China: Wenn der Staat für Medienunternehmen zahlt

vom 11.07.2013, 21:16 Uhr

In Finnland gibt es ein Medienunternehmen, das vom chinesischen Staat finanziert wird. Dieses Unternehmen ist aber nicht offiziell chinesisch, auf der Webseite wird es nicht erwähnt. Es gehört zu 60 Prozent einem chinesischen Unternehmen, an dem wiederum China Radio International beteiligt ist. Das ist der staatliche Sender für das Ausland. Hier ein Artikel darüber.

Offiziell bringt dieses finnische Medienunternehmen so viel über China, weil es "die Kommunikation und das Verständnis zwischen China und dem Rest der Welt fördern" will. Es kommen daher Sendungen über Geschichte und Kultur Chinas und über das Alltagsleben, Musik und Essen. Um ein Gegengewicht zu den negativen Schlagzeilen zu bieten, die China in den übrigen westlichen Medien macht. Bei denen würde es nur um Menschenrechtsverletzungen und Wirtschaft gehen und sie würden China sehr einseitig darstellen.

Die Europäische Union macht es übrigens ganz ähnlich mit dem Radiosender Euronet und dem Fernsehprogramm Euronews. Daher wurden da auch schon mal Propagandavorwürfe laut, die die EU aber von sich wies.

Jetzt ist die Frage, ob dies noch Journalismus ist oder tatsächlich schon Propaganda. Ich habe ehrlich gesagt auch schon öfter Euronews gesehen und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob es von der EU finanziert wird. Jetzt im Nachhinein wird mir einiges klar, aber ich weiß nicht, ob es mich in Zukunft davon abhalten wird. Das Vorgehen der Chinesen finde ich allerdings schon irgendwie kritisch.

Im Artikel wird auch eine Erklärung für dieses ambivalente Denken gegeben, mit dem ich ganz offensichtlich nicht allein dastehe. Es wird Edward Bernays zitiert, der in den 20er Jahren einer der ersten PR-Berater war: "Der einzige Unterschied zwischen Propaganda und Bildung ist der Blickwinkel. Wenn etwas vertreten wird, woran wir glauben, ist es Bildung. Wenn etwas vertreten wird, woran wir nicht glauben, ist es Propaganda."

Ich finde es sehr gut, wenn über ein Land oder ein Kontinent (bei Afrika ist es ja ganz genauso) nicht nur die Negativschlagzeilen verbreitet werden. Man weiß im Westen nicht sehr viel über China, über Afrika noch weniger. Da ist es nicht verkehrt, wenn auch mal über Alltägliches und Schönes berichtet wird. Nur fände ich es wichtig, dass auf dem gleichen Sender auch das Negative erwähnt wird. Jetzt wäre es natürlich interessant, ein paar Zahlen über Euronews zu wissen, inwiefern die auch mal negativ über die EU berichten. Aus dem Stegreif weiß ich es nicht.

Was denkt ihr darüber? Sind euch staatsfinanzierte Medienunternehmen unheimlich oder findet ihr die Bemühungen legitim? Wusstet ihr, dass Euronews von der EU finanziert wird und/oder stört es euch? Empfindet ihr es als Propaganda oder als Journalismus?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Staatsfinanzierte Medien sind wahrlich keine Neuheiten und haben lange Zeit sogar ein Monopol genossen. In fast jedem Land gibt es einen öffentlich-rechtlichen Medienapparat. Dieser ist selbstverständlich vom Staat finanziert.

Dies hat allerdings keinen Einfluss auf die journalistische Qualität einer Medienanstalt. In der Regel gelten sogar die staatlich finanzierten Medien als objektiver und qualitativ hochwertiger als viele private Medienunternehmen, die immer auch profitorientiert agieren. Hierzulande müsste man also allen voran der ARD und ZDF Propaganda vorwerfen und Sender wie 3-Sat und Arte kritisch betrachten und der Meinungsbildung von RTL und Pro7 vertrauen. Letztlich ist aber oftmals das Gegenteil der Fall.

Problematisch ist es in der Regel erst dann, wenn beispielsweise das Staatsfernsehen nicht mehr unabhängig agiert und Berichterstattungen nur noch im Sinne der Regierung, bzw. der Regierungspartei stattfinden darf.

Neu an dem im Ausgangsbeitrag beschriebenen Phänomen ist weniger die staatliche Finanzierung eines Medienunternehmens, als vielmehr die Positionierung am Markt. Es geht hierbei nämlich nicht darum, dass nationale Medien durch den Staat finanziert werden, sondern, dass in internationale Medien investiert werden, damit diese international positive Berichterstattungen vorantreiben. Der Propagandavorwurf, wenn man es denn so nenne möchte, richtet sich also eher gegen die Art und Weise, wie ein Staat seine Gelder in Rundfunk investiert, als um die Tatsache, dass überhaupt Geld in Medienunternehmen investiert wird. Dies ist nämlich in Deutschland beispielsweise genuin in der Verantwortung des Staats seinen Bürgern gegenüber festgeschrieben.

» pk8 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 18,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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