Nach einer Lebensenttäuschung einem Orden beitreten?

vom 20.07.2013, 13:31 Uhr

Ich habe neulich gehört, dass ein früherer Klassenkamerad von mir einem Orden beigetreten ist und nun schon seit 10 Jahren in einem Kloster als Mönch lebt. Er war eigentlich nie sehr gläubig und ein richtiger Frauenheld. Aber so wie ich das mit bekommen habe wurde er wohl von den Frauen enttäuscht und nach einer sehr schweren Lebensenttäuschung ist er dann einem Orden beigetreten.

Könnt ihr so eine Entscheidung nachvollziehen? Denkt ihr, dass man seine Lebenseinstellung so sehr ändern kann und vom enttäuschten, nicht gläubigen Casanova dann als Mönch in einem Kloster leben kann und dabei glücklich sein kann oder würdet ihr das sogar als eine Art Selbstbestrafung sehen? Kennt ihr Leute, die aus einer Enttäuschung heraus in ein Kloster gegangen sind?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Sicher kann es einem nach einer schlimmen Erfahrung helfen, in einer festen Gemeinschaft zu leben, ohne negativen Einflüsse von außen. Aber ich denke, dass in einem Kloster die Hingabe an Gott eine zu zentrale Rolle spielt, als dass man das als Atheist lange aushält. Aber "nicht sehr gläubig" hört sich so an, als ob er in einem typisch nicht religiösem, aber getauften U-Boot-Christen-Haushalt aufgewachsen ist. Das lässt sich ja ausbauen.

Dass er früher viele Frauengeschichten hatte, ist ja an sich erst mal kein Charakterzug und muss auch gar keine Lebenseinstellung sein. Vielleicht hat er damals schon nach irgendetwas gesucht, vielleicht hat ihm etwas gefehlt. Und dann hat er erkannt, dass er bisher den falschen Weg gegangen ist und es so nie finden wird.

Mich hätte es natürlich trotzdem nicht gewundert, wenn er nach ein oder höchstens zwei Jahren wieder ausgetreten wäre. Aber 10 Jahre sind ganz eindeutig über die Probezeit hinaus. Offensichtlich fühlt er sich so wohl und vermisst sein altes Leben nicht und hat sich wirklich geändert. Das halte ich schon für plausibel. Nur, weil einer immer glücklich getan hat, muss er es ja nicht gewesen sein.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Da muss sich dein früherer Schulkamerad aber sehr geändert haben, wenn er nun schon 10 Jahre in einem Kloster lebt. Wenn er früher nicht gläubig war, muss er sich aber schwer umgestellt haben. Aus enttäuschter Liebe oder aus Enttäuschung über die Menschen kann man nicht seine Gesinnung so stark ändern und zu einem überzeugten Christen werden, der so gar so weit geht, dem Herrn in einer Gemeinschaft von Klosterbrüdern in einem Orden zu dienen.

Ein solches Leben kann ein Mensch, der den Frauen sehr zugetan war, nur aus riesengroßer Enttäuschung ertragen, aber nicht aus Überzeugung dem Orden beitreten. Der disziplinierte Tagesablauf wird ihm nicht behagen und sein Innerstes wird sich dagegen sträuben, früher oder später. Da er sich früher nach außen hin nichts hat anmerken lassen von seinen Enttäuschungen, wird er es heute ebenso machen in seiner Abgeschiedenheit und wenn er zu viel hat vom Beten, Arbeiten und Singen, wird er wieder ausbrechen aus diesem eintönigen Dasein, für das er nicht geschaffen zu sein scheint. Aber ich kann mich auch irren, da ich ihn nicht kenne, wie er wirklich ist, nicht früher und nicht heute.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ja, warum denn auch nicht? Man kann doch immer selber entscheiden was man macht und wenn man sich mal ein paar Jahre oder ein paar Monate in einen Orden zurückzieht, finde ich das in Ordnung. Von dort aus kann man seinen Lebensplan ja noch mal bedenken und auch das Ganze noch mal Nullen. Ich sehe es also nicht als schlecht an, wenn man sein Leben bedenkt. Man muss ja dadurch nicht zum absolut gläubigen Menschen werden, aber man kann ja einfach mal Ruhe hinein bekommen.

Ich kenne selbst keinen Menschen, der das so gemacht hat, aber ich finde es grundsätzlich gesehen auch nicht schlecht. Immerhin kann man dann wirklich mal eine Auszeit bekommen und sich Gedanken machen. Im normalen Leben dürfte das wohl kaum machbar sein, weil es eben immer weiter gehen muss und so kann man eben mal aus dem Umfeld hinaus kommen und sein Leben wieder in den Griff bekommen. Wenn einem das Leben eben bisher nicht so gut getan hat, ist das durchaus mal ein Schritt schlimmer kann es wohl kaum kommen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn er schon zehn Jahre dort ist, dann ist er wohl gläubig geworden, denn sonst hätte er es dort nicht ausgehalten. Also ist es für ihn wohl der richtige Weg. Nur aus Enttäuschung wird er den Weg nicht gegangen sein. Denn Kloster nehmen nicht jeden einfach so auf, der gerade eine Sinnkrise hat. Man muss sich dort durchaus bewähren und seine Entscheidung immer wieder hinterfragen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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