Kinder unterwegs immer wieder an den Toilettengang erinnern

Ich habe einen "Toilettentick" gehabt, als die Kinder klein waren. Bevor wir aus der Wohnung gegangen sind, egal wohin, habe ich sie aufgefordert, auf die Toilette zu gehen. Denn ich habe es gehasst, wenn sie unterwegs an unmöglichen Stellen ein dringendes Bedürfnis hatten.

Auch auf Reisen habe ich sie quasi gezwungen, immer, wenn sich die Gelegenheit ergab, präventiv auf die Toilette zu gehen. Beispielsweise immer, wenn wir mit dem Zug unterwegs waren und der letzte Teil der Reise mit einem Bus oder Taxi war, wo es keine Gelegenheit gab, oder auf Flughäfen vor dem Transfer.

Die Kinder hat das ziemlich genervt und es gab manchmal Streit deswegen. Aber ich wusste halt, dass wir beispielsweise jetzt über eine Stunde mit der S-Bahn unterwegs sein würden und es dort keine Toilette gibt. Vielleicht habe ich da manchmal auch übertrieben.

Kürzlich war ich mit meinem erwachsenen Sohn unterwegs, um meine Schwester in Hamburg zu besuchen. Ich ging gewohnheitsmäßig vor dem Halt noch einmal auf die Toilette, weil ich wusste, dass meine Schwester mich mit dem Auto abholen würde und wir noch einmal mindestens eine Stunde fahren mussten. Gewohnheitsmäßig sagte ich meinem Sohn, dass er vielleicht auch noch einmal gehen solle. Er wurde dann ärgerlich und erwiderte, das sei peinlich, er sei doch erwachsen. Da hat er wohl Recht gehabt.

Erinnert ihr eure Kinder auch immer wieder an die Toilette? Oder lasst ihr sie selber entscheiden, wann sie gehen und wann nicht?

Ich finde es sehr lustig, dass du deinen erwachsenen Sohn erinnerst auf die Toilette zu gehen und kann mir das Gesicht deines Sohnes richtig vorstellen. Meine Kinder sind noch recht klein mit fast sechs und einem Jahr. Aber ich erinnere meine Große auch immer daran. Allerdings bin ich jetzt nicht so streng hinterher. Auch unterwegs ergeben sich doch immer wieder Möglichkeiten und zur Not halte ich sie auch mal in einem Gebüsch ab. Da meine Tochter manchmal noch sehr kurzfristig muss, lässt sich das leider nicht immer vermeiden.

Wir besuchen sehr oft unseren Wildpark hier in der Nähe. Und da kommen schon alle paar Minuten Toilettenhäuschen. Bis vor Kurzem habe ich meine Tochter da auch immer genötigt zu gehen, auch wenn sie beteuert hat, dass sie nicht muss. Manchmal hat es gestimmt, manchmal nicht.

Inzwischen lasse ich das aber. Sie muss lernen, selbst zu merken, wann sie muss. Und das kann sie nur lernen, wenn sie alleine fühlt, dass sie muss. Wenn wir längere Strecken mit dem Auto unterwegs sind, muss sie aber auch nochmal vorm Start auf die Toilette gehen.

Meine Mutter hat mich da früher auch immer daran erinnert, was wohl dazu geführt hat, dass ich auch heute noch fast jede Gelegenheit nutze, auf Toilette zu gehen, wenn ich nicht weiß, wann sich die nächste Möglichkeit ergibt. Darüber ärgere ich mich manchmal sehr, da es mich selber nervt. Manchmal denke ich deshalb, dass es besser gewesen wäre, wenn ich als Kind eben auch nur auf Toilette gegangen wäre, wenn ich wirklich gemusst hätte. Vielleicht wäre das dann heute auch anders.

Manchmal ist es aber natürlich ganz sinnvoll und so gehe ich vor einer längeren Autofahrt oder so noch mal auf Toilette. Nur mache ich das auch in vielen anderen Situationen getreu nach dem Motto: Man geht, wenn man kann und nicht, wenn man muss.

Ich selbst habe keine Kindern, kenne diese beschriebene Situation aber auch einfach zu gut aus meiner eigenen Kindheit und ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie meine Mutter meine Geschwister immer wieder ermahnt hatte, noch mal auf die Toilette zu gehen, ehe es losging. Ganz so schlimm, wie von dir beschrieben, war es jetzt zwar nicht, wir wurden nicht "gezwungen", noch mal auf die Toilette zu gehen, aber unsere gute Mutter fragte uns auf jeden Fall mehr als nur einmal, bevor es losging, und sei die Strecke auch noch so kurz gewesen.

Am schlimmsten habe ich immer lange Reisen in Erinnerung. Jedes Jahr, wenn es aufs neue in den Urlaub ging, da hat sie dann sogar darauf bestanden, dass wirklich alle in meiner Familie noch mal aufs Klo gehen, bevor es losgeht. Sogar mein Vater spielte da keine Ausnahme, obwohl er ja wohl schon lange alt genug ist, selbst zu wissen, wann er muss. Aber damit wir nicht gleich schon wieder an der nächsten Ecke halten müssen, wurde lieber vor- statt nachgesorgt.

Ich selbst hab es auch sehr nervig empfunden, aber inzwischen kann ich es auch verstehen. Wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist und diese müssen und es wirklich keine andere Alternative gibt, unterwegs auf die Toilette zu gehen, will ich mir natürlich diesen unnötigen Stress auch ersparen. Kleine Kinder können das Bedürfnis denke ich mal nicht so lange zurück halten, wie wir erwachsenen - Bevor ich also mit Kindern unterwegs bin, die nasse Hosen haben, was ja noch peinlicher ist, gehe ich lieber sofort auf Nummer sicher.

Dass man Kinder noch mal zur Toilette schickt, wenn man die Tücken kennt, ist ja noch normal und das mache ich mit meinen Töchtern auch noch gelegentlich. Aber wenn man es dem erwachsenen Sohn sagt, dann bekomme ich das Gefühl, dass du noch nicht verinnerlicht hast, dass dein Kind erwachsen ist. Und selbst wenn er ein Bedürfnis gehabt hätte, aber vielleicht Zugtoiletten nicht nutzen mag, wird er die Stunde Autofahrt überstehen.

Ich finde da dein Verhalten schon nicht mehr belustigend, sondern eher beängstigend. Vor allem, weil du schreibst, dass du ihn aus der Gewohnheit heraus erinnert hast. Und die Zeit wo dein Sohn noch in dem Alter war, wo man ihn zur Sicherheit noch mal zur Toilette schickt, ist eigentlich schon so lange her, dass es für dich keine Gewohnheit mehr sein dürfte.

Mein Sohn ist jetzt vier Jahre alt und natürlich erinnere ich ihn immer wieder daran, auf die Toilette zu gehen - besonders wenn wir draußen unterwegs sind. Er merkt hin und wieder nämlich viel zu spät, dass er dringend muss und dann kann man eben nicht immer eine Toilette auftreiben. Meist geht er schon von alleine auf die Toilette, wenn wir zuhause aufbrechen. Dass du deinen erwachsenen Sohn daran erinnerst, finde ich aber auch ein wenig seltsam und ich kann es auch sehr gut verstehen, dass er da ein wenig verärgert war. Er wird ja selbst wissen, ob er noch zur Toilette muss oder eben nicht.