Wirklich schon schlechte Zeiten in der Ehe durchgemacht?
"In guten, wie in schlechten Zeiten" lautet es, wenn man kirchlich heiratet. Beim Standesamt wird oft auf diese Floskel verzichtet. Sicher möchte man auch, wenn man heiratet in allen Zeiten zusammen bleiben. Dabei ist einem oft gar nicht klar, was schlechte Zeiten bedeuten können.
In guten Zeiten bleibt man ja gerne zusammen. Dann ist man glücklich, weil man gute Zeiten verlebt. Aber wie ist es in Wahrheit mit den schlechten Zeiten? Ist es nicht so, dass viele sich in schlechten Zeiten viel zu schnell trennen? Ist es nicht eher so, dass einige bei schlechten Zeiten viel zu schnell das Handtuch werfen? Wie sehen bei euch schlechte Zeiten in einer Ehe aus und welche schlechten Zeiten habt ihr wirklich schon durchgemacht? Welche schlechten Zeiten waren für euch unmöglich durchzuhalten und ihr habt euch getrennt?
Evtl. wird der Mensch heute wirklich zu mehr "Beliebigkeit" erzogen. Zum anderen ist es aber auch so, dass der "Sichere Hafen der Ehe" seine Sicherungsfunktion nicht mehr in dem Maße erfüllt, wie z.B. vielleicht noch in den 1960er Jahren. Damals war es für die Frau wohl eher schwer, sich aus der in aller Regel finanziellen Abhängigkeit des Mannes zu befreien. Von den gesellschaftlichen Hürden, als Alleinstehende und womöglich Alleinerziehende auf Grund einer Scheidung dazustehen, ganz abgesehen.
Dennoch glaube ich, dass auch heute die Hürden für eine Scheidung hoch genug liegen. Egal wie man es auch drehen mag: es darf in der Frage keine unumkehrbaren Entscheidungen geben. Die Frage muss ja lauten, ob man jede Ehe retten soll, die gerettet werden kann. Denn bei der "Rettung" gehen in aller Regel beide Seiten Kompromisse ein, die im Fall der Trennung nicht notwendig wären. Da kann man sich auf Grund der Begrenztheit seiner Lebenszeit schon die Frage stellen, ob man eine Ehe retten will und vielleicht damit glücklich wird oder aber ob man - unabhängig vom Alter - einen Neustart versuchen möchte. Der dann auch keine Garantie bietet, glücklich zu werden.
Schwere Zeiten wird es hingegen in jeder Partnerschaft geben, auch wenn nicht zwingend gegeben ist, dass beide Seiten von der schweren Zeit gleich betroffen sind. Man darf ja nicht vergessen, dass jeder die "schwere Zeit" sicher anders definieren kann. Wobei eine Ehekrise tatsächlich von beiden dann entsprechend wahrgenommen werden dürfte. Aber eine Ehefrau welche sich bei der Kindererziehung alleingelassen fühlt und mit Depressionen kämpft oder ein Mann der sich auf Grund der Familie in seiner Karriereplanung eingeengt oder behindert fühlt und deshalb mit Aggressionen kämpft und eine persönliche Sinnkrise erlebt, bedeutet eben immer auch jeweils eine "schwere Zeit" (in bzw. durch die Ehe).
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