Kennt ihr es, wenn man mit Grauen arbeiten geht?

vom 21.06.2013, 21:11 Uhr

Eine Freundin hat sich heute bei mir ausgeweint. Sie ist in der Ausbildung zur Bürokauffrau in einer größeren Firma. Sie geht schon morgens aus dem Haus mit einem Grummeln in der Magengegend. Sie hat den Eindruck, dass sie einfach überfordert ist in diesem Betrieb. Denn sie kann es keinem Recht machen. Selbst, wenn sie Kaffee kocht hat bestimmt einer was zu meckern. Sie fühlt sich völlig unverstanden und der Chef meint, dass es sich im zweiten Ausbildungsjahr schon geben wird. Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre ist dann sein Spruch.

Die Eltern meiner Freundin bestehen darauf, dass sie die Ausbildung weiter macht. Sie ist auch erst 17 Jahre alt. Sie hat nach der 10. Klasse direkt die Ausbildung anfangen können. Ihr gefällt es einfach nicht und sie geht schon mit Grauen morgens aus der Tür. Sie weint sich oft in den Schlaf und hofft am Sonntag schon auf das nächste Wochenende. Was kann meine Freundin machen? Sollte sie die Ausbildung hinschmeißen? Könnte sie sich erkundigen, ob sie den Betrieb wechseln kann oder was bleiben ihr für Möglichkeiten?

Kennt ihr auch so eine Situation und wie habt ihr diese Situation gemeistert? Geht ihr vielleicht immer noch mit Grauen arbeiten oder hat es sich irgendwann gegeben? Was habt ihr getan, damit es sich ändert?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Sicherlich ist es nicht leicht, wenn man sich nicht wohlfühlt im Betrieb aber im zweiten Lehrjahr würde ich mich wahrscheinlich durchboxen. Es ist nur noch ein Jahr und dann hat sie es geschafft. Sollte sie es aber wirklich nicht packen, würde ich versuchen den Betrieb zu wechseln. Ich stelle es mir aber nicht gerade leicht vor, weil man das dann auch begründen muss und es sich nicht so gut macht, wenn man sich vorstellen muss.

Man muss ja auch nicht alles machen. Wenn man etwas nicht schafft, ist es eben so und dann muss der Chef auch damit leben. Vielleicht sollten auch die Eltern mal mit dem Chef reden. Immerhin ist das Kind ja auch mit den Nerven runter. Ansonsten kann sie auch mal zum Psychologen gehen und sich auch mal wegen den Nerven krankschreiben lassen, vielleicht erkennt der Chef dann was los ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne ähnliche Situationen. Ich hatte während meines Studiums ein Pflichtpraktikum, das richtig mies war. Ich musste mich jeden Tag dort hin quälen und habe jeden einzelnen Tag gezählt. Bei mir lag es unter anderem am Aufgabengebiet, das mich überhaupt nicht gereizt hat (und was auch nicht wirklich zu meinem Studium passte), außerdem bin ich mit dem Betreuer nicht wirklich klar gekommen. Ich habe mich in der Situation einfach durchgebissen, weil es sich sowieso nur um wenige Monate handelte.

Mich wundert es, dass deine Freundin anscheinend nur in einer Abteilung ist. Gerade in größeren Betrieben ist es doch üblich, dass man möglichst viele Abteilungen während seiner Ausbildung durchläuft und in einer Abteilung höchstens ein paar Monate verbringt.

Ansonsten klingt es aber stark danach, dass deine Freundin einfach zu sensibel ist. Natürlich meckern die Leute, aber das braucht sie nicht persönlich nehmen. Viele Leute sind einfach auch von ihrer Arbeit frustriert und lassen diesen Frust an anderen Menschen ab. Und eine sensible Auszubildende eignet sich dafür natürlich besser als ein selbstbewusster Kollege, der bei einem solchen Verhalten sich auch stark wehren kann.

Das heißt noch lange nicht, dass sie irgend etwas falsch macht - und selbst wenn ist das ihr gutes Recht als Auszubildende, auch etwas falsch machen zu dürfen. Wenn das irgendjemand in dieser Firma nicht begreift, ist das sein Fehlverhalten und nicht das deiner Freundin.

Mein Rat wäre, sich erst einmal im Vertrauen an den verantwortlichen Ausbilder zu richten. Wenn das nichts bringt (oder das vielleicht sogar dieser erwähnte Chef ist), kann man sich auch an die IHK wenden. Dort gibt es Leute, die sich um Auszubildende kümmern und die durchaus auch die Möglichkeit haben, Druck auf den Betrieb auszuüben, oder deiner Freundin eine entsprechende Beratung anzubieten.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hier ein richtiges Bild von den Problemen deiner Freundin zu machen, ist nicht möglich. Außer dass sie selbst angemeckert wird, wenn sie Kaffee kocht, hast nichts von ihren speziellen Problemen geschrieben. Dass sie mit Bauchschmerzen zur Arbeit geht, ist nichts Neues, denn so geht es vielen Menschen. Vielleicht ist deine Freundin besonders empfindlich. Eventuell kannst du uns mal mitteilen, wer deiner Freundin das Arbeitsleben so schwer macht oder ob sie generell mit der Arbeit nicht zurecht kommt. Vielleicht ist die Arbeit auch nicht geeignet für sie.
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@Ramones, was du da schreibst, soll wohl ein Witz sein? Warum muss der Chef mit der Unzulänglichkeit seiner Arbeitnehmerin leben? Außerdem ist sie mit 17 Jahren kein Kind mehr, dass man betütteln muss.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kenne das auch wenn man mit einem Grauen zur Arbeit geht. Bei mir war das in der Ausbildung so. Das ganze hatte ab dem 2. Lehrjahr angefangen und ich musste 3 Lehrjahre meistern. Da ich in der Firma wo ich die Ausbildung gemacht habe, ein paar Differenzen mit meinem Chef hatte, habe ich mir irgendwann, nur noch die Arbeitsaufgaben für den Tag von Ihm abgeholt und diese erledigt. Ich hatte nicht mehr großartig viel geredet, nur noch über Dinge was mit der Arbeit zu tun hatten. Irgendwann war dann auch das 3. Lehrjahr vorbei und ich habe mein Ergebnis von der Abschlussprüfung von der IHK mitgeteilt bekommen. Und da hatte mir dann mein Chef gesagt das er mich nicht weiter beschäftigen könnte.

Irgendwie war ich glücklich über diese Nachricht auf der anderen Seite auch nicht, da ich ja nun keinen Arbeitsplatz mehr hatte. Mittlerweile muss ich aber sagen, dass es ganz gut war wie das ganze verlaufen ist. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber und meinen jetzigen Tätigkeiten fühle ich mich wesentlich wohler und auch besser aufgehoben, als bei meinem vorherigen Arbeitgeber. Ich bin ja der Meinung, dass Alles schlechte auch irgendwo was Gutes hat.

» Nameless26 » Beiträge: 21 » Talkpoints: 13,93 »


Ich hatte eine ähnliche Phase während meiner Ausbildung. Ich habe damals die Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert. Besonders im ersten Jahr war ich noch viel zu zurückhaltend und hatte auch das Vergnügen unter den Mitarbeitern zu leiden, da diese mich bei allem was ich tat kritisierten. Manche Kollegen waren der Meinung, dass ich auch alle Arbeiten erledigen durfte, auf die sie keine Lust hatten.

Es war wie man sich denken kann ziemlich nervig und auch wenn es mit der Zeit besser wurde änderte sich die Situation nur weil viele Mitarbeiter die damalige Filiale verließen und andere neue Kollegen dazu kamen, mit diesen war der Start dann einfacher, da ich zu diesem Zeitpunkt schon mehr aus mir heraus kam.

Ich glaube aber, dass wenn sich die Belegschaft nicht geändert hätte, wäre es für mich noch schwerer in dem Unternehmen geworden. Keine Ahnung ob sich überhaupt etwas geändert hätte. Mittlerweile habe ich die Ausbildung abgeschlossen und bin darüber ganz glücklich, dass ich sie nicht vorzeitig beendet habe.

Ich erinnere mich aber auch noch an diese Tage und Wochen, in denen ich am Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, schon schlechte Laune und fast schon Angst verspürte. Es ist schwer mit diesen Situationen und diesem Empfinden umzugehen, besonders im Alter von 17 kann es sein, dass man diesem Druck eventuell nicht gewachsen ist.

Je nachdem wie viel Zeit bereits von der Ausbildung deiner Freundin verstrichen ist würde ich mich an ihrer Stelle mit ihren Eltern zusammen setzen und über mögliche Lösungen reden. Ein Wechsel des Betriebes wäre eine Möglichkeit, jedoch sollte sie eventuell noch einmal darüber nachdenken, ob diese spezielle Ausbildung wirklich etwas für sie ist. Wenn es ihre Wunschausbildung ist, so sollte sie diese auch nicht beenden.

Wenn sie sich allerdings weder in dem speziellen Beruf, noch unter der Belegschaft wohl fühlt sollte sie eventuell darüber nachdenken sich eine andere Ausbildung zu suchen. Wichtig ist es den Eltern glaubhaft klar zu machen, wie die Gefühlslage aussieht.

» Mulucki1989 » Beiträge: 449 » Talkpoints: 14,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es schwierig hier einen Rat zu geben, ohne nun wirklich die genauen Probleme zu kennen. Ist es ein Problem, welches von dem Betrieb an sich ausgeht, oder ist es ein Problem der Freundin? Ihr gefällt es nicht - aber warum? Wenn sie das Gefühl hat, sich eine falsche Ausbildung ausgesucht zu haben und es tatsächlich der Beruf an sich ist, dann würde ich wohl schon sagen, dass es dann wenig Sinn macht diesen weiter zu machen und sie sich vielleicht doch etwas anderes suchen sollte.

Ansonsten kam mir auch sofort der Gedanke, dass die Freundin einfach sehr empfindlich ist. Wenn jemand meckert, wenn sie Kaffee kocht, dann sollen sich die anderen doch einfach selber Kaffee kochen. Wenn sie sich unverstanden fühlt, kann sie dafür sorgen, dass man sie versteht. Warum fühlt sie sich überfordert? Ich kann den Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" nicht mehr hören, aber es stimmt schon, dass das Arbeitsleben eben nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist und man mit bestimmten Situationen einfach klar kommen muss, beziehungsweise den Mund aufmachen muss, um daran etwas zu ändern. Und das auch während der Ausbildung, denn auch da muss man sich nicht alles gefallen lassen.

Während meiner Ausbildung hatte ich solche Probleme nicht. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht und mein (kleiner) Betrieb war super. Bei meinem Nebenjob ist es seit einiger Zeit so, dass auch ich da teilweise morgens mit Bauchweh zur Arbeit gehe und jeden Abend vor der Arbeit schon ein mieses Gefühl habe. Ich habe mir gedacht "Augen zu und durch" und das macht mich schon lange unglücklich. Jetzt habe ich ab Mitte Juli ein Praktikum und werde bald endlich meine Kündigung einreichen können. Schon jetzt fühle ich mich erleichtert und freue mich darauf. Wenn es sich bei deiner Freundin also um Probleme handelt, die sie tatsächlich nicht ändern oder akzeptieren kann, dann muss sie sich was neues suchen.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke auch, dass sie es einfach nur versuchen sollte die restliche Zeit zu überbrücken, in dem sie sich freut, endlich den Betrieb zu wechseln. Danach kann sie den Kaffee über die Klamotten der Meckerer kippen, diese Beschimpfen, dazu animieren sich gefälligst selber den Kaffee zu holen.

Nur aus diesem Grund werde auch ich mich die nächsten drei Jahre abquälen und in finanzieller Katastrphallage mein Studium absolvieren. Ich wurde schon vor drei Jahren dafür verspottet Abitur zu machen, weil das verschwendete Zeit sei und ich habe immernoch kein Geld und bla bla bla, jedoch muss ich heute schon wirklich lachen, wenn ich sehe wie sich meine ehemaligen Kameraden in ihren Betrieben ärgern.

Wenn sie erst 17 ist, dann kann sie sich noch ruhig Gedanken machen eventuell sich weiterzubilden. Auf weiterführenden Gymnasien findet man viele Leute, die ihre Ausbildung absolviert haben, und beispielsweise aufgrund der wirtschaftlichen Lage keinen Arbeitsplatz mehr finden konnten, oder diesen eben nicht mochten, und sich mehr Perspektiven wünschen. Und bevor sie sagt es ist zu schwer: Du glaubst mir nicht, welche Leute bei mir einen dualen Studienplatz bekommen haben. Es ist zwar ein wenig traurig und auch entehrend, aber man bekommt das Abitur fast schon nachgeschmissen.

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» Zollstock » Beiträge: 338 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass deine Freundin sich erst einmal für sich klar werden muss, ob sie die restlichen zwei Jahre schaffen kann oder nicht, denn wenn sie wirklich über einen Wechsel (oder gar einen Abbruch) nachdenkt, dann besser heute als morgen. Immerhin ist si noch 17 und kann sich eigentlich ohne Bedenken noch umentscheiden.

» Herbsi » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,20 »


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