Wie empfindet Ihr das Gurren von Ringeltauben?

Die "Sprache" der Ringeltauben hat mit der Menschlichen nun wirklich nicht viel gemeinsam. Während der Mensch in der Lage ist, auf ein hoch differenziertes Vokabular und eine nicht minder differenzierte Phonetik zurückzugreifen, spricht so eine Ringeltaube wahrlich in Rätseln. Wo der Mensch sich mittels bestimmter Worte und Gestik eindeutig artikulieren kann, kommt aus dem Schnabel einer Ringeltaube meist nicht mehr als ein "Gurr-Guuuuuurrr-Gurr-Gurr-Gurr". In Fachkreisen wird dieser für die Ringeltaube so typische "Satz" als "Reviergesang" bezeichnet.

Manchmal scheint es jedoch, als würde sich hinter dem zunächst so primitiv wirkenden Gegurre wesentlich mehr verbergen. Das fängt meistens schon mit dem Tonfall an. Kein Gurren gleicht dem anderen: Mal gurrt so eine Ringeltaube eher leise und gleichmäßig, mal betont sie vorwiegend das zweite "Gurrr", oder der gesamte "Satz" ist derart betont und derart kontrastreich intoniert, dass er fast schon "geschrien" wirkt. Wenn der besagte Reviergesang jedoch gänzlich von der Norm abweicht, neigt man dazu zu denken, mit der Ringeltaube - deren Schnabel das Gegurre entweicht - würde etwas nicht stimmen.

Aber lassen sich auf Gurr-Klänge überhaupt Regeln der menschlichen Kommunikation anwenden? Schreit die Ringeltaube wirklich, wenn man dies als Mensch so empfindet, oder hat es in der Welt der Ringeltauben womöglich eine vollkommen andere Bedeutung, wenn die Ringeltaube im Tonfall etwas rauer wird? Und was steckt hinter dem unvollständigen Reviergesang? Ist die entsprechende Taube dann tatsächlich irgendwie "verpeilt", oder hat das eine bestimmte Bedeutung, wenn sie mal eine Silbe unausgesprochen lässt?

Heute um fünf Uhr morgens wurde ich Zeuge eines wahrhaftigen Ringeltauben-Konzerts: Erst gurrte eine Taube ganz entspannt los und ehe ich mich versah, war das ganze zu einer richtigen Diskussion ausgeartet: Die Ringeltauben gurrten förmlich um die Wette. In dem Moment kam es mir tatsächlich so vor, als würden die Ringeltauben bei der Kommunikation ähnlichen Regeln folgen, wie der Mensch, auch wenn das aus biologischer Sicht nicht allzu plausibel erscheinen mag. Von einem hohen Verwandschaftsgrad zwischen Vogel und Homo Sapiens kann man nun wirklich nicht sprechen.

Dennoch wirkt es manchmal, als würde in so einer Ringeltaube gar eine wiedergeborene Seele stecken, die sich vergebens an die Umwelt mitzuteilen versucht. Dieses Gurren hat nämlich so etwas "geschlossenes" an sich. Es ähnelt ja am ehesten dem Laut "u" und die Ringeltaube erzeugt den Ton ja auch eher weiter hinten im Brustbereich. Als wäre da etwas, was aus dem Tier hinaus will, aber nicht kann. Diese Wirkung wird durch das "Schreien" der entsprechenden Laute nochmals verstärkt. Was denkt Ihr darüber?

Da ich schon immer unter einer Phobie vor Federn leide, ist das Gurren von Tauben blanker Horror für mich. Schon wenn ich nur an diese Geräusche denke, läuten bei mir bereits die Alarmglocken und mein Puls fängt an zu rasen. Vor Tauben habe ich ganz besonders großen Horror, da Tauben überall so unkontrolliert umher flattern. Ich kann gegen diese Angst auch nichts machen, sie ist einfach da. An eine Therapie traue ich mich auch nicht heran.

In einer Blaufichte neben unserer Terrasse lebt ein Ringeltaubenpärchen. Ich höre ihr Gegurre also jeden Tag. Mich stört es gar nicht. Es ist in der Tat sehr abwechslungsreich, aber für mich fällt es meistens in den Bereich "beruhigend". Die meiste Zeit höre ich es aber gar nicht. Ein Bekannter hat letztens erst von einer Taube erzählt, die in der Nähe seines Schlafzimmerfensters morgens das Gurren anfängt.

Er sagte, wenn er sie erwischt, erwürgt er sie. Das kann ich gar nicht verstehen. Also das Erwürgen von Tieren sowieso nicht, aber auch, warum manche das Gegurre als so störend empfindet. Vielleicht würde ich kurz ein wenig aufwachen, wenn sie beginnt, aber dann würde ich mich einfach von ihr in den Schlaf gurren lassen.

Mit deinem Nachbarn ist das ja grausig! Ich kann sowas auch absolut nicht nachvollziehen. Ich empfinde das Gegurre auf jeden Fall auch als sehr angenehm und beruhigend, sofern man denn daran gewöhnt ist. Wenn ich aber z.B. telefoniere, kann mich das schon ablenken, da ich zuhause normalerweise mit Ohrstöpseln herumlaufe und somit kaum ein Gurren höre.

Das wäre dann wohl auch der Rat, den ich deinem Bekannten geben würde: Ohrstöpsel verwenden anstatt sich an so einem wundervollen Geschöpf zu vergreifen . So eine Ringeltaube greift den Menschen ja auch nicht einfach so an, nur weil sie etwa der Verkehrslärm stört, wovon mit sehr großer Sicherheit ausgegangen werden kann. Leben und leben lassen, lautet hier also die Devise.

Mich nerven die ständig gurrenden Ringeltauben eigentlich ziemlich, denn sie haben die dumme Angewohnheit, dass sie gerade dann gurren, wenn ich eigentlich gerade absolute Stille um mich herum haben möchte. Gut, vermutlich gurren sie auch noch zu anderen Zeiten, aber dann bekomme ich davon wohl häufig gar nichts mit. Und daran kann man ja schon sehen, dass ich das Geräusch an sich nicht besonders angenehm finde. Denn dann würde ich ja wohl häufiger mitbekommen, wenn die Ringeltauben anfangen zu gurren.

Ich sehe allerdings eigentlich nichts menschliches in diesem Gegurre. Das sind nun einmal die Laute, die solche Tauben von sich geben, und mehr ist es für mich dann einfach nicht. Ob da nun eine Taube am gurren ist, zwei, drei oder hunderte, es wird für mich ganz einfach nur immer lauter, mehr löst es aber an Gedanken in mir nicht aus.

Was ich über das Gurren von Ringeltauben halte, willst du nicht wirklich wissen? Ich empfinde das Gurren von Tauben als total nervig und wünsche sie überall hin, nur nicht in meine Nähe. Es mögen ja ganz liebe Vögel sein, aber mir rauben sie den letzten Nerv.

Du bist wahrscheinlich ein großer Taubenfreund und bringst diesen Vögeln eine starke Sympathie entgegen. Hast du beruflich damit zu tun oder ist das ein Hobby von dir?

Du kannst aber doch nicht ernsthaft die Artikulation von Tauben mit Menschen vergleichen. Ich finde es faszinierend, was du alles in dem Gurren einer Taube entdeckst. Es steht keinesfalls fest, dass Seelen wiedergeboren werden. Wenn das so sein sollte, warum würde sich eine Seele dann in dem Gurren einer Taube bemerkbar machen? Da du ein Experte zu sein scheinst, der das verschiedenartige Gurren unterscheiden kann, frage ich mich, ob du dir das selbst beigebracht hast?

Also beruflich habe ich mit Tauben nichts am Hut, mag die Tiere aber wirklich sehr gerne. So komisch es auch klingen mag: Ich finde sie einfach nur total süß und putzig. Aus dieser Sympathie heraus, habe ich mir auch ein wenig Wissen über die Vögel angeeignet. Daher habe ich auch dieses Zeugs über "Reviergesang" etc.

Trotz aller Sympathie kann ich es aber nachvollziehen, wenn jemand das Gurren als nervig empfindet. Ich habe ja auch selbst ähnliche Situationen geschildert. Beim telefonieren z.B. finde ich das Gurren gar nicht mal so angenehm. Und auch wenn ich mich der Stille hingeben will, kommt mir das Gurren nicht sehr gelegen.

Das Gurren so genau analysieren tue ich wohl aufgrund meines musikalischen Hintergrundes. Ich spiele von Klein auf Klavier und bin auch als EDM-Produzent tätig. Daher höre ich bei allen akustischen Erscheinungen tatsächlich sehr genau hin und analysiere Selbige genaustens. Analysieren ist natürlich das eine, deuten, das andere. So energetisch eine Ringeltaube auch gurren mag, so wenig verstehe ich, was sie ihrer Umwelt mitteilen will.

Was die Reinkarnation von Seelen anbelangt: Sicherlich lässt sich das nicht belegen. Dennoch halte ich das für eine sehr interessante Überlegung. Man kann in das Gurren halt unendlich viele Dinge hineininterpretieren, wenn die Bandbreite an Deutungsmöglichkeiten aufgrund mangelnden Verständisses der Sprache quasi unbegrenzt ist.

Ich kann mit der Sprache von unterschiedlichen Tieren nicht wirklich viel anfangen. Seien es Vögel Katzen oder irgendwelche Tiere denen eine bestimmte Intelligenz unterstellt wird. Gerade das Gegurre von Vögeln gehört dabei zu den Tiergesängen aus denen ich beim besten Willen nicht schlau werden kann. Im Gegenteil es stört mich zum Teil sogar ganz erheblich wenn ich dieser Sprache ausgesetzt bin.

Ich bin kein wirklich großer Fan von vollkommener Ruhe und an das meiste gewöhnt man sich schließlich. Genau so mit dem Geräusch, das die Vögel von sich geben, man nimmt es in der Regel gar nicht wahr, doch wen man sich dann wirklich mal darauf konzentriert kann es unglaublich nervtötend sein. Damit meine ich nicht nur die Sprache der Tauben auch das Zwitschern macht mich teilweise verrückt, wenn ich versuche zu lernen.

Ich habe von vielen Leuten gehört, dass es nichts schöneres gibt, als früh Morgens die Vögel singen zu hören, doch mich wühlt dieses Geräusch wirklich auf, sobald ich mich nur darauf konzentriere. Ob ich glaube, dass die Vögel damit etwas bestimmtes ausdrücken wollen kann ich nur bejahen, schließlich verständigen sich Tiere untereinander auch und wenn der Sprachschatz derart eingeschränkt ist muss es ja über ein Verstellen der Stimme geschehen.

@MasterOers, danke für deinen letzten Beitrag. Jetzt verstehe ich auch deinen Thread wesentlich besser und kann mich hinein versetzen. Da du musikalisch sehr begabt bist, kann ich auch nachvollziehen, warum in dem Gurren der Ringeltauben soviel verschiedene Töne enthalten sind. Da hast du sicherlich recht. Das muss ich mir jetzt mal genau anhören. Vielleicht komme ich dann auch zu einem anderen Ergebnis, wenn ich ihren Gesang nicht als Störung betrachte.

Ich setze mich oft, wenn ich Zeit habe, auf den Balkon und höre dem Gesang der Vögel zu. Da hört man ja auch völlig verschiedene Vogelstimmen. Nicht immer sind es andere Arten. Es ist mir auch schon aufgefallen, dass ein Vogel seinen Gesang beginnt und ein anderer stimmt mit ein oder antwortet in einer etwas anderen Tonlage. Das ist tatsächlich interessant.