Wie könnte man Problem mit Person im Prolog lösen?

vom 25.07.2013, 20:04 Uhr

Ich habe, wie ich hier schon berichtet habe, eine Idee für einen eigenen Krimi. Dabei würde ich gerne mit einem Prolog beginnen, in dem der Mörder sich Gedanken macht. Es sollten dann ähnliche Sätze vorkommen, wie zum Beispiel: "Er war sich seiner sehr sicher...". Dabei muss der Mörder sich ja selber erwähnen. Mein Problem ist nun, dass der Mörder eine Frau sein wird und außer dieser es nur sehr wenige Frauen geben wird, die man noch verdächtigen könnte.

Wie aber kann man im Prolog vom Mörder schreiben, ohne das Geschlecht zu benennen? Habt ihr eine Idee, wie das funktionieren könnte oder muss ich mir tatsächlich Gedanken über mehr verdächtige Frauen machen oder über einen männlichen Mörder?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn sich der Mörder im Prolog deines Krimis selbst Gedanken macht, dann könnte ich mir vorstellen, dass die erste Person Singular, auch Ich-Form genannt, ganz gut funktioniert. Schließlich denkt ja keiner von sich in der dritten Person als Frau oder Mann. Ich würde also "Ich war mir meiner Sache sicher" schreiben und Floskeln wie "dachte sie" oder "vermutete er" einfach weglassen.

So würdest du deinen Lesern quasi einen direkten Einblick in die (vermutlich verworrenen oder beängstigenden) Gedankengänge live aus dem Kopf des Mörders liefern, was durchaus einen spannenden Einstieg darstellen kann. Da macht es auch nichts, wenn der Prolog ein bisschen vage und verschwommen daherkommt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Du könntest doch den Prolog einfach in der Ich-Form schreiben. Das bedeutet ja nicht, dass der ganze Roman in der Ich-Form sein muss. Ich finde, selbst wenn du im Prolog von einer Frau schreibst und dann mehr Frauen in der Geschichte als mögliche Verdächtige einbaust, nimmt das dieser sehr interessanten Idee Einiges weg. Außerdem könnte es dann schnell zu gezwungen werden, wenn du mehrere Frauen vorstellt, die das Potential zur Mörderin haben. Der Clou an der Geschichte ist doch, dass man Frauen so etwas eben weniger zutraut.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich würde da eher die Ich-Perspektive wählen. Das ist dann schön subjektiv gefärbt und direkt. Bei dem Wort "ich" erkennt man im Deutschen zum Glück nicht das Geschlecht. Dann könnte die Täterin eben beispielsweise sagen: "Ich bin mir ganz sicher. Was für ein Plan. Was bin ich nur für ein Genie! So werde ich es machen, es ist der perfekte Mord." Oder was auch immer. Eventuell käme auch so etwas wie ein Gedankenstrom (stream of consciousness) oder ein innerer Monolog in Frage.

Nach dem Prolog kann man dann auch die Perspektive einmal wechseln. Öfter würde ich das in einem Roman aber nicht machen, weil das sonst zu verwirrend für den Leser werden könnte. Es sei denn, du willst genau das erreichen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich würde gar keinen Prolog schreiben. Das ist recht unüblich geworden. Zumal es dir ja sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Steig einfach mit dem Mord ein, der entdeckt wird. Das wäre wohl die sinnvollere Lösung. Vor allem muss man dabei bedenken, dass solche Aussagen, wie du sie wählen willst, den Leser vermutlich abschrecken. Denn ein Mord ist eine geplante Sache und nur wer sich wirklich sicher ist, wird es auch durchführen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Mag sein, dass ein Prolog unüblich ist. Aber wenn das dem Roman dient, warum sollte man das nicht einfügen? Letztlich wird so ein Buch doch irgendwann immer noch mal mit einem Verlag abgestimmt und ein Lektor gibt seinen Senf dazu. Der wird Nettie dann schon sagen, ob ein Roman mit Prolog total unverkäuflich ist. Bei der Gelegenheit wird dann der Prolog gegebenenfalls gestrichen. Aber ich würde das nicht einschätzen wollen, ohne das fertige Werk gelesen zu haben.

Klar ist ein Mord meist eine geplante Sache. Aber das ist nicht immer so. Es wurde auch schon Leute einfach so im Affekt totgeschlagen und trotzdem war das ein guter Kriminalroman mit einer interessanten Leiche. Außerdem kann man so einen Prolog ja vielleicht nutzen, um eine Diskrepanz mit der Wahrnehmung der Situation durch den Mörder und der Realität heraus zu arbeiten. Ein Mörder könnte beispielsweise wegen einer totalen Fehleinschätzung jemanden umbringen, der letztlich gar nichts mit der Ursache für die emotionale Eskalation zu tun hatte. Das könnte theoretisch schon spannend sein, wenn man als Leser so auf die falsche Fährte gelockt wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wenn ich vorhätte, einen Kriminalroman zu schreiben, würde ich keinen Prolog nehmen und auch keinen Monolog. Ich würde gleich in das Geschehen hineinplatzen und das ziemlich spannend machen. Dem Leser muss erst einmal etwas geboten werden, was ihn aufrüttelt und schockt. Das kann kein Prolog sein. Ein Kriminalroman muss spannend anfangen und den Leser fesseln. Der Anfang ist wichtig, sonst liest er vielleicht nicht weiter oder erst, wenn er mal unnütze Zeit übrig hat.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich weiß es nicht, wie lange der Prolog geplant ist. Etwa ein oder zwei Seiten? Mehr würde ich dafür nicht veranschlagen. Wenn es erst auf der dritten Seite so richtig mitten in die Handlung geht, dann wird das der geneigte Leser hoffentlich aushalten, oder? Ein ganzes Kapitel mit vielen Seiten wäre vermutlich tatsächlich ziemlich langweilig und abschreckend.

Wenn ansonsten der Krimi gut geschrieben ist, würde ich nicht vermuten, dass wegen eines Prologs in der Rohfassung gleich alle Verlage abgeschreckt werden, oder stelle ich mir das zu einfach vor?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


@trüffelsucher: Man hat als unbekannter Autor eh kaum eine Chance bei einem Verlag aufgenommen zu werden. Und die Autoren die eine solche Möglichkeit hatten, sind fast alle froh, wenn sie wieder aus den Verträgen kommen, um ihre Bücher selbst auf den Markt zu bringen. Wie schon mehrmals erwähnt, bin ich in der Autorenszene recht viel unterwegs, auch wenn ich oftmals Diskussionen nur mitlese und mich nicht unbedingt daran beteilige.

Aber man sollte dann die Hinweise, die aus Erfahrungen heraus kommen, nicht komplett verdammen. Ich sehe solche Probleme dann auch aus Lesersicht und nicht nur als Autor. Und ein Prolog ist eher unnütz, da eben der Leser gern direkt in das Geschehen einsteigt. Wer will denn vorher wissen, dass der Täter sich seiner Sache so sicher ist? Und du kannst auch keinen Mord mit einem Totschlag vergleichen. Es ist von der Vorgehensweise her komplett verschieden, weil eben ein Mord geplant und ein Totschlag eben im Affekt passiert. Also kann es zwangsläufig nur ein Mörder sein, wenn man sich vorher sicher ist.

Gerade bei einem Kriminalroman erwartet der Leser, dass er zum Denken angeregt wird. Man muss einen Spannungsbogen haben, wo eben mal Person A als Täter in Frage kommt, aber irgendwie auch alle Hinweise zu Person B oder auch gerne noch C passen.

Wenn Nettie aber unbedingt auf ihren Prolog besteht, dann würde ich ihn als eine Art Vernehmungsprotokoll aufbauen. Allerdings eben ohne dass der Leser wirklich da schon raus bekommen kann, wer denn der Täter ist. Oder man baut den Prolog aus der Sicht des Kriminalbeamten auf, der nach der Vernehmung des Täters sich seine eigenen Gedanken zu dem Fall macht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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