Wie lange würdet ihr an einer roten Ampel warten?

Ich habe vor einigen Tagen bei YouTube einen Bericht gesehen, bei dem überprüft wurde oder besser gesagt dargestellt wurde, wie sehr der deutsche Bürger sich an verinnerlichte Vorschriften hält. Unter anderem war das Thema die rote Ampel. Jeder weiß, das rote Ampel heißt, dass man stehen bleiben oder entsprechend mit dem Auto anhalten soll. Nun haben es die Macher der Dokumentation auf die Spitze getrieben und die Ampelphase für Autos an einer Baustelle, obwohl diese nur 10 Meter lang war und von der anderen Seite kein Auto kam, auf 45 Minuten und mehr verlängert. Bei Fußgänger ein entsprechendes Beispiel.

Während die ersten Fußgänger nach 5 Minuten die Lust verloren haben und einfach bei Rot über die Ampel gegangen sind, haben die Autofahrer ruhig und geduldig 15 Minuten gewartet, sind aber auch dann nicht gefahren. Nach 30 Minuten sind die ersten unruhig geworden und haben sich mit den anderen Autofahrern ausgetauscht, die ersten sind aber schon umgedreht. Noch immer hat sich keiner getraut, die rote Ampel einfach zu überfahren. Erst nach ca. 45 Minuten haben die Ersten Mut gefasst und sind einfach durch die 10 Meter Baustelle gefahren und nach ungefähr 60 Minuten Wartezeit sind dann alle einfach gefahren.

Interessant ist das schon. Sind wir wirklich so ein korrektes Volk, dass wir nahezu eine Stunde an einer roten Ampel stehen bleiben, wo sich nicht abzeichnet, dass sich diese jemals grün färben wird? Wie lange würdet ihr an einer Ampel die Dauerrot zeigt warten? Würdet ihr schon eher die Geduld verlieren und einfach umdrehen oder wenn der Bereich zu überblicken wäre einfach drüber fahren?

Zuerst einmal empfinde ich diesen Versuch als Nötigung und als unnötigen Eingriff in den Straßenverkehr, vielleicht sogar gefährlich. Denn die Autofahrer werden ja genervt und viele fahren wahrscheinlich aggressiver weiter als vor der Zwangspause. Außerdem wird durch so etwas die natürliche Hemmschwelle herabgesetzt, beim nächsten Mal vielleicht nicht so lange zu warten, wenn es vielleicht notwendig ist. Durch das Brechen eines Tabus wird dieses automatisch abgeschwächt. Ich habe für solche Versuche keinerlei Verständnis.

Ich weiß nicht, wie lange ich gewartet hätte. Es kommt auch darauf an, welche Übersicht ich über die Lage gehabt hätte, ob man beispielsweise das Ende der Baustelle überblicken kann. Wenn nicht, wäre ich wahrscheinlich nach zehn Minuten umgedreht und hätte eine andere Strecke genommen. Wenn ich den Überblick gehabt hätte, hätte ich vielleicht auch zehn Minuten gewartet. Aber ohne in der Situation selber zu stecken, ist eine Aussage wie immer schwierig, was man wirklich getan hätte oder nicht. Wahrscheinlich hätte auch meine momentane Stimmung eine Rolle gespielt.

Also ich würde niemals eine Stunde an einer roten Ampel warten. Ich werde schon nervös wenn ich länger als eine Ampelphase warte muss, das sind ja meist nur wenige Minuten. Ich würde wahrscheinlich nach 5 Minuten die Straße bei Rot überqueren.

Man muss hier allerdings unterscheiden, ob man allein oder in einer Gruppe an der roten Ampel steht. Stehen noch weitere Leute da, dann würde ich nicht so ohne weiteres bei Rot die Straße überqueren, wenn ich allein dort stehen würde, dann sehe ich das anders.

Wahrscheinlich würde ich in einer großen Menschenmenge mit den ersten Leuten, die sich dann trauen, die Straße überqueren oder ich würde einfach einige Meter weitergehen und an einer anderen Stelle schnell über die Straße huschen.

Also ich finde diesen Versuch als Unverschämtheit. Ich würde nie im Leben so lange an einer Ampel stehen bleiben, mich ärgert es immer schon, wenn ich zwei Ampelschaltungen abwarten muss. Und wenn ich mal fünf Minuten warten muss an einer Baustellenampel, könnte ich vor Wut ins Lenkrad beißen. Nach einer viertel Stunde wäre ich am Durchdrehen und Fluchen. Wenn die Baustelle wirklich einzusehen war, würde ich durchfahren und ansonsten würde ich umlenken.

Ich würde aber zweimal überlegen über eine rote Ampel zu fahren, wenn hinter mir noch mehr stehen. Da würde ich eher umdrehen.

Ich habe es letztes Jahr erlebt, dass eine Ampel an einer Supermarktausfahrt anscheinend eine Fehlschaltung hatte. Ich stand vorn und ich hatte ziemlich schnell die Schnauze voll. Ich denke, ich bin binnen fünf Minuten über die Ampel gefahren und die Leute hinter mir, sind mir munter gefolgt. Wie jemand da 15 Minuten warten kann ist mir schleierhaft.

Also ich würde wahrscheinlich niemals eine ganze Stunde bei einer roten Ampel stehen bleiben aber ich überfahre eigentlich nie eine rote Ampel und auch als Fußgänger würde ich wahrscheinlich wenn ich es nicht total eilig hätte schon einmal zehn Minuten warten bis es grün wird. Ich gehe auch dann nur bei rot über die Straße, wenn ich auch wirklich nirgends ein Auto entdecken kann und würde nie wie viele andere die ich oft dabei beobachte, einfach schnell auf die andere Straßenseite gehen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so lange an einer roten Ampel warten würde. Ich bin nicht gerade der geduldigste Mensch und wenn ich mehr als 5 oder 10 Minuten an einer Ampel warten müsste, dann würde ich wohl fahren, wenn die Straße so übersichtlich ist, wie es in dem Versuch beschrieben wurde. Wenn ich eine andere Strecke kennen würde, die nicht viel länger ist, dann würde ich vielleicht auch drehen, um nicht über die rote Ampel zu fahren. Aber auf keinen Fall würde ich eine Stunde lang warten, dass die Ampel grün wird.

Ich finde das Experiment eigentlich sehr interessant. Ich hätte nie gedacht, dass manche da wirklich ganze 60 Minuten gewartet haben.

Ich würde wahrscheinlich, wenn die Baustelle sehr gut einsehbar ist und kein Gegenverkehr kommt, nach spätestens 10 bis 15 Minuten einfach bei Rot fahren. Wahrscheinlich würde ich mich vorher noch mit den anderen Autofahrern unterhalten, wie sie die Situation einschätzen. Wenn die Baustelle nicht einsehbar wäre, dann wäre ich wahrscheinlich einfach umgedreht und hätte die Baustelle umfahren. Das mache ich auch manchmal, wenn ich in einer ewig langen Ampelschlange an einer Baustelle stehe. Ich bin dann einfach zu ungeduldig.

Allerdings ist an einer roten Ampel warten, egal wie lange sie rot ist, anscheinend tatsächlich typisch deutsch. Ich wurde in den USA immer ein bisschen aufgezogen, wenn ich an einer roten Fußgängerampel gewartet habe, auch wenn weit und breit kein Auto in Sicht war. Andere Länder sehen das offensichtlich nicht so eng. Mein Gastvater meinte sogar einmal, Deutschland wäre das einzige Land, indem ein Autofahrer nachts bei strömendem Regen an einer roten Ampel auf Grün warten würde, auch wenn er das einzige Auto weit und breit wäre. Und nach diesem Test glaube ich fast, dass er damit recht hatte.

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die meisten wirklich so lange gewartet haben. Man soll ja nie einer Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hat. Nein, ich denke, die haben vielleicht im Versuchsaufbau etwas falsch gemacht. Schon die Angabe für Fußgänger ist viel zu hoch, da Fußgänger doch eher mal bei Rot drüber gehen.

Aber das die Deutschen da sehr korrekt sind, stimmt auf jeden Fall. Ich stand letztens mit meiner Nichte auf dem Bahnsteig und habe noch eine geraucht, natürlich in so einem Raucherbereich. Meine Nichte fand diese Raucherbereiche total doof und hat mich gefragt, wer das kontrollieren würde. Tja, wer kontrolliert das? Eigentlich niemand. Vielleicht wurde es in der ersten Zeit nach der Einführung verstärkt kontrolliert, aber seitdem funktioniert es einfach. Sicher stehen nicht alle in dem Viereck, einige auch außerhalb der Überdachung. Aber außer Betrunkenen raucht kaum jemand mehr einfach irgendwo auf dem Bahnsteig.

So sind die Deutschen halt. Es könnte damit zusammenhängen, dass unser System einfach funktioniert und alle mitmachen. In anderen Ländern werden auch Regeln und Gesetze aufgestellt, aber oft reicht ein kleiner Geldbetrag an die Polizei, damit man diese Gesetze umgehen kann. Und wenn die Exekutive bestechlich ist, werden das immer welche ausnutzen. Und warum sollte sich dann das restliche Volk daran halten? In Deutschland haben wir irgendwie irgendwann diesen Teufelskreis durchbrochen.

Es kommt immer auf die Situation an. Wenn ich alleine an einer roten Fußgängerampel stehen würde und definitiv kein Auto in Sicht wäre, würde ich höchstwahrscheinlich schnell die Straße überqueren. Wenn ein Kind in der Nähe wäre, hätte ich da mehr Hemmungen, weil man ja irgendwo als Erwachsener eine Vorbildfunktion hat.

An einer roten Autoampel würde ich aber auch keine Stunde stehen und warten. Je nachdem wie übersichtlich der Verkehr vor mir ist, würde ich nach maximal 10 Minuten entweder weiterfahren oder umdrehen. Ich will meine Zeit nicht mit so was verschwenden, es gibt genug andere Sachen, die obendrein noch wichtiger sind, als an einer roten Ampel zu warten, die offensichtlich einen Defekt hat.