Ist das Bienensterben ein größeres Problem als viele denken?

MissMarple hat geschrieben: Aber Wespen und andere Insekten sind doch genauso daran beteiligt.

Wespen sind zwar ab und zu auf Blüten zu finden, aber eigentlich sind sie Fleischfresser. Dort sind sie also auf der Jagd nach kleinen Käfern. An der Bestäubung haben sie also einen extrem geringen Anteil. Hummeln tragen noch zur Bestäubung bei, aber diese sind genauso gefährdet wie Bienen. Sie leiden ebenfalls unter den Pestiziden und der Zerstörung ihres Lebensraums.

Bienen bestäuben 30 % der Pflanzen, die für Menschen als Nahrungsmittel dienen. Die restlichen Prozent sind Windbestäuber wie Weizen und andere Gräser. Dabei geht es nicht immer darum, eine große Frucht zu erhalten wie beim Apfel. Auch ohne Bestäubung trägt ein Apfelbaum einige Früchte. Aber besonders wichtig ist eine Bestäubung um Saatgut für das nächste Jahr zu erhalten. Es geht dabei also nicht nur um Obst, sondern auch um Kohl, Raps und andere Gemüsesorten.

In China wird bereits mit der Hand bestäubt, weil dort zu wenige Menschen imkern. Dies ist aber eine extrem kostenaufwendige Variante des Obstanbaus. In Deutschland würden wir dafür wieder Polen und andere Saisonarbeiter benötigen, da Deutsche solche Arbeiten nicht gerne verrichten. Ich weiß nicht, ob das oft erwähnte Zitat von Einstein, dass der Mensch 5 Jahre nach den Bienen ausstirbt, zutrifft. Das hat er übrigens wahrscheinlich auch nie gesagt. Aber unser Speiseplan wäre ohne Bienen sehr viel ärmer. Aber das kann man ja dann durch Vitamintabletten wieder ausgleichen.

Honigbienen haben im Gegensatz zu allen anderen Bestäubern wie Hummeln und Wildbienen eine viel höhere Bestäubungsleistung, weil sie Vorräte anlegen. Also obwohl auch sie nur in den warmen Monaten aktiv sind, fliegen sie sehr viel mehr Blüten an, weil sie für die kalten Monate mitsammeln. Bei Hummeln und Wildbienen überwintert nur die Königin mit sehr wenigen bis gar keinen Arbeiterinnen.

Ein weiterer Punkt ist die so genannte Trachttreue. Das bedeutet, dass Honigbienen, wenn sie einmal eine gute Tracht, also eine Ansammlung von leckeren Blüten gefunden haben, stundenlang diese absammeln. Sie fliegen ja auch zurück zum Volk und erzählen ihren Kolleginnen mithilfe des Bienentanzes, wo sich diese leckere Tracht befindet. Und so sind sehr viele Bienen stunden- oder sogar tagelang mit einer einzigen Pflanzenart beschäftigt und bestäuben diese systematisch. Im Gegensatz dazu bringt es wenig, wenn ein Käfer mit dem Pollen einer Apfelblüte zu einem Kirschbaum fliegt.

Auch nicht unwichtig ist die Tatsache, dass Bienen vom Menschen gehalten werden. Bei der Masse an Erdenbürgern und Nahrungsmitteln, die für diese benötigt werden, muss die Sache gezielt, effektiv und systematisch angegangen werden. Da kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass in der Nähe des Ackers irgendwo ein paar Wildtiere leben, die die Bestäubung übernehmen werden. Ein Bienenvolk verdient im Monat 40 Euro mit seiner Bestäubungsarbeit. Das ist bei einem Volk pro Hektar ganz schön viel Schotter, was die Landwirte dafür auszugeben bereit sind, weil es eben nötig ist.