Wie Freund überzeugen, mit krankem Tier zum Arzt zu gehen?

vom 28.07.2013, 08:52 Uhr

Seit gestern geht mir nicht mehr aus dem Kopf, was ich bei einem Besuch bei einem meiner Freunde erlebt habe und ich bräuchte dringend mal einen Rat, wie ich mich in der Situation verhalten soll beziehungsweise wie ihr euch in der Situation verhalten würdet.

Und zwar war ich wie gesagt gestern bei einem guten Freund von mir zu Besuch. Er hat mir dann seine Wellensittiche gezeigt, weil diese vor kurzem Junge bekommen haben. Viel interessanter als die kleinen Vögel war für mich aber einer der Wellensittiche, der nur auf einem Bein stand und den anderen wohl nicht absetzen konnte. Bei näherem Hinschauen habe ich dann entdeckt, dass seine Krallen an diesem Fuß sehr lang sind und sich so gekrümmt haben, dass er deswegen sein Fuß wohl nicht absetzen kann. Ich muss aber dazu sagen, dass ich mir im Nachhinein nicht mehr sicher war, ob es nur an den zu langen Krallen lag, oder ob mit dem Fuß allgemein etwas nicht in Ordnung war. Aber das tut meiner Ansicht auch nichts zur Sache.

Ich habe meinen Freund dann darauf angesprochen, dass er sich darum mal kümmern sollte, aber da ich nur ein demotiviertes „Joa“ zur Antwort bekommen habe, habe ich ihn bevor ich gegangen bin noch einmal darum gebeten, dass er dem Tier entweder mal versucht die Krallen zu schneiden oder es am besten gleich zum Tierarzt bringt. Daraufhin sagte er dann zu mir, dass ein anderer Wellensittich von ihm vor kurzem dieselben Symptome aufzeigte und er kurz darauf gestorben ist. Daher glaubt er auch nicht, dass dieser Wellensittich zu retten sei.

Diese Aussage hat mich schon ziemlich geschockt. Ich weiß, dass Tiere bei meinem Freund nicht den gleichen Stellenwert haben wie Menschen, aber wenn man sich ein Tier anschafft, dann trägt man doch auch die Verantwortung dafür und muss es um sich kümmern, wenn es offensichtlich krank ist beziehungsweise eine Verletzung hat. Der Wellensittich sah in meinen Augen auch gesund aus, es war eben nur die Sache mit seinem Fuß und ein Tierarzt könnte Klarheit darüber schaffen, was mit dem Vogel los ist. Und wenn der Tierarzt dann sagt, dass er unheilbar krank ist, dann bin ich die letzte, die etwas dagegen sagt, wenn er den Wellensittich erlöst, aber momentan sieht es nicht danach aus und daher könnte man doch einen Versuch starten, den Fuß wieder in Ordnung zu bringen.

Ich habe ihm das versucht klarzumachen, indem ich ihm erklärt habe, dass es für ihn auch ziemlich blöd wäre, wenn er seinen Fuß nicht mehr aufsetzen könnte und niemand mit ihm zum Arzt gehen würde, weil er selbst es ja nicht kann. Aber davon wollte er gar nichts hören und ich habe dann auch nichts weiter gesagt, weil das Thema Tierrechte uns schon einmal einen Streit beschert hat, als ich Vegetarierin geworden bin und er das irgendwie nicht akzeptieren wollte.

Daher also meine Frage: Was tun? Mir geht das arme Tier gar nicht mehr aus dem Kopf und ich finde es unverantwortlich, wenn man ein Tier hält, aber sich in so einer Situation dann nicht um es kümmert, aus welchem Grund auch immer. Wie könnte ich ihn davon überzeugen, doch zum Tierarzt zu gehen oder von mir aus auch andere Wege einzuleiten, um dem Wellensittich zu helfen?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das was ihr im Moment habt, ist eine Debatte. Die hat was von Philosophie, Moral, es geht um Tierrechte und Anschauungen. Das ist alles nichts Greifbares, nichts eindeutig Feststehendes. Da kann man unterschiedlicher Meinung sein und es gibt kein Richtig und Falsch. Und offensichtlich seid ihr sehr unterschiedlicher Meinung. Daher wirst du so nicht weiterkommen.

Du musst handfeste Argumente und Fakten bringen. Am besten wäre es, wenn du den Vogel fotografierst und die Fotos einem Tierarzt zeigst. Aber vielleicht reicht es auch schon, zu googeln, Erfahrungsberichte von anderen Vogelhaltern, tiermedizinische Beschreibungen. Wenn dort steht, dass einem Vogel im Anfangsstadium dieser Krankheit noch zu helfen ist, lässt sich dein Freund vielleicht dazu bewegen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass ich da knallhart wäre und diesen "Freund" melden würde. Denn erstmal darf man Wellensittiche nicht einfach so vermehren. Man braucht dazu eine Genehmigung. Diese Genehmigung ist gar nicht so leicht zu bekommen und man muss auch nachweisen, dass die Tiere regelmäßig zu einem Tierarzt gebracht werden. Wellensittichzucht ist genehmigungspflichtig und eine Vermehrung außerhalb dieser Genehmigung schlichtweg verboten.

Dann würde ich mir das Tier versuchen zu schnappen und zu einem Tierarzt gehen. Ist das nicht möglich, bleibt eben nur der Weg zum Veterinäramt und da dein Freund ja diese Vögel vermehrt wird das Amt auch sofort handeln. Mir wäre egal, ob ich dann mal diesen Freund gehabt habe oder nicht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Mein erster Gedanke war auch, den Wellensittich schnappen und zum Tierarzt bringen. Aber das geht natürlich nicht einfach so, das ist mir schon klar. Aber ich würde deinem Freund anbieten, für ihn mit dem Vogel den Tierarzt aufzusuchen. Da könnte er doch eigentlich keine Einwändungen haben. Vielleicht kannst du auch einen Tierarzt mal telefonisch fragen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Dass meine Vermutung ziemlich blöd klingt weiß ich. Aber ich vermute mal, dass entweder echter Geldmangel oder Geiz hinter der Zurückhaltung des Freundes steckt. Wenn er sagt, dass das andere Tier auch nicht zu retten war, dann hört sich das fast so an, als wolle er sagen, dass das heraus geworfenes Geld ist und er deshalb nicht beabsichtigt, bei diesem Tier überhaupt einen Versuch zu starten.

Die nächste Frage ist ja auch, wie alt das Tier ist. Wenn der Vogel zudem schon am Ende der Lebenserwartung steht, die Wellensittiche gewöhnlich haben. Wikipedia gibt dazu eine Spanne von fünf bis zehn Jahren an, was so viel ja auch nicht ist. Das ist eben schon deutlich geringer, als bei größeren Papageien. Natürlich könnte man in dem Fall sagen, dass es sinnvoller wäre, dem Tier Leiden zu ersparen und es einschläfern zu lassen. Es gibt aber auch Leute, die das ablehnen und lieber auf den natürlichen Tod warten.

Ich würde dem Kumpel anbieten, dass du mit dem Tier zum Tierarzt gehst. Einmal Krallen schneiden, das sollte so viel ja auch nicht kosten. Wenn der Kumpel kein Geld hat, hilft es vielleicht auch ihm zu erklären, dass es Tierärzte gibt, die für sozial schwache Personen kostenlos die Dienste anbieten. Vielleicht senkt das die Hemmschwelle.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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