Eine langweilig aussehende Frau ist eine graue Maus

Einen solchen oder ähnlichen Ausspruch hört man manchmal: „Sie ist eine richtige graue Maus geworden“. Warum sagt man das von einer weiblichen Person? Wäre es nicht viel schöner, wenn man sich anders ausdrücken würde und vielleicht bescheidene Person stattdessen sagen würde? Klar, wenn jemand nichts aus sich macht und langweilig und unauffällig aussieht, muss schon einmal mit einem solchen Spruch gerechnet werden. Positiv kann man das auch nicht sehen. Genauso gut könnte man auch sagen, dass jemand aussieht wie ein unscheinbarer Maulwurf oder eine schwarze Katze. Aber das passt dann nicht.

Ich finde nicht, dass man mit einem solchen Spruch rechnen muss. Denn immerhin wird man damit mit einem Tier verglichen. Außerdem heißt unauffällig ja nicht unästhetisch. Zu einem Mann, der im Einheitsanzugslook im Büro herumläuft, sagt man ja auch nicht, dass er eine graue Maus ist. Warum muss man immer äußerlich "etwas aus sich machen"? Manchen Frauen gefallen vielleicht unauffällige Farben oder sie fühlen sich wohler, wenn sie nicht von allen angestarrt werden. Für manche gehört es vielleicht auch zu einer gewissen Vornehmheit, sich dezent zu kleiden.

Sich unauffällig zu kleiden heißt ja nicht, ungepflegt zu sein. Mir würden viele positive Ausdrücke zu einem solchen Kleidungs- oder Frisurenstil einfallen, wie etwa dezent, gediegen, unkompliziert, unaufdringlich oder leger.

Ich finde diesen Vergleich gar nicht so schlimm. Immerhin netter als andere Vergleiche mit Tieren. Und meist sagt man das "graue Maus" ja auch nicht abfällig, sondern eher mitleidig. Das ist auch nicht nett, aber besser als "Tussi" oder "Schickse" oder womit Frauen aufgrund ihres Kleidungsstils sonst noch so betitelt werden.

Für mich gehört zu einer "grauen Maus" aber mehr als nur unauffällige Kleidung. Einen Mann im Anzug würde ich nie so bezeichnen, weil das einer Uniform gleichkommt und nicht seinem Geschmack entsprechen muss. Und auch eine Frau, die zwar unauffällige Farben wählt, aber vornehm ist, wäre für mich keine "graue Maus", weil sie dann halt Vornehmheit ausstrahlt. Frauen in bunten Farben strahlen Lebendigkeit aus. Aber eine graue Maus strahlt eben gar nichts aus.

Das Ganze hängt doch auch nicht nur mit den Farben der Kleidung, sondern auch mit dem Schnitt zusammen. Außerdem mit dem Make-up - nämlich gar keins - und der Frisur - nämlich auch eigentlich keine. Ich meine, es gibt High-Heels und kurze,enge Röcke ja nicht nur in Neonfarben, aber eine graue Maus würde sie auch nicht in grau anziehen. Sicher sind "graue Mäuse" nicht automatisch ungepflegt, aber irgendwie unästhetisch schon. Also ich sehe die ganze Zeit ungekämmte Haare vor mir.

Ich denke, vielen "grauen Mäusen" ist es schlichtweg egal. Sie haben andere Werte und Interessen. Vielleicht ist es ein Klischee, aber der Prototyp der grauen Maus ist für mich eine Bibliothekarin. Eben ein Mensch, der gerne stundenlang liest und ungern stundenlang shoppen geht oder viel mit Freundinnen quatscht, weil man währenddessen nicht lesen kann. Es sind einfach introvertierte, ruhige Frauen, die sich nichts aus Mode und ihre Wirkung auf andere Menschen machen. Aber einige sind wahrscheinlich auch einfach zu schüchtern oder finden sich hässlich und wollen daher nicht auffallen.

Im Namen meiner Zunftmitglieder möchte ich hier mal höflich widersprechen, Bienenkönigin! Es gibt durchaus Bibliothekarinnen, die nicht die ganze Zeit lesen und mit Dutt und niedergeschlagenem Blick in der Ecke sitzen!

Die Bezeichnung "graue Maus" ist für mich nur eins unter vielen Pauschalurteilen, die manche Leute meinen, über ihre Mitmenschen fällen zu können. In meinen Augen hat es auch wenig mit modischer Kleidung und Styling zu tun, ob jemand auf mich als "graue Maus" wirkt, sondern eher mit dem Charakter und dem Auftreten einer Person. Ich finde, dass auch eine Frau im tomatenroten Hosenanzug blass und trübe bleiben kann, wenn sie beispielsweise nie ihre Meinung kundtut oder außer Vorabend-TV oder den lieben Kleinen keine Gesprächsthemen vorzuweisen hat.

Generell bin ich kein Freund von der Unsitte, vom Äußeren einer Person auf ihr Wesen zu schließen. Woher wissen wir denn, ob die "Bibliothekarin" nicht in ihrer Freizeit Heavy Metal Konzerte frequentiert oder dass der auffällig gekleidete "Punk" nicht leidenschaftlich gerne Kreuzstich stickt?

Davon abgesehen muss ich anlupa ebenfalls zustimmen: Kein Mann, der gerne Jeans und einfarbige Hemden trägt, muss sich als "graue Maus" belächeln lassen, aber wehe, eine Frau bevorzugt einen schlichten, unkomplizierten und alltäglichen Kleidungsstil.

Gerbera hat geschrieben:Im Namen meiner Zunftmitglieder möchte ich hier mal höflich widersprechen, Bienenkönigin! Es gibt durchaus Bibliothekarinnen, die nicht die ganze Zeit lesen und mit Dutt und niedergeschlagenem Blick in der Ecke sitzen!

Gerbera hat geschrieben:Ich finde, dass auch eine Frau im tomatenroten Hosenanzug blass und trübe bleiben kann, wenn sie beispielsweise nie ihre Meinung kundtut oder außer Vorabend-TV oder den lieben Kleinen keine Gesprächsthemen vorzuweisen hat.

Gerbera hat geschrieben:Generell bin ich kein Freund von der Unsitte, vom Äußeren einer Person auf ihr Wesen zu schließen. Woher wissen wir denn, ob die "Bibliothekarin" nicht in ihrer Freizeit Heavy Metal Konzerte frequentiert oder dass der auffällig gekleidete "Punk" nicht leidenschaftlich gerne Kreuzstich stickt?

Ich finde es nicht schlimm, wenn man eine Frau, die scheinbar nichts aus sich macht und nur in grau und dunklen Farben umher läuft eine graue Maus nennt. Oftmals sagt man das ja um die Person zu ermutigen etwas aus sich zu machen und meint es nicht böse. Ich denke, dass dieser Vergleich durchaus auch richtig ist. Eine graue Maus, fällt nicht auf und die Maus in der Natur ist unscheinbar und haut auch schnell ab, wenn es im Mittelpunkt steht. Man kann sich ja eben auch erst mal nur das Äußere ansehen und nicht den Charakter erkennen.