Muss man dem Arbeitgeber immer dankbar sein?
Die Frage ist ja, ob man dem Arbeitgeber IMMER dankbar sein muss. Das ist selbstverständlich nicht der Fall.Der Arbeitgeber sollte dankbar sein, dass man für ihn arbeitet. Das ist er ja auch im Normalfall, dafür zahlt er mir ja etwas. Wenn er mir nichts zahlen würde, würde ich auch nicht für ihn arbeiten.
Wenn der Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht über die Maßen hinaus ernst nimmt, dann kann man ihm natürlich sehr wohl dankbar sein. Wenn man beispielsweise zum zehnjährigen Jubiläum eine goldene Uhr oder ein Monatsgehalt extra bekommt, ist das natürlich sehr schön und ein Grund zur Dankbarkeit. Auch wenn der Arbeitgeber versucht, seine langjährigen Mitarbeiter zu halten, obwohl es sich für ihn nicht rentiert, ist das durchaus dankenswert. Auch wenn er einen kostenlosen Kindergartenplatz zur Verfügung stellt, sollte man dankbar sein. Aber nur, dass er einem einen Job gibt, ist kein Grund für besondere Dankbarkeit, sondern das ist eine Win-Win-Situation.
Ich habe bewusst verschiedene Situationen gewählt. Und ich habe die in keinem Punkt miteinander verglichen, sondern bewusst dazu geschrieben, ob man in der Situation das Verhalten hinnehmen muss, weil man ja dankbar sein muss, einen Arbeitsplatz zu haben. Mir ging es darum, wie viel nehmt ihr hin, weil ihr der Meinung seid, man muss dankbar sein, einen Arbeitsplatz zu haben.
Zu der Versetzungssache. Ich habe bisher einen Arbeitsvertrag gehabt, in dem enthalten war, dass man eben auch in andere Filialen versetzt werden konnte. Da wurden die Fahrtkosten aber zwischen den Filialen übernommen. Ich war zeitweise in einer Filiale, die näher am Wohnort war und habe damit mehr Gehalt gehabt.
Im genannten Fall ist aber im Arbeitsvertrag eben nicht davon die Rede, dass man einfach versetzt werden kann. Somit verstößt der Arbeitgeber eindeutig gegen den Vertrag. Trotzdem wird ja hier weiter behauptet, der Arbeitgeber soll dankbar sein? Verstehe ich nicht. Wobei es in diesem Fall noch so ist, dass der Arbeitnehmer eh schon Leistungen erbringt, die ebenfalls im Arbeitsvertrag nicht drin stehen.
Die meisten haben es ja an sich klar gesagt. Man erbringt Leistungen und dafür wird man bezahlt. Ich habe auch schon Dinge in meinem Berufsleben gemacht, weil es eben besser war, als arbeitslos zu sein. Aber an welchem Punkt sind die Grenzen? Wie viel nimmt man hin? Bis zu welchem Punkt sagt man, kann man drüber hin weg sehen, immer noch besser, als arbeitslos zu sein?
Was steht denn in dem Arbeitsvertrag noch drin? Vor allem, was die Leistungen sind, die im Laufe der Zeit dazu gekommen sind. In den meisten Verträgen steht nämlich drin, dass man auch Tätigkeiten ausführen muss, die nichts mit dem eigentlichen Beruf zu tun haben. Und man muss halt immer den einzelnen Fall sehen. Wenn ich mit Kusshand auch in einer anderen Firma genommen werde, dann poche ich auf meinen Vertrag und nehme die Kündigung dann lächelnd in Kauf.
In dem von dir beschriebenen Fall fallen aber offene Stellen in der unmittelbaren Nähe eben nicht vom Himmel und da kann man schon dankbar sein, wenn man nicht gekündigt wird, obwohl man eigentlich nicht mehr wirklich gebraucht wird. Zu den beiden anderen Fällen und ich fange mal mit der jungen Mutter an, so ist es recht einfach. Wurde es schriftlich im Arbeitsvertrag festgehalten, dass sie Samstags nicht arbeiten kann, dann kann sie sich darauf berufen, weil es eben nachweisbar ist.
Ansonsten muss man auch hier sagen, wenn die Arbeitsmöglichkeiten rar gesät sind, muss man dankbar sein, wenn man überhaupt eingestellt wird. Und wer will wird auch am Samstag eine Möglichkeit für die Betreuung des Kindes finden. Das ist dann Auslegungssache, wie viel man bereit ist zu geben beziehungsweise auch zu unternehmen, damit man seinen Job machen kann.
Zu den sexistischen Sprüchen, kommt es auch darauf an, wie es jede Person empfindet und vor allem auch darauf reagiert. So wie die einen den Kopf einziehen und lieber kündigen, sind andere Frauen eben auch taff genug um männliche Kollegen mundtot zu machen, indem sie komplett anders reagieren. Wobei dann Dankbarkeit für einen Job und Reaktion auf das Verhalten der Kollegen auch wieder zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Damit wäre meine Frage aber immer noch nicht beantwortet. Deshalb nun direkt: An welchem Punkt wäre für dich die Grenze? Was würdest du alles in Kauf nehmen, um den Job behalten zu können, weil du, aus welchen Gründen auch immer, dankbar sein willst, dass du den Job hast?
Wie man mit Kollegen umgeht, die sexistische Sprüche machen, ist mir durchaus bewusst. Aber wie sieht das aus, wenn der Arbeitgeber das macht? Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Arbeitgeber fordern würde, dass du dich doch bitte in deiner Freizeit aufreizender anziehen sollst? So Leid es mir tut, für mich ist meine Privatkleidung meine Privatsache. Zumindest so lange ich keine gültigen Gesetze verletzte oder durch meine Kleidung der Ruf des Betriebes gestört wird. Und für mich ist vorrangig wichtig, dass ich mich den Wetterbedingungen entsprechend bekleide. Unter anderem auch, damit ich nicht krank werde und weiter meine Arbeit machen kann.
Wenn eine Mutter sich auf eine Stelle bewirbt und klar sagt, sie kann Samstags nicht arbeiten und der Arbeitgeber sagt klar, dass ist kein Problem, warum soll sich die Frau dann um Betreuungsmöglichkeiten kümmern? Sie erfüllt den Arbeitsvertrag ja, in dem sie die anderen Tage zur Verfügung steht. Wenn sie nun Freitag gesagt bekommt, sie soll am Samstag arbeiten und sie sagt, da kann sie nicht, weil sie keine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder hat, der Arbeitgeber dann empört reagiert - ist hier wirklich der Arbeitgeber im Recht? Und da die Mutter ja fest eingeplant hat, dass sie Samstag daheim ist, wird es wahrscheinlich äußerst schwer sein, so schnell eine Betreuungsmöglichkeit zu finden.
Dann beantworte ich dir deine Fragen mal direkt. Und ich war schon sehr dankbar über einen Job, der dann aber bedeutete, dass ich in der Frühschichtwoche morgens um halb vier aus dem Bett musste. Dazu dann noch unterwegs auf eine Kollegin warten, die kein Auto hatte. Wenn die wieder nicht in die Pötte kam, dann hatte ich das Problem auch noch halbwegs pünktlich in der Firma anzukommen.
Und ich war dankbar, dass unser Arbeitgeber damals entschieden hatte, dass ich die Fahrtkosten für die Kollegin gleich von ihm bekam. Denn sie war ständig knapp bei Kasse und hätte mir nie pünktlich das Geld übergeben. Und wir hatten damals bei acht Stunden effektiver Arbeitszeit zwei Mal je eine viertel Stunde Pause. Dann lauf das mal von der hinteren Produktionshalle zum Aufenthaltsraum, wo du etwas essen, aber auch eine Zigarette rauchen willst. Diese Wege gehörten alle mit in die Pausenzeiten, so dass man am Ende nur noch etwa 10 bis 12 Minuten Pause hatte.
Was die sexistischen Sprüche angeht, so würde ich vermutlich anders reagieren als du. Und das allein macht schon den Unterschied. Kommt da so ein Spruch mitten im Winter, dass ich mich etwas offenherziger Anziehen soll, dann könnte meine Antwort so aussehen, dass er nicht lange daran eine Freude haben würde, da ich mich dann erkälte. Die Kleidung würde sich dann bei mir trotzdem nicht ändern, da es mein Kleiderschrank gar nicht vorrätig hätte.
Und zur jungen Mutter habe ich dir schon gesagt, worauf es ankommt. Steht es im Arbeitsvertrag, kann sie auf die freien Samstage bestehen. Ansonsten muss sie eben den Job wechseln oder sich eine Betreuungsmöglichkeit suchen. Denn was nicht schriftlich festgehalten wurde, kann sie im Ernstfall auch nicht beweisen. Und zur Dankbarkeit für einen Job noch allgemein ein paar Worte. Es ist egal, wo man den Job hat. Sind sie für einen persönlich rar gesät, dann muss man schon dankbar sein, wenn man einen Vertrag bekommt.
Das heißt aber nicht, dass man das offen zur Schau tragen muss. Und soweit ich die Beiträge hier in Erinnerung habe, hat auch niemand gesagt, dass man täglich den Bückling vor dem Chef machen soll, um die Dankbarkeit zu zeigen. Und es wird auch zu deinem vorhandenen Fall mit Herrn A. jeder seine persönlichen Umstände dabei in Betracht ziehen. Bin ich familiär unabhängig, so habe ich kein Problem mit den von dir genannten Fahrzeiten. Da ich aber zwei Kinder habe, die meine Unterstützung in der Schule auch ab und an benötigen, so wäre es für mich persönlich nur erst mal einen Versuch wert, ob man alles miteinander vereinbaren kann.
Ich verstehe nicht, an welcher Stelle dein Arbeitgeber eine vertragswidrige Handlung gefordert hat, wenn man eigentlich bei Einstellung weiß, dass der Frühdienst eben sehr früh beginnt. Das weiß man vorher. Wenn man nicht bereit ist, um die Zeit aufzustehen, nimmt man den Job eben nicht. Da später drüber zu jammern, finde ich unpassend.
Die Kollegin hast du freiwillig mitgenommen oder wurdest du von deinem Arbeitgeber gezwungen, der dich vor die Wahl stellte, du sollst die Kollegin mitnehmen oder du hast keinen Arbeitsplatz mehr?
Drei bis fünf Minuten Weg zum Pausenraum halte ich persönlich für legitim. Ich kenne das zum Teil gar nicht anders. Immerhin wird in der Zeit auch nicht gearbeitet und man arbeitet die Zeit nicht kostenlos für den Arbeitgeber.
Ich möchte zu Bedenken geben, dass es einen Unterschied macht, ob man sich freiwillig auf etwas einlässt oder ob man vom Arbeitgeber dazu gezwungen wird, irgendwas zu machen, was man gar nicht machen will. Beziehungsweise Sachen zu machen, die eben gegen den gültigen Vertrag verstoßen.
Zu den sexistischen Sprüchen. Beim ersten Mal war ich geschockt und bin wortlos gegangen. Als er das zweite Mal was in der Art sagte, noch dazu in Anwesenheit eines Freundes von sich und da was kam ala Freund, meinst du nicht auch, Frau LittleSister sollte sich mal aufreizender anziehen? Ich habe ihm nur gesagt, wenn er für die Alimente aufkommen kann und habe den Raum verlassen. Sehr schlau war das sicherlich nicht.
Du hast aber, ohne die persönliche Umstände zu kennen, auf die du hier ja beharrst, sofort deine Meinung kund getan ala man muss dankbar sein, dass der Arbeitgeber die zusätzlichen Fahrtkosten übernimmt. Ich habe mich nur grob zu den persönlichen Verhältnissen von Herrn A. geäußert. Mir ging es um eine allgemeine Einschätzung.
Hier in diesem Thread sollte nicht die Diskussion aus dem anderen Thread weiter geführt werden. Hier ging es generell darum, was man alles an Forderungen des Arbeitgebers in Kauf nimmt, weil man dankbar ist einen Job zu haben. Und deine Beispiele waren freiwillige Leistungen von dir.
Du hast dich selbst auf den anderen Thread bezogen in deinem Eröffnungspost. Und die dort genannten Fahrtkosten, die nun bei einer Versetzung vom Arbeitgeber übernommen werden, sind doch wohl auch freiwillige Leistungen. Und ich habe mehrmals geschrieben, dass es auch darauf ankommt, wie schnell man einen anderen Job bekommen kann. Sind sie insgesamt sehr rar vorhanden, dann muss man eben auch dankbar sein, wenn man bei solchen Veränderungen im Betrieb nicht gekündigt wird.
Ich habe auch an keiner Stelle über die damaligen Arbeitszeiten gejammert. Ich persönlich habe auch lieber die Frühwoche gehabt, da man dann schon am frühen Nachmittag zu Hause war. Allerdings waren die Einstellungsgespräche damals so terminiert, dass eben die Leute zusammen dort waren, wo man bei nicht vorhandenen Führerschein auch Fahrgemeinschaften bilden konnte.
Der Firma kam das zwar nicht kostengünstiger, aber es wurde mehr oder weniger deutlich gesagt, dass man nur einstellt, wenn die Fahrgemeinschaften auch gebildet werden. Und wenn dann das Arbeitslosengeld so gering ist, dass man gerade so die monatlichen Ausgaben abdecken kann, dann ist man dankbar, wenn man den Job bekommt. Wobei ich mir eben auch gestattet habe, nur die groben und notwendigen Daten zu nennen.
Ob und wie jemand mit den zukünftigen Situationen umgeht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich bin zu vielen Zugeständnissen bereit, wenn ich auf einen Job angewiesen wäre. Andere Menschen sind dazu wieder nicht bereit. Und dazu eine Entscheidung treffen hängt von vielen Faktoren ab. Fahrzeit und Übernahme der zusätzlichen Kosten sind da nur ein kleiner Teil, der zu einer Entscheidung beitragen kann.
Wie zeigt sich denn Dankbarkeit dem Arbeitgeber gegenüber? Doch am ehesten darin, dass man motiviert zur Arbeit geht, seine Aufgaben motiviert erledigt und man zu einem guten Arbeitsklima beiträgt. Vielleicht auch, dass man mit Freude seine Tätigkeiten erledigt. Für seine Arbeitsleistung wird man entlohnt und somit kann man Dankbarkeit seitens des Arbeitsnehmers erwarten, indem man eben seine Leistung bringt.
Ich denke, man kann in bestimmten Momenten durchaus dankbar sein, einen Job zu haben. War man Jahre lang auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, geht man da nun anders an die Sache heran, als wenn man nun jedes Jahr aus mehreren Stellen selbst auswählen könnte. Zumindest ist dies meine Betrachtungsweise. Das heißt aber nicht, dass an sich nun unbedingt vom Arbeitgeber vorschreiben lassen müsste, wie man sich in der Freizeit zu kleiden hat.
Geht es um eine Versetzung, käme es meiner Ansicht nach darauf an, welche Optionen man denn noch hätte. Eine Versetzung ist aber meiner Ansicht nach durchaus sinnvoller, als nun unbedingt eine Kündigung zu erhalten. Ob man nun länger zur Arbeit fahren muss, ist Ansichtssache. Da käme es auch darauf an, wie flexibel man selbst ist und ob man nun gewillt ist, die Distanz noch zu leisten, wie die Verkehrsanbindungen an sich sind und ob man es schafft. Ist ein Umzug zu machen oder besteht ein Eigentum, hat man Familie?
Sind Arbeitszeiten am Wochenende bei der Mutter Pflicht? So kann sie nicht oder nur nach Absprache daraus gehalten werden. Arbeitet man zum Beispiel im Einzelhandel oder im pflegerischem Bereich, wird man keine andere Möglichkeit haben, als sich damit zu arrangieren. Damit aber keine Bevorteilung oder Benachteiligung stattfindet, ist es doch nur menschlich, wenn gleichermaßen die Wochenenden/ Samstage verteilt werden. Als Mutter kann man sicherlich etwas Rücksicht erwarten, wenn Termine bekannt sind, aber sonst? Das sehe ich ganz pragmatisch. Ich würde auch als kinderlose Frau gern mal einen Samstag frei haben.
Als Arbeitnehmer zieht man meist am kürzeren Stöckchen und kommt ins Schwanken, aber ich denke, es gibt in der Tat Situationen, mit denen man sich arrangieren muss und wo man nun keinen Sonderbonus erwarten kann. Sicherlich hat man sich als Arbeitnehmer nicht alles gefallen zu lassen, die Frage ist aber, inwieweit man da mitreden kann, wenn es um die Gestaltung der Dienstpläne geht oder inwiefern eine Umstrukturierung stattfindet, die eben auch eine Versetzung mit sich bringt.
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