Mutter erzählt in Zeitschrift von toter Tochter

vom 25.07.2013, 12:05 Uhr

Ich würde es ihr schon sagen, auch wenn das vermutlich auf einen Streit zwischen der Schwester und der Mutter heraus läuft. Einfach deshalb, weil davon auszugehen ist, dass du nicht der einzige Mensch auf Erden bist, der die Zeitung gelesen hat. Wenn dann die Leute die Schwester deiner Freundin auf der Straße sehen und hinter vorgehaltener Hand tuscheln oder sie sogar ganz offen ansprechen, dann wird sie sich wundern warum. In dem Fall ist es sicher bescheid zu wissen, damit man nicht in einem ohnehin sensiblen Moment nach einem Trauerfall unvorbereitet in so eine unangenehme Situation gerät. Deshalb würde ich so viel Offenheit von Freunden erwarten.

Wenn man etwas totschweigt, macht man es nicht ungeschehen. Wenn deine Freundin das später erfährt, wird sie zwei mal traurig sein. So hat das vielleicht den Vorteil, dass sie alle negativen Gefühle auf einen Haufen hat und alles mit einem Mal verarbeiten kann. Die einzige Ausnahme würde ich dann machen, wenn ich wüsste, dass die Schwester eben recht labil ist und von zu viel schlechten Nachrichten möglicherweise massiv aus der Bahn geworfen wird. In dem Fall würde ich mich vielleicht noch (falls vorhanden) mit dem Lebensgefährten der Schwester absprechen, ob der sie vielleicht auffangen kann.

Ich denke schon, dass die Mutter ein Recht auf Trauer hat. Aber die Frage ist eben, wie man es auslebt. Wenn es schon unbedingt sein muss, dass man das so öffentlich in Szene setzt, dann muss man nichts unwahres inszenieren und lügen. Es hätte gereicht, wenn sie etwas in dem Sinne schreibt wie, dass sie ihre Tochter vermisst und gerne noch mal die Zeit zurück drehen würde. Da ist dann nicht zu viel intimes verraten aber auch nichts gelogen und die Trauer für alle nachvollziehbar. Das wäre dann auch völlig normal, denn egal wie unverträglich eine Mutter ist geht ihr der Verlust eines Kindes sicher nahe.

Allerdings hätte auch das ohne Namensnennung völlig ausgereicht. Die Verbreitung der beschönigenden Lüge und die Nennung der Namen machen den Schmerz bei der Mutter wohl kaum kleiner. Im Gegenteil ist das eher egoistisch, weil sie ihre andere Tochter damit verletzt. Die eine Schwester ist tot, also ist es da eine Frage der Weltanschauung, ob man glaubt, dass sie so ein Artikel jetzt nach dem Tode noch stört. Aber die überlebende Schwester, auf die hätte die Mutter in jedem Fall Rücksicht nehmen müssen und den Artikel auf jeden Fall im Vorfeld mit der Familie abstimmen müssen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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