Gefühlsverwirrung nach dem Abitur?

Ich habe vor kurzem mein Abi gemacht. Die Zeit war die schlimmste, anstrengendste und belastende Zeit meines noch recht kurzen Lebens. Ich habe sehr viel geweint, war kurz vor Zusammenbrüchen und ab mir immer wieder ausgemalt, trotz Anstrengungen durchzufallen. Da hat man sich auch gegenseitig verrückt gemacht. Das Schuljahr war sehr kurz, alle hatten Angst, alle haben versucht ihr bestes zu geben und der Druck war kaum auszuhalten.

Ich war natürlich unglaublich glücklich, als ich dann mein Zeugnis in der Hand gehalten habe und wusste, dass ich es geschafft habe. Diese Gelassenheit und Entspannung hat so gut getan, das weiß wohl jeder, der sein Abi gemacht hat. Aber kurz nach dem Abiball überkam mich ein komisches Gefühl. Ich hatte ganz plötzlich das Gefühl, Schule zu vermissen. Die ganzen Menschen, Freunde und Bekannte, die man dort jeden Tag gesehen hat. So viel Kommunikation und Kontakt jeden Tag aufs neue. Es war der Alltag, wir sind schließlich seit dem sechsten Lebensjar prinzipiell nur für die Schule aufgestanden und haben für die Schule gelebt.

Jetzt, zwei Monate nach dem Abi, vermisse ich immer noch alles. Gleichzeitig habe ich aber auch starke gesundheitliche Probleme, Bauchschmerzen und vor allem jede Nacht (!) Albträume von der Schule. Jede Nacht träume ich weiterhin von der Schule, von Prüfungen und den Ängsten. Es ist, als müsste mein Kopf sich von den Strapazen erholen. Aber ist das normal, 8 Wochen nach dem Ende dieser Zeit?

Ich schwanke also zwischen "Warum muss das alles vorbei sein? Ich vermisse die ganzen Menschen die jetzt alle ihre eigenen Wege gehen und eigentlich war Schule gar nicht so schlimm" und "Ich komm von diesen Gedanken und dem Stress nicht los". Kennt ihr das? Ich mach mir wirklich Sorgen, was los ist. Ein bisschen vermissen ist bestimmt normal, aber die Albträume machen mich sehr fertig. Hat jemand Erfahrung damit oder weiß, woher diese Gefühlsmischung her kommt oder was man dagegen tun kann?

Da das letzte Schuljahr so außergewöhnlich stressig für dich war, ist es schon seltsam, dass du es nicht einfach genießt, dass es vorbei ist. Sicher war die Schulzeit schön und es ist ganz normal, dass du sie vermisst. Aber die Ausmaße sind schon ungewöhnlich. Hängt es vielleicht eher mit der Zukunft als mit der Vergangenheit zusammen? Ist dein weiterer Lebensweg denn schon festgelegt?

Wirst du studieren und hast schon einen Studienplatz? Oder einen Ausbildungsplatz? Oder hängt das alles noch in der Schwebe und du weißt gar nicht, wo du in wenigen Wochen sein wirst und was du tun wirst? Dann ist es einfach die Angst vor der großen Veränderung, die ansteht und die Ungewissheit, wie diese Veränderung überhaupt aussieht. Das wäre vollkommen verständlich und das vergeht dann, sobald es feststeht und anfängt.

Ich kenne das selbst nicht. Ich war zwar auch nie der Überflieger in der Schule, sondern immer nur guter Durchschnitt, aber hatte nie Angst, mein Abitur nicht zu schaffen. Daher hatte ich im letzten Schuljahr auch nicht mehr Stress als sonst bzw. habe mir einfach keinen Stress gemacht. Heulkrämpfe oder schlaflose Nächte hatte ich daher nie.

Auch nach dem Abitur hatte ich keine extremen Gefühle wie du. Ich war froh, dass die Schule vorbei war, da ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat. Ich bin zwar immer gerne zur Schule gegangen, aber wusste trotzdem, dass ich die Schule nicht vermissen würde. Und das habe ich bis heute auch noch nie, obwohl alle immer genau das behauptet haben.

Nach dem Abitur habe ich einfach mein Leben weitergelebt, die schulfreie Zeit genossen und auf den Studienbeginn gewartet bzw. diesen vorbereitet. Ich hatte genug zu tun, da ich umziehen musste und so weiter.

Was machst du denn jetzt nach dem Abitur? Fängst du eine Ausbildung oder Studium an? Was machst du bis dahin? Nutze die Zeit bis dahin doch irgendwie. Suche dir irgendetwas, bei dem du mal total abschalten kannst. Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, mal ein paar Tage weg zu fahren. Der ganze Stress wird irgendwann abfallen, ich denke nicht, dass du jetzt deshalb zum Psychologen oder sowas musst. Es war einfach eine stressige Zeit für dich, die du jetzt hinter dir lassen musst.

Ich kenne das auch nicht so extrem wie du, glücklicherweise. Auch mir wurde gesagt, dass ich die Schule und meine Mitschüler vermissen werde und ich habe sie in den zwei Jahren seit ich aus der Schule draußen bin, keine Minute vermisst. Es war für mich auch nicht schlimm, die Schule zu besuchen, aber es war auch nicht unbedingt schön.

Ich könnte mir vorstellen, dass es bei dir eher um Zukunftsängste anstatt um Vergängliches geht. Was hast du denn nun vor? Willst du studieren oder eine Ausbildung anfangen? Wartest du noch auf eine Zusagen und bist deswegen vielleicht so gestresst? Oder wenn es noch mit Vergangenem zusammenhängt: Hast du in der Schule mal etwas gemacht, was du bereut hast? Vielleicht kannst du auch deswegen nicht mit der Schule abschließen und hast deswegen Albträume?

Vielleicht fällt es dir einfach nur schwer, nach einer solch stressigen Zeit loszulassen und zu entspannen, weil du im Hinterkopf hast, dass du die ganze Zeit noch lernen musst beziehungsweise irgendwas anderes zu tun hast? Ich denke auch nicht, dass du einen Psychologen aufsuchen müsstest, aber wenn dieser Zustand noch länger anhält - sogar bis zum Anfang eines neuen Lebensabschnittes - dann würde ich mir an deiner Stelle vielleicht doch einmal Rat bei einem Psychologen suchen.

Danke für eure Antworten! Ich bin nach dem Abi direkt eine Woche mit meinem Freund weggefahren, das hat auch total gut getan. Aber die Träume lassen mich nicht los, trotz Entspannungs-cds und so was.

Ich habe auf jeden Fall Zukunftspläne: Ich werde im Herbst nach Wien ziehen, dort studieren (Aufnahmeprüfung steht noch bevor!) und ein Jahr dort leben. Das wird auf jeden Fall ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Momentan hab ich aber wirklich nichts zu tun! Ich lerne zwar für den Test, bin aber weitestgehend damit fertig bzw. kann ich dafür ja nicht den ganzen Tag lernen. Mir fehlt im Moment ziemlich der Sinn für alles.

Ich habe nun kein Abitur machen müssen, aber ich musste in meinem Leben auch schon einige Prüfungen machen und bestehen, wo ich dann auch viel Stress hatte und der Druck, der auf mir lastete, war auch ziemlich groß, aber es war für mich gut auszuhalten. Selbstverständlich freut man sich nach dem ganzen Stress, wenn man das Ergebnis in den Händen halten kann und, wenn man zu dem das Ergebnis auch noch mit Bravour abgeschlossen hat. Meist ist man dann auch noch ganz stolz und glücklich, da nun alles vorbei ist und man es endlich geschafft hat.

Als ich meinen Abschluss gemacht habe, habe ich im Nachhinein auch darüber nachgedacht, dass ich die ganzen Leute, mit denen ich die letzten Jahre verbracht habe, erst einmal nicht mehr so schnell wiedersehen werde und, dass man sie auf jeden Fall nicht mehr täglich sehen wird. Zu dem fand ich das Gefühl auch komisch, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen, und den Vormittag bis zum Nachmittag nicht mehr mit den Leuten zu verbringen. Wobei das Gefühl schnell verschwunden ist, als ich meine neue Tätigkeit in Angriff nahm, da ich neue Leute kennengelernt habe und desgleichen.

Zu dem kenne ich das nun nicht, dass man acht Wochen nach dem ganzen Stress immer noch Albträume von den Prüfungen und von der Schule hat. Irgendwie muss das alles ja eine große Angst in die ausgelöst haben, die dein Kopf und dein Körper versucht zu verarbeiten. Immer hin hast du es geschafft und der ganze Stress ist vorbei. Ich an deiner Stelle würde schauen, ob du dich ein wenig entspannen kannst. Ob du vielleicht ein paar Tage aus deiner Umgebung entfliegen kannst, um etwas abzuschalten. Ansonsten würde ich dir raten, wegen den Albträumen ärztlichen Rat einzuholen. Immer hin möchtest du demnächst irgendwann beruflich durchstarten oder desgleichen und, wie möchtest du dich darauf konzentrieren, wenn du jede Nacht Albträume hast.

Nach dem Abitur hatte ich auch sehr gemischte Gefühle. Einerseits habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut, das geschafft zu haben, worauf ich so viele Jahre hin gearbeitet habe. Ich war richtig stolz auf mich und ich habe mich auch über meine Freizeit gefreut. Immerhin hatte ich ganze drei Monate lang frei, bis das Studium los ging. Somit war ich glücklich, endlich wieder Zeit für mich zu haben und Freunde treffen zu können. Ich konnte es mir so richtig gut gehen lassen und die Zeit genießen. Immerhin wusste ich ganz genau, dass ich nie wieder so lange frei haben werden würde. Von daher war ich glücklich über die Zeit.

Andererseits war es bei mir auch so, dass ich sehr traurig war, dass ich nun fertig mit der Schule war. Immerhin hatte ich doch eine sehr schöne Zeit auf der Schule verbracht. Ich habe meine beste Freundin kennen gelernt und jeder Tag mit ihr war einfach toll. Wir haben sehr viel Zeit zusammen verbracht und in den Pausen sind wir immer gemeinsam an den See gegangen, waren Eis essen oder bummelten einfach durch die Stadt. Das alles war sehr schön und das vermisste ich auch sehr. Immerhin war es auch so, dass diese Freundin nach dem Abitur gleich ans andere Ende Deutschlands zog. Das drücke meine Stimmung sehr. Zudem machte ich mir auch viele Sorgen darüber, dass mir das Studium nicht gefallen würde.

Ich denke, dass du einfach noch nicht richtig mit der Schule abgeschlossen hast. Das war bei mir nicht anders und ich konnte auch erst dann richtig mit der Schule abschließen und einen neuen Abschnitt in meinem Leben beginnen, als ich mein Studium begonnen habe. Von daher denke ich, dass du auch erst einen neuen Abschnitt beginnen musst, damit du mit dem alten abschließen kannst.