Hattet ihr schon einmal das Gefühl ausgenutzt zu werden?

vom 27.11.2012, 11:57 Uhr

Kennt ihr das Gefühl, dass ihr nur ausgenutzt werdet? Wann hattet ihr so ein Gefühl, dass man euch ausnutzt? Denkt ihr, dass man viel zu schnell das Gefühl hat? Ich glaube, dass ich dieses Gefühl gar nicht kenne bzw. ich wohl eher hinnehme, wenn man mich ausnutzt und ich nicht böse bin, wenn ich Leuten mehrmals einen Gefallen mache als sie für mich.

Wie fühlt sich das Gefühl an ausgenutzt zu werden? Meine Freundin jammert immer, dass ihre Eltern sie ausnutzten oder ihr Bruder, weil sie ihn hin und wieder irgendwo hin fährt.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich hatte schon ein paar Mal das Gefühl, dass ich ausgenutzt wurde und es war dann auch eigentlich immer so. Ich bin generell ein Mensch, der gerne gibt und auch hilfsbereit ist. Ich wiege dann auch nicht auf, wem ich welchen Gefallen getan habe und wie viel ich von dieser Person zurück bekomme.

Allerdings habe ich es eben schon erlebt, dass genau dies ausgenutzt wurde und ich doch auch ziemlich ausgenommen wurde. Diese Erfahrung hat dann doch dafür gesorgt, dass ich vorsichtiger geworden bin. Aber ich denke, dass ich generell ein Mensch bin, der sich leicht ausnutzen lässt und teils einfach zu gutgläubig ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Als ich vor 14 Jahren von daheim wegzog um 500 km entfernt den Vorbereitungsdienst auf die Beamtenlaufbahn zu beginnen verdiente ich natürlich auf den ersten Blick mehr als alle meine ehemaligen Klassenkameraden oder gar Freund die noch zur Schule gingen. Wenn ich dann übers Wochenende nach Hause kam und wir irgendetwas unternahmen war es meistens ich die eine Runde ausgeben oder auch nur Geld auslegen sollte. Manches davon habe ich bis heute nicht wiedergesehen.

Einen Bekannten, dem ich immer mal wieder etwas lieh oder auslegte wenn wir weggingen habe ich mal darauf angesprochen, da meinte er nur dass es ja nicht eilig wäre, bei dem was ich verdienen würde fehlt es mir ja nicht. Ich habe ihm dann erstmal erklärt dass das was ich verdiene doch aber nicht das ist was ich ausgeben kann.

Abgesehen davon dass ich im Gegensatz zu den meisten anderen Sechzehnjährigen nicht mehr bei meinen Eltern wohnte und damit natürlich Kosten für eine eigene Wohnung hatte, die in einer Großstadt wie München auch nicht direkt günstig ist, kamen auch noch Ausgaben für die Private Krankenversicherung dazu die ich als Beamte auf Widerruf natürlich brauchte. Auch musste ich etwas ansparen falls mal eine Rechnung bei einem Arzt anfiel, da man das ja erst auslegen und sich das Geld dann von der Beamtenbeihilfe und der Krankenkasse zurückholen musste. Ganz zu schweigen von Kosten für den Telefonanschluss, ohne dass es die Wahl eines anderen günstigeren Anbieters gab. Und die Kosten für all die Heimfahrten, fast jede Woche mit der Bahn fahren ging auch ins Geld, und die Mitfahrzentrale kannte noch keiner.

Der Bekannte zeigte sich dann einsichtig, zahlte auch einen Teil seiner Schulden schnell zurück und den Rest später. Trotzdem, und auch weil er nicht der Einzige war, aber einer der wenigen Einsichtigen, habe ich mich in der Zeit und vor allem danach als eben nicht der Großteil des verauslagten Geldes zurückkam, fühlte ich mich wirklich ausgenutzt.

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» angelheart1501 » Beiträge: 336 » Talkpoints: 39,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich hatte einmal das Gefühl ausgenutzt zu werden und zwar war das so: Ich kam in eine neue Klasse und habe sofort viele neue Freunde gefunden. Es gab da die "normalen" und es gab die "coolen". Ich hatte mich mit den "normalen" angefreundet. Ein paar Wochen später kam einer der "coolen zu mir und fragte mich, ob wir uns mal treffen sollen. Ich sagte:" ja gerne" und er kam zu mir. Wir haben den ganzen Tag eigentlich nichts anderes gemacht als gezockt. Wir hatten beide richtig viel Spaß. Wir trafen uns immer öfter und irgendwann war er dann den ganzen Tag bei mir und hat nur dieses eine Spiel gespielt. Irgendwann spielten wir zusammen das Finale des Spiels.

Ein paar Tage später sagte er dann in der Schule wie scheiße es denn bei mir sei, und wie dumm ich doch bin. Ich habe mich dann gewehrt und gesagt dass er doch die ganze Zeit bei mir gespielt hatte. Natürlich sagte er das sei gelogen. Aber da habe ich mich richtig ausgenutzt gefühlt.

» nico611 » Beiträge: 70 » Talkpoints: 21,59 »



Ich kenne das Gefühl noch aus der Schule oder der Uni. Ich war und bin immer ein ehrgeiziger Mensch. Zwar mit dem Motto "minimaler Input, maximaler Output", aber ich konnte auch schon immer ganz gut abwägen, was z.B. für eine Klausur oder ein Referat wichtig ist. Da bemerkten andere natürlich auch schnell, dass ich immer viel ausgearbeitet habe. Allerdings habe ich mich nicht ausnutzen lassen. Mal geben ich jedem gerne was, aber dann möchte ich auch mal was. Ich biete meine Hilfe aber nach wie vor gerne an, weil ich ein sehr hilfsbereiter Mensch bin.

Im Privatleben allerdings bin ich da bedingungslos. Ich bin gerne für meine Mitmenschen da, aber ich lasse mir nicht auf der Nase rumtanzen und merke sehr schnell wie viel ehrliches Interesse herrscht. Oder ob der andere eben nur seine Vorteile aus mir ziehen möchte.

» itzibitzi » Beiträge: 17 » Talkpoints: 7,47 »


Hast du mal deine Freundin gefragt, wie sie das Gefühl des Ausnutzens empfindet? Es ist kein gutes Gefühl. Wenn jemand gerne gibt und hilft und auch stets ansprechbar ist für andere und die nutzen das voll aus, ist das wirklich nicht schön und fühlt sich schlecht an.

So wie du es darstellst, rechnest du gegenseitig auf. Wenn du jemandem dreimal einen Gefallen tust, erwartest du genauso viel zurück, auch wenn du das im Moment nicht brauchst. Das ist nicht das klassische Ausnutzen. Du könntest stopp sagen, wie diese Userin.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Vermutlich ist es zunächst eine Definitionssache, was „Ausnutzen“ genau bedeutet. Ich fühle mich jedenfalls dann ausgenutzt, wenn ich Hilfe leiste, die auf der Empfängerseite plötzlich irgendwann eine Forderungshaltung begründet oder wenn ich feststellen kann, dass jemand nicht an mir persönlich Interesse hat, sondern an meiner Hilfeleistung, die er auch immer wieder einfordert. So ging es mir bis vor einiger Zeit mit einem Menschen, mit dem ich verwandt bin. Diesem Menschen habe ich tatsächlich sehr viel Hilfe zukommen lassen, weil er mir wichtig war und ich ihm gerne helfen wollte und natürlich auch wegen des verwandtschaftlichen Verhältnisses, also meiner Meinung, in irgendeiner Weise verantwortlich zu sein. Irgendwann habe ich aber den Eindruck gewonnen, dass meine Hilfeleistung von mir erwartet wird und ich auch ständig irgendetwas leisten soll. Das hat mich betrübt und irritiert und ich habe das Thema angesprochen, was gar nicht gut ankam.

Das alles endete im Streit und irgendwann kam es dazu, dass ein Waffenstillstand vereinbart wurde und ich erneut in einer schwierigen Situation meine Hilfe angeboten habe. Damals ging es um eine Hochzeit, die, so sah es wenige Wochen vor dem Termin aus, eventuell nicht hätte stattfinden können. Diese Person war deswegen sehr verzweifelt und ich bot an, mich zu kümmern und für einen Raum zu sorgen, in dem gefeiert werden kann, was so kurz vor dem Termin ziemlich schwierig war. Es ist mir dennoch gelungen, einen Raum zu finden, der schön, bezahlbar und vor allem verfügbar war. Im letzten Moment konnte die Feier dann aber doch wie geplant stattfinden und ich habe eine dreistöckige Hochzeitstorte als Geschenk mitgebracht, zumal es andernfalls keine Hochzeitstorte gegeben hätte. Anschließend war diese Person wieder beleidigt auf mich und hat mir eineinhalb Monate lang nicht auf eine eMail geantwortet. Also habe ich nachgefragt und erfahren, dass man auf mich sauer ist, weil mein Verhalten an der Hochzeit angeblich unter aller Kanone war. Das wurde zum Teil begründet, aber ich kann die Begründungen nicht nachvollziehen. Andere Vorwürfe wurden lediglich angedeutet, aber nicht näher ausgeführt.

Alles in allem hat mir das gereicht, um festzustellen, dass mir dieses Verhältnis mehr schadet als mich erfreut, denn mit diesem Moment hat es einfach gereicht. Ich erwarte sicherlich keine großartige Dankbarkeit für meine Hilfeleistung, aber ich erwarte wohl, dass sich jemand, der große Hilfe von mir erfährt, dieser Hilfe auch bewusst ist und mich nicht ständig wegen aller möglichen und unmöglichen Sachverhalte kritisiert, die auch noch völlig aus der Luft gegriffen sind. Der Hauptvorwurf zielte nämlich darauf ab, dass es mir egal gewesen sei, wie diese Person sich an ihrer Hochzeit fühlt – und ich weiß nicht, wie man darauf kommen kann, wenn ich siebzehn Stunden lang eine Hochzeitstorte backe und außerdem Himmel und Hölle dafür in Bewegung setze, einen geeigneten, freien Raum zu finden.

Ich fühlte mich in diesem Fall allerdings auch aus anderen Gründen ausgenutzt, denn Besuche von dieser Person erfolgten ebenfalls nur dann, wenn man ihr irgendwie helfen konnte. Sobald die Hilfe erbracht war, war der Besuch auch beendet und die Person reiste wieder ab. Ich konnte mich des Eindrucks, dass der ganze Besuch nur wegen der zu erbringenden Hilfeleistung anberaumt worden war, also mehrmals nicht erwehren. Wie sich das Gefühl anfühlt? Nicht wirklich gut, denn man fühlt sich eben nur dann wertvoll, wenn man für denjenigen, der einen vermeintlich ausnutzt, irgendwie hilfreich zu sein scheint und andernfalls ist man offenbar keinen Deut wert. Ein tolles Gefühl ist das nicht und ich denke, das hat auch etwas mit dem persönlichen Stolz zu tun. Jedenfalls bin ich mir für solche einseitigen Geschichten einfach zu schade und verzichte dann lieber vollständig auf einen Kontakt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich hatte schon mal das Gefühl, ausgenutzt zu werden. Dabei ist es nicht so, dass ich, z.B. in einer Freundschaft, immer eine Gegenleistung erwarte, wenn ich z.B. jemandem einen Gefallen tue. Wenn ich aber merke, dass ich ganz viel mache und dafür nur ein Dankeschön bekomme und die andere Person nie bereit ist, mir auch mal zu helfen, dann ist für mich schon der Punkt erreicht, dass ich mich ausgenutzt fühle. Ich würde nicht sagen, dass man zu schnell das Gefühl hat, ausgenutzt zu werden.

Dabei kommt es wohl immer auf die jeweilige Situation an. Sicher gibt es auch Menschen, die sehr schnell das Gefühl haben, ausgenutzt zu werden. Das passiert wahrscheinlich eben dann, wenn man für jede Leistung eine Gegenleistung erwartet. Aber gerade in der Familie oder bei einer Freundschaft kann man es so nicht sehen, dann wird man eben auch leicht enttäuscht, obwohl gar kein Grund dafür besteht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich fühle mich auch ausgenutzt, wenn ich einem Freund immer helfe und ihm einen Gefallen tue, aber er sich dafür nur schnell bedankt und mir einfach nicht hilft. Manche Wünsche erfülle ich auch nur, weil man mich nett fragt und darauf habe ich überhaupt keine Lust. Wieso sollte ich jemanden beim Umzug helfen, wenn ich gemütlich auf der Couch liegen könnte? Ich habe nie das Gefühl, dass ich zu hohe Ansprüche habe, aber manche Menschen kann man eben nicht ändern, das möchte ich auch gar nicht und ich distanziere mich dann lieber.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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