Lasst ihr euch auf der Straße zu Geldspenden überreden?

Piccolino89 hat geschrieben:Ohne jetzt zu gemein klingen zu wollen, muss ich schon sagen, dass er meiner Meinung nach gar nicht so arm sein kann, wie er vorgibt. Wie kann er sich sonst die Hundesteuer leisten? In Bonn beträgt die etwa 150€ pro Jahr, vorausgesetzt, man besitzt nur einen Hund, bei zwei Hunden sind es schon 210€ pro Hund pro Jahr. Ein Hund in Schäferhundgröße frisst ja auch nicht gerade wenig und Hundefutter ist auch nicht billig.

Während ich Deine Erzählung vom Obdachlosen mit dem Hamsterkäfig schon etwas merkwürdig finde, denn so einen Hamster kann man nicht das ganze Jahr über im Freien mit sich schleppen, kann ich Deiner Aussage, ein Obdachloser könne doch niemals einen Hund haben, absolut widersprechen. Sehr viele Obdachlose haben, im Gegenteil, einen Hund. Und der ist ihnen oftmals wichtiger, als sie selbst.

Die erbettelten Gelder werden oftmals eher für das Hundefutter ausgegeben, als für eigene Nahrung. Was hingegen die Hundesteuer betrifft, frage ich mich, woher Du denn weißt, ob der Obdachlose diese überhaupt zahlt. Hatte der Hund ein Halsband mit Hundesteuermarke an? Wenn nein, wie kommst Du darauf, dass Hundesteuer gezahlt wird? Und braucht man dafür nicht eigentlich auch ein Konto und einen festen Wohnsitz, um dafür angemeldet zu sein?

Und selbst, wenn der Hund eine Steuermarke trug, kann es auch sein, dass das Herrchen diese gefunden hat. Ich selbst sehe jedes Jahr so drei- oder viermal eine einzelne Steuermarke irgendwo herumliegen. Die verlieren sich offenbar relativ leicht, wenn sie am Halsband eingehängt sind.

Und wieso sollten Obdachlose ihren Hund, der oftmals ihr einziger verlässlicher Freund ist, auch weggeben? Oft haben sie keine anderen sozialen Kontakte, und ihr Hund akzeptiert sie, wie sie sind. Egal, wie dreckig ihre Kleidung vielleicht ist, und wie sehr sie möglicherweise stinken, wenn sie länger keine Gelegenheit mehr hatten, sich zu waschen. Der Hund liebt sie trotzdem. Es wäre meiner Meinung nach sogar fatal, in solchen Fällen zu sagen, sie sollen den Hund doch weggeben. Der gibt den Menschen wenigstens ein bisschen Wohlbefinden und Sicherheit.

Piccolino89 hat geschrieben:Was ich auch sehr glaubwürdig finde ist, wenn vermeintliche Obdachlose betteln und dabei rauchen.

Das finde ich selbst nicht so schön, weil das Rauchen für mich als Art Luxus gilt, das im Gegensatz zu Nahrungsmitteln und Wasser nicht lebensnotwendig ist. Die Spendengelder für so einen Luxus auszugeben, finde ich auch etwas dreist. Allerdings ist es so, dass viele Obdachlose auch mal direkt eine Zigarette von anderen Personen erbetteln oder geschenkt bekommen. Sie geben also nicht zwangsläufig selber Geld dafür aus.

Piccolino89 hat geschrieben:Habe auch schon oft mitbekommen, dass diese vermeintlichen Obdachlosen sich gerne gerade dort positionieren, wo oft Schüler oder Studenten vorbeikommen. Also gerade die Altersgruppe, die in der Regel eh nicht viel Geld zur Verfügung hat.

Das könnte Spekulation darauf sein, dass jüngere Leute weichherziger sind und daher eher spenden, selbst, wenn sie selber wenig Geld haben. Negativ betrachtet könnte es natürlich auch die Annahme sein, dass sich junge Leute eher von der Bettelei überrumpeln lassen. Allerdings habe ich persönlich bisher nicht den Eindruck gehabt, dass besonders an Universitäten oder an Schulen gebettelt wird. Hier in der Stadt sind es eher Bahnhöfe oder Fußgängerzonen, oder aber die Parkplätze vor Supermärkten. Also keine Orte, wo besonders viele Kinder unterwegs wären.

Schon möglich, dass manche Menschen eine derartig enge Bindung zu ihrem Hund haben, dass sie ihn nicht abgeben möchten, selbst wenn sie in die Obdachlosigkeit rutschen sollten. Ich kann eine derartig enge Bindung zu einem Hund nicht nachvollziehen, da ich selbst nie einen Hund gehabt habe.

Mir ist gerade noch eine Geschichte eingefallen, die ich erlebt habe. Ich befand mich mal vor längerer Zeit auf dem Weg von meiner Universitätsstadt zu meinen Eltern, weil ich über das Wochenende meine Familie sehen wollte.
Eine direkte Verbindung gab es nicht, also musste ich umsteigen und eine Zeitlang an einem Bahnhof warten.

Da kam ein Bettler um die Ecke und wollte Geld von mir haben. Er hatte eine sehr interessante Taktik. Er setzte mich unter Zeitdruck, deutete auf die Uhr und murmelte unentwegt, dass sein Zug nach Braunschweig gleich käme, den er unbedingt kriegen müsse. Leider hätte er aber nicht genug Zeit für das nötige Ticket. Dabei hat er auf einen Zug gedeutet, der schon am Bahnhof angekommen war und dort auf den Abfahrtzeitpunkt wartete.

Gekriegt von mir hat er nichts, aber dreist finde ich so was schon. Es gibt Menschen, die wirklich obdachlos sind und Geld brauchen und aus diesem Grund betteln gehen. Aber dadurch, dass ich schon so viele vermeintliche Obdachlose getroffen habe, die nicht sehr überzeugend waren, neige ich dazu, den Obdachlosen zu misstrauen. Da sieht man mal, was ein paar schwarze Schafe anrichten können.

Ich wurde auch schon oft genug von solchen Leuten angesprochen. Mal ist es Tierschutz, dann Unicef, die Blindenmission und so weiter, es gibt eigentlich kaum einen Verein, der mich noch nicht angesprochen hat. Aber auf der Straße bin ich da immer sehr misstrauisch und gebe keine Unterschriften. Wer weiß denn schon, ob da wirklich für die behaupteten Zweck geworben wird und wieviel Geld dann tatsächlich ankommt.

Wenn ich spenden will, dann mach ich das direkt über die jeweiligen Institutionen und schaue ob ich auch direkt Verwendungszwecke angeben kann, damit das Geld dann auch hoffentlich zweckgebunden ankommt.

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