Puppen für Jungs?!

vom 21.08.2011, 07:27 Uhr

Ich finde es schrecklich, wenn Eltern nicht primär darauf schauen, was ihrem Kind Freude bereiten würde, sondern zuerst darauf achten, ob es sich um ein traditionelles Jungen- oder Mädchenspielzeug handelt. So ein Verhalten sollte eigentlich mehr als überholt sein und ich finde es erschreckend, dass es noch junge Mütter (Väter sicher auch) gibt, die in so altmodischen Schemata denken. An deiner Stelle würde ich die Bedenken deiner Freundin ganz schnell vergessen, da sie einfach überholt sind.

Dein Sohn hat ja offensichtlich Spaß an dieser Fernsehsendung und wird vermutlich auch die passende Puppe gut finden. Was spricht also dagegen, ihm dieses Püppchen zu schenken? So eine Puppe finde ich weitaus besser als so manch anderes Spielzeug, das kleine Jungs oft bekommen, wie zum Beispiel Kriegsgeräte oder Spielzeugwaffen.

Ich habe mir diese spezielle Puppe gerade mal gerade angesehen und finde sie ziemlich geschlechtsneutral. Aber selbst wenn es sich um eine typische Puppe für Mädchen handelt, fände ich das nicht schlimm. Es mag sein, dass dein Sohn schief angeschaut wird, wenn er eine Puppe unter dem Arm hat. Allerdings sind die Leute, die das Kind deswegen blöd anschauen, garantiert ziemlich altmodische Zeitgenossen, die ungefähr die Meinung deiner Freundin vertreten. Ich bin der Meinung, dass es langsam mal an der Zeit ist, sich nicht an diesen antiquierten Meinungen zu orientieren, sondern das zu tun, was man selbst wirklich möchte.

Ich hatte früher übrigens selbst auch eine Puppe, ebenso wie mein Bruder. Mein Bruder mochte sogar rosa sehr gerne. Auch das ist ja etwas, das eher mit Mädchen in Zusammenhang gebracht wird. Er ist heute nicht schwul, auch wenn das gerne mal vermutet wird. Da gibt es also keinen Zusammenhang und selbst wenn, wäre das doch sicher auch kein Drama. :wink:

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Keine Frage, Jungs dürfen heulen und Jungs dürfen auch mit Puppen spielen. Umgekehrt dürfen Mädchen auch hart sein und mit Autos spielen. Alles andere dürfte etwas antiquiert sein.

Sogar große Jungs spielen ja noch mit Puppen... Und manche Frau ja auch mit Autos.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Denkweise deiner Freundin finde ich persönlich jetzt ein bisschen hinter dem Mond, immerhin leben wir im 21. Jahrhundert und ist es nun nicht mehr so, dass Frauen das Heimchen am Herd spielen und sich für Püppchen und Pink begeistern, wohin gegen die harten Männer arbeiten gehen und Autos lieben. Irgendwo sollte einem das schon klar sein, diese Rollenverteilung ist halt nicht angemessen, veraltet und ich finde es schlimm, wenn Erwachsene immer noch versuchen, ihren Kindern diese albernen Rollenverteilungen aufzudrängen, was aber immer noch sehr häufig passiert.

Ich finde es gut, dass du dich in erster Linie an den Interessen deines Kindes selbst orientierst und ihm das an Spielzeug kaufst, womit er auch wirklich was anfangen kann. Ich weiß nicht, wie deine Freundin sich das vorstellt, vielleicht würde sie dem Kleinem am Liebsten nur Feuerwehrautos und Bagger schenken, weil er ein Junge ist, selbst wenn er sich kein bisschen dafür begeistern kann und mit den Sachen auch nicht spielt. Wenn du weißt, dass dein Kleiner die Figur mag oder wie eben in dem anderen Fall, gerne etwas in der Küche macht, dann finde ich es auch absolut in Ordnung ihm das als Spielzeug zu kaufen, es soll ihm schließlich Freude bereiten.

Ich habe ähnliches schon bei meinem eigenen Cousin beobachtet, der jetzt bald 3 Jahre alt wird. Der kleine bekommt primär auch immer nur ''Jungenspielzeug'' geschenkt, von Verwandten zum einen wohl auch deswegen, weil sie ihn wenig kennen und von anderen eben, weil es ihren Rollenerwartungen entspricht. In seinem Kinderzimmer stapeln sich so Dinge wie Playmobil und andere Spielzeugautos, Piratenschiffe und dergleichen. Wenn ich mal zu Besuch bin, bekomme ich aber häufig mit, dass der Kleine sich dafür eigentlich gar nicht oder nur kurzfristig interessiert. Er puzzelt aber sehr gerne, dennoch kommt keiner so recht auf die Idee ihm vielleicht mal eine neue Puzzel zu schenken. Letzten Sommer dann sind neue Nachbarn mit einer kleinen Tochter eingezogen, die dann auch mit meinem Cousin gespielt hat.

Sie hatte mehrere Puppen mitgebracht und der Kleine bekam dann auch eine in die Hand gedrückt. Er fand das auch ganz toll und hat ihr die Haare gekämmt und ihr ein anderes Kleid angezogen. Als der Vater das dann mitbekommen hat, ist er hingegangen und hat ihm gesagt, er solle dem Mädchen seine Puppe wieder geben, als hätte er sie unerlaubt weggenommen und es würde sich so nicht gehören. Man hat schon gemerkt, dass es ihm wohl schon geradezu peinlich war, dass der Sohn mit Puppen spielt. Wahrscheinlich wird er deswegen auch niemals typisches ''Mädchenspielzeug'' geschenkt bekommen, egal wie es ihn das interessiert, einfach weil die Eltern das nicht angebracht finden.

Ich finde das an sich sehr schade, zumal das auch nicht unbedingt entwicklungsfördernd ist. Andere Eltern kommen damit wieder sehr gut klar, eine Bekannte von mir hat etwa eine sechsjährige Tochter, die zumindest immer den Anschein erweckt, sie wolle lieber ein Junge sein und auch dementsprechend nur Jungenkleidung tragen möchte. Die Mutter findet das nicht weiter schlimm und gönnt es ihrer Tochter auch, ich finde, es sollte mehr Eltern dieser Sorte geben, die sich primär für das Wohl ihrer Kinder interessieren, anstatt für die Rollenerwartungen der Gesellschaft. Leider sind eher mehr daran interessiert ja auch nicht anderes aufzufallen, vielleicht aus Angst, sich Kommentare anhören zu müssen, wenn das eigene Kind nicht mit geschlechtsspezifischem Spielzeug spielt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich möchte mich da den Vormeinungen anschließen. Die genannten Argumente braucht man jetzt nicht mehr erneut zu wiederholen, obwohl ich sie zutreffende finde.

Ein wenig wolle ich noch Argumente gegen solche Ewiggestrigen aufschreiben. Meiner Meinung nach plappern solche Leute nämlich ziemlich kritiklos nach, was angeblich seit langem bewährt ist. Das sind dann auch solche Leute, die ihren Kindern kein Spielzeughandy schenken, sondern ein lustiges Telefon mit Rädern und Wählscheibe, weil das angeblich pädagogisch wertvoller ist. Mit Argumenten kann man solchen Pseudo-Besserwissern schnell den Wind aus den Segeln nehmen.

Spiel ist aber nicht völlig zweckfrei. Aus Sicht der Pädagogen wird das so gesehen, dass Kinder natürlich im Spiel lernen und ihre Umwelt nachahmen Damit trainieren sie Verhaltensweisen, Sprechfertigkeiten, Fingerfertigkeiten und natürlich auch Rollenverhalten. Sie ahmen oft auch Erwachsene nach. Zu Kinderzeiten unserer Großeltern war das selten, dass sich Väter um Kinder gekümmert haben. Da war das durchaus logisch, den Jungs keine Puppen zu geben, dass sie eben kein unübliches Rollenverhalten lernen. Heute gibt es eine aktive Väterbewegung, die sich immer mehr Väterrechte vor Gericht einklagt. Die Väter heute sind meist stolz darauf Vater zu sein und kümmern sich auch weit intensiver als ihre Vorväter um ihre Kinder. (Ausnahmen bestätigen die Regel. Was also ist schlimm daran, wenn das moderne Väterbild auch von kleinen Jungs ins Spiel übernommen wird?

Dass man kleine Jungs heute nicht unbedingt in Rosa herum laufen lässt, das hat da eher noch eine Daseinsberechtigung, wenn man die gegenwärtige Männermode betrachtet, spielen da eher die gedeckteren unbunten Farben eine Rolle und das wirkt sich eben auf die Jungsmode auch aus.

Zu der von dir erwähnten Küche kann man genau die gleichen Argumente anführen. Es gibt so viele berühmte männliche Köche. In so vielen Haushalten kochen heute auch Männer oder sogar ausschließlich Männer, weil längst nicht mehr alle Frauen gut kochen können. Warum sollte ein Junge also nicht eine Spielküche haben? So ein Quatsch. Zudem kann ein Junge ja auch damit ein gesundes Ernähungsverhalten lernen und schon mal früh Gemüse kennen lernen. Das würde im fortgeschrittenen Alter der einen oder anderen ernährungsbedingten Krankheit vorbeugen, von denen die Männer eben häufig betroffen sind.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Warum dürfen eigentlich Mädchen mit Autos spielen, Jungs aber nicht mit Puppen? Das ist diskriminierend.
Mein Sohn hat bei seiner Schwester Puppen und Puppenwagen gesehen und wollte mitspielen. Also habe ich dem kleinen Mann eine Puppe besorgt. Er macht ja nur das nach, was er sieht, hätte er einen großen Bruder, wäre es wahrscheinlich etwas anderes gewesen.

Meine Tochter hatte Autos, als sie klein war, und mein Sohn spielt im Kindergarten öfter mal in der Puppenecke, und ich finde da überhaupt nichts dabei. Schließlich werden Jungs ja auch mal Papas, also dürfen die auch als kleine Jungs schon mal üben. Mein Kleiner spielt auch gern in der Kinderküche. Wieso ist das so mädchenhaft? Jungs können doch auch mal Köche werden, und bis er die richtige Frau gefunden hat, schadet es nicht, wenn er sich selber eine Dose Ravioli aufmachen kann.

Ich finde diese Geschlechtertrennung beim Spielzeug ziemlich überholt. Würde diese Trennung bei Erwachsenen erfolgen, wäre das Geschrei groß. Dann dürfen Frauen nur kochen und Kinder kriegen, Männer nur Autos reparieren und Bagger fahren. Soll der kleine Mann doch mit Caillou spielen. Kinder machen sich darüber wahrscheinlich bedeutend weniger Gedanken als Erwachsene.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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