Kann man sich die unwichtigen Sachen besser merken?

vom 23.10.2012, 21:26 Uhr

Ich gehe ja noch zur Schule und muss dafür recht viel lernen, da ich bald Abschlussarbeiten schreibe. Nun habe ich aber festgestellt, dass ich ziemlich lange brauche, um mir eine einzige blöde Formel zu merken, mir aber nur einmal durchlesen muss, dass Giraffen ihre Ohren mit ihrer eigenen Zunge auslecken können, um es drei Jahre später immer noch zu wissen. Dieses Wissen werde ich niemals brauchen und hat genauso wenig mit meinem Leben zu tun wie eine Physikformel, aber ich kann es mir merken, die Physikformel nicht. :twisted:

Ich habe einmal gelesen, das das Gehirn unwichtige Sachen herausfiltert und sich die, die es (oder man selbst) für wichtig erachtet, "speichert". Aber das ist doch irgendwie seltsam, die Physikformel muss doch als wichtig erachtet werden, wenn ich sie in den Prüfungen brauche! Ebenso ist es mit Songtexten. Ich habe das Lied dreimal gehört und kann den Text, aber sobald ich Vokabeln lerne, muss ich sie mir x-mal laut vorlesen, bis ich sie mir merken kann. :evil:

Kennt ihr das auch? Könnt ihr euch auch unwichtige Sachen viel, viel besser merken als das, was ihr eigentlich wissen müsst?

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mir geht es ebenso wie dir. Ich habe immer das Gefühl, das ich mir Dinge, die nicht notwendig zu lernen sind besser einprägen kann. Das war schon zu Schulzeiten in meinem Fall so.

Ich glaube es liegt daran, dass wir uns einfach lieber mit den anderen Themen beschäftigen und uns das Wissen dabei unbemerkt einprägen. Wenn wir jedoch Dinge, wie zum Beispiel unbeliebte Schulaufgaben auswendig lernen müssen, entwickelt sich automatisch eine Abneigung und unser Hirn speichert dies nicht so gut ab.

Teilweise liegt es aber bestimmt auch daran, dass die Dinge die wir uns schneller einprägen meist nicht so komplexe Inhalte aufweisen wie bei deinem gebrachten Beispiel. Wir können uns alle gedanklich ein Bild von der Giraffe machen, die sich das Ohr leckt, andererseits fehlt den meisten unter uns das Wissen, sich z.B. im Chemieunterricht Teilchen und chemische Verbindungen vorzustellen.

Ich glaube es ist auch aus diesem Grund bei jedem Menschen anders. Es kommt einfach auf die jeweiligen Interessen an.

» Kraculta » Beiträge: 11 » Talkpoints: 6,80 »


Ja, mir geht es da genauso wie dir. Ich gucke sehr gerne Galileo, und alles was mich dort interessiert, weiß ich Monate danach immer noch. Um aber einen Text oder so zu lernen, mit Formeln brauche ich immer Ewigkeiten.

Ich denke auch das es damit zusammenhängt, wofür wir uns interessieren, aber auch was wir uns im Kopf vorstellen. Wenn du an den Satz mit der Giraffe nachdenkst, dann stellst du dir im Kopf vor wie das aussieht, aber bei einer Formel geht das natürlich schlecht in solchen Bildern.

Vielleicht ist das das auch das Problem. Versuch es doch sonst mit Eselsbrücken.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Tja das Gehirn ist halt einfach ein ziemlich eigensinniges Stück und filtert nicht danach, was die Welt, die Schule und die Lehrer für wichtig halten, sondern dass was so richtig schön Spaß macht. Die Tatsache, dass ein Mensch rational handeln und denken kann, heißt dabei nicht, dass er das auch im tiefsten Inneren auch will. Daher lernt man eher, wenn man wirklich aus tiefster schwarzer Seele an etwas interessiert ist. Physik ist das aber selten. :lol:

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es ist eine Eigenart des Gedächtnisses, dass es einem immer so vorkommt, wie du es beschreibst, aber in Wirklichkeit ist es anders denke ich. Natürlich kommt es einem so vor, dass man alles weiß, bis auf diese kleine wichtige Tatsache, auf die man gerade einfach nicht kommt. Aber das ist normal, weil man gerade nur an dieses kleine Fragezeichen denkt und sein gesamtes Wissen außenrum benutzt, um darauf zu kommen. Dass bei diesem unwichtigen Wissen sicherlich auch Lücken sind, fällt uns in diesem Moment gar nicht auf, weil wir nur nach der einen Lösung suchen.

Es gibt ein gutes Beispiel aus dem Film "Inceptions", in der ein Mann zu einem anderen sagt, wie schwierig es ist, einen Gedanken in einen anderen Kopf zu verpflanzen. Der ganze Film ist ja im Fantasy-Gebiet anzusiedeln, aber das Szene stimmt. Er sagt: "Denken Sie nicht an Elefanten! Woran denken Sie?" und der andere Mann antwortet zwangsläufig: "An Elefanten".

Das, was du beschreibst, ist der umgekehrte Fall. Wir kommen nicht darauf, was uns fehlt und uns fällt alles andere ein, nur nicht dieses eine kleine Puzzlestück, dass wir suchen. Das liegt aber eher daran, dass im Gehirn das Wissen, dass uns stattdessen einfällt, anders verknüpft ist und wir dadurch den Weg zu der eigentlichen Lösung nicht finden. So wie wir lernen, finden wir später auch das Gelernte wieder, wenn wir gezielt danach suchen. Daher hatte mein Anatomie-Dozent, der auch Soziologie-Professor war, eine ganz schlaue Methode: Wir sollten alle anatomischen Einzelheiten immer auf alle nur erdenklichen Weisen lernen. Nicht einfach die Muskeln vom Bein, sondern anschließend alle Beinmuskeln, die von einem bestimmten Nerv innerviert wurden als ein Lernfeld, als weiteres Lernfeld alle Muskeln mit einer bestimmten Funktion, als weiteres Lernfeld alle Muskeln einer bestimmten Wuchsrichtung und später bei Krankheitsbildern auch anders herum lernen.

So wurde sichergestellt, dass ein Inhalt so viel, oft und komplex verknüpft wurde, dass wir nie einer Antwort verlegen waren. Durch irgendeine andere Überlegung kam der ganze Jahrgang, der das anwendete immer sehr schnell auf die richtige Lösung. Ich will damit sagen, es ist meiner Meinung nach eine Sache des Lernens, ob man an einer Frage verzweifelt oder nicht und ich falsifiziere somit auch deine Hypothese, dass man unwichtigere Dinge immer besser lernt, als wichtige. Es kommt einem nur so vor, weil man versucht über anderes Wissen die Brücke zu dem Gesuchten aufzubauen.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Unser Gehirn kann sich die Dinge besonders gut merken, zu denen es bereits einen Bezug hat. Abhängig von verschiedenen Faktoren merkt es sich dementsprechend manche Dinge besser als andere. Wenn ich zum Beispiel mir etwas zu meinen Hobbies merken soll, fällt mir das sicher leichter, als wenn ich in der Schule oder Universität etwas lernen soll, zu dem ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht habe. Es ist also völlig falsch, dass unser Gehirn sich Unwichtiges besser merken kann, als wichtige Daten für den Beruf. Wenn ich zum Beispiel in Biologie einen Text lesen muss, der mit vielen Ausdrücken über Mitochondrien gefüllt ist und ich mich vorher damit beschäftigt habe und mir einiges schon geläufig ist, dann habe ich einen viel besseren Bezug dazu und kann mir dementsprechend mehr merken.

Wenn ich nun aber einen Text zu einer physikalischen Arbeit lesen müsste, wo ich 90% der Ausdrücke nicht verstehe, dann werde ich nichts davon verstehen und mir daher auch nichts merken können. Ist die unwichtige Information also schon besser in unserem Gehirn verankert als das wichtige Thema, dann werde ich mir ersteres natürlich besser merken können.

Man kann sich hierzu das Gehirn wie ein Netz vorstellen, wo die Informationen hindurch fliegen. Wenn genug Verbindungen und vorgefertigte Netze vorhanden sind, dann bleibt die Information besser hängen, egal ob sie unwichtig ist oder nicht. Da macht unser Gehirn keinen Unterschied.

» niglfox » Beiträge: 109 » Talkpoints: 64,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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