Sind Urvölker ein Freibrief fürs gnadenlose Fotografieren?
Als wir in Papua-Neuguinea waren, kamen wir auch mit einem traditionellen Stamm zusammen. Nachdem das ein bezahlter Ausflug war, der ganz schön teuer war, benutzten diese Tatsache viele Touristen, auch einiges einzufordern. So wurden Frauen und Männer einfach ungefragt und auch in teils weniger vorteilhaften Situationen geknipst und manche stiegen in den Wohnraum privater Unterkünfte ein und machten von den bescheidenen Habseligkeiten Fotos. Die einheimischen Leute guckten nur verdutzt, sagten aber nichts und ich als Unbeteiligter fand dies alles komplett peinlich.
Würdet Ihr Euch bei einem teuren Ausflug auch so viel herausnehmen, nachdem man ja "für alles" bezahlt hatte? Findet Ihr auch, dass durch solches Benehmen das Klischee vom rücksichtlosen Touristen aus der ersten Welt dort nur verstärkt wurde oder waren die Einheimischen insgeheim froh, dass sich die Touristen so stark für ihre Behausungen interessierten?
Ein solches Verhalten hätte ich auch einfach nur peinlich gefunden. Natürlich sind diese Ausflüge oft teuer, aber damit erkauft man sich doch nicht das Recht, bei dem Ausflug dann machen zu können, was man möchte. Ein wenig Anstand sollte man doch auch bei solchen Ausflügen an den Tag legen. Darum würde ich die Menschen dort sicher nicht einfach ungefragt fotografieren und noch viel weniger würde ich in deren private Räume eindringen. Dass dabei die Einheimischen verdutzt geschaut haben, kann ich gut verstehen. Sie haben sicher deshalb nichts gesagt, weil die Touristen eine gute Einnahmequelle für sie sind.
Das wollten sie sich wohl nicht verderben. Dass sie froh waren, dass Touristen sich für ihre Häuser interessieren, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Eher war es ihnen sicher peinlich, dass sie so bescheiden lebten. Ich finde es echt daneben, dass manche Touristen meinen, sich alles erlauben zu können, nur weil sie eben Geld in das Land bringen. Mich würde mal interessieren, wie diese Leute es finden würden, wenn man einfach ungefragt in ihre Häuser und Wohnungen stürmt und dort fotografiert.
Ich finde es wirklich unschön, wenn Menschen nicht das Leid anderer Menschen sehen und dann auch noch Bilder von Missständen machen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, da auch noch Bilder zu knipsen. Wozu auch? Damit man zu Hause sagen kann, was das für Arme Menschen sind? Das ist dann schon sehr rücksichtlos und man sollte in jedem Fall fragen, wenn man ein Bild machen will. Man hat sich mit dem Preis des Ausflugs ja nicht die dort lebenden Menschen und deren Ehre gekauft, sondern nur den Ausflug, die Ansicht und das Ambiente. Ich bin reich und mir gehört die Welt ist in meinen Augen keine gute Einstellung.
Auch bei diesen Stämmen handelt es sich um Menschen. Wenn man ungefragt ein bis zwei Fotos macht, dann finde ich es nicht so schlimm. Aber einfach in die Wohnstätten zu stampfen und dann Fotos von den Habseligkeiten zu machen, finde ich respektlos. Aber ich habe schon bemerkt, dass der Fotoapparat bei manchen Leuten sehr locker sitzt und sie ihre Umgebung einfach nur wahllos festhalten müssen. Es wird einfach drauf losgeknipst, egal ob eine Privatsphäre respektiert wird oder nicht.
Nur weil ich Geld bezahle, gibt dies mir nicht das Recht, zu machen was ich möchte. Es bezahlt nur eine Leistung, nämlich die Führung. Aber mehr auch nicht. Zu Hause schreien diese Touristen wahrscheinlich massiv nach ihrer Privatsphäre. Aber Hauptsache im Urlaub mal auf die Kacke hauen. Ich würde nicht mal behaupten, dass die Touristen sich so sehr für die Behausungen interessiert haben, ansonsten hätten sie sich auch für die Kultur interessiert und ein bisschen Respekt entgegengebracht. In deinem Fall ging es wahrscheinlich nur um eine volle Fotokarte.
Ich finde es fast schon unverschämt, dass die Mitreisenden von dir einfach ungefragt in die Häuser der Bewohner eingedrungen sind und deren Habseligkeiten fotografiert haben. Von Privatsphäre haben sie wohl auch noch nichts gehört, oder? Es mag sein, dass der Ausflug teuer war, aber man kann sich mit Geld nicht die Privatsphäre anderer Leute erkaufen und außerdem wurden sie ja nicht dazu gezwungen, an diesem Ausflug teilzunehmen. An deiner Stelle wäre es mir auch sehr peinlich gewesen, wenn meine Mitreisenden einfach so Bilder gemacht hätte ohne Rücksicht auf Verluste. Ich finde es so wie Ramones auch schlimm, dass Leute glauben, das Leid anderer noch auf Fotos festhalten zu müssen.
Ich denke auch, dass die Einheimischen einfach nichts gesagt haben, weil Touristen unter anderem ihre Geldeinquelle sind, aber ich kann mir vorstellen, dass sie sich selbst schöneres vorstellen konnten und dass es das Klischee der rücksichtslosen Touristen wirklich noch verstärkt.
Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass man die Privatsphäre seiner Mitmenschen stets respektieren sollte, egal ob diese in Mietwohnungen, Lehmhütten oder Baumhäusern wohnen. Dieses touristische Verhalten, bei denen die menschlichen Bewohner einer Gegend ebenso als Fotomotiv herhalten müssen wie irgendwelche Viecher, ist mir absolut zuwider.
Deshalb würde ich schon aus Prinzip keine Touren mitmachen, bei denen mir irgendwelche "Ureinwohner" vorgeführt werden, als wären diese Menschen nur Teil des Ambientes. Wir möchten ja auch keine Busladung Fremder im Wohnzimmer stehen haben, die sich brennend dafür interessieren, wie der durchschnittliche Mitteleuropäer so lebt, oder?
Die Einheimischen sind auf das Geld angewiesen und lassen dafür sehr viel über sich ergehen. Ich kann mir schon vorstellen, was sie sich so über fette Europäer in Sandalen denken. Aber ich verstehe nicht ganz, warum du dich als "unbeteiligt" bezeichnest. Gut, du bist nicht in die Hütten gestapft, aber auch du hast diese Tour bezahlt.
Dass so eine Tour auf Papua-Neuguinea auch zu Einheimischen führt, ist doch klar und wurde beim Bezahlen doch auch angekündigt. Ich mach dir keinen Vorwurf. Ich weiß nicht, ob ich nicht vielleicht auch eine Tour gebucht hätte und von ihrem tatsächlichen Verlauf geschockt gewesen wäre. Aber dann nenne es doch beim Namen und lerne daraus.
Ich finde ein solches Verhalten auch höchst respektlos. Allerdings hat der Reiseveranstalter die Leute nicht aufgeklärt, was man ihm zum Vorwurf machen kann. Gerade solche sensiblen Ausflüge müssen gut vorbereitet sein. Ich würde das Fotografieren grundsätzlich verbieten und nur gestellte Aufnahmen, vielleicht Gruppenfotos oder Aufnahmen bei Vorführungen, erlauben, aber keinesfalls Aufnahmen der privaten Räume.
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