Was fasziniert am TV-Serienkiller Dexter Morgan?

Dexter Morgan ist, wie viele von euch ja sicher schon wissen, Blutspurenanalyst bei der Polizei von Miami und nebenbei noch mal eben ein Serienkiller. Doch er tötet nur

Menschen, die es verdient haben!

Die Sache ist die, dass Dexter eben nicht das personifizierte Böse ist. Er ist auch nur ein Mensch, der mehrere Seiten hat. Niemand ist eben nur böse oder nur gut. So etwas gibt es nicht. Und darum geht es in allen Serien, die Menschen darstellen, die wir eigentlich moralisch verachten sollten. Ich denke da gerade an "Die Sopranos" (Mafia) oder "Sons of Anarchy" (Motorradgang).

Ich finde gerade die Darstellung dieser Kriminellen als Menschen mit Gefühlen und Träumen oft sehr gelungen. Sie haben Kinder, um die sie sich aufopferungsvoll kümmern, oder Eltern oder Freunde. Und sie haben ihrerseits auch sehr strenge Grenzen. Dexter tötet eben nur andere Mörder. Bei Sons of Anarchy kämpfen sie in der zweiten Staffel gegen rechtsradikale Faschisten. Bei all dem Waffenhandel und den Vergeltungsmorden sehen sie eben keinen Grund, warum Schwarze oder Mexikaner schlechtere Menschen sind.

Diese Menschen haben also ihre Grenzen, aber diese liegen offensichtlich woanders als die von dir und mir. Aber das lässt einen über die eigenen Grenzen nachdenken. Denn im Allgemeinen ist man in seinem langweiligen Alltag noch nicht an diese gestoßen. In Sons of Anarchy verliebt sich z.B. eine Ärztin in einen der Biker und wird dadurch in diese Welt hineingesogen, wodurch sie sich natürlich auch verändert. Bei Dexter ergeht es seiner Schwester so als sie erfährt, dass ihr Bruder ein Mörder ist. Sie nutzt diese Tatsache ja auch, als ihr als Polizistin ein Mörder durch Formalitäten durch die Lappen geht.

Wo liegen also unsere Grenzen wirklich, wenn es mal darauf ankommt? Wie weit würden wir gehen? Wie viel Böses steckt in einem normalen Menschen und was ist nötig, um es hervorzulocken? Das sind alles sehr interessante psychologische Überlegungen. Und über die macht sich die Menschheit schon seit Jahrhunderten Gedanken.

Dexter Morgan ist also am Ende nicht als Held zu sehen, sondern einfach als Mensch. Und viele Menschen, die mit Serientätern zu tun haben, sympathisieren mit ihnen auf gewisse Art und Weise. Psychologen, Anwälte, Gefängnisaufseher. Ich glaube nicht, dass sich ein Serienmörder in jeder Sekunde böse und niederträchtig verhält. Er wird auch mal Angst zeigen oder Hoffnung. Und das weckt in einem normalen Menschen immer Sympathien. Und Unterstützung erlangen sie von diesen Menschen auch, egal ob Sympathien oder nicht. Und in dieser Form würde ich auch Serienmördern helfen.