Klassentreffen - zwangsläufig Vergleich der Erfolge?

Einige aus der Klasse, in der ich bis zur Abistufe war, organisieren nächstes Jahr unser erstes Klassentreffen. Und ich weiß bisher noch nicht wirklich, ob ich da hingehen will. Mit den meisten Leuten hatte ich nach der Schule überhaupt keinen Kontakt mehr, weil ich es einfach nicht wollte und das hatte ja schließlich auch seine Gründe.

Natürlich wäre es interessant zu erfahren, was aus den Leuten so geworden ist, aber wenn sich die Mentalität der meisten nicht verändert hat, dann wird das sowieso nur eine einzige Lästerei und dazu hatte ich schon in der Schule nie so wirklich Lust. Ich brauche nicht den Erfolg oder Misserfolg anderer Leute, um mich selbst einzuordnen. Meine Schule hat jedes Jahr ein Treffen für alle ehemaligen Schüler und dabei komme ich so gut wie nie mit den Leuten aus meiner ehemaligen Klasse in Kontakt. Naja, ich habe ja noch ein paar Monate, um mich zu entscheiden.

Dass man den beruflichen Werdegang direkt miteinander vergleicht, kann ich von meinen bisherigen Klassentreffen nicht behaupten. Das erste Klassentreffen hatten wir zehn Jahre nachdem wir die zehnte Klasse beendet hatten. Damals haben wir uns zwar gegenseitig berichtet, wo wir beruflich gelandet sind, aber ohne Neid auf die ehemaligen Klassenkameraden, die scheinbar mehr Karriere gemacht hatten. Es war eher amüsant zu erfahren, dass viele eine zweite Ausbildung gemacht hatten, da bei uns damals die politische Wende viele berufliche Träume kaputt gemacht hatte.

Beim zweiten Klassentreffen der ehemaligen Schule haben wir zwar festgestellt, dass wir vom einfachen Handwerker bis zum Professor alles vorweisen können. Aber auch da gab es keinen Neid oder ein Vergleichen. Es war einfach die Freude im Vordergrund, dass wir alle gemeinsam mal wieder einen netten Abend hatten.

Von meiner Ausbildungsklasse hatten wir nach 18 Jahren das erste Klassentreffen. Auch hier gab es nur die Berichterstattung welchen beruflichen und privaten Weg alle Beteiligten gemacht haben. Aber auch hier gab es keine Vergleiche, wer vielleicht mehr erreicht hat, als die Anderen. Einzig unser ehemaliger Klassenlehrer ergriff dazu mal das Wort. Sprach uns aber allen seine Anerkennung aus, da wir eben alle beruflich unseren Weg gefunden hatten und niemand auf die schiefe Bahn geraten war.