Pflegewissenschaftsstudium als Diplomierte Krankenschwester?
Ich arbeite als Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester in einem großen Spital auf einer Ambulanz. Im Herbst 2009 habe ich die Krankenpflegeschule abgeschlossen und seitdem bin ich am Überlegen ob ich jetz Pflegewissenschaften weiter studieren soll oder nicht. Ich lerne leicht und das Studium wäre sicher kein Problem für mich, aber ich denke mir ich möchte nur studieren, wenn es nachher auch Vorteile für mich hat.
Hat vielleicht jemand von euch Pflegewissenschaften studiert? Kann mir jemand ein paar Informationen zum Studium selbst und zu Berufschancen nach dem abgeschlossenen Studium geben?
Ich habe schon sehr viele Meinungen dazu gehört. Die einen meinen das das Studium sehr viel bringt und dadurch die Aufstiegsmöglichkeiten erheblich gesteigert werden. Die anderen meinen jedoch, dass es nicht wirklich viel Sinn hat, da die Pflege noch zu wenig akademisiert ist und noch nicht bereit für eine derartige Wissenschaft.
Für mich sind beide Argumente logisch und nachvollziehbar. Deswegen bin ich auch in einer Zwickmühle, was das Studium betrifft. Mein Problem ist auch einfach, dass ich jetzt nicht 5 Jahre studieren will und dann erkenne ich erst, dass es mir für meine Laufbahn eigentlich nichts gebracht hat.
Das schielen auf potentielle spätere Vorteile bei der Wahl, ob man studiert oder nicht, hat für mich immer ein wenig den Charakter vom Lotto-Spielen. Nur das man im Fall der Weiterbildung glaubt (!), die zukünftigen Ereignisse besser beeinflussen zu können.
Ich rate in so einem Fall doch einfach mal anders an die Sache heran zu gehen. Wenn Du jetzt schon von Aufstiegschancen schreibst, stelle ich die Frage, was das im aktuellen Fall bedeutet und wie das dann nach einem Studium ausschauen sollte. Wenn Du vor hast, nach dem Studium die gleichen Aufgaben und Arbeiten zu machen, wie Du sie jetzt auch machst, dann macht das Studium wirklich keinen Sinn! Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Du dann die Stelle angeboten bekommen würdest. Also ist es Quatsch, die jeweiligen Stellen bzgl. Aufstiegschancen zu vergleichen.
Dann frage ich mich auch, wenn ich den Teil mit "zu wenig akademisiert" lese, ob Du Dich schon mit den Inhalten des Studiums auseinander gesetzt hast. Was sollte hier zu wenig "akademisiert" sein? Ist nicht das Hauptaugenmerk dieser Fachrichtung, die Fähigkeiten zu erwerben, eine Pflegeeinrichtung zu führen bzw. bei der Organisation zu helfen? Wie viel mehr müsste denn dann ein Pflegeheim oder ein Krankenhaus "akademisiert" sein, um entsprechendes Personal zu benötigen?
Und wenn Du Dir das Studium aus finanzieller Sicht leisten kannst, dann ist es doch auch sehr wenig wahrscheinlich, dass Dir die dann kommenden Jahre nichts bringen würden. Ein Studium immer ausschließlich als Berufsausbildung zu missverstehen, ist etwas, dass sich leider in den letzten Jahren (oder Jahrzehnten) mehr und mehr einschleicht. Auf die Idee, dass es Dich als Menschen weiterbringen kann, bist Du wohl noch nicht gekommen?
Ich würde in jedem Fall jedem dazu raten, der es sich leisten kann, studieren zu gehen. Unabhängig vom Abschluss. Es sollte nur etwas sein, womit man sich selbst beschäftigen kann. Etwas, das einen interessiert. Wenigstens für 1-2 Jahre. Aber dann auch immer das Ganze im Auge behaltend, nicht nur seinen Fachbereich. Im schlimmsten Fall hat man dann nur eine schöne Partyzeit mit vielen unterschiedlichen Menschen. Und für einen schlimmsten Fall ist das doch erträglich.
Sich weiterzubilden schadet eigentlich grundsätzlich nicht. Da Du Aufstiegschancen im Hinterkopf hast, mach es doch mal so: Überlege Dir, was genau Du beruflich erreichen willst. Eine leitende Position erfordert ja normalerweise Fortbildungen oder in Deinem Fall eventuell auch ein Studium. Dann schau mal, was alternativ nötig wäre. Studium kann einen Aufstieg zwar erleichtern, mitunter geht es aber auch ohne.
Mach Dir also am besten eine Liste, auch mit den Zeiten, die Du für Fortbildungen und Studium brauchen würdest. Rechne außerdem durch, ob Du finanziell damit zurecht kämst und informiere Dich, inwieweit Du finanzielle Unterstützung bekommen kannst. Das dürfte Dir die Entscheidung erleichtern.
Ich kann mir der Meinung von derpunkt überhaupt nicht anschließen. Es hat absolut nichts von Lotto spielen, wenn man sich vor einem Studium Gedanken darüber macht, ob es einen weiterbringt.
Es kann durchaus vorteilhaft sein, wenn man sich vor Studienbeginn ausreichend darüber informiert. In erster Linie solltest du dich darüber informieren, ob du dann am Ende nicht sogar überqualifiziert bist oder ob dein Arbeitgeber nicht sogar einen Vorteil davon hat, wenn du studierst.
Fraglich ist auch, ob man nun die Arbeit aufgibt um ein Vollzeitstudium anzufangen, oder sogar nebenberuflich studiert. Beides sollte man schon mit dem Arbeitgeber absprechen.
Generell kenne ich es aus dem medzinischen Bereich, dass es gut ist, wenn man Lehrgänge, Weiterbildungen, Zusatzqualifikationen oder gar ein Studium hat. Dann gibt es natürlich Aufstiegschancen. Ein Arzt kann dir mehr Tätigkeiten selbst überlassen und du bist nicht mehr so gebunden und das erleichtert auch ihm die Arbeit.
winny2311 hat geschrieben:Es hat absolut nichts von Lotto spielen, wenn man sich vor einem Studium Gedanken darüber macht, ob es einen weiterbringt.
Das weit verbreitete Märchen vom Schmied des eigenen Glücks.
Dann verstehe ich die Probleme all jener Maschinenbaustudenten, die voller Versprechen an die Hochschulen gelockt wurden, als sie Anfang der 90er feststellen mussten, dass sie keine Jobs bekommen. Oder alle Informatiker, die nach dem Platzen der DotCom Blase zurück denken durften, als man sich noch in der Mensa gegenseitig überboten hat, mit den Vorstellungen vom Mindestgehalt, dass damals auf keinen Fall weniger als 100000 DM betragen durfte. Als Einstieg und ohne Extras - was dann aber nach ein paar Besuchen beim Arbeitsamt sicher relativiert wurde. Oder die Probleme der Lehramtsstudenten, welche als Gymnasiallehrer eine bombensichere Anstellung beim Staat in Aussicht hatten aber nun nicht bekommen. Oder die Dipl.-Ings., die bei Siemens angefangen hatten, bevor die zahlreiche Abteilungen dicht gemacht haben.
Wer so an sein Studium geht und bzgl. "Jobaussichten" in 4-5 Jahren auswählt, der spielt sehr wohl eine Art Lotto. Man kann zwar den Studienverlauf beeinflussen. Aber alle anderen Faktoren sind eben außerhalb des eigenen Einflussvermögens.
Daher macht es Sinn, sich vor dem Studium zu überlegen, was man selbst machen will! Was man sich zutraut, auch über einen längeren Zeitraum zu machen. Hier ist die Ich-Bezogene Sicht entscheidend.
Hat man kein Netzwerk draußen (Eltern, Verwandte, Bekannte), dann ist nämlich der formale Abschluss keine Garantie für eine Anstellung und schon lange keine für eine Karriere. Glaubt denn der gemeine Student heute, dass wirklich jedes Diplom (oder heute: Master) Karriere bedeutet? Wie ist wohl das Verhältnis zwischen leitenden Angestellten und Angestellten? Allein das Zahlenspiel sollte doch zeigen, dass es ein Problem wäre, mehr Häuptlinge als Indianer zu haben.
winny2311 hat geschrieben:In erster Linie solltest du dich darüber informieren, ob du dann am Ende nicht sogar überqualifiziert bist
Wie soll das zu verstehen sein? Wenn nun der promovierte Literaturwissenschaftler eigentlich nur Teppiche verkaufen wollte, hätte er sich das Studium sparen können? Wie soll denn diese Überqualifikation aussehen? Und wie sollte die im Vorfeld zu verhindern sein? Das Problem mit der Überqualifikation ist doch nur jenes, dass Arbeitsplätze für bestimmte Qualifikationen rar sind (Lottospiel) und man sich dann nach Jobs umsieht, die formal weniger qualifizierte Menschen ausüben können. Aber so etwas wird ja kaum geplant.
Im vorliegenden Fall wird die Krankenschwester doch kaum nach einem (erfolgreich beendeten) Studium wieder als Krankenschwester anfangen wollen. Das wäre dann vermutlich Dein "Überqualifiziert".
winny2311 hat geschrieben:oder ob dein Arbeitgeber nicht sogar einen Vorteil davon hat, wenn du studierst.
Ob Vorteil oder nicht: wenn Du den Job aufgibst, dann hast Du doch keine Gewähr, dass der Arbeitgeber in 4-5 Jahren Dir wieder einen Job anzubieten hat.
winny2311 hat geschrieben:Ein Arzt kann dir mehr Tätigkeiten selbst überlassen
Wie kommst Du darauf, dass ein Arzt noch über die Tätigkeiten bestimmt, wenn man nach einem Studium im Bereich Pflegewissenschaften anfängt? Das ist dann - so verstehe ich das - keine Weiterqualifizierung für Krankenschwestern.
Die Frage die hier schon öfter aufgekommen ist, ist halt, wie das ganze finanziell für dich aussieht. Du hast ja jetzt schon einen Job und bist dadurch regelmäßiges Einkommen gewöhnt. Desweiteren hast du auch sicher laufende Kosten die plötzlich sehr hoch werden können wenn du auf ein Vollzeitstudium umsteigst. Also wäre mal das erste, dass du dir das alles durchrechnest, ob sich das überhaupt ausgeht(und plane auch ein extra Semester ein).
Wenn diese Frage geklärt ist und die Aufgabe lösbar ist, glaube ich, dass es schon ein Vorteil ist, wenn man einen Studienabschluss hat. Aufstiegsmöglichkeiten wird es auch ohne Abschluss geben, aber irgendwann wirst du anstehen, wo die mit einem Studium doch noch weiter kommen könntest.
Hast du dich schon mal informiert, ob es dieses Studium auch in berufsbegleitender Form gäbe. Das ist zwar anstrengender als Vollzeit zu studieren, aber dafür hast du weiterhin dein geregeltes Einkommen.
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