Ausbildung nicht antreten wegen "Asi-Mitarbeitern"

Ich muss sagen, dass ich deinen Neffen sehr gut verstehen kann, dass er das Praktikum nicht weiter machen möchte. Ich bin nämlich der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass man sich auf seiner Arbeit einigermaßen wohlfühlt. Wenn nun in dieser Bäckerei solche Umgangsformen herrschen, ist es als niveauvoller Mensch sicherlich schwierig, sich dort wohl zu fühlen. Unter diesen Umständen sollte man meiner Meinung nach keine Ausbildung dort beginnen.

Natürlich ist es so, dass man im Berufsleben über einige Dinge hinwegschauen sollte und auch der alte Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" hat im Grunde genommen auch Beachtung verdient. Allerdings hat alles seine Grenzen und wenn er nun schon im Praktikum sieht, dass einige der Mitarbeiter in diesem Betrieb solche schlimmen Wörter verwenden, sollte er daraus Konsequenzen ziehen. Entweder, er entscheidet sich dafür, dass er damit zurecht kommt, wenn während seiner Ausbildung auch mal solche Wörter gegen ihn verwendet werden und er mit solchen Wörtern täglich zurecht kommen muss oder aber er entscheidet sich jetzt schon gegen diesen Betrieb und dann braucht er natürlich auch das Praktikum nicht zu Ende machen.

Ich bin schon verwundert, dass es für manche völlig in Ordnung zu sein scheint, dass Menschen in ihrer Umgebung so betitelt werden. Wenn dann irgendwann mal ein junger Mensch vor einen Zug springt oder ähnliches, dann sind alle betroffen und keiner versteht warum. Und ich sehe mich nun keineswegs als zart beseideten Menschen an. Auch habe ich kein Problem damit, wenn einzelne sich für einen raueren Umgangston untereinander entscheiden.

Ich habe selbst schon Menschen in Handwerksberufen kennengelernt, die sich gegenseitig mit "Hallo du alte Flachpfeiffe" begrüßten und das völlig normal fanden. Doch ich muss so etwas nicht jeden Tag in meiner Umgebung haben. Und vor allem dann nicht, wenn einzelne darunter leiden! Da muss ich dann meiner Meinung nach auch nicht für ein paar Euro, tagtäglich die Zähne zusammenbeißen und wegschauen bzw. weghören.

Ich hätte wohl eher das Gespräch gesucht. Mit den Kollegen, eventuell auch mit dem Meister. So etwas dient in jungen Jahren dann auch dazu, zu lernen sich im Berufsleben zurechtzufinden und eigene Grenzen aufzuzeigen.