Übertriebene Moralisierung bei der Hochwasserhilfe
Ich denke jeder ist nicht perfekt und jeder hat seine eigene Meinung und die sollte man respektieren. Der Mensch ist nun mal so gemacht das er schnell vergisst. Klar sehe ich auch die Nachrichten und was die Menschen durchmachen und es tut mir leid, aber in diesem Moment kann ich nicht helfen, da ich auch meine Probleme habe, die vielleicht nicht so schlimm sind wie die der anderen, würdet ihr sagen, man muss aber jede Sichtweise sehen.
Wenn aber die Flutkatastrophe hier in meiner Stadt wäre oder mein Nachbar in nächster Nähe betroffen wäre, wäre ich der letzte der nicht soviel helfen würde wie möglich und nichts unversucht lassen würde. Aber das ich jetzt wie, einige andere, extra dort von alleine hinfahren würde nein, das würde ich nicht, außer es würde eine öffentliche Ausschreibung geben.
Ich respektiere aber die Menschen, die das gerne machen und extra dort hinfahren und helfen, möchte dann aber auch von Ihnen das sie die Menschen respektieren die nicht dort hinfahren und ihre Meinung dazu haben.
Ich wohne in einer Region, die sehr stark vom Hochwasser betroffen ist. Das Schlimmste haben wir zwar inzwischen überstanden, aber die Zustände waren wirklich katastrophal. Für mich war es selbstverständlich, dass auch ich mit anpacke und helfe. Zwar bin ich persönlich nicht betroffen, da ich selbst weit genug vom Wasser entfernt wohne und dazu weder einen Keller habe noch im Erdgeschoss wohne, aber viele meiner Freunde, Bekannten und Kollegen mussten ihre Häuser verlassen sind mehr oder weniger stark betroffen.
Ich habe bei mir einen evakuierten Kollegen aufgenommen, der inzwischen aber wieder in seine Wohnung zurückkehren durfte. Bei uns haben alle mit angepackt, egal ob selbst betroffen oder nicht. Und wer körperlich nicht in der Lage war, Sandsäcke zu schleppen, hat an Verpflegungspunkten Brötchen geschmiert und Getränke ausgegeben.
Wir haben uns auch regelmäßig über Leute geärgert, die nicht geholfen haben. Wobei die Leute, die einfach ihrem normalen Alltag nachgegangen sind, nicht so schlimm waren, wie die ganzen Gaffer, die die Arbeit behindert haben. Unmöglich fand ich auch diejenigen, die bei strahlendem Sonnenschein mit ihrem Eis in der Hand am Wasser standen und zugeguckt haben, wie andere sich völlig verausgaben. Dazu kamen dann auch noch überflüssige Kommentare, die keiner der Betroffenen hören wollte.
Natürlich kann nicht jeder helfen, oftmals waren auch viel zu viele Helfer da und wenn es wie bei euch war, dass nur ein einziger kleiner Stadtteil überhaupt gefährdet war, ist das sicherlich auch noch etwas anderes. Bei uns sah und sieht das anders aus. Kaum war ein Wall aus Sandsäcken errichtet, ging es zum nächsten gefährdeten Ort. Und auch jetzt geht die Hilfe weiter: Wohnungen der Freunde und Kollegen ausräumen, die alles verloren haben. Wenn man selbst betroffen ist, wird man auch mal schnell zum Moralapostel und das kann ich in gewissen Situationen auch sehr gut nachvollziehen.
Ich muss sagen, dass ich auch sehr erstaunt über die viele Hilfe war, die die Hochwassergebiete aus ganz Deutschland erfahren haben. Ich finde es toll, dass so viele Menschen selbstlos helfen. Man muss ja auch sehen, dass viele Personen in den betreffenden Gebieten alles verloren haben und einfach auf Hilfe angewiesen sind. Daher finde ich es sehr traurig, dass dagegen geschimpft wird.
Andererseits ist es aber auch so, dass man natürlich seine Meinung niemandem aufzwingen kann. Wenn jemand nicht helfen möchte, sollte er auch nicht dazu gezwungen werden. Ich sehe beispielsweise auch, dass viele Menschen sich stark gegen den Bau von Dämmen gewehrt haben. Da sehe ich es jetzt ehrlich gesagt auch nicht ein, dass die Hilfen erhalten, denn die sind ja auch noch mit für das Leid der Leute verantwortlich, die gerne einen Damm gehabt hätten.
Mit der übertriebenen Moralisierung haben es die Deutschen ja allgemein so ein wenig wie ich finde, vielleicht ist das Beispiel Hochwasser zwar nicht hundert Prozent passend, aber auch in anderen Bereichen erkennt man dieses Verhalten relativ oft. Wenn wirklich schwere Überflutungen beziehungsweise Schäden aufgetreten sind ist diese Hilfsbereitschaft vielleicht gar nicht schlecht und kommt auch den Opfern zu gute.
Anderen nun das Feiern verbieten zu wollen kann es aber auch nicht sein, das finde ich ziemlich albern, da sich diejenigen die sich aufregen in diesen Momenten aufspielen wie die Retter der Menschheit. Was spricht dagegen zu helfen und Abends trotzdem zu feiern. Man kann niemandem vorschreiben, wie dieser die eigene Freizeit zu gestalten hat.
Vor allem funktioniert diese Hilfsbereitschaft heutzutage ohnehin nur noch bei großen Katastrophen oder vielleicht noch auf kleinen Dörfern. Da man nur selten Hilfe anbietet ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten, auch wenn es sich bei dieser Gegenleistung nur um das Versprechen handelt auch zu helfen wenn dem Helfer mal etwas passieren sollte.
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