Schattenkinder - Im Schatten eines Geschwisters stehen

vom 20.06.2013, 08:25 Uhr

Gestern habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, der über die sogenannten Schattenkinder handelte. Diese Kinder stehen im Schatten des Geschwisterkindes, welches meist sehr krank ist und eben auch mehr Aufmerksamkeit bekommen muss. Die Eltern vergessen dabei oft, dass sie noch ein bzw. mehr Kinder haben und die volle Aufmerksamkeit bekommt das kranke Kind.

Ich habe zum Glück so was in Real noch nicht mitgemacht oder gesehen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es für das betroffene Kind gar nicht so leicht ist. In dem Bericht ging es auch darum, dass ein Kind dann später auch von den Eltern genötigt wurde Knochenmark zu spenden, obwohl das mittlerweile volljährige Kind nicht wollte, weil es im Laufe der Jahre wohl einen richtigen Hass gegen seinen Bruder entwickelt hat.

Sicher braucht ein krankes Kind sehr viel Aufmerksamkeit. Aber man darf doch als Eltern nicht vergessen auch noch andere Kinder oder ein anderes Kind zu haben und muss sich doch auch um das gesunde Kind kümmern. Könnt ihr das Verhalten der Eltern nachvollziehen? Wie fühlt sich so ein Schattenkind, was im Schatten eines kranken Geschwisterkindes steht? Wie fühlt sich dabei dieses kranke Geschwisterkind? Konntet ihr schon selber Erfahrung machen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich sehe vermutlich gerade die Wiederholung der Sendung und bin auch leicht geschockt. Allerdings gehe ich davon aus, dass Eltern das gar nicht bewusst merken, dass sie das gesunde Kind weniger beachten. Wobei man in dem nun gezeigten Fall vielleicht auch den Ärzten eine Mitschuld geben kann. Denn da hätte eigentlich auffallen müssen, dass in der Familie etwas schief läuft. Man konnte doch deutlich sehen, dass die ältere Tochter nicht das will, was die Eltern von ihr erwarten.

Wobei ich es wesentlich schlimmer finde, wenn alle Kinder gesund sind und ein Kind mehr oder weniger ein Schattendasein führt. Auch wenn es bei dem gezeigten Fall noch nicht wirklich akut für die jüngere Tochter ist, weiß ich selbst, wie eine Krankheit das Leben einer ganzen Familie belasten kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich erlebe das aktuell in meiner Familie und finde es schrecklich, das mit ansehen zu müssen.

In unserem Fall ist es so, dass die große Schwester sehr krank zur Welt kam und fast nicht überlebt hätte. Inzwischen ist sie in der Schule und außer Lebensgefahr, hat aber bleibende Schäden. Der kleine Bruder geht in den Kindergarten und ist kerngesund und ein richtiger Sonnenschein - aber nur wenn seine Schwester nicht anwesend ist. Sobald sie dabei ist, wird er regelrecht verhaltensauffällig, macht absichtlich Dinge kaputt und schreit dazwischen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Die Eltern finden, dass es sich um ganz normale Geschwisterrivalität handelt, aber ich sehe das völlig anders. Wir haben vier Kinder und natürlich gibt es mal Gerangel, weil jeder zum Zuge kommen möchte und Aufmerksamkeit braucht. Meine Kinder würden aber niemals etwas zerstören nur um beachtet zu werden.

Leider sind auch die Großeltern und anderen Verwandten sehr auf das kranke Mädchen fixiert. Der Junge läuft so "nebenbei" mit und wird nicht großartig beachtet. Das ist sogar meinen Kindern schon aufgefallen. Meinen beiden zwölfjährigen Jungs hat er beim letzten Besuch so leid getan, dass sie den Kleinen zum Fußball spielen mitnehmen wollten. Prompt kam der Einwand der einen Oma, dass das ja der Schwester gegenüber unfair wäre, weil sie aus gesundheitlichen Gründen das nicht machen kann. Ich habe sie dann gefragt, ob es nicht auch unfair dem Kleinen gegenüber wäre, wenn er sich nicht bewegen darf nur weil die Schwester das nicht uneingeschränkt kann. Es gab daraufhin eine heftige Diskussion mit dieser Oma und die Eltern sagten mir, sie hätten schon überlegt die Große ab und zu für einen Tag zur Oma oder Tante zu geben um auch mal Zeit für den Kleinen alleine zu haben.

Da gab es gleich den nächsten Oma-Einwand, dass man das kranke Kind ja nicht einfach so abschieben kann. An dem Punkt ist mir dann der Kragen geplatzt. Der Kleine muss jeden Tag in den Ganztags-Kindergarten obwohl die Mama zu Hause ist und sich um die Schwester kümmert. So herum ist das natürlich kein „Abschieben“ sondern normal und „das muss er halt verstehen“. Dass ein vierjähriges Kind das nicht versteht finde ich ganz klar. Ich habe den Eltern gesagt, dass sie sich nicht wundern bräuchten dass der Junge so nervt und ständige Aufmerksamkeit fordert. Sie sollen ihn mal beobachten wenn er alleine ist und die Schwester nicht dabei – da ist er nämlich das angenehmste Kind das man sich vorstellen kann.

Das Ende vom Lied war, dass der Kleine mit meinen Jungs mit zum Fußball durfte. Er kam total verschwitzt und glücklich zurück und war froh, dass sich mal jemand nur um ihn alleine gekümmert hat. Meine Jungs haben ihm versprochen, dass sie ihn das nächste Mal wieder mitnehmen und seitdem fragt er ständig, wann wir denn endlich wieder kommen, dass er „mal wieder Ball spielen kann“. Das darf er nämlich nicht wenn seine Schwester dabei ist.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich nehme an, dass der Bericht im Fernsehen in Anlehnung an den Film „Schattenkind“ erfolgte. Deine Frage nach den Gefühlen eines solchen Schattenkindes hast du selbst schon beantwortet, in dem du schreibst, dass das Kind kein Knochenmark spenden wollte. Damit ist ganz klar zu verstehen, dass das gesunde Kind die Zurücksetzung seitens der Eltern nicht verkraftet hat und sein Hass gegen den Bruder sehr heftig ist. Dieser kann zwar nichts dazu, ist aber der unfreiwillige Anlass, dass die Eltern sich nicht genügend um das gesunde Kind gekümmert haben.

Eltern glauben, dass ein krankes Kind ein Recht hat, bevorzugt behandelt zu werden. Im Sinne der Krankheit ist das richtig. Nur vergessen sie dabei, dass auch das andere Kind Zuwendung braucht, ohne die es nicht richtig aufwachsen kann und ohne die es mit ziemlicher Sicherheit seinen vermeintlichen Nebenbuhler – den eigenen Bruder – hasst. Ja, wie fühlt sich ein solches Kind? Leider nicht gut, wie du erkannt hast, es ist gekränkt, beleidigt, traurig, hintergangen, kalt gestellt, ungeliebt. Es entwickelt Hassgefühle und möchte den Bruder umbringen. Das alles passiert ohne das willentliche Zutun des Bruders und ist der ungerechten Behandlung der Eltern zuzuschreiben.

Diese extrem unterschiedliche Behandlung von Kindern aufgrund einer Krankheit, habe ich noch nie erlebt. Wohl, dass das jüngste Kind teils Narrenfreiheit hatte und anders behandelt wurde, aber nicht so gravierend.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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