Haustiere halten generell egoistisch?

vom 28.06.2013, 07:32 Uhr

Ich könnte mir bei vielen Tierarten nicht vorstellen, sie als Haustier zu halten, weil ich befürchte, sie nicht artgerecht genug halten zu können. Hunde sind nach meiner Meinung die Ausnahme, weil sie durch die Jahrtausende lange Haltung durch den Menschen entsprechend "angepasst" sind. Natürlich müssen sie genug Zeit im Freien verbringen können und Bewegung haben, sowie artgerecht ernährt werden - aber dann kann ein Hund auch ziemlich glücklich in seinem "menschlichen Rudel" sein, das ist zumindest mein Gefühl.

Was ich aber beispielsweise nicht verstehen kann, ist, wie man Vögel halten kann. Klar, Wellensittiche sind süß und ein Vogel, der sogar sprechen kann, ist natürlich etwas Tolles. Aber ich hätte immer so ein schlechtes Gewissen und Mitleid, weil das Tier ja nie mehr frei fliegen könnte, also seiner Natur eigentlich völlig zuwider gehalten würde. Es ist doch ein großer Unterschied, ob ein Wellensittich im riesigen Schwarm unter dem weiten australischen Himmel lebt oder nur mal eine Runde im Wohnzimmer drehen kann.

Auch bei Katzen bin ich der Meinung, sie müssen unbedingt nach draußen können. Reine Wohnungshaltung halte ich bei diesen Tieren für Tierquälerei.

So denke ich bei vielen (eigentlich den meisten Tierarten), dass aus meiner Sicht sehr hohe Anforderungen an eine artgerechte Haltung gestellt werden müss(t)en. Wenn ich diese nicht erfüllen könnte, würde mich persönlich das von der Haltung der meisten Arten abhalten, weil ich nicht egoistisch meine eigenen Wünsche über die Bedürfnisse der Tiere setzen möchte. Das wäre für mich das Gegenteil von Tierliebe.

Was denkt ihr dazu, habt ihr euch aus dieser Perspektive schon mal Gedanken über dieses Thema gemacht? Gibt es Tierarten, von denen ihr glaubt, eine artgerechte Haltung kann für sie (zumindest in einem Privathaushalt) keinesfalls sichergestellt werden?

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Im Grunde sind die Motive, ein Tier zu halten (egal, ob in der Wohnung oder mit Freigang/Freiflug) immer egoistisch. Man holt sich ein Tier ins Haus, weil man Freude daran haben möchte, weil man es lieben und sich kümmern möchte, da gibt es viele Gründe. Meiner Meinung nach muss sich das aber nicht mit argerechter Haltung beißen. Nur weil man sich ein Tier aus eigenen Bedürfnissen heraus anschafft, muss man es nicht artwidrig halten. Ich denke, das hat vielmehr mit dem eigenen Willen und vielleicht auch ein bisschen mit dem eigenen Horizont zu tun. Ich halte drei Katzen in der Wohnung (das wäre deiner Meinung nach schon Tierquälerei). Im Gegensatz zu vielen anderen Tierhaltern mache ich mir aber sehr viel Gedanken um Ernährung, Beschäftigung (körperlich und geistig), Gesundheit usw.

Ich denke, bei jeder Art der Tierhaltung muss man Kompromisse eingehen, was noch lange nicht heißen muss, dass diese dem Tier schaden. Viele denken da aber nicht so weit und schauen, dass sie selbst als Halter es möglichst bequem, preiswert und einfach haben. Da kann artwidrige Haltung schon anfangen. Um bei deinem Beispiel mit der Hundehaltung zu bleiben: Meiner Meinung nach kann man Hunde artgerecht halten, aber nur dann, wenn man sich vorrangig um die Bedürfnisse des Tiers kümmert. Hunde brauchen viel Auslauf, manche Rassen viel mehr, andere weniger. Manche Hunderassen brauchen extrem viel geistige Beschäftigung, manche müssen eine Aufgabe haben. Wenn man das wirklich berücksichtigt, dann ist artgerechte Haltung durchaus machbar.

Leider werden aber viele Tiere angeschafft, weil sie gerade in Mode sind, weil sie so toll aussehen usw. Über die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen Arten und Rassen machen sich leider nicht alle Menschen Gedanken. Das finde ich schade. Und ja, ich denke, es gibt durchaus Tiere, die man nicht halten sollte, weil man eine artgerechte Haltung als "Normalbürger" nicht gewährleisten kann. Dazu zähle ich persönlich Wildtiere und viele exotische Tiere wie Äffchen, Wildkatzen, Faultiere usw.

Ich finde, artwidrige Haltung fängt schon beim Meerschweinchen an, das allein und in einem zu kleinen Käfig gehalten wird. Es sind nicht immer nur die "größeren", auffälligeren Tierarten (Hund, Katze ,Pferd), die schlecht gehalten werden. Bei ihnen fällt es nur mehr auf.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Kate110 hat geschrieben:Was denkt ihr dazu, habt ihr euch aus dieser Perspektive schon mal Gedanken über dieses Thema gemacht? Gibt es Tierarten, von denen ihr glaubt, eine artgerechte Haltung kann für sie (zumindest in einem Privathaushalt) keinesfalls sichergestellt werden?

Ich kann mir absolut nicht vorstellen, exotische Tiere oder Wildtiere zu halten, denn erstens hätte ich gar nicht die nötige Erfahrung dafür und zweitens würde mir, so glaube ich, der nötige Platz, für eine artgerechte Haltung fehlen. Ich habe zwar einen großen Garten und auch ein großes Haus, aber dennoch würde wahrscheinlich unser Klima nicht ausreichend sein, für solche Tiere. Sobald die Tiere etwas größer sind, wie zum Beispiel Krokodile oder so, kann man denen, wohl ohne Unsummen auszugeben, keine artgerechte Haltung bieten. Gedanken habe ich mir da selber noch nicht so viele gemacht, denn ich habe bislang auch noch nie den Gedanken gehabt, mir so ein Tier zu zulegen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich seh das ganz genauso wie du. Eine artgerechte Haltung ist das A und O und bei sehr vielen Tieren einfach nicht möglich. Katzen in Wohnungshaltung tun mir auch leid. Sie sind für mich der Inbegriff von Freiheit. Obwohl sie an Menschen gebunden sind, können sie auch einfach im Wald leben. Und Vögel tun mir da auch immer besonders leid. Ihr Lebensraum wird einfach auf 0,01% verringert. Das ist einfach nur grausam. Ebenso bei exotischen Tieren, die allein vom Klima einfach nicht nach Deutschland gehören. Eine Lampe oder eine Heizdecke kann niemals die Sonne ersetzen.

Das Problem ist doch auch nicht nur die Haltung in Deutschland. Selbst wenn die perfekt ist, wo kommt denn das Tier her? Die Afrikanischen Weißbauchigel, über die wir hier vor kurzem geredet haben, werden z.B. in Afrika der Natur entnommen. Das finde ich extrem grausam. Sie wissen, wie schön es sein kann mit einem Rudel, in der natürlichen Umgebung. Und dann stopft man sie zu hunderten in kleine Kisten und transportiert sie nach Europa. Dabei sterben dann schon mal mehr als die Hälfte. Die anderen landen in deutschen Wohnzimmern, wo es niemals mehr so schön sein wird wie in der afrikanischen Savanne.

Und mit dem Kauf eines solchen Tieres gibt man den Händlern einen weiteren Grund eine neue Bestellung in Auftrag zu geben. So fördert man diese Tierquälerei. Viele kaufen so ein Tier aus Mitleid. Dabei helfen sie vielleicht diesem einen Tier, dem sie ein Zuhause geben, aber sie fördern damit, dass anderen Tieren wieder leid zugefügt wird.

Und das trifft ganz besonders auch auf den Kauf von Kleintieren in Zoohandlungen zu. Die werden vielleicht nicht aus Afrika her transportiert, Aber sie werden in Massen "produziert" und nur zu kleinen Teilen verkauft. Was passiert wohl mit den nicht verkauften? Dafür ist man mit einem Kauf mitverantwortlich. Es gibt wirklich genug in Tierheimen. Daran verdient niemand etwas.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es gibt leider viel Leid bei der Haltung von Tieren. Katzen, die nicht mehr sehen als eine Wohnung und ihr "Glück" nur noch im Fressen finden. Vögel, die nicht frei fliegen können und bei denen man es noch süß findet, wenn sie versuchen mit dem Menschen zu kommunizieren. Die Vögel sprechen ja nicht weil es toll ist, sondern weil sie sich unterhalten wollen und den Kontakt suchen, wenn sie keine Artgenossen haben. Auch finde ich es schlimm, wenn Hasen auf engstem Raum gehalten werden. Das ist einfach nur schlimm.

Ich denke, dass sich viele Menschen bei der Anschaffung keine Gedanken machen. Auch wenn man das Tier in einer Zoohandlung kauft, glaubt man, dass man etwas Gutes gemacht hat, aber so ist es nicht. Die Tiere werden da ja immer neu benötigt und so kann man es als Massenware sehen, was da als Tiere verkauft werden. Man sollte sich meiner Meinung nach genau kundig machen, bevor man sich ein Tier zulegt. Ich habe einen Hund und versuche ihr möglichst viel Auslauf zu geben und sie artgerecht zu beschäftigen. Ich denke, dass es ihr an nichts fehlt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin da auch teilweise deiner Meinung. Ich könnte mir bei vielen Tierarten auch nicht vorstellen, diese als Haustier zu halten, weil meine Befürchtungen auch wären, dass ich diese Tiere nicht artgerecht halten könnte. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass man höhere Anforderungen stellen müsste, um ein Haustier artgerecht halten zu können. Wenn ich ein Haustier haben möchte und ich weiß, dass ich diesem Haustier keine artgerechte Haltung ermöglichen kann, dann hält mich dieser Gedanke auf vor der Anschaffung fern. Und ich sehe das auch so, dass man seine Wünsche und Bedürfnisse nicht vor den Tieren setzen sollte, die man sich anschaffen möchte. So etwas wäre meiner Meinung nach auch ziemlich egoistisch.

Einen Hund kann man schon artgerecht halten, da diese mit der Zeit einfach vermenschlicht wurden, sind. Wenn man den Hunden genügend Auslauf bietet und ihnen artgerechtes Futter gibt, dann sollte es doch kein Problem darstellen. Bei Katzen bin ich wiederum der Meinung, dass es auf die Katze ankommt. Manche Katzen müssen ihren Freilauf haben und sind nicht für eine reine Wohnungskatze zu haben. Wobei es auch andere Charaktere von Katzen gibt, die es mögen nur in der Wohnung zu leben und denen das Wohnungsleben auch ausreicht, wobei man bedenken muss, dass diese Katzen meist keinen Freigang kennen. Und bekanntlicherweise ist es ja nun mal so, wen man etwas nicht kennt, kann man es auch nicht vermissen.

Auch diversen Vogelarten kann man eine artgerechte Haltung bieten. Wenn man mehrere Wellensittiche beispielsweise in einer großen Voliere hält und ihnen genügen Freiflug am Tag bietet, dann kann man dies auch artgerechte Haltung meiner Meinung nach, nennen. Aber bei den Papageiarten sieht die artgerechte Haltung meist schon wieder ganz anders aus. Da bin ich der Meinung, dass man ihnen in einer Voliere auch mit viel Ausflug keine artgerechte Haltung ermöglicht. Meist sind die Volieren so klein, dass sich diese Papageien noch nicht einmal richtig ausbreiten können, da nützt auch die Stunde Freigang meiner Meinung nach nichts.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Natürlich ist die Tierhaltung immer irgendwo egoistisch motiviert. Entweder, weil man einfach etwas Lebendiges im Haus möchte, weil man sein Tier als Freund sieht, als Familie, weil man sich kümmern möchte, etwas zum schmusen wünscht oder weil man die Tiere einfach schön oder interessant findet.

Und ich finde auch, dass man die meisten Tiere nicht wirklich artgerecht halten kann. Das fängt bei der Katze an, betrifft genau so das Kaninchen wie den Vogel oder auch andere Exoten. Dennoch sollte man nicht jede Haltung, die erstmal nicht artgerecht scheint, gleich verteufeln. Als Besitzerin von Reptilien muss ich mir oft irgendwelche Sprüche anhören, obwohl die Leute keine Ahnung haben, wie ich die Tiere halte und vor allem, woher sie stammen.

Auch bei meiner Katze ist es ähnlich. Eine einzelne Wohnungskatze? Dann muss ich ja eine Tierquälerin sein, die sich aus purem Egoismus eine Katze als Kuscheltier geholt hat und diese nun in der Wohnung einsperrt, wo sie ein trauriges Dasein fristet. Dass diese Katze eine üble Vergangenheit hatte, aus dem Tierheim stammt, Artgenossen kaputt beißt und auch nach einem halben Jahr offener Wohnungstür nicht den Hauch eines Interesses daran zeigt, sich aus ihrem Revier zu begeben, tja, das könnte daran liegen, dass sie es einfach von klein auf nicht anders kennt. Die ist vor 11 Jahren als Kleinkatze an die falschen Leute geraten und hat ein soziales, freies Leben nicht kennen gelernt und sowohl bei mir als auch im Tierheim sind alle Versuche, daran etwas zu ändern, fehlgeschlagen. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil ich sie so sein lasse, wie sie ist? Ich denke nicht.

Was ich damit sagen will ist, dass es nicht immer nur Egoismus und Ignoranz des Besitzers ist, wenn ein Tier nicht so gehalten wird, wie man es sich idealerweise vorstellt. Manchmal sind die Tiere einfach von kleinauf "versaut" worden und ich habe kein schlechtes Gewissen dabei, solche Tiere dann bei mir aufzunehmen. Was ich nie machen würde, wäre allerdings, die Zucht irgendwelcher Tiere zu unterstützen, eben weil ich der Meinung bin, dass man sie oft nicht artgerecht halten kann. Aber wenn es sie nunmal schon gibt und nicht als Ware abgegeben werden, haben sie auch ein Recht auf ein ordentliches Zuhause.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass das Leben, das Tiere in der Natur haben, niemals ersetzt werden kann. Daher finde ich manchmal schon, dass Tierhaltung Tierquälerei sein kann. Wenn ich zum Beispiel Fische sehe, die in engsten Aquarien auf einem Haufen gehalten werden, dann ist das einfach nicht in Ordnung. Wenn man den Tieren keinen Auslauf bieten kann, dann ist das für die Tiere sehr ungesund. Wenn man den Tieren aber genügend Auslauf bieten kann, dann sieht die Sache ganz anders aus. Man kann hier aber keinesfalls das normale Verhalten von Tieren in der Natur mit Tieren in Gefangenschaft vergleichen. Die meisten australischen Vögel kennen das Leben in der freien Natur überhaupt nicht, daher werden sie das wohl auch nicht vermissen. Wenn die Tiere also genug Freilauf oder Freiflug im Wohnzimmer bekommen, dann ist das in Ordnung.

Furchtbar finde ich einen aktuellen Fall, wo ein Tierhalter seinen Vogel über ein Jahr ununterbrochen im Käfig eingesperrt war. Dem Vogel ging es furchtbar. Erst als er gerettet wurde und langsam bei einem anderen Halter wieder anfangen konnte, zu fliegen, ging es ihm wieder besser. Also gehört so eine Haltung einfach verboten. Und natürlich können einige Tierarten keinesfalls im privaten Haushalt gehalten werden. Wie sollte eine Wildkatze es auf wenigen Quadratmetern aushalten, ohne völlig durchzudrehen?

» niglfox » Beiträge: 109 » Talkpoints: 64,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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