Über Geld spricht man nicht? Mit anderen über Geld reden?

vom 28.05.2012, 22:02 Uhr

Bei anderen sollte man meiner Meinung nach erst einmal unterscheiden, ob es sich um Freunde, die Familie, Bekannte oder Freunde handelt. Da sich der Thread nur auf die Arbeit bezieht, möchte ich auch nur darauf eingehen.

Ich habe mittlerweile auch gelernt, dass es besser ist, im Job manches für sich zu behalten. Auch sollte über den Verdienst oft Stillschweigen bewahrt werden laut Vertrag. In manchen Branchen, bzw. Unternehmen ist es allerdings heute so, dass der Verdienst allgemein bekannt ist, weil man über Zeitarbeitsfirmen dort ist, der Verdienst bereits in der Stellenanzeige stand oder jeder dasselbe bekommt.

Das man ein Interesse daran hat, dass das Unternehmen pünktlich zahlt, man sich nicht ausgebeutet fühlen möchte und etwaige Aufstiegschancen abschätzen möchte, finde ich grundsätzlich legitim. Wer heutzutage arbeiten geht, macht dies in der Regel, um Geld zu verdienen, um sich und seine Familie zu ernähren. Für nette Kollegen, ein tolles Büro, einen gutaussehenden Chef oder eine interessante Tätigkeit kann man sich nichts kaufen. Wer arbeiten geht, um etwas Gutes zu tun, seine Zeit sinnvoll einsetzen möchte (und dabei nichts verdienen muss) oder ähnliches, der wird vermutlich auch eher ehrenamtlich arbeiten, sich einem Club oder Verein anschließen oder ähnliches. Dort fließen manchmal ja durchaus auch einige Euros, bei einigen sogar regelmäßig und es schien mir in der Vergangenheit oft so, als würde dort weniger über das Geld gesprochen. Denn die Menschen dort sind nun einmal in erster Linie aus anderen Gründen dort.

Der "Neue" möchte vermutlich einfach nur Informationen haben, um für sich besser abschätzen zu können, ob sich das auf Dauer lohnt. Gerade wenn es sich um ein unregelmäßiges Einkommen handelt, macht es auch für mich einen Unterschied, ob ich auf 400€-Basis nur 50€ verdienen oder 400€/monatlich und zusätzlich noch Überstunden auf einem Zeitkonto ansammele. In dem Fall bin ich dann durchaus auch daran interessiert, ob die Auszahlung klappt, ob wirklich alles bezahlt wird und pünktlich überwiesen wird. Und solche Informationen erwarte ich eher von einem Mitarbeiter, der das Unternehmen verlässt, als von der Personalabteilung oder dem Chef.

Wenn dir die Fragen zu persönlich sind, hätte ich das direkt klar gestellt. Wenn man sich nicht kennt, ist es oft schwer einzuschätzen, was der andere erzählen möchte. Und wer freundlich und nett erste Fragen beantwortet, kann meiner Meinung nach nicht erwarten, dass sein Gegenüber davon ausgeht, dass man eigentlich keine Antwort geben möchte. Ich hätte dem Kollegen vermutlich direkt gesagt, dass mein Weggang nichts mit dem Unternehmen oder dem Verdienst zu tun hat, sondern persönliche Gründe hat (das man darüber nicht sprechen möchte, erklärt sich dann eigentlich) und ich mit den Modalitäten zufrieden war. Sofern dies nicht der Fall ist, hätte ich aber auch kein Problem damit, andere vorzuwarnen.

Ich habe es gerade im Niedriglohnsektor und in Nebenjobs oft erlebt, dass über vieles sehr offen gesprochen wurde. In meiner Ausbildung war ich auch erstaunt, wie Erwachsene (ich war 16 als ich dort anfing, also noch im Taschengeldmodus) sich zum Monatsende teilweise bei allem und jedem Geld liehen, damit zu Hause noch was zu essen auf den Tisch kommt. Auch Rund-SMS nach dem Motto "Gehalt ist drauf" scheinen immer öfter dazu zu gehören. Auch gab es immer wieder Menschen, wo ich ganz genau wusste, wie viel Einkommen, wofür drauf geht, gerade wenn dies persönlichere Dinge sind, denke ich auch nicht, dass man da im Pausenraum drüber sprechen muss.

In meiner jetzigen Firma ist es wie bei vielen Unternehmen, wo ich vorher war, so, dass sich hauptsächlich die "kleinen Mitarbeiter" über Gehalt, Auszahlung, usw. unterhalten. Wer erst einmal aufgestiegen ist, scheint davon mehr und mehr Abstand zu nehmen. Aber das sich der Abteilungsleiter nicht beim Azubi ausheult, weil er ab Monatsmitte kein Geld mehr hat, sollte auch wirklich selbstverständlich sein. Mir ist es eigentlich am liebsten, wenn man selbst entscheiden kann, ob man sich an solchen Gesprächen beteiligt, weil zum Beispiel in größere Runde gefragt wird und jeder selbst entscheiden kann, wie viel persönliche Situation er in den Pausenraum einbringt.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Bei den einzelnen sozialen Schichten gibt es in jeder Hinsicht gewisse Unterschiede, denn hier hat das Thema Geld einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Diesen Stellenwert kann man beispielsweise an der Qualifikation fest machen. Das Interesse an dem Thema Geld und eben auch der Umgang damit ist dann auch ein ganz anderer. Selbst wenn man nun mehr Geld verdient durch eine Gehaltserhöhung, verschiebt sich das Interesse und man hat es dann auch nicht mehr so als ein Thema für eine Unterhaltung parat.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


karlchen66 hat geschrieben:Beim Thema Geld fängt im eigentlichen Sinne schon eine gewisse Einschätzung der betreffenden Person an. Wenn es beispielsweise mit dem Geld nicht stimmt, funktionieren die anderen Dinge des Lebens auch ehr nur mäßig oder sogar schlecht. Und leider ist bei sehr vielen Menschen in der heutigen Zeit das eigentliche Hauptproblem ihr Geld. Daher sollte man darüber nur mit wirklich vertrauenswürdigen Personen reden, denn alle anderen Gesprächspartner können dabei auch Schaden anrichten.

Dem kann ich zu 100% zustimmen. Man sollte wissen mit wem man über so was spricht. Mit jemand fremdes, den man nicht genauer kennt, sollte man da besser nicht drüber sprechen. Es ist auch eigentlich eher nebensächlich.
Es geht auch eigentlich nur einen selbst, die Familie und eventuell noch den Partner etwas an.

Ein Kollege von mir hat vor einigen Monaten ziemlich viel geerbt und ist jetzt sozusagen Millionär, aber trotzdem weiß es niemand außer vielleicht 2-3 Personen aus dem Freundeskreis. Er lässt es auch einfach nicht raushängen - klar, sonst würde das nur ausgenutzt werden.

» halm » Beiträge: 6 » Talkpoints: 1,64 »



Ehrlich gesagt bin ich in dieser Hinsicht ganz offen und auch locker und ich habe keine Probleme damit, mit anderen Leuten über Geld zu reden. Ich finde es nun nicht schlimm, wenn mich jemand fragt, wie viel Geld ich monatlich zur Verfügung habe und wie viel Geld ausgebe. Stattdessen unterhalte ich mich mit anderen Leuten eigentlich ganz gerne über das Thema und ich finde es nicht komisch, wenn mich eben jemand nach meinem Geld fragt. Immerhin ist es ja nun auch nicht so, dass ich richtig arbeite. Stattdessen bin ich eben Studentin und habe nicht so wahnsinnig viel Geld im Monat zur Verfügung. Da habe ich dann auch keine Probleme, darüber zu reden, da ich nun wirklich nichts zu verheimlichen habe.

Bei anderen Leuten interessiert es mich eigentlich auch immer sehr, wie viel sie verdienen. Natürlich würde ich eine fremde Person, die einen festen Beruf hat, nicht direkt nach ihrem Verdienst fragen, doch bei Leuten in meinem Alter, wie womöglich auch studieren, habe ich absolut keine Hemmungen. Es interessiert mich eben ganz einfach und ich habe eben auch keine Probleme damit, über mein Geld zu reden.

Eigentlich finde ich es gerade bei Freundschaften oder Beziehungen auch wichtig, dass man hin und wieder über Geld redet. Immerhin möchte ich wissen, wie viel Geld mein Partner oder eine Freundin monatlich ungefähr zur Verfügung hat, damit ich auch einschätzen kann, wie viel diese Personen im Monat ausgeben können. So kann ich dann auch einschätzen, ob die Person dann einfach so spontan mit mir ins Kino gehen kann, oder es dann finanziell eher schwierig wird. Das finde ich doch sehr wichtig.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde es gefährlich mit anderen Menschen über Geld zu sprechen, selbst wenn das meine Bekannte sind. Man weiß nie, wie sie dieses Wissen nutzen. (Ich meine hier nicht beste Freunde oder nahe Familienmitglieder).
Außerdem ist das Thema heikel und eine Frage nach Geld kann in Verlegenheit bringen (auch wenn man viel Geld hat).

» paul45 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,81 »


Ich bin in dieser Beziehung auch nicht so empfindlich, ganz im Gegenteil. Ich habe kein Problem über meine Finanzen zu sprechen, aber ich muss sagen, dass es auch selten dazu kommt, weil die meisten Leute eben auch nicht so direkte Fragen wie „Wie viel verdienst du?“ oder „Wie viel hat das gekostet?“ stellen. Ich kann diese Hemmungen ehrlich gesagt wenig nachvollziehen, aber ich spreche das Thema dann meistens auch nicht an, weil ich mir eben bewusst bin, das es für manche wirklich ein heikles Thema ist und man darüber nicht so offen spricht, wie darüber, was man den Tag über gemacht hat.

In deiner speziellen Situation war es natürlich schon unhöflich, was der neue Mitarbeiter da gemacht hat. Er scheint wirklich nur am Geld interessiert zu sein bei dem Job. Das finde ich jetzt aber gar nicht mal so schlimm, immerhin gehen wir alle für das Geld arbeiten und dass nicht allen ihr Job Spaß macht und manche eben eine Arbeit annehmen müssen, die ihnen gar nicht gefällt, um über die Runden zu kommen, sollte ebenso klar sein. An seiner Stelle hätte ich das Thema aber auch nicht so breit getreten, vor allem, weil er dich ja nicht wirklich kannte und du jetzt auch an der Arbeitsstelle hättest verbreiten können, dass er nur wegen des Geldes hier ist. Das hätte ihm sicher nicht gefallen.

Wenn dir die Fragen bezüglich deines Gehaltes unangenehm waren, dann hätte ich an deiner Stelle einfach gesagt, „Das geht Sie nichts an“ oder in deinem Fall hättest du ihn ja auch mit „Mein Gehalt ist immer unterschiedlich“ abwimmeln können. Wenn er dann weiter nachgehakt hätte, dann wäre dir eben nichts mehr anderes übrig geblieben, als zu sagen, dass du die Frage nicht beantworten möchtest beziehungsweise das ihn das nichts angeht. In der Beziehung sollte man dann schon direkt sein, dann hört er vielleicht auch auf.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Die Frage ob der Lohn auch immer pünktlich überwiesen wird, ist schon sehr wichtig. Denn das lässt nämlich viele Schlüsse zu, wenn es da öfter zu Unregelmäßigkeiten kommt. Daher finde ich die Frage gar nicht so verkehrt. Denn das war damals auch eine sehr wichtige Frage, als mein Ex-Mann überlegt hatte bei einer bestimmten Firma anzufangen.

Was man dagegen verdient, geht niemanden etwas an. Bei meinem Freund in der Firma sind die Stundenlöhne sehr unterschiedlich. Daher ist man besser bedient, wenn man nicht miteinander darüber spricht. Wobei es mir bekannt ist, wie hoch der Einstiegslohn dort liegt. Und ich weiß ja auch was mein Freund als Stundenlohn hat. Da liegen doch schon Welten dazwischen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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