Haustierhaltung in der Gefängniszelle - üblich?

Ich habe letztens eine Dokumentation im WDR angeschaut, in der es um verurteilte Straftäter und ihre Taten ging. Die inhaftierten Personen kamen auch zu Wort und wurden in ihren Zellen interviewt. Einer der Häftlinge erzählte, dass er einen Vogel hält und man sah auch im Hintergrund einen Vogelkäfig. Ich halte nun nicht viel davon, Vögel in kleinen Käfigen gefangen zu halten, aber das ist noch ein anderes Thema. Ich frage mich, ob es allgemein üblich ist, dass Haftinsassen kleinere Tiere in der Gefängniszelle halten dürfen. Ich habe zuvor noch nie gehört, dass das erlaubt ist.

Was haltet ihr davon, wenn Häftlinge Haustiere in ihrer Zelle halten? Kann ein solches Haustier positiven Einfluss auf den Straftäter haben? Immerhin ist er dann für ein Lebewesen verantwortlich. Ich könnte mir auch vorstellen, dass auch ein kleines Haustier Trost spenden kann. Haltet ihr es für eine gute oder eine schlechte Idee, wenn ein Häftling ein Haustier hält?

Ich bin kein Freund von Käfighaltung. Weder bei Vögeln noch bei Nagetieren. Auch bei Fischen bin ich mir unsicher, ob ein Aquarium wirklich gut ist. Diese künstlichen, einengenden Lebensräume entsprechen nicht dem natürlichen Umfeld der Tiere und Vögel, Fische, Reptilien und Nagetiere lassen sich kaum oder garnicht domestizieren wie Hunde oder Katzen.

Auf der anderen Seite ist es bei aller Kritik natürlich dann egal, ob der Vogelkäfig in einer Luxuswohnung oder in einer Gefängniszelle steht. Die Anwesenheit eines Tieres und die damit verbundene Verantwortung für eben dieses sehe ich aber schon als förderlich für die Resozialisierung des entsprechenden Insassen an, frage mich aber ob in einer JVA eine ausreichende Versorgung und Pflege der Tiere gewährleistet werden kann?! Dann fände ich irgendwelche staatlich geförderten Maßnahmen mit Tieren zum Beispiel einen allgemeinen Stadionshund oder ähnliches für sinnvoller.

Ich habe mal einen Bericht gesehen über eine Frau, die Hunde ausbildete. Diese Hunde sollten nach der Ausbildung, glaube ich, in der Therapie mit Behinderten eingesetzt werden oder es wurden Blindenführhunde, das weiß ich nicht mehr genau. Die Ausbildung fand jedenfalls hinter Gefängnismauern statt. Wenn sich ein Häftling dafür entschied, bei dem Programm mitzumachen, bekam er einen Hund zugeteilt. Der Hund bleibt dann eine ganze Weile beim Häftling; sie bekommen besondere Zellen mit Auslauf. Die Häftlinge müssen sich also um die Hunde kümmern und ihnen alles Notwendige beibringen.

Das war ein Projekt in den USA, aber es wurde auch schon hier in Deutschland durchgeführt. Und alle sind begeistert von den Effekten. Die Häftlinge arbeiten miteinander anstatt sich zu bekriegen und genauso wie sie die Hunde sozialisieren, sozialisieren die Hunde auch die Häftlinge. Sie müssen Verantwortung übernehmen und verschenken ihr Herz, gehen eine echte Bindung ein. Sie sind stolz darauf, wenn der Hund gut hört und sind dankbar, dass sie ein bisschen wieder gut machen konnten, was sie ins Gefängnis gebracht hat.

Ich empfinde Resozialisierung als sehr entscheidend beim Gefängnisaufenthalt. Ich bekomme immer wieder mit, dass andere das nicht so sehen, dass Gefangene "Privilegien" in dieser Form finanziert bekommen sollten. Aber ich finde es sehr wichtig und daher finde ich solche Projekte und auch das Halten von kleinen Haustieren in den Zellen sehr positiv.

Zu den kleinen Käfigen muss man sagen, dass die meisten Kleintiere in Privatwohnungen nicht anders gehalten werden. Und im Gefängnis wird sich, glaube ich, intensiver um sie gekümmert als im Zimmer eines Kindes, das zur Schule geht, sich mit Freunden trifft, bei Freunden übernachtet usw. Ich habe auch mal darüber gelesen, dass es den Hunden von Obdachlosen sozial gesehen ausgezeichnet geht, weil die Bindung zum Halter viel enger ist, weil sie immer zusammen sind. Das ist viel besser als wenn man den Hund stundenlang alleine lässt, wenn man arbeiten geht.

Von einem kurzen Beitrag her kann man doch erst mal gar nicht beurteilen, ob der Vogel den ganzen Tag im Käfig verbringt. Wir selbst haben auch zwei Wellensittiche, die sich im Wohnzimmer frei bewegen können. Der Käfig steht trotzdem da, denn nur dort werden sie gefüttert und sie kehren auch gegen späten Nachmittag von allein dorthin zurück. Abends kommen sie nicht mehr raus, auch wenn die Tür offen ist.

Allerdings halte ich es für sinnvoll, wenn auch Gefängnisinsassen kleine Haustiere halten dürfen. Immerhin fördert es das Verantwortungsbewusstsein der Leute. Und ob nun Fernseher oder Kleintier in der Zelle sind. Man kann alles als Luxus für sie ansehen, was nicht wirklich notwendig ist.

Ich halte es für eine gute Idee, wenn Gefängnis-Insassen ein Haustier halten dürfen. Ein Kleintier ohne Käfig dürfte wohl nicht möglich sein. Der Link von Bienenkönigin über die Hundehaltung und Hundeausbildung zum späteren Blindenhund, ist in diesem Zusammenhang sehr interessant. Das ist natürlich eine besondere Sache, die diesen Monat zu Ende geht. Für die Frauen sehr schade, denn die sind richtig bei der Sache gewesen. Aber Kleintiere dürften auch sehr beliebt sein, wenn sie denn gehalten werden dürften. Vielleicht entwickelt sich das Projekt mit den Hunden weiter. Jedenfalls halte ich es für eine gute Idee, Haustiere halten zu dürfen.