Glaubt ihr wirklich dass die Deutschen immer älter werden?

Ich habe in den Medien gelesen, dass die Deutschen immer älter werden. Irgendwie kommt mir diese Aussage komisch vor. Denn zumindest bei mir im Verwandtenkreis ist es so, dass meine Ur-Urgroßeltern alle sehr alt wurden und keiner vor dem 90. Lebensjahr verstorben ist. Auch meine Urgroßeltern sind sehr alt geworden und haben knapp das 90. Lebensjahr erreicht. Meine Urgroßmutter ist sogar 97 Jahre alt geworden. Meine beiden Opas sind 87 und 88 Jahre geworden und meine Omas 82 und 84 Jahre. meine Mutter ist 89 und mein Vater nur 74 Jahre alt geworden. Eigentlich werden alle aus meiner Verwandtschaft nicht so alt wie meine Ur-Ur-Vorfahren.

Ich habe mich darüber schon mit einigen Leuten unterhalten und auch bei meinem Mann in der Verwandtschaft ist es eher so, dass die weiten Vorfahren sehr alt geworden sind und die Nachfahren dann immer etwas jünger waren als sie verstorben sind. Wie kommt man also zu der Erkenntnis, dass die Deutschen immer älter werden? Könnt ihr es anhand eurer Ahnentafel bestätigen, dass die Leute immer älter werden oder seht ihr es bei euch auch so, dass die Leute immer jünger sind, die versterben?

Anhand unserer Ahnentafel kann ich die Aussage, dass die Deutschen immer älter werden, auch nicht nachvollziehen. So weit ich mich erinnern kann, sind meine Ururgroßeltern auch älter geworden, als deren Nachfahren. Wie dies bei meinem Mann aussieht, kann ich nun leider nicht sagen, da ich es nicht weiß.

Ich denke, dass solche eine Aussage zustande gekommen ist, da eine Statistik dies behauptet, dass die Deutschen immer älter werden im Gegensatz zu früher. Die Statistik soll belegen, dass die Verstorbenen im Durchschnitt älter sind, als die Verstorbenen von damals. Die Leute damals sind früher gestorben, das kann aber auch daran liegen, dass es früher mehr Krankheiten und Seuchen gab, woran die Leute verstorben sind und die Medizin heute einfach so weit gereift ist, sodass wir an einer schweren Grippe und desgleichen nicht mehr einfach so sterben, weil es Medikamente gibt, die uns wieder gesund machen. Und zu dem gab es früher auch keine Impfungen, die die Leute vor Krankheiten geschützt haben, so wie es heute der Fall ist.

Ich denke auch, dass es dabei um einen Durchschnittswert aller Deutschen handelt und nicht um eine Steigerung des Spitzenwertes. Den größten Punkt macht in so einer Statistik die Kindersterblichkeit aus und die ist im letzten Jahrhundert extrem gesunken. Gegen Kinderkrankheiten wird geimpft, kein Kind in Deutschland muss mehr Hunger leiden, Herzfehler können operiert werden. Aber ich denke, am anderen Ende kommt auch einiges zusammen. Vielleicht werden heute die Alten nicht mehr 95, aber es werden sehr viel mehr als früher über 60, 70 Jahre alt.

Also früher starben viele in jungen Jahren und einige ganz spät. Und heute sterben alle einigermaßen spät. Wobei eine Familie dafür auch nicht ausschlaggebend ist. Gute Gene werden in der Familie nun mal weitergegeben und früher kam hinzu, dass man innerhalb seines Standes heiraten musste und so wurde der hohe Lebensstandard innerhalb der Familie gehalten.

Das ist keine Sache des Glaubens, sondern der Statistik. Das Älterwerden ist ein Durchschnittswert und hat nichts damit zu tun, dass die menschliche, genetisch bedingte Altersgrenze nach hinten verschoben wird. Schon in Urzeiten gab es 90-Jährige. Aber es war eher unwahrscheinlich, weil sie beispielsweise in höherem Alter an Beckenbrüchen gestorben sind, statt wie heutzutage operiert werden.

Früher sind die Leute an Infektionskrankheiten, Lungenentzündungen oder Blinddarmentzündungen gestorben, während man heute dagegen etwas machen kann. Auch bei Herzinfarkten hatte man keine Chance, während man heute häufig etwas dagegen tun kann, wenn sie schnell genug bemerkt werden.

Auch die Kindersterblichkeit und die Sterblichkeit der Mütter bei der Geburt war wesentlich höher. Es gab Kriege, in denen die Leute starben. Sie starben an Asthma, an Tuberkulose oder nahmen sich bei Depressionen das Leben. Auch manche Krebsarten sind heute im Gegensatz zu früher heilbar. All dies fließt in den Durchschnitt ein.

Das maximale Lebensalter hat sich nicht verlängert. Es liegt nach derzeitigen Erkenntnissen bei ungefähr 120 Jahren und das war wahrscheinlich schon bei den ersten Homo sapiens so. Genetisch ist das aber bei jedem, so weit ich weiß, anders.

Wie anlupa schreibt ist es statistisch belegt, dass die Menschen immer älter werden, doch ich glaube gerade in Deutschland hat dieser Anstieg der Menschen mit einem hohen Alter noch einen anderen Hintergrund, schließlich hatten wir im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege, die mitunter ziemlich viele Opfer forderten. Auf allen Seiten starben zig Millionen Menschen und das meist nicht in einem Alter in dem der Tod normal gewesen wäre.

Mittlerweile sind jedoch die Nachkriegsgenerationen Erwachsene geworden und da bisher ein weiterer Krieg ausgeblieben ist, ist auch die Sterblichkeit zurück gegangen. Aber auch wie angesprochen sind die immer besser werdenden medizinischen Maßnahmen ein Grund dafür, dass die Altersgrenze steigt und es immer mehr ältere Menschen gibt. Der beschriebene Grund, der auf den Kriegen beruht wirkt meiner Meinung nach eher verzerrend auf dieses Bild, da es so scheint als würde dieser Prozess einfach viel schneller stattfinden.

Innerhalb zweier Generationen gibt es somit viel mehr Menschen, die ein wirklich hohes Alter erreichen, aber auch weil damals viele Generationen weg gebrochen sind, als Folge des Krieges. Die medizinische Versorgung ist mittlerweile aber so gut ausgereift, dass Menschen selbst Krankheiten überleben, für die selbst vor ein paar Jahrzehnten die Aussicht noch ein baldiger Tod gewesen wäre.

Es sei nun dahingestellt, ob das wirklich gut ist, dass die Menschen mittlerweile ein längeres Leben vor sich haben aber statistisch ist es einfach so, auch wenn in meiner Familie grundsätzlich bisher niemand das 80. Lebensjahr vollendet hat, aber irgendwer muss in solchen Statistiken ja schließlich auch das Ergebnis in der Waage halten.