Deutsche empfindlicher für Spionage

Ich habe vorhin Bilder einer Demonstration gegen die Internetspionage in Hannover gesehen. Auf einem der Plakate wurde die Aktion quasi mit der Arbeit der Stasi verglichen. Mich hat gerade dieses Plakat zum Nachdenken angeregt.

Ich bin im Westen Deutschlands aufgewachsen. Wie die Stasi in der ehemaligen DDR gearbeitet hat, weiß ich nicht wirklich. Klar bekommt man am Rande mit, dass das Leben aller Bürger in irgendeiner Form ausspioniert wurde. Oftmals eben von der eigenen Familie oder Freunden. Auch bevor es die DDR gab, baute Nazideutschland damals auf Denunziantentum. Teilweise mit Prämien und so weiter.

Nun hat Deutschland sicherlich keine schöne Geschichte. Heute leben wir zusammen in einem Land, mit einer gemeinsamen Vergangenheit und in einem Land, mit Menschen, die zusätzlich noch zwei verschiedene Vergangenheiten haben. Trotzdem haben wir eine gemeinsame Zukunft, mit Menschen, die aus den Geschehnissen gelernt haben wollen.

Nun kann ich den Vergleich zur Stasi schon ein wenig verstehen. Immerhin haben die meisten DDR Bürger in einem Überwachungsstaat gelebt. Nichts anderes wird ja durch fremde Geheimdienste momentan wohl gemacht. Auch bis vor kurzem im geheimen. Nur durch einen "Zufall" wurde das nun publik. Aber ich habe das Gefühl, dass gerade deutsche Bürger besonders empfindlich reagieren. Ich finde die Empfindungen als durchaus gerechtfertigt. Aber würden wir vielleicht anders reagieren, wenn ein Teil unserer Geschichte eine andere wäre?

Deutschland hat sicherlich keine schöne Geschichte und auch in den anderen Sachen muss ich dir recht geben. Wir leben zusammen in einem Land mit Menschen, die zwei verschiedene Vergangenheiten haben, aber eins haben wir alle gemeinsam und das ist die Zukunft. Und ob die Menschen aus den Geschehnissen gelernt haben, das wird die Zukunft zeigen.

Zu dem denke ich nicht, dass die Menschen in unserem Land anders reagieren würden, was das Thema Spionage betrifft, wenn wir eine andere Vergangenheit gehabt hätten. Immer hin muss man sich fragen, ob man in jeder Hinsicht ausspioniert werden möchte. Möchte man wirklich, dass jeder Schritt, jede Handbewegung und jede Tat, so wie jedes Wort und jeder Satz und desgleichen aufgedeckt wird. Also ich persönlich möchte nicht ausspioniert werden. Immer hin bedeutet ausspionieren, dass man keine Privatsphäre mehr besitzt und meine Privatsphäre würde ich doch gerne wahren und für mich behalten.

Ich denke nicht, dass wir anders reagieren würden, wenn wir diese Vorgeschichte nicht hätten. Immerhin möchte man sich doch aussuchen, wem man welche Informationen von sich preisgibt. Man möchte einfach nicht der gläserne Mensch sein. Leider ist es auch einigen Menschen egal und deswegen wird man es mit Vergleichen probieren. Nun kommen eben auch die Gefühle von früher hoch, man fühlt sich wieder zurückversetzt in diese schlimme Zeit. Man merkt, dass man niemanden mehr trauen kann, weil man immer überwacht wird.

Damals war es sicherlich so ähnlich, aber ich denke, dass man heute technisch sehr viel weiter ist und die Menschen noch mehr und noch besser überwachen kann. Die Menschen rücken ja auch freiwillig sehr gerne mit ihren Daten heraus, wenn man mal so an Facebook denkt. Die Stasi hätte sich so etwas wie Facebook sicherlich gewünscht. Wenn man da mal liest, weiß man ziemlich viel über eine Person ohne Spionage.