Geld für Ausbildung aber nicht für's Studium - gerecht?

vom 17.06.2013, 12:16 Uhr

Findet ihr es gerecht, dass man während der Ausbildung bereits Geld verdient, im Studium aber nicht? In Schweden oder auch anderen skandinavischen Ländern ist es wohl so, dass Studenten hauptsächlich studieren sollen und daher elternunabhängig zumindest Darlehen bekommen - ich habe auch mal gehört, dass es Zuschüsse zum Lebensunterhalt gibt, die man nicht zurückzahlen muss, also eine Art "Gehalt" für's Studieren.

Ich persönlich finde es ungerecht, dass man in Deutschland bis vor einiger Zeit sogar noch Studiengebühren zahlen musste, um überhaupt studieren zu "dürfen", bzw., dass man kein Geld für's Studieren bekommt, für eine Ausbildung aber schon. Ausbildungen und Studium sind nach meiner Meinung gleichwertig - wir brauchen "Arbeiter und Angestellte" genauso wie "Studierte", den Arzt ebenso wie den Klempner. Meiner Ansicht nach tragen alle Berufsgruppen auch etwas zur Gesellschaft bei. Das heißt, sie geben an die Gesellschaft etwas zurück, die es ihnen ermöglicht hat, ihren Berufsweg einzuschlagen. Daher solle jeder finanziell zumindest in gewissem Rahmen unterstützt werden, der eine Ausbildung oder ein Studium machen will.

Ich halte es für kein gutes Argument gegen ein "Gehalt im Studium", dass Akademiker ja schließlich auch mehr verdienen würden. Natürlich verdienen manche Leute nach dem Studium mehr, als solche mit einer Ausbildung im Hintergrund - heutzutage gibt es darauf aber keine Garantie mehr (Stichwort: taxifahrender Jurist). Außerdem sind Ausbildungen auch kürzer, d.h. man verdient schneller Geld, als Leute mit (eventuell auch noch besonders langer) Studiendauer.

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Während der Ausbildung "verdient" man kein Geld, sondern bekommt eine Ausbildungsvergütung. Diese Vergütung entspricht eben keinem Lohn (bzw. einem Gehalt), sondern soll bloß die Kosten des Auszubildenden decken und kann mit einem Taschengeld verglichen werden, welches der Lehrling vom Ausbildungsbetrieb bekommt. Dieser Vergütung steht also keine "Leistung" des Auszubildenden entgegen. Er (aber natürlich auch die Auszubildende) wird nicht nach Stunden oder Stückzahlen abgerechnet!

Wenn ein Student sein Studium entsprechend über Drittmittel durch Firmen finanziert haben will, steht es dem Studenten ja frei, sich um solche Mittel zu bemühen. Allgemein wird so was als "Duales Studium" angeboten, und der Student bindet sich mit der Bezahlung des Unternehmens eben an das bezahlende Unternehmen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass man sich selbst bei Firmen bewirbt und sein normales Uni-Studium subventionieren lässt. Natürlich ist so was ungleich schwerer zu realisieren, weil es nicht "üblich" oder verbreitet ist. Aber das ist kein Thema der "Gerechtigkeit".

Nebenbei ist es ja so, dass Auszubildende bei privaten Unternehmen angestellt sind. Die übernehmen dieses Taschengeld. Studenten hingegen sind ja nirgendwo angestellt. Wer sollte denen das "Taschengeld" bezahlen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Grundsätzlich geb ich dir erst mal Recht. Natürlich brauchen wir sowohl Akademiker als auch Arbeiter. Und die Studiengebühren fand, bzw. finde ich auch ungerecht. Ich denke aber nicht, dass das Nicht-Bezahlen von Lohn an Studenten etwas mit mangelnder Anerkennung der Wichtigkeit akademischer Berufe für die Gesellschaft zu tun hat.

Wenn man eine Ausbildung beginnt, beginnt man damit sozusagen sein Leben in der freien Wirtschaft. Dort wird Leistung bezahlt. Ich sehe es nicht so wie derpunkt, dass der Vergütung keine Leistung entgegensteht. Wenn der Auszubildende nicht erscheint oder schlecht arbeitet, kann er ja auch entlassen werden. Nach Stunden oder Stückzahl wird nicht berechnet, weil er eben noch lernt.

Als Student hingegen verlängert man seine schulische Laufbahn. Es ist eine theoretische Ausbildung in einer staatlichen Einrichtung. Für die Schule hat man ja auch kein Lohn erhalten. So gesehen müsste ja sonst jeder ab der 10. Klasse Lohn bekommen, weil man ja auch nach der 9. Klasse eine Ausbildung hätte anfangen können. Zudem kann man ja Lohn in Form von Bafög beantragen. Ja, es ist elternabhängig. Aber sonst müsste der Staat wirklich sehr viel bezahlen. Und es ist nun mal nicht die Wirtschaft. Noch erbringt der Student keine Leistung in einem Betrieb so wie ein Friseurlehrling, der Haare wäscht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn der Auszubildende nicht erscheint oder schlecht arbeitet, kann er ja auch entlassen werden.

Ein Auszubildender ist während seiner Ausbildungszeit so gut wie unkündbar. Wenn er schlechte Arbeit macht, ist das zwar doof für den Betrieb, aber der Arbeitgeber kann nicht einfach kündigen. Davon mal abgesehen, dass Auszubildende an sich zum Lernen im Betrieb sind und nicht wirklich zum Arbeiten. Zumindest darf ein Auszubildender offiziell keine volle Arbeitskraft ersetzen. Das dies in der Praxis oftmals anders aussieht, steht auf einem anderen Blatt.

Wenn ein Auszubildender ständig zu spät kommt, wird das auch nicht für eine Kündigung reichen. Allerdings erfüllt der Auszubildende seine vertraglichen Pflichten nicht. Ist die Probezeit aber erst mal rum, ist eine Kündigung eben schwer.

In den beiden genannten Fällen wäre es aber möglich, einen Aufhebungsvertrag zu machen. Der Arbeitgeber kann dabei durchaus anführen, dass der Auszubildende für den Beruf nicht geeignet ist. Aber viel mehr ist da selten möglich.

Zum Thema an sich. Früher musste man auch bezahlen, damit man eine Ausbildung machen darf. Damals gab es keine Ausbildungsvergütung, sondern der Lehrling zahlte dem Betrieb, der ihn ausbildete, Geld dafür. Heute kostet ein Auszubildender einen Betrieb schon viel Geld. Denn neben dem Ausbildungsgehalt fallen ja noch andere Kosten an. Trotzdem sind die Ausbildungen heute besser, als früher.

Auch Studenten haben heute die Möglichkeit, während ihres Studiums Geld zu verdienen. Es gibt mittlerweile viele duale Studiengänge. Dort wird eine Zeit lang praktisch im Betrieb gearbeitet und man geht eine Zeit lang zur Universität. Ähnlich wie während einer Ausbildung eben auch. In beiden Fällen hat der Arbeitgeber davon auch einen Nutzen, nämlich die Arbeitskraft des Auszubildenden oder Studenten.

Wenn man Studenten in Deutschland Zuschüsse zum Lebensunterhalt zahlen würde, dann sehe ich da die Gefahr, dass manch einer sich dann an einer Universität oder Fachhochschule einschreibt, aber sich dort sonst nie blicken lässt und die Unterstützung kassiert. Für Studenten gibt es ja die Möglichkeit von Bafög, was als Darlehn gezahlt wird, aber auch an Bedingungen geknüpft ist.

Auch wenn Auszubildende früher Geld verdienen, werden sie in der Regel in ihrem Leben wesentlich weniger Geld verdienen. Noch dazu arbeiten sie bereits praktisch für einen Betrieb während der Ausbildung und erhalten dafür auch eine Art Gehalt. Studenten erbringen in der Regel keinerlei praktische Tätigkeit, von denen jemand direkt einen Nutzen hat. Für Praktika während dem Studium, gibt es wiederum ebenfalls ein Praktikumsgehalt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Während der Ausbildung "verdient" man kein Geld, sondern bekommt eine Ausbildungsvergütung. Diese Vergütung entspricht eben keinem Lohn (bzw. einem Gehalt), sondern soll bloß die Kosten des Auszubildenden decken und kann mit einem Taschengeld verglichen werden, welches der Lehrling vom Ausbildungsbetrieb bekommt. Dieser Vergütung steht also keine "Leistung" des Auszubildenden entgegen. Er (aber natürlich auch die Auszubildende) wird nicht nach Stunden oder Stückzahlen abgerechnet!

Man hat doch aber im Monat als junger Mensch, der noch bei den Eltern wohnt, keine 700 oder 800 EUR Ausgaben. Daher ist das schon irgendwie als Gehalt zu verstehen, wenn auch kein vollständiges. Es ist ja letztlich egal, wie da was abgerechnet wird, aber der Azubi bekommt Geld und der Student nicht, das ist schon unfair.

Wenn ein Student sein Studium entsprechend über Drittmittel durch Firmen finanziert haben will, steht es dem Studenten ja frei, sich um solche Mittel zu bemühen. Allgemein wird so was als "Duales Studium" angeboten, und der Student bindet sich mit der Bezahlung des Unternehmens eben an das bezahlende Unternehmen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass man sich selbst bei Firmen bewirbt und sein normales Uni-Studium subventionieren lässt. Natürlich ist so was ungleich schwerer zu realisieren, weil es nicht "üblich" oder verbreitet ist. Aber das ist kein Thema der "Gerechtigkeit".

Duale Studiengänge gibt es nur an wenigen Unis und dann auch nur bei begrenzten Fächern. Am ehesten ist das bei Ingenieuren und Wirtschaftlern der Fall. Aber ein angehender Lehrer, ein Mediziner, ein Geograf oder Psychologe hat keine Chance, an so ein duales Studium zu kommen.

Als Student hingegen verlängert man seine schulische Laufbahn. Es ist eine theoretische Ausbildung in einer staatlichen Einrichtung. Für die Schule hat man ja auch kein Lohn erhalten.

In vielen Studienfächern sind allerdings Praktika vorgesehen und die sind manchmal recht lang bemessen – 6 Monate oder länger. Viele Studenten bekommen ihre Praktika nicht bezahlt, obwohl sie dort vergleichbar arbeiten wie andere Angestellte, das ist auch etwas unfair.

Wenn ein Auszubildender ständig zu spät kommt, wird das auch nicht für eine Kündigung reichen. Allerdings erfüllt der Auszubildende seine vertraglichen Pflichten nicht. Ist die Probezeit aber erst mal rum, ist eine Kündigung eben schwer.

Einem Bekannten vorn mir ist es aber durchaus passiert, dass er wegen Zuspätkommen beim Ausbildungsbetrieb gekündigt wurde. Er kam das erste Mal zu spät und wurde verwarnt und beim zweiten Mal ist er dann herausgeflogen. Also irgendwie scheint es doch zu gehen, dass Azubis gekündigt werden können.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 17.06.2013, 18:09, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Zitronengras hat geschrieben:Man hat doch aber im Monat als junger Mensch, der noch bei den Eltern wohnt, keine 700 oder 800 EUR Ausgaben.

Hat man aber als Azubi wirklich eine Vergütung von 800 Euro im Monat? Ich sehe hier z.B. Floristen, Kemptner, Raumausstatter oder Mediengestalter, die die 800 Euro auch im dritten Lehrjahr nicht erreichen. Ganz zu schweigen von der Bezahlung NACH der Ausbildung. Und hier habe ich noch nicht mal die schlecht bezahlten Ausbildungsberufe heraus gewählt. Nicht alle dürfen mit Industriemechanikern oder Straßenbauern verglichen werden, die vergleichsweise hohe Vergütungen erhalten.

Zitronengras hat geschrieben:Duale Studiengänge gibt es nur an wenigen Unis

Da hast du mich falsch verstanden. Der Weg über ein duales Studium ist EINE Möglichkeit, die auch schon etabliert ist. Aber es wird doch auch niemand einem Studenten verbieten, sich ein Unternehmen zu suchen - ohne duales Studium - um diesem Unternehmen anzubieten, dass es das persönliche Studium finanziell fördert. Und dann kommt man auch bzgl. der Gerechtigkeit auf die Idee zu fragen, warum ein Unternehmen den Studenten X während des Studiums fördern sollte. Und da kann der Student ja kreativ sein und z.B. seine Arbeitskraft (nach Abschluss des Studiums) exklusiv anbieten (als ein Beispiel).

Zitronengras hat geschrieben:Viele Studenten bekommen ihre Praktika nicht bezahlt, obwohl sie dort vergleichbar arbeiten wie andere Angestellte, das ist auch etwas unfair.

Das ist aber etwas unfair, hier die Schuld "auf der anderen Seite" zu suchen. Wenn die Studenten wirklich der (aus meiner Sicht aber lächerlichen) Ansicht sind, innerhalb der 2-6 Monate "vergleichbar mit Angestellten" zu arbeiten (offenbar brauchen diese Studenten auch keine Einarbeitungszeiten usw.), sollten sie auch über die Bezahlung reden. Wenn Unternehmen hier nicht bereit sind zu bezahlen, können die Studenten ja auch weiter suchen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Wenn die Studenten wirklich der (aus meiner Sicht aber lächerlichen) Ansicht sind, innerhalb der 2-6 Monate "vergleichbar mit Angestellten" zu arbeiten (offenbar brauchen diese Studenten auch keine Einarbeitungszeiten usw.), sollten sie auch über die Bezahlung reden. Wenn Unternehmen hier nicht bereit sind zu bezahlen, können die Studenten ja auch weiter suchen.

Aber Angestellte bekommen doch auch während der Einarbeitungszeit Lohn oder arbeiten sie den ersten Monat umsonst? Studenten brauchen ja nicht das gleiche bekommen wie Festangestellte, aber etwas mehr als 0 € wäre schon nett. Eine anderes Unternehmen zu suchen, ist gar nicht so einfach, wenn es alle Unternehmen so handhaben, dass sie gar nichts zahlen. Es müsste halt gesetzlich geregelt werden, dass Praktika bezahlt werden müssen.

Generell finde ich "soll sich was anderes suchen, wenn´s nicht passt" bisschen kurz gedacht. Bei Praktika sind ja andere Gesichtspunkte wichtiger als das Geld. Macht es sich gut im Lebenslauf, ist es ein Bereich, in den man mal reinschnuppern will etc. Also schiebt man das Geld beiseite und duldet es, dass man nichts bekommt. Aber fair ist es dadurch noch lange nicht.

Lächerlich ist die Forderung meines Erachtens nach nicht, denn bei einem mehrmonatigen Praktikum ist man ein Gewinn für ein Unternehmen. Die können mir nicht erzählen, dass sie das nur aus Nächstenliebe anbieten. Man sitzt da ja auch nicht 8 Stunden pro Tag rum und macht mal nen Kaffee.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde, dass ein Studium schon ziemlich schlecht gefördert wird und es einem Studenten nicht gerade leicht im Leben gemacht wird. Mein Partner schafft es beispielsweise nicht nebenbei zu arbeiten, weil er sehr lange in der Uni ist und dann ja auch noch viel zu lernen hat. Bei manch einem Studiengang kann man nebenbei arbeiten und sich selbst versorgen, wir sind aber von der Hilfe der Eltern abhängig. Nun ist es ja so, dass man Bafög bekommen würde. Das ist aber auch an das Einkommen der Eltern gekoppelt, so viel ich weiß oder man müsste es eben zurückzahlen, was dann auch nicht gerade eine kleine Summe ist.

Ein Auszubildender bekommt natürlich Geld, aber der Betrieb bekommt im Gegenzug ja auch aktive Arbeitsleistung. Ein Student hört ja nur zu und kann aktiv noch keine Leistungen einbringen. Es ist nun die Frage, was man tun kann um die Lernleistung und überhaupt die Studienwahl zu unterstützen beziehungsweise zu vergüten. Zunächst mal bin ich der Meinung, dass man die Studiengänge, bei denen man sich im Prinzip nur noch verbessert kostenlos gestalten sollte. Hierbei meine ich zum Beispiel das Studium für Psychologie, woran man dann noch ein Aufbaustudium ranhängen muss, was Geld kostet um Kassenpatienten haben zu dürfen. Das ist viel Geld, was man nicht sofort hat. So etwas sollte aber unterstützt werden, weil man sich ja intensiver fortbildet. Vielleicht könnte man Studenten für Projekte und die Teilnahme an Ausarbeitungen zu bestimmten Fachthemen bezahlen, aber einen generellen Lohn stelle ich mir sehr schwierig vor.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Aber Angestellte bekommen doch auch während der Einarbeitungszeit Lohn oder arbeiten sie den ersten Monat umsonst?

Nein, natürlich nicht und du hast schon Recht mit dem Einwand, wenn man den Unterschied nicht bedenkt, dass der Angestellte - so die gegenseitige Annahme - lange nach der Einarbeitungszeit noch beim Unternehmen bleiben wird. Daher ist das durchaus eine Investition des Unternehmens in sein "Humankapital". Der Praktikant hingegen wird definiert weiter ziehen. Der Angestellte bleibt unter Umständen sieben Jahre beim Unternehmen und "verschwendet" vielleicht zwei Monate für die Einarbeitung. Das macht ca. 2% der gesamten Zeit im Unternehmen aus. Der Praktikant braucht u.U. auch vielleicht zwei Monate. Das macht bei einer Verweildauer von sechs Monaten immerhin 33% der Gesamtzeit!

Bienenkönigin hat geschrieben:etwas mehr als 0 € wäre schon nett.

Es geht ja nicht um "nett". Es bleibt beim Studenten oder der Studentin, hier zu Verhandeln oder aber Betriebe auszuschließen, welche gar keine Vergütung anbieten.

Bienenkönigin hat geschrieben:Bei Praktika sind ja andere Gesichtspunkte wichtiger als das Geld.

Und genau das ist das Thema! Wenn der Student hier auf das Prestige achtet und auf die Erfahrung, so hat er doch den Gegenwert, auch wenn sich der nicht gleich auf dem Konto bemerkbar macht. Es geht auch gar nicht um "Fairness".

Bienenkönigin hat geschrieben:denn bei einem mehrmonatigen Praktikum ist man ein Gewinn für ein Unternehmen.

Das kommt schon sehr auf das Unternehmen an. Wenn Unternehmen hier besondere Programme anbieten, dann ist das weniger produktiv für das Unternehmen und ein "Ferienarbeiter" würde mehr bringen. Auch bieten sich Praktikanten für Dinge an, die man mal antesten will. Hier ergibt es sich erst, ob sich die Arbeit des Praktikanten für das Unternehmen in irgend einer Form "lohnt". In aller Regel ist das nicht der Fall, wobei man schon auch sagen muss, dass es ein Ergebnis ist, wenn man zum Ergebnis kommt, dass der Ansatz (welchen der Praktikant testet) falsch ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also als Student muss ich sagen, studieren in Deutschland ist wirklich extrem preiswert im Vergleich zu anderen Ländern.

Ich finde nicht, dass Studenten für ihr Studium an sich bezahlt werden sollten. Von wem denn, wer hat jetzt genau in diesem Moment einen Mehrwert davon, dass ich studiere? Ich zahle gerade einmal 500 Euro im Jahr (!), bekomme dafür eine Unmenge an Wissen, mache zusätzlich Zertifikate, die meinen Lebenslauf noch ein bisschen aufmöbeln und die mich sonst allein je Kurs bestimmt mindestens 500€ Kosten würden. Dazu bekomme ich an meiner Uni eine Jahreskarte für den gesamten Verkehrsverbund, die alleine würde mich normal über 1000€ pro Jahr kosten.

Man muss sich nur mal die Studiengebühren in anderen Ländern anschauen, beispielsweise in UK oder den USA. Dort würde ich an jedem kleinen Provinzcollege pro Jahr mehr Studiengebühren bezahlen, als ich an meiner Uni bisher insgesamt für mein ganzes Studium an Beiträgen gezahlt habe.

Außerdem gibt es Bafög, da liegt der Höchstsatz derzeit bei 670€. Die Zahlung ist zwar vom Einkommen der Eltern abhängig, aber die Freigrenzen für Eltern sind gar nicht so gering, wie Eltern einen manchmal glauben lassen wollen. Auch wird nur die Hälfte des Bafögs als Darlehen gezahlt, der Rest ist ein Zuschuss, den man nicht zurückzahlen muss. Zudem muss man nur max. 10.000€ zurückzahlen, den Rest bekommt man quasi auch geschenkt. Auch gibt es direkt an der Uni recht viele Jobangebote, die sich direkt an Studenten richten, selbst wenn man viel im Studium zu tun hat, findet man da fast immer einen Job, der sich mit dem Studium vereinbaren lässt.

Also nein, ich denke nicht, dass man als Student in Deutschland für ihr Studium bezahlt werden sollten. Praktika sind eine andere Sache. Kurze Praktika von 4 bis 8 Wochen können schon noch unbezahlt sein, weil man ja eigentlich wirklich nur einen kleinen Einblick in ein Unternehmen bekommt und nicht wirklich produktiv ist. Aber wer 6 Monate unbezahlt in einem Unternehmen arbeitet als Praktikant, der ist selbst schuld. Ich kenne keinen Studenten, der 6 Monate unbezahlt Praktika gemacht hat, alle seriösen Unternehmen zahlen für so lange Praktika.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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