Neigt ihr eher dazu zu bagatellisieren oder zu übertreiben?

Es gibt Menschen, die bagatellisieren etwas enorm und manche übertreiben. Beides ist nicht immer gut, weil man nie wirklich weiß, wie es wirklich war´oder ist. Es fängt schon an, wenn man mich fragt, wie es mir geht. Da bagatellisiere ich gerne und sage, dass es mir gut geht oder wenn ich krank bin, dann geht es mir eben schon besser. Ich übertreibe eigentlich nie bewusst. Bei mir ist es eher so, dass ich untertreibe, also bagatellisiere.

Neigt ihr eher zur Übertreibung oder bagatellisiert ihr eher irgendwelche Situationen? Was haltet ihr davon, wenn man übertreibt oder bagatellisiert?

Bei Höflichkeitsfragen gehört es ja zum guten Ton, dass man da einfach auch nicht antwortet, dass es einem schlecht geht. Da wird man immer gut sagen. Abgesehen davon bin ich ein Mensch, der dazu neigt Dinge realistisch zu betrachten. Das tut manchmal weh, aber es ist immer besser als eine falsche Sicht auf Dinge zu haben und sie sich schön zu reden. Das bringt ja alles auch nichts. Ich habe versucht mir irgendwann anzugewöhnen alles realistisch zu betrachten und denke auch, dass ich das mittlerweile ganz gut kann. Ich übertreibe oder untertreibe also nicht.

Ich versuche, realistisch zu sein. Nach Aussagen von Freunden oder Bekannten bagatellisiere ich aber in der einen Richtung und übertreibe in der anderen. Meine eigenen eher seltenen gesundheitlichen Beschwerden bagatellisiere ich, während ich mit der Kritik an mir übertreibe. Wenn ich beispielsweise koche, bin ich überaus kritisch und sage auch durchaus schon einmal, dass das Essen leider versalzen sei oder schlecht gewürzt, auch wenn die anderen das nicht so empfinden.

Mein Ziel ist es allerdings, realistisch zu sein, damit meine Aussagen ernst genommen werden. Natürlich ist es aus Höflichkeit oft angebracht, zu bagatellisieren oder zu übertreiben. Wenn jemand beim Friseur war, übertreibe ich beispielsweise meist und mache Komplimente wegen der überaus gelungenen Frisur. Wenn jemand etwas zugenommen hat und dies mir gegenüber erwähnt, bagatellisiere ich und tue so, als hätte ich das gar nicht bemerkt oder als wäre das gar nicht so schlimm, sondern vielleicht sogar vorteilhaft fürs Aussehen.

Ich denke, es kommt immer auf die Situation und das Alter an. Als Teenager wird man sicherlich nicht gerade wenig übertreiben, wenn man sich von Lehrern oder Eltern ungerecht behandelt fühlt. Da bagatellisiert man sein eigenes Fehlverhalten, weil man oft vor seinen Mitschülern nicht schlecht dastehen möchte. Da kommen dann oft solche Sätze wie: "Ich hab einmal die Hausaufgaben vergessen und schon will er meine Eltern sprechen. Der hat mich total auf dem Kieker." oder "Ich war nur 5 Minuten weg, obwohl ich auf meinen kleinen Bruder aufpassen sollte und schon bekomme ich 3 Monate Hausarrest, dabei ist gar nichts passiert. Das ist total ungerecht."

Ich merke auch immer wieder bei mir, dass mein Verhalten auch heute noch situationsabhängig ist. Ich bin kein Mensch, der überall sein Leid klagt, deswegen geht es mir auf Nachfrage in der Regel gut. Wenn ich mich aber über irgendwelche Mitmenschen aus Arbeit, Uni oder sonstwo ärgere, dann neige ich schon zu Übertreibungen, zumindest solange, bis ich mich einigermaßen abgeregt habe. Danach kann ich die Situation normalerweise etwas objektiver und realistischer betrachten.