Muss jemandem analytisches Denken gegeben sein?

Blitzschnelle Rechnung im Kopf und blitzschnelles Erkennen von Zusammenhängen und auch schnelle Auffassungsgabe ist Charakter des analytischen Denkens. Aber hat das eigentlich jeder, kann man das erlernen oder muss es einem gegeben sein. Mir fällt so was eigentlich immer recht leicht und ich kann Zusammenhänge erfassen, Probleme ersehen und die Lösung auch schnell finden. Zumindest, was meinen Beruf angeht.

Wie kann man analytisches Denken aber erlernen, wenn man es nicht hat oder ist es etwas, was man nicht erlernen kann und es einfach einem in die Wiege gelegt werden muss?

Ich denke, beim "analytischen Denken" verhält es sich genauso wie bei den meisten menschlichen Eigenschaften und Begabungen: Zu einem gewissen Grad sind sie durchaus erlernbar, aber Begabung und Interesse spielen eben auch eine Rolle. Ich zähle analytisches Denken auch eher zu meinen Talenten: Logische Zusammenhänge zu erkennen und das Wesentliche eines Sachverhalts zu erfassen fällt mir relativ leicht. Kopfrechnen kann ich dafür gar nicht, das fällt für mich unter eine andere Form der Begabung.

Genauso kann jemand, dem es von Natur aus nicht besonders leicht fällt, etwa beim Singen die Melodie zu halten oder mit Farbe und Pinsel kreativ zu sein, durch ausdauerndes Üben bestimmt mehr oder weniger passable Ergebnisse erzielen. Dass jemand ohne geistige Beeinträchtigung überhaupt nicht analytisch (oder kreativ oder mathematisch) denken lernen kann, halte ich für unwahrscheinlich. Manche können es eben schlechter als andere und brauchen ein klein bisschen länger.

Ich denke analytisches Denken kann man haben oder eben nicht. Natürlich ist es teilweise ein wenig erlernbar, schließlich kommt niemand vollständig befreit davon auf die Welt aber meistens ist denke ich die Auffassungsgabe dafür früh im Leben festgelegt. Meine Freundin und ich sind in dieser Hinsicht ziemlich treffende Beispiele. Das analytische Denken zieht sich bei mir durch das ganze Leben. Ich sehe alles ziemlich nüchtern und eben genau so wie es ist.

Emotionen spielen dabei in der Regel eine untergeordnete Rolle. Bei meiner Freundin ist das jedoch genau anders herum, bei ihr wird alles rein emotional betrachtet. Auch in der Schulzeit oder allgemein auf die Bildung bezogen ist das erkennbar, ihr fielen gerade Mathematik und darauf aufbauende Fächer schon immer schwer, während sie in kreativen Fächern ihren Begabungen hatte. Bei mir ist es eben wieder anders.

Kreative Fächer waren für mich schon immer mehr gezwungen, Mathematik und ähnliches jedoch ohne großen Aufwand immer nebenbei machbar. Ich denke daher, dass analytisches Denken ziemlich tief in einem Menschen verwurzelt ist. Es beeinflusst die Herangehensweise in vielen Hinsichten und hat große Auswirkungen auf alles.

Meine Frau hat deswegen auch den Beruf der Erzieherin gewählt während ich eher zu einem Studium tendiert im ingenieurswissenschaftlichen Bereich tendiert habe. Man sieht daran, dass es einfach gegeben sein muss. Eventuell lässt sich das analytische Denken verbessern, jedoch kann man es sich nicht komplett antrainieren.