sogar mehr Respekt gewonnen hat.
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