Welche Kriterien muss ein Bio-Honig erfüllen?

vom 17.07.2009, 23:01 Uhr

Hallo!

Eine Bekannte von mir isst nur Bio-Produkte. Unter anderem auch Bio-Honig. Ich kann mir nciht vorstellen, dass Bio-Honig auch wirklich biologisch einwandfrei ist. Denn man kann ja Bienen kaum erziehen nur an biologisch gut angebaute Pflanzen zu gehen und die Pflanzen zu meiden, die mit Kunstdünger und Pestiziden verseucht sind.

Welche Kriterien muss nun ein Bio-Honig erfüllen? Was ist der Unterschied zwischen Bio-Honig und "normalem" Honig?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Also einen echten "Bio-Honig" gibt es so nicht, es handelt sich eigentlich um "Honig aus ökologischer Bienenhaltung". Der Einfachheit halber ist dann aber nur von "Bio-Honig" die Rede. Was da nun anders ist, ist einerseits dass sich der Imker ein paar schöne Leitsätze auf die Fahnen schreibt, wie der gewissenhafte Umgang mit Ressourcen, energieschonender Umgang und so weitere Allgemeinplätze die gut klingen.

Dann wird versucht, so viel wie möglich oder je nach Imkerei sogar ganz auf "Bienenmedizin" zu verzichten. Und es werden auch stellenweise nicht die normalen vorgebauten Wachsmittelwände für die Bienenstöcke verwendet (da bauen die Bienen dann ihr Nest rein) denn dort in dem Wachs sammeln sich die chemischen Keulen drin, die andere Imker verwendet haben (die Mittelwände beziehungsweise der Wachs werden wiederverwendet). Deswegen werden dann dort andere Mittelwände gekauft oder halt nur unter "Bio-Imkern" hin und her gereicht.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich kann man Bienen nicht erziehen nur zu "Bio"-Pflanzen zu fliegen. Dazu müsste man sie ja einsperren (was schwer sein dürfte) und das wäre dann wieder gar nicht biologisch.

Ich habe mich über die Kriterien des Biosiegels mal informiert und die sind beim Honig natürlich nur teilweise einsetzbar und diese nimmt man dann auch, damit der Honig das Siegel bekommt. Darunter zählt eben nicht, dass man die Bienen dazu nötigt, nur an Pflanzen zu gehen, die biologisch angebaut wurde - eben weil das nicht umsetzbar ist. Demnach müssen die Bienen aber artgerecht gehalten werden (Belüftung, Platz- Komfortbedarf und Lichtanspruch der Tiere). Wachstumsfördernde Mittel sind verboten. Tatsächlich könnte man auch Bienen "dopen" und das ist nicht erlaubt.

Im Vordergrund steht das Wohl der Tiere. Man darf sie nict ausbeuten, muss sie artgerecht halten und vorzugsweise sollen sie natürlich in einer Umgebung leben, die nicht schadstoffbelastet ist. Bienen fliegen ja nun auch nicht ewig, um ihren Honig zu sammeln, insofern kann man das ein bischen leiten.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Das ist je nachdem, wer das Siegel vergibt unterschiedlich. Grundlage ist erstmal immer die EU-Ökoverordnung. Und die einzelnen Bioverbände erstellen darüber hinausgehende Kriterien. Am strengsten ist Demeter. Da dürfen nicht mal Schrauben in den Bienenkisten verarbeitet sein und andere meiner Meinung nach unsinnige Dinge. Aber im Großen und Ganzen geht es einfach um die Haltung der Bienen. Der Standort ist vollkommen egal. Es gibt auch Biohonig, der zwischen Autobahn und Atomkraftwerk gesammelt wurde. Das ist absolut kein Kriterium.

Belüftung, Platz- Komfortbedarf und Lichtanspruch der Tiere, wie mein Vorredner angesprochen hat, sind auch kein Kriterium. Die Belüftung ergibt sich von selbst, damit die Bienen nicht ersticken. Einen Lichtanspruch haben die Bienen nicht. Sie leben in einer Holzkiste, etwaige Ritzen machen sie sogar selber zu. Tagsüber ist es wahrscheinlich dämmrig, nachts stockdunkel (vielleicht kommt der Begriff daher). Man braucht jedenfalls keine Fenster einbauen oder Glühbirnen aufhängen. Der Platzbedarf richtet sich nach Größe des Volkes und wird vom Imker sowieso beachtet.

Besonderen Wert wird auf die medizinische Behandlung der Bienen gelegt. Gegen die Varroamilbe muss irgendwie gekämpft werden, da sonst das Volk stirbt. Ohne geht also nicht. Bei Bio-Honig sind aber nur organische Säuren erlaubt (Ameisensäure und Oxalsäure). Außerdem müssen die Bienenkisten mit ungiftigen Farben oder Lacken lackiert sein. Das Wachs, das man den Bienen als Grundlage für ihre Waben gibt, muss Bio-Wachs sein. Ein weiterer Punkt ist das Flügelstutzen der Königin, das bei Bio verboten ist.

Die Bio-Richtlinien werden von allen Imkern mehr oder weniger eingehalten. Denn kein Imker will seinen Bienen schaden und die meisten Regeln, vor allem die sinnvollen, ergeben sich von selbst. Richtig giftige Lacke z.B. wären eine sehr schlechte Idee, auf die kein Imker kommen würde. Die organischen Säuren zur Varroabehandlung werden eh von 90% der Imker benutzt, andere experimentieren mit anderen, natürlichen Stoffen.

Andere Regeln bringen auch gewisse Nachteile. Das Nicht-Bio-Wachs-Verbot beinhaltet z.B. auch, dass man den eigenen Wachs nicht mehr weiterverwenden darf, obwohl der ja auch einwandfrei ist. Das Flügelstutzen der Königin macht auch niemand aus Bosheit. Es hat Vorteile, weil sie dadurch nicht Wegfliegen kann. In der freien Natur sterben sie und die Bienen, die sie mitnimmt, immerhin.

Für den Imker bedeutet Bio vor allem sehr viel mehr Verwaltungsaufwand, weil er ja alles nachweisen muss. Dafür kann er aber auch mehr Geld verlangen. Für die Bienen macht es wenig Unterschied. Gerade in Deutschland gibt es im Grunde keine nicht-artgerechte Bienenhaltung, weil es eh nur sehr kleine Imkereien gibt. Für den Kunden macht es daher, meiner Meinung nach, auch keinen großen Unterschied. Der Honig ist derselbe, wie einer ohne Bio-Siegel. Es reicht, wenn man deutschen Honig kauft und keinen "aus EG- und Nicht-EG-Ländern" zusammen gepanschten oder ähnliches.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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