Im Alter von 47 noch eine Lehre zur Konditorin machen?

vom 05.07.2013, 19:59 Uhr

Ich hatte kürzlich einmal wieder einen Kaffeeklatsch bei meiner Nachbarin. Wir unterhielten uns über unsere früheren Berufswünsche und was daraus geworden ist. So erfuhr ich, dass meine Nachbarin früher gerne Konditor gelernt hätte und davon geträumt hatte, eine kleine Konditorei aufzumachen. Ich riet ihr ganz spontan, sich den Wunsch doch jetzt zu erfüllen. Die Kinder sind fast erwachsen und der Mann verdient genügend Geld. Sie ist also finanziell so unabhängig, dass sie sich den Traum erfüllen könnte. Sie meinte nur, dass ihr in ihrem Alter niemand mehr einen Ausbildungsplatz anbieten würde.

Aber eigentlich darf ja nach dem AGG niemand wegen seines Alters benachteiligt werden. In München werden Auszubildende für das Bäcker- und Konditorhandwerk gesucht. Eine Absage dürfte also eigentlich nicht wegen des Alters erfolgen. Ich habe sie dazu ermutigt, das doch einfach einmal auszuprobieren. Wie seht ihr ihre Chancen? Kennt ihr vielleicht jemanden, der über 40 oder sogar 50 noch eine Lehre begonnen hat?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Beim Studium ist das nicht unüblich, bei Ausbildungen aber schon. Vielleicht kann man auch eine simple Umschulung machen? Sicherlich wird ein Arbeitgeber eher einem jungen Menschen eine Chance geben wollen und nicht einer Frau kurz vor 50. Das wird er so nicht sagen, aber man kann es sich doch denken. Meiner Meinung nach stehen die Chancen nicht besonders gut, dass sie noch eine Ausbildung machen kann, aber man weiß ja nie. Vielleicht muss man da auch gar keine spezielle Ausbildung haben um einen Laden zu haben? Sie sollte sich erst mal beim Arbeitsamt informieren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne niemanden, der mit über 40 noch eine neue Ausbildung begonnen hat. Ein Bekannter eines Freundes hat mit Mitte 30 noch eine neue Ausbildung in einem sozialen Beruf angefangen, weil er von seinem Bürojob so gelangweilt war und etwas anderes machen wollte. Er ist dieses oder nächstes Jahr fertig mit der Ausbildung. Ich finde nicht, dass das Alter gegen eine neue Ausbildung sprechen sollte, auch wenn es zunächst ungewöhnlich erscheint, wenn jemand mit 47 noch eine Ausbildung anfangen möchte, die andere mit 19 oder sogar noch früher anfangen.

Wenn deine Nachbarin die Lehre nun direkt beginnen könnte, wäre sie mit 50 fertig. Sie könnte dann immer noch gut und gerne über zehn Jahre in dem Beruf als Konditorin arbeiten, vielleicht sogar länger. Dafür würde es sich schon lohnen, noch einmal in die Lehre zu gehen. Außerdem scheint es sich ja um einen Herzenswunsch zu handeln, den sie ruhig verfolgen sollte.

Ob deine Nachbarin eine echte Chance auf einen Ausbildungsplatz hat, kann ich nicht beurteilen. Es gibt sicher Betriebe, die lieber jüngere Bewerber einstellen. Allerdings würde ich es an ihrer Stelle dennoch einfach mal probieren und auch die Beweggründe schildern. An Stelle des Ausbildungsbetriebes würde ich vielleicht lieber eine ältere Bewerberin als einen ganz jungen Menschen einstellen. Die Messlatte läge dann aber höher, das muss ich zugeben. Irgendwie würde ich von einer älteren Bewerberin mehr erwarten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich hatte sogar Leute über 40 in meiner Klasse. Manche wollten unbedingt noch in die Krankenpflege und haben ausgezeichnete Noten abgeliefert. Deswegen denke ich durchaus, dass deine Nachbarin einen Versuch starten sollte. Mehr als ein Scheitern wird sie nicht verbuchen können. Da sie finanziell unabhängig ist, kann sie es doch meiner Meinung nach versuchen, auch wenn es verdammt schwer wird.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12589 » Talkpoints: 11,66 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich kann dir einen guten Grund nennen, warum die Frau wahrscheinlich Schwierigkeiten haben wird, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die körperlichen Voraussetzungen werden wahrscheinlich das Problem sein. Das ist schon für junge Frauen schwer. In meiner Berufsschulklasse waren ja auch Konditoren-Auszubildende. Gerade die Frauen hatten da wirkliche Probleme mit den Backblechen. Denn die meisten Ausbildungsbetriebe hantieren nicht mit den haushaltsüblichen Größen und Mengen.

Die Ausbildung in dem Beruf wird nicht besonders gut vergütet, dass sollte auch klar sein. Wenn aber der Verdienst nicht wirklich wichtig ist, kann man den Aspekt bei Seite schieben. Ansonsten verdienen Konditoren auch direkt nach der Ausbildung nicht wirklich viel Geld. Und die meisten Betriebe werden es sich überlegen, ob sie einen jungen Berufsanfänger wollen oder jemand der schon älter ist.

Sinnvoller wäre es wohl eher, vielleicht mal anzufragen, ob sie nicht mal ein Praktikum machen kann. Da sie auf das Geld nicht angewiesen ist, ist das sicherlich auch unentgeltlich möglich. Dann kann sie immer noch sehen, ob sie da mehr daraus machen kann oder das überhaupt noch will.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich würde ihr auch vorschlagen, zum Schnuppern ein Praktikum zu machen. Vielleicht reicht es ihr dann schon. Denn so einfach, wie sie sich das vorstellt, ist es garantiert nicht. Eine dreijährige Konditor-Lehre wäre mir nun wirklich zu viel. Was sie sich vielleicht vorstellt, schöne Torten zu machen und zu garnieren, dass kommt erst zum Schluss. Vorher ist harte Arbeit angesagt und frühes Aufstehen in der Nacht. In ihrem Alter würde ich mir gerade eine Lehre in einem solchen Beruf garantiert nicht antun. Ich kenne aber auch niemanden, der sich das noch angetan hat. Vielleicht ist es manchmal besser zu akzeptieren, dass solche Dinge in einem gewissen Alter nicht mehr möglich sind.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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